Anregung zur Abregung

In hektischen Zeiten ist die Kärntner Gerlitzen Alpe genau der richtige Ort für mentales Entschleunigen. Auf der ehemals keltischen Kultstätte tragen auch die Hütten und Hotels zum Abschalten bei.


Diese Sonne! Sommers wie Winters, von der Früh bis zum Abend entfaltet sie auf der Gerlitzen Alpe eine ganz besondere, fast mystische Kraft. Hier oben auf rund 1900 Metern, mit atemberaubendem Rundum-Blick auf eine Welt hochalpiner Gipfelwelten des gesamten umliegenden Kärntens, bis zu den Spitzen der Karawanken und Julischen Alpen im Süden, hatten bereits in alten Zeiten die Kelten eine Kultstätte errichtet. Darauf deutet auch noch der Name, der einst slowenisch geprägten Region: Im Slowenischen bedeutet „gora“ Berg, „goreti“ brennen und „luc“ steht für Licht – die Gerlitzen ist ein leuchtender, bisweilen im Licht brennender Berg.

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Foto oben: Sonnenaufgang auf der Gerlitzen Alpe; Foto: Mountain Resort Feuerberg
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Genau dieses Licht ist es auch, dass solch eine erfrischende Kraft entfaltet und wohl nicht von ungefähr die hier lebenden Menschen so entspannt und freundlich macht. Zeitgenossen, die dem hektischen Alltag entfliehen und einmal wirklich zur Ruhe kommen wollen, finden hier an vielen Orten eine wirksame Anregung zur Abregung – ob zu Fuß, per Bike oder jetzt im Winter auf den Skiern. Orte, wie die Jakobsleiter als „Aufrichtung in den Lichtraum“, die kleinen Felsenseen mit den Energiestiegen, der steinerne Tisch, die Stoanmandln oder das Berg-Reich, das mit seinen Ornamenten die Schöpfungsgeschichte des Berges erzählt. – allesamt sind sie Kraftorte, die zu entdecken sich lohnt.

Zur Ruhe kommen auf dem Pfad der Philiosophen

Um Plätze wie diese kümmert sich mit Hingabe Erwin Berger, in vierter Generation Inhaber des Mountain Resorts Feuerberg unterhalb des Gerlitzen-Gipfels. Im Silberwald unweit des Hotels etwa liegt der wunderbare „Pfad der Philosophen“. Er führt in eine märchenhaft unberührte Natur, ist aber eigentlich als Weg nach innen gedacht. Gewidmet ist er antiken und zeitgenössischen Denkern wie Heraklit von Ephesos, Laotse, und Georg Kühlewind. In einer kleinen Waldbibliothek versteckt können Wanderer die Kostbarkeiten dieser großen Philosophen entdecken. „Die Urform des Wandels kommt von Wandern“, erklärt Berger, der selber eine psychotherapeutische Ausbildung genossen hat. „Davon ist auch etwas im heutigen Reisen zu finden. Man kommt aus der Rille raus und es tut sich etwas auf, um Neues zu beginnen.“

Ort zum Philosophieren: Jakobsleier auf der Gerlitzen Alpe; Foto: Region Villach Tourismus GmbH
Ort zum Philosophieren: Jakobsleier auf der Gerlitzen Alpe; Foto: Region Villach Tourismus GmbH

Wer hier Neues sucht, findet entlang der Wanderwege und Pisten nicht nur geistige sondern auch kulinarische Genüsse. Immer wieder locken nette Alm-Hütten zum Rasten, Ruhen und Stärken. Zum Beispiel die Huaba-Hittn der Familie Pilgram. Bettina und Willi Pilgram sind Bergbauern und servieren nach dem Slowfood-Motto ausschließlich selbst gemachte Kost wie die Kärntner Kasnudl, gefüllt mit Topfen, Erdäpfel, und Kräutern wie Kerbel oder Minze, serviert mit brauner Butter plus Salat, zwei Stück für 9,20 Euro, die Bettina mit einem netten Lachen serviert. „Alles an Wurst, Fleisch und Milchprodukten kommt aus unserer eigenen Landwirtschaft“, erzählt sie.

Hüttenwirtin Bettina von der Huaba-Hüttte auf der Gerlitzen Alpe, Foto: Redaktion München/Hiener Sieger
Hüttenwirtin Bettina von der Huaba-Hüttte auf der Gerlitzen Alpe, Foto: Redaktion München/Hiener Sieger

Empfehlenswert ist hier der Hüttentoast mit eigener Hüttenwurst, selbst gebackenem Bauernbrot, mit Käse getoastet für 5,20 Euro. Besonders wer weniger auf Fleisch steht, kommt hier auf seine Kosten. Sei es beim weichen Gluntener Käse mit Kümmel, Salz, und Brot (auch 5,20 Euro) oder leckeren Mehlspeisen wie Germknödel, Kaiserschmarren, Buchweizen-Roulade, Dinkel-Topfentorte oder dem Kärntner Reindling mit Zucker, Zimt und Rosinen in Guglhupfform für 2,50 Euro. Aus eigenem Haus sind auch die Schnäpse und Brände wie Nuss, Zirben Enzian Lusche(Liebstöckel) und Lärchen. Auf der Sonnen-Terrasse oder in der kleinen Gaststube kommt man spätestens nach dem zweiten „Hatzalen“, einem erhitzten Hausschnaps, in launige Gespräche mit anderen Hüttengästen und vergisst die Zeit.

Hüttenwirt Karl Peternell macht seine Würste noch selber

Auch bei Johann Maier auf der Almseehütte lohnt die Einkehr. Er ist ebenfalls Almbauer und ein Wirt, der sich immer wieder gerne zu seinen Gästen an Tisch setzt, schaut, ob es auch mundet und ins Reden kommt. Beim ihm schmecken vor allem die drei Fleischnudeln mit Kraut und Grammeln (Speckwürfel) und das „Nudelkudlmudl“, ein gemischter Kärtnernudelteller. Die 11,30 Euro sind da gut investiert. Im Sommer kommen seine Gäste sogar in den Genuss der ersten lebenden Speisekarte Österreichs. Der pfiffige Johann, der auf der Hütte auch Kunstausstellungen pflegt, hat seine Kühe, die rund um die Alm grasen, von einem einheimischen Künstler in großen Lettern mit den Namen der Speisen beschriften lassen. Wer es verkraftet, gönnt sich bei ihm einen hausgemachten Jagatee (5,60 Euro) nach dem Rezept seiner Mutter. Vorsicht ist aber geboten: Der Mix schmeckt zwar sakrisch gut, aber hat es mit seiner Mischung aus 80 prozentigem Strohrum, Hausschnaps, karamellisiertem Zucker, Rotwein, Wasser und Schwarztee auch in sich.

Karl Peternell, Wirt der Pöllinger Hütte metzgert seine Würste noch selber, Foto:Redaktion München/Heiner Sieger
Karl Peternell, Wirt der Pöllinger Hütte metzgert seine Würste noch selber, Foto:Redaktion München/Heiner Sieger

Wenn der Tag zu Ende geht, hat man am besten noch einen Platz auf der Terrasse der Pöllingerhütte ergattert. Zum einen wegen des traumhaften Sonnenuntergangs, zum anderen wegen der guten Küche. Hüttenwirt Karl Peternell ist Jäger und Metzger, alles mit großer Leidenschaft. Die Hirsche für den Hirschbraten in Rotweinsoße schießt er selber und sein Keller hängt voller selbst gemachter Schinken. Ein Leckerbissen ist die geräucherte Schweinshaxe mit Rollgerste und Kartoffeln, eine traditionelle Speise der Region. Die Haxe wird ohne Schwarte und Knochen zusammen mit den Kartoffeln und Kärntner Käferbohnen im Fleischsud gegart und kommt für 6,90 Euro auf den Tisch.

„Um sechs Uhr war ich heute schon im Keller und hab 600 Würstl gemacht, lange und kurze“, erzählt Karl mit unverkennbarem Stolz. „Wenn du meine Würste isst, das ist was ganz anderes, das ist Natur pur, Salz, Pfeffer, Koriander, Kümmel, Knoblauch, keine Bindemittel und statt Pökelsalz nehme ich Staubzucker, der rötet auch. Ich esse selber gern gut und möchte, dass meine Kundschaft aufsteht von Tisch und sagt: Wow, das war lecker!“ Ein Schmankerl ist auch die „Gerlitzentorte“, eine einzigartige Mischung aus Preiselbeeren und Nougat, frisch zubereitet von seiner Frau, die Konditorin ist. Und klar – natürlich hat der Karl auch einen selbst gemachten Zirbenschnaps auf Lager.

Hinter jedem der Hotel-Angebote scheint eine Idee, eine tiefere Überlegung zu stecken

Geistige Angebote einer anderen Art finden Urlauber dagegen im Mountain Resort Feuerberg, weshalb hier auch ein längerer Aufenthalt seine wohltuende Wirkung entfaltet. „Kärntens Badewelt am Berg“, so eine Selbstbeschreibung des 4-Sterne Hotels mit 60 Zimmern und einem Hüttendorf mit 14 Chalets, spricht Berg-Wellness-Fans ebenso an wie Familien, die während der Ferien mit ihren Kids hierher auf Urlaub kommen. Ob Almsee, Alpentherme und Bergquell-Outdoor-Pool im Freien oder Aquamarin Hallenbad – hinter jedem der Angebote scheint eine Idee, eine tiefere Überlegung zu stecken.

Sonnenuntergangsstimmung auf der Pöllinger Hütte; Foto: Redaktion München/Heiner SIeger
Sonnenuntergangsstimmung auf der Pöllinger Hütte; Foto: Redaktion München/Heiner SIeger

Mentales Entschleunigen sowie bewusstes Abschalten zu fördern, ist dem Inhaber und Schöpfer des Philosophen-Pfades ein persönliches Anliegen. „Spirit am Berg“ hat er eine spezielle Veranstaltungsreihe genannt, mit der er seinen Gästen kostenlos Wellness speziell für den Geist bietet. Dazu lädt er jede Woche spezielle Persönlichkeiten und besondere Menschen auf den Feuerberg: Philosophen, Musiker, Künstler, Spitzensportler, Mönche oder Geschichtenerzähler wie Professor Peter Heintel, Gründer des Vereins zur Entschleunigung der Zeit, den Hölderlin-Experten Gerhardt Staufenbiel, oder Arnold Mettnitzer, als Pfarrer und Psychotherapeut in Österreichisch eine Lichtgestalt unter den Philosophen. Jeder von ihnen gestaltet den Besuch am Feuerberg seiner Profession entsprechend individuell.

„Wellness hat für uns auch eine starke geistig-spirituelle Ebene. Mit ‚Spirit am Berg’ geben wir ihr eine Konstante, die sich unaufdringlich durch unser Feuerberg-Angebot zieht“, betont Erwin Berger. „Für mich ist das eine Lebensfrage: Wie kann es gut werden – für die Mitarbeiter, die Gäste, die Inhaber?“

Meditation auf Wolke 7

„Wolke 7“ heißt treffender Weise einer der vielen Entspannungs- und Ruheräume des Hotels. Jetzt im Winter trägt er seinen Namen auf jeden Fall zu Recht. Während unten im Tal die Nebel wabern und die Landschaft rund um den Ossiacher und Wörthersee unsichtbar machen, lässt sich hier oben bei strahlendem Sonnenschein das erhebende Gefühl genießen, über den Wolken zu schweben. Diese Weite des Blicks ist ein allgegenwärtiges Geschenk der Natur. Genau hierher lädt immer wieder morgens um acht Uhr Hotelchef Berger zu einer von ihm geführten Meditation. Dazu bringt er ein Monochord mit, dass er selber anschlägt und das die Gäste beim langgezogenen Ohm begleitet und in meditative Stimmung versetzt.

Einzigartiges Licht begleitetet Ruhe und Meditation im Entspannungsraum "Wolke 7" im Hotel Feuerberg, Foto: Mountain Resort Feuerberg
Einzigartiges Licht begleitetet Ruhe und Meditation im Entspannungsraum “Wolke 7” im Hotel Feuerberg, Foto: Mountain Resort Feuerberg

Ja, die Welt ist eine tatsächlich andere, oben in diesem Bergresort auf der Gerlitzen Alpe. Bei der Ankunft glaubt man noch, es liegt an der Wirkung der gerade absolvierten, zwölf Kilometer langen Bergstraße. Dann denkt man, es ist die Höhe von immerhin 1.766 Metern. Spätestens nach dem einen oder anderen Saunagang und dem Gespräch mit anderen Gästen, denen es ähnlich geht, wird klar, dass es dieser spezielle Spirit dieses mystischen Feuerbergs und seiner Bewohner ist, der einem ein komplett neues Wohlgefühl vermittelt.

Zusatzinfo

Im Winter ist die Gerlitzen Alpe ein perfekter Skiberg mit 42 km Pisten und 15 Seilbahnen & Liften. Der Einstieg ins Skigebiet erfolgt direkt neben dem Mountain Resort. Die Kinder-Skikurse finden direkt neben dem Hotel statt und Skischule wie Skiverleih sind im Resort untergebracht. Schneeschuhwandern, Winterwandern, Rodeln und Langlaufen sind hier ebenfalls gut möglich.

Infos zur Region: www.region-villach.atInfos zum Hotel: www.hotel-feuerberg.at
Infos zum Skigebiet: www.gerlitzen.com/de/

Skifahren über den Wolken auf der Gerlitzen Alpe, Foto: Region Villach Tourismus GmbH
Skifahren über den Wolken auf der Gerlitzen Alpe, Foto: Region Villach Tourismus GmbH

 

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Heiner Sieger

Autor Kurzvorstellung:

Ich bin seit 40 Jahren Journalist und schreibe über Themen in den Bereichen Digitalisierung, Wirtschaft, Gesundheit und Reise. Waren es früher berufliche Stationen als Redakteur und Reporter bei Schweizerischer Handelszeitung, Capital und Focus oder Wirtschafts-Chef der Abendzeitung, sind es heute Chefredaktionen bei Digital Business Cloud, Digitales Gesundheitswesen und Reise-Stories. Meine Reise-Leidenschaft gehört Südtirol, dem ich auch die Webseite www.schönessüdtirol.de gewidmet habe.

Hinweis: Dieser Beitrag wird regelmäßig von Mitgliedern der Reise-Stories Redaktion wie Heiner Sieger, Gerhard Fuhrmann und Jupp Suttner auf Richtigkeit und Vollständigkeit geprüft. Falls Sie Anmerkungen zu diesem Beitrag haben, kontaktieren Sie bitte direkt hier die Redaktion.

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