ABGEFAHREN: Der Wilde Kaiser – ein Hexenwerk!

VON JUPP SUTTNER    ////   Dicker, dicker Nebel im Tal. Undurchdringliche Düsternis. So muss es hier gewesen sein in den fünf Tagen nach der Erschaffung des Wilden Kaisers. Eine gruselige Geschichte. Wir kommen später darauf zurück. Denn jetzt wendet sich gerade alles zum Guten. Sogar zum Besten. Ja – zum ALLERbesten! Denn wir sind mit der Gondel nach oben gedüst, irgendwann durch die Nebeldecke gestoßen – und es hat sich uns offenbart: nichts anderes als ein Paradies. Die Betörung schlechthin: prallster Sonnenschein – kombiniert mit dem Blick auf besagten Wilden Kaiser, der herausragt (siehe Foto) aus der Suppe dort unten, als handele es sich um eine urzeitliche Erhebung aus dem Urmeer. Ein archaischer Augentrip.

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ABGEFAHREN! Die Ski-Reporter von Reise-Stories.de unterwegs im Schnee. Jede Woche wieder! Um aktuell zu schildern, wie es auf den Pisten von ……. gerade aus sieht.  Dieses Mal: So war es von Donnerstag 11. bis Samstag 13. Januar 2018 in der SkiWelt Wilder Kaiser – Brixental in Tirol.

Foto oben:

Der Wilde Kaiser ragt aus dem Nebelmeer.

Fotocredit & Copyright aller Fotos dieses Reports:

Jupp Suttner. Sämtliche Bilder wurden aufgenommen von 11. bis 13. Januar 2018 in der SkiWelt Wilder Kaiser – Brixental in Tirol.

Text:

Jupp Suttner

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Der Wilde Kaiser, keine Frage, ist der visuelle König unter allen österreichischen Gebirgsmassiven. Gegen ihn kann sogar der Großglockner einpacken. Dabei ist es nur dem Hochmut der Menschen zu verdanken, dass dieser Wuide Kaisa existiert. Vorher befand sich in jener Gegend nämlich keine einzige Erhebung, sondern ausschließlich eine sanfte Ebene. In der es den reichen Bauern freilich so gut ging, dass sie sonntags nicht mehr die Kirche besuchten, sondern sich lieber dem Genuss des Kegelscheibens hingaben.

Wir hingegen schnallen jetzt die Ski an und begeben uns in den Genuss des gewissermaßen Wedelscheibens. 284 Pisten-Kilometer umfasst…

…der berühmte Liftkartenverbund namens „SkiWelt Wilder Kaiser – Brixental“, zu welchem die Orte und Bergbahnen von Hopfgarten, Ellmau, Brixen im Thale, Going, Itter, Kelchsau, Scheffau, Söll und Westendorf gehören. Und die drei wunderbare Gegebenheiten aufweist:

ERSTENS handelt es sich nicht um einen Liftverbund im üblichen Sinne, bei welchem das Skigebiet A zig Autostunden vom Skigebiet B oder C entfernt liegt, sondern: Die vor 40 Jahren gegründete SkiWelt besteht aus einem gewissermaßen einzigen Stück – das größte zusammenhängende Skigebiet Österreichs. Die Verbindung von Skigebiet zu Skigebiet findet ausschließlich mit Liften, Bergbahnen und Gondeln (90 Aufstiegshilfen insgesamt) statt. Der Skibus als Verbindungshilfe ist nur abends nötig, und zwar dann, wenn man an einem anderen Ort den Skitag beendet hat als jenem, wo man Quartier bezog.

ZWEITENS gehören alle aufgeführten Skigebiete zwar zusammen – sind zugleich jedoch gegenseitige Konkurrenten. Was am Abrechnungssystem liegt. Jenes Gebiet, in welchem der Gast die meiste Zeit des Tages verbrachte – erhält den höchsten Anteil am entrichteten Skipass-Preis. Dadurch bemüht sich jedes einzelne Gebiet, das beste von allen zu sein – eine Rivalität, die stets den Standard und das Serviceangebot erhöht, was wiederum voll den Ski-Gästen zugutekommt.

DRITTENS schließlich: Wer seinen Radius noch ein Stück erweitern will, carvt mit seinen Latten bis ans sozusagen Ende der Skiwelt, nach Ki-West – was zwar an Florida erinnert, jedoch nur die Abkürzung von „Kitzbühel-Westendorf“ darstellt und meint: Von hier aus fährt man mit einem Bus etwa acht Minuten lang zum Einstieg des Skigebietes Kitzbühel – weitere 179 Pisten-Kilometer, insgesamt also 463!

Die SkiWelt Wilder Kaiser – Brixental wird sowohl von Skifahrerinnen wie Anita (Foto oben) als auch Snowboarderinnen wie Jana (Foto unten) hoch geschätzt

Um auf die reichen Bauern von einst zurück zu kommen: Ihre Arroganz verführte sie dazu, sich eine besonders dekadente Kegelbahn zu errichten: Aus Käselaiben, die sie in ihrem Überfluss statt armen Menschen zu verabreichen lieber als Untergrund verlegten. Aus Butter schnitzten sie sich die Kegelfiguren. Und als Kugeln verwendeten sie das Innere von Brot. Man gönnt sich sonst ja nichts.

Wir hingegen gönnen uns an diesem Samstag eine Abfahrt nach der anderen. Wie bereits am Donnerstag und Freitag. Sie einzeln auf zu zählen, wäre sinnlos. Doch grundsätzlich erweist sich bei diesem ABGEFAHREN-Test an allen drei Tagen:

Derart viele rote Genusshänge wie hier sind kaum sonst wo anzutreffen (129 mittelschwere Pisten-km insgesamt). Und ausgesprochen wunderbar: Dass wir zwischendurch immer wieder auch blaue, also leichte, Pisten zum Erholen, wenn die Oberschenkel zu glühen beginnen, antreffen. Denn der Skimensch wird an Sonnentagen wie diesen schier unersättlich und wünscht sich eben NOCH einen Run und NOCH einen und… so weiter.

Ein Hedonismus, dem die reichen Bauern von einst in puncto Kegelscheiben frönten – was wiederum eine Hexe verflixt ärgerte. Und eines sonntags, als die Frauen und Kinder in der Kirche, die Männer hingegen beim Kegeln waren – sorgte sie für eine Art Urknall. Und dort, wo die Kegelbahn sich befand, stieg nur noch Rauch auf. Fünf Tage lang sahen die braven Kirchgänger von ihrer sonnenbeschienenen Ebene im Süden aus nichts als undurchdringlichen Staub und Düsternis im Norden. Niemand kam heraus aus dieser einstigen Kegelbahn-Welt, niemand kam hinein.

Doch am sechsten Tag dann verzog sich die schwarzgraue Wand und plötzlich waren anstelle der Kegelbahn zu sehen: die Bauern! In Form eines Felsengebirges. Jenes nannten sie fortan den Wilden Kaiser. Obwohl es doch vielmehr eine wilde Hexe war, die für diese geologische Neuheit gesorgt hatte.

Selbst die schönsten Frauen liegen dem Wilden Kaiser wie hingegossen zu Füßen

Geschildert hat dieses Damals-Ereignis zur Entstehung des Wilden Kaisers – an dessen Wahrheitsgehalt kein einziger amerikanischer oder sächsischer Bible Belt-Fundamentalist auch nur im geringsten zweifeln würde – der Nachtwächter von Kufstein. Der im normalen Leben ein sehr ausgeschlafener Mensch, abends jedoch für eine Führung buchbar ist. Ein historischer Genuss, der allen zu empfehlen ist, die mehrere Tage in der Region Wilder Kaiser verbringen. Hinterher dann ins legendäre Auracher Löchl – dem vielleicht berühmtesten Wirtshaus der gesamten Alpen. (Das trotz der vielen Touristen übrigens eine ausgesprochen anerkennenswerte Küche mit Tiroler Spezialitäten bietet – eine Haltung, die einem durchaus Respekt abnötigt.)

Wie jedoch die KnödlSchweinsbratenRipperlundsoweiter-Kalorien wieder abbauen? Auf den Pisten der SkiWelt natürlich. Was durchaus gelingt. Denn momentan erinnert nichts beim Herunterstauben der Hänge an den pulvrigen Januar – sondern die weiße Konsistenz weckt eher Frühjahrs-Erinnerungen: In der Früh oftmals harte Pisten – nachmittags dann kraftraubende weiche. Zwischendrin: prima. Sofern man einigermaßen gute Kanten besitzt.

Aber in wenigen Tagen soll ja wieder Schneefall einsetzen. Dafür sorgen schon die geheimnisvollen Wesen, die neuerdings hier wirken: Hexen! Sie zischen mit ihren Atomic- oder Rossignol-Besen durch das Skigebiet und helfen, falls Hilfe notwendig erscheint. Ihr Hauptquartier ist…

…die Simonalm (einer von 77 Hütten der SkiWelt) auf der Piste 44 von Hochsöll. Unbedingt besuchen! Die Hexengetränke, welche sie dort aus einem heißen Kessel…

…schöpfen, sorgen für neuen Schwung.

Und vielleicht sehen die beiden Weiber ihr Wirken auch dahingehend, zu verhindern, dass in der Gegend die Hänge irgendwann mal mit Käselaiben als Basisuntergrund ausgelegt, die Liftmasten aus Butter geschnitzt und die Pistenbegrenzungskugeln aus dem Inneren von Brot geformt werden.

Nicht dass noch ein weiterer Wilder Kaiser entsteht. Der würde dann aber KaiserIN genannt werden.

Jupp Suttner

Eine von 77 Hütten der SkiWelt
Ob der junge Mann bereits vor oder erst nach dem Besuch der Ki-West Skihütte zusammengebrochen ist, entzieht sich unserer Kenntnis

Quartier- und andere Infos: www.wilderkaiser.info

Infos über das Skigebiet: www.skiwelt.at

Infos über „Die Kaiserlodge“ in Scheffau, in welcher wir abstiegen (wunderbares Haus, auf das wir demnächst in einem Extra-Bericht eingehen werden): www.kaiserlodge.at

Infos über die Region: www.tirol.at

Infos über das Land: www.austria.info

Zwei Schneehasen im Iglupark der SkiWelt (siehe Foto). Unser romantischer Tipp zum Schluss: Wer mit seine/r/m Liebsten eine besonders kuschelbedürftige Nacht erleben will, sollte ein Zimmer in diesem Eispalast buchen (185 Euro)

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Hinweis: Dieser Beitrag wird regelmäßig von Mitgliedern der Reise-Stories Redaktion wie Heiner Sieger, Gerhard Fuhrmann und Jupp Suttner auf Richtigkeit und Vollständigkeit geprüft. Falls Sie Anmerkungen zu diesem Beitrag haben, kontaktieren Sie bitte direkt hier die Redaktion.

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