ABGEFAHREN: Der Bodybuilder und die nackten Frauen

VON JUPP SUTTNER    ////   Die Damen sind fast alle nackt – und halten jetzt den Atem an. Obwohl ER nicht nackt ist. Der Bodybuilder. Er trägt einen Lendenschurz. Über seinen muskelgestählten Oberkörper rinnt der Schweiß. Mit einer gemäß seiner Statur nie für möglich gehaltenen Grazilität schwingt er fast ballerinös ein Tuch und fächelt die heiße Luft durch den Raum. So dass es NOCH heißer wird in der Sauna des Hotels Tratterhof in Meransen/Südtirol. Der Saunameister gibt sein Bestes – nie zuvor in unserem gesamten Hamam-Leben offenbarte sich unseren Augen die Zelebrierung eines schlichten Aufgusses derart kunstvoll-schwül wie hier.

Des Bodybuilders Kollege legt derweil einen Schneeball nach dem anderen auf den Ofen und zerdrischt anschließend mit einem Riesenholzlöffel die weiße Pracht dort brachial, dass es nur so durch Sauna spritzt. Schneeeeee!!! Ach ja, Schneeeeee!!!!! Seinetwegen sind wir hier. Besser gesagt: Waren wir hier. Denn:

Der Sauna-Gang bildet das Finale unserer Dreitages-Tour über Pisten des Dolomiti Superski-Reiches. Wobei das saunige-launige Finale zwar künstlerisch wertvoll (so man Kitsch als Kunst erachtet) anmutete – aber keineswegs den Höhepunkt unseres 72-Stunden-Trips bildete. Denn jener fand bereits draußen statt. Bei geschätzten 80 ° weniger Temperatur. In der WAHREN Welt des Skifreak-Denkens: Auf schräg geneigten weißen Ebenen. Mit zwei Latten unter den Füßen statt Lattenrost unter dem Hintern. Im Schnee…

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ABGEFAHREN! Die Ski-Reporter von Reise-Stories.de unterwegs im Schnee. Jede Woche wieder! Um aktuell zu schildern, wie es auf den Pisten von ……. gerade aus sieht.  Dieses Mal: So war es von Sonntag 28. bis Dienstag 30. Januar 2018 in den Südtiroler Dolomiti Superski-Destinationen Eisacktal (Gitschberg-Jochtal bei Meransen bzw. Vals sowie der Plose bei Brixen) und Carezza (Karersee) im Eggental.

Fotocredit & Copyright aller Fotos dieses Reports:

Jupp Suttner. Sämtliche Bilder wurden aufgenommen von Sonntag 28. bis Dienstag 30. Januar 2018 in den Südtiroler Dolomiti Superski-Destinationen Eisacktal (Gitschberg-Jochtal bei Meransen bzw. Vals sowie der Plose bei Brixen) und Carezza (Karersee) im Eggental.

Text:

Jupp Suttner

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Zwölf Skigebiete zählt der Liftticket-Verbund namens Dolomiti Superski. Neun davon kennen, lieben und schätzen wir bereits von früheren Aufenthalten: Alta Badia, Arabba/Marmolada, Carezza/Fassatal, Civetta, Cortina d’Ampezzo, Drei Zinnen Dolomites (einst genannt Sexten, was jedermensch kannte), Gröden/Seiseralm, Kronplatz und Obereggen/Val di Fiemme.

Uns weiterhin völlig unbekannt: Alpe Luisa/San Pellegrino und San Martino di Castrozza/Rolle-Pass.

Dafür neu kennengelernt: das Eisacktal. Für dessen Erkundung wir als Standort Meransen erkoren. Und dessen Skigebiet Gitschberg – als Ski-/Lift-Schaukel seit 2011 vereint mit dem Jochtal – wir zum gewissermaßen Einschwingen benutzten. Am 28. Januar 2018. Einem strahlenden Sonntag…

Jahrzehntelang standen sich die Bergbahnen von Gitschberg in der Gemeinde Meransen und die Anlagen von Jochtal im Örtchen Vals „fast verfeindet“, wie Stefan Gruber bei einer Liftauffahrt verrät, gegenüber. Gruber, dessen Schwester Evelyn mit ihrem Mann Andreas das 4****S-Hotel Tratterhof in Meransen betreibt, ist Geschäftsführer des Lifteverbands Gitschberg-Jochtal. Er gesteht: „Ohne die Vereinigung gäbe es das Skigebiet von Gitschberg für sich alleine vielleicht gar nicht mehr.“  Wie gut, dass erfreulicherweise im 21. Jahrhundert dann schließlich doch noch in beiden Standorten die Einsicht gesiegt hatte, dass es gemeinsam besser geht. Immerhin bringen die Wedel-Arenen Gitschberg (oben überwiegend breite, baumlose, rot-mittelschwere Genusshänge) und Jochtal nun gemeinsam etwa 60 Pisten-Kilometer auf die Landkarte.

Sowie einen Cavaliere. Auf Ski. Er heißt Timo, trägt Zylinder, gleitet an vier Tagen pro Woche im Gegenteil-Stil einer Pistensau über die Hänge, überreicht Rosen, Gummibärchen und Papiertaschentücher, schultert die Ski von schwach gewordenen Ladies oder Kindern und steht bei Fragen („Wo geht es zur Sowiesohütte?“, „Welcher Gipfel hier ist bitteschön der Welchener?“ usw.) mit Rat und Tat zur…

…Verfügung. Außerdem schenkt er zwischendurch auf der Terrasse der Jochtalhütte einen kostenlosen Aperitif aus. „Letzte Woche“, verrät Timo, „kam eine Gruppe von 60 Personen – auf einen Schlag!“. Das Wörtchen „kostenlos“ elektrisiert eben die Massen.

Timo, dessen Funktion vom berühmten Pisten-Butler auf der österreichischen Turracher Höhe abgeschaut wurde ( siehe https://reise-stories.de/ein-quickie-von-150-sekunden/ ) und keinesfalls mit dem zweiten berühmten Cavaliere des Landes (Bunga-Bunga) verwechselt werden darf, empfindet seine Aufgabe „als Traum-Job. Einerseits die Leute glücklich machen – und andererseits selbst Ski fahren zu können…“

Und zwar in einem Gebiet, dem Jochtal, das durchaus als rassig bezeichnet werden kann – große freie zum ausladenden Carven einladende Hänge einerseits und spannende Passagen durch Waldstücke hindurch andererseits: nicht groß, nicht klein – aber fein. Mit der Kombi Gitschberg/Jochtal können auch ambitionierte Ski-Fans sich zwei oder sogar drei Tage lang vergnügen.

Uns hingegen bleibt nur einer – denn am darauffolgenden erneuten Sonnenstrahltag begeben wir uns von Meransen nach Brixen hinab (12 Minuten mit dem Bus) und von dort aus etwa eine halbe Autostunde lang zum Plose-Skigebiet hinauf, gleichfalls zur Dolomiti Superski-Destination Eisacktal gehörend. Die Plose weist rund 40 Pisten-Kilometer auf und gilt einesteils mit elf Almhütten und Restaurants sowie den legendären Plose-Nights mit seinen legendären (siehe Foto) Gourmet Pizzas (mit roten Garnelen zum Beispiel, 16 Euro)…

…als offizieller Genussberg. (So die Eigenwerbung.) Aber andererseits auch noch als eines der beiden großen Rodelzentren Südtirols (das andere befindet sich am Rosskopf bei Sterzing). „Wir Touristiker“, sagt deshalb ein Brixener Touristiker, „werden deshalb gelegentlich gefragt: ‚Wieso betreibt ihr eigentlich noch das SKI-Gebiet???‘.“

Die Antwort ergibt sich für jeden oben Angekommenen nach dem Ausstieg aus der Bergbahn: Ein Panorama zum…

…Niederknien! Sonnenhänge (siehe Foto oben) des intensivsten Vergnügens! Und vor allem: Die schwarz-rote Abfahrt Nr. 1 – die Trametsch. Sie führt von 2.500 m Höhe mit 1.500 m Höhendifferenz 9 km lang auf 1.000 m bis zum Parkplatz hinab: DER Traum schlechthin! Vor allem um die Mittagszeit, wenn die Strecke aus dem Schatten tritt, der Frühmorgens bisweilen etwas harte Untergrund aufgefirnt wird – und wenn zugleich alle anderen Skifahrer(innen) sich zum Essen in den Hütten befinden. Eine somit leergefegte Piste – die längste von ganz Südtirol, dies nebenbei – im Idealzustand: einfach grandios. Und ein traumhafter Blick auf die Stadt Brixen:

Und was den Aspekt „schwarz“ betrifft: Diese Abschnitte fallen derart kurz aus, dass man es von oben bis unten, von einem weiten Hang nach dem anderen, verbunden durch immer wieder abwechslungsreiche S-Kurven im Wald, eher als rot empfindet. – Anschließend lassen wir es uns angesichts der Frühjahrstemperaturen (11 ° plus) gut gehen und genießen in Maßen alkoholische Annehmlichkeiten (siehe Foto)…

…auf der Apéro Lounge-Terrasse des eleganten Hotels Rosalpina, inmitten des Skigebiets, nur einen kurzen Ziehweg weit von der Piste entfernt. – Geschätzte zwei Stunden nach High noon rodeln dann die einen der Clique den 10 km langen RudiRun gen Tal, während…

Kufen-Crack Heiner aus München unterwegs auf der Plose

…wir anderen den elegant gezogenen Schwüngen unseres Guides Claudio folgen. „Wir nennen diese Bögen“, sagt er, „curva turistica“. Was er aber hoffentlich keinen turisti aus Ungarn mitteilt. In deren Sprache heißt kurva „Hure“.

Bei der letzten Gondelfahrt des Tages fragen zwei fremde Südtiroler:

„Seid ihr aus Bayern?“

Wir: „Ja.“

Sie: „Wir sind Juventus Turin!“

Wir: „Und ihr seid unser Lieblingsgegner…“

Abends dann in Brixen eine Stadtführung, der man nur das Prädikat „Champions League!“ verleihen kann, denn: Bei den Erlebnis-Spaziergängen wird nicht nur die Historie der alten Gemäuer erzählt – sondern springen immer wieder aus etwelchen mittelalterlichen Winkeln ein bewaffneter Wächter und ein verängstigtes Stubenmädchen hervor und schildern als gelernte Schauspieler in beeindruckender Lebendigkeit, wie es damals zuging. (Könnte man vielleicht auch noch in den Sauna-Aufguss des Tratterhofs einbauen.) Wie es zum Beispiel dazu kam, dass der Elefant eines indischen Maharadschas nach Brixen geriet – weshalb hier heute noch ein Hotel namens Elephant mit deutlich hinweisender Nachtbeleuchtung…

… steht, in dessen Restaurant mit wunderbaren Wandschmuck…

…wir abends einkehren. (Ein MUSS-Tipp – fabelhafte Küche!).

Am nächsten Tag düsen wir mit dem Bus etwa eine Stunde lang nach Carezza (Karersee), dessen Skigebiet (41 Pisten-Kilometer, 15 Aufstiegshilfen, 100 Hektar Fläche) bereits mehrmals von dem vielfach preisgekrönten Autor Hans Herbert Holzamer auf Reise-Stories.de beschrieben wurde ( 2017: https://reise-stories.de/abgefahren-auch-ohne-ronda-carezza-tritt-aus-dem-schatten/ 2016: https://reise-stories.de/carezza-geheimtipp-in-der-klemme/ )

Und was machen die großen Pläne (siehe die Holzamer-Reports) an jenem Karersee? Georg Eisath, Boss der Bergbahnen, während unseres Lunchs auf der Laurins Lounge, der höchstgelegenen Lounge von Südtirol: „Ich habe schon vor Jahren verschiedene Projekte vorgestellt. Aber das kam teilweise nicht so gut an. Man sieht also – die Kirchtürme sind bei uns noch höher als die Augen.“

Nun ja – bei Gitschberg/Jochtal (siehe ganz oben) hat es ja auch einige Jahrzehnte gedauert, bis man zusammenfand.

So ist es halt in den Tälern. Nicht nur in Alpenregionen. Sondern rund um die Welt. Deren Bewohner oftmals die Devise verfolgen:

„Alle denken an sich – nur ich denk an mich.“

Wobei sie in der gesamten Gegend am 18. Februar wohl doch alle gemeinsam an einen einzigen denken werden – an Florian Eisath, den Sohn des Georg Eisath. Der Junior (siehe Foto – im Hintergrund das Skigebiet seines Vaters) nämlich startet…

an jenem Tag beim olympischen Riesenslalom von Pjoengchang in Südkorea. „Wir müssen um 2 Uhr morgens aufstehen zum Fernsehen“, so Dr. Maria Gufler, die Gattin des Ski-Cracks, „und wir überlegen schon dauernd, wo wir es alle gemeinsam sehen können.“

Am besten vielleicht mittels Beamer auf einer großen Leinwand im Skigebiet. Olympisches Public Viewing.

Ob auch Felix zu diesem Anlass aus dem Schlaf erwachen wird, steht freilich in den Sternen. Er ist erst zweieinhalb und der Sohn der beiden. Felix – nach Neureuther benannt?

„Damit er auf alle Fälle“, zwinkert Maria mit den Augen, „eher ein Slalom- als ein Abfahrer wird…“

Denn einen Downhiller als Sohn zu haben – muss die Höchststrafe für eine Mutter sein. Darüber sind sich alle einig – egal, in welchem Tal der Welt.

Jupp Suttner

Infos über den größten Liftverbund der Welt (12 Destinationen, 1.200 Pistenkilometer, 450 Aufstiegsanlagen, 5.800 Schneekanonen, 90 Millionen Euro Investitionskosten für den Winter 2017/18): www.dolomitisuperski.com

Infos über das ausgesprochen familienfreundliche Skigebiet bei den Orten Meransen bzw. Vals:  www.gitschberg-jochtal.com

Infos über das Skigebiet Plose bei St. Andrä, oberhalb von Brixen: www.plose.org

Infos über das Skigebiet Carezza (Karersee) und die Gegend im Eggental (wozu auch das nahegelegene Skigebiet Obereggen, www.latemar.it , gehört): www.carezza.it , www.eggental.com

Infos über die Stadtführung: www.brixen.org/de

Infos über das Hotel in Meransen mit seinem 3.500 qm großen Wellnessbereich Monte Silva und seinen sieben Saunen plus der zu Beginn dieser Story beschriebenen großen Panorama-Aufguss-Sauna sowie einem klasse Pool (siehe Foto): www.tratterhof.com

 

Infos über die Region: www.eisacktal.com/de , www.suedtirol.info

Infos über das Land: www.enit.de

 

 

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Hinweis: Dieser Beitrag wird regelmäßig von Mitgliedern der Reise-Stories Redaktion wie Heiner Sieger, Gerhard Fuhrmann und Jupp Suttner auf Richtigkeit und Vollständigkeit geprüft. Falls Sie Anmerkungen zu diesem Beitrag haben, kontaktieren Sie bitte direkt hier die Redaktion.

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