Der Dreiländer-See im Voralpenland war schon immer ein Sehnsuchtsort. Dichter, Denker und Künstler fanden hier Inspiration. Weltlicher und kirchlicher Adel schufen sich prachtvolle Residenzen. Normalsterbliche schwärmen, weil Deutschland sich hier schon so schön nach Mittelmeer anfühlt: mit dem Klima, den herrlichen Gärten, dem guten Essen und den vielen Kulturschätzen. Also nichts wie hin. Ein paar Anregungen gefällig? Bitteschön!
Deutschlands schönste Hafeneinfahrt: Der Bayerische Löwe und der Neue Leuchtturm sind die Wahrzeichen von Lindau © Thomas Flügge
Beliebtes Fotomotiv: die historische Altstadt von Meersburg mit ihrem ältesten Gasthaus, dem „Hotel Bären“ am Marktplatz in der Oberstadt © Thomas Flügge
Alles so herrlich tropisch hier: Die Uferpromenade von Überlingen ist im Sommer perfekt zum flanieren – und fotografieren © Thomas Flügge
Edelbrennerei Haas, Rielasingen-Worblingen
Edelbrenner Andreas und seine Tochter Naemi Haas haben gut lachen: Ihre Spirituosen wurden schon mehrfach prämiert © Thomas Flügge
Steinpilze, Rote Beete, Gurken, Bärlauch, Haselnüsse, Beeren und Kräuter: Da gerät so mancher in Kochlaune. Andreas Haas und seiner Familie im beschaulichen Rielasingen-Worblingen dagegen leuchten die Augen beim Gedanken an diese Zutaten, weil sie in ihrer kleinen Edelbrennerei daraus feinste Spirituosen destillieren. „Wir experimentieren halt gern mit ungewöhnlichen Aromen“, lacht Haas, der den Betrieb in vierter Generation führt. Diese Kreativität wurde schon vielfach preisgekrönt. Inzwischen gibt es 29 verschiedene Brände und Geiste, gewonnen überwiegend aus Früchten der eigenen Streuobstwiesen und Gewächsen vom eigenen Wald. Bei der Produktion wird keine Mühe gescheut. Von den Großeltern bis zu den fast erwachsenen Enkeln packen alle mit an. In aufwändiger Handarbeit werden die Früchte vor der Destillierung gepflückt, gewaschen, entkernt und zerteilt. Am Ende werden so zum Beispiel aus 1200 Kilo Quitten nur etwa 30 Flaschen Quitten-Geist. Für solche Mühe braucht es Idealismus, und am besten noch einen weiteren Nutzen: „Wir sitzen da Stunde um Stunde beisammen. Manchmal schweigend. Aber oft reden wir auch über Dinge, die sonst wohl nicht zur Sprache kämen.“ Die derzeit rarste Spirituose ist der Weißtannenblüten-Geist. Gewonnen von einem beim Unwetter umgestürzten Baum, der naturgemäß über 40 Jahre alt werden musste, um dann nur alle paar Jahre blühen zu können. Verkauft wird im Online-Shop und traditionell an der Haustür vom Hof. Verkostungen – gerne auch mit vorbestellter Vesper – gibt’s im einstigen Jungviehstall. www.edelbrennereihaas.de
Fischhaus Löwenzunft, Überlingen
Ein gastronomischer Hotspot von Überlingen: das „Fischhaus Löwenzunft“ mit Fischverkauf, Bistro und „Fischbrötchen-Fenster“ © Fischhaus Löwenzunft
Der schlichte Bodensee-Klassiker für Fisch-Fans: gebratene Felchenfilets mit Bratkartoffeln und Remoulade © Thomas Flügge
Heimfahrt in den Hafen von Überlingen: Gefischt wird je nach Fischart mit Stellnetzen, Reusen, Trappnetzen und Aalschnüren © Fischhaus Löwenzunft
Klarer Fall, ein kulinarisches Highlight der Region sind die Fische aus dem Bodensee. Über 30 Arten gibt es, darunter geschätzte Speisefische wie Äschen, Zander, Forellen, Hechte, Aale, Saiblinge und Barsche. Am beliebtesten sind Felchen. Die stehen allerdings ab 2024 für drei Jahre unter Fangschutz. Und das aus kuriosem Grund: Das Wasser des Bodensees wird seit Jahren immer sauberer und bietet daher weniger Nährstoffe für diesen Fisch. Aber keine Sorge, es gibt sie trotzdem, die guten Adressen, die tagesfrischen Wildfang aus dem See servieren. Zum Beispiel das „“Fischhaus Löwenzunft“ der Fischerfamilie Knoblauch in der Überlinger Altstadt. Rund ums Jahr fahren die Männer noch vor der Morgendämmerung auf den See, um die Netze zu kontrollieren. Einem Glücksspiel gleich gibt es seltene Tage mit Spitzenfängen von 120 Kilo, aber auch solche, wo das Boot mit nicht mal einem einzigen Fisch an Bord in den Hafen zurückkehrt. Daher ist die Wertschätzung der Kundschaft groß, die entweder an der Frischetheke einkauft oder die Fischvariationen gleich im angeschlossenen Bistro mit offener Schauküche und sonniger Terrasse genießt. Tipp, wenn’s mal schnell gehen soll: Am Verkaufsfenster gibt’s knusprige Fischbrötchen to go. www.knoblauch-bodensee.de
Schmuck aus Seeglas, Immenstaad
Bodensee-Perlen: Wenn aus Scherben Schönes wird © Projekt Seeglas
Farbkombinationen nach Wunsch: die Seeglas-Armbänder © Projekt Seeglas
In den schönsten Wassertönen von klar über hellgrün bis tiefblau leuchten die Glasperlen. Einige sind aber sogar rot und viele gelb oder braun – so wie die Flaschenscherben, die Lene Grüner an den Stränden und in den Buchten des Bodensees aufsammelt. Für ihr „Projekt Seeglas“nutzt die Kreativ-Pädagogin, was andere als Müll hinterlassen: „Ich habe mir überlegt, wie man etwas Gutes für die Natur tun und schönes Neues aus dem Abfall schaffen kann.“ Sie brachte sich selbst das Glasschmelzen und Perlendrehen in der Gasflamme bei und fertigte ihr erstes Armband für sich selbst, mit noch unregelmäßigen Perlen, denn das runde Formen erfordert Geschick und Übung. Für die Schnüre verwendet die Immenstaaderin angeschwemmte Fischernetz-Seile. Die Fasern werden gereinigt und farblich kombiniert neu geflochten. So sind Armbänder komplette Upcycling-Produkte. Es gibt auch Kettenanhänger aus geschliffenen Glasscherben. Aber Lene Grüner nicht nur von den Stränden, was sie für ihren Schmuck braucht. Auch übriger Unrat wird gesammelt und entsorgt. Daraus entstehen dann regelrechte Mitmach-Events, zu denen sie auf ihrer Homepage einlädt. So sind bisher schon 5 Zentner Müll entfernt worden.Zu kaufen sind die originellen Naturschutz-Souvenirs in den Tourist-Informationen von Immenstaad, Uhldingen-Mühldorf und Wasserburg sowie auf den Kunsthandwerkermärkten am Bodensee. Über die Webseite kann man natürlich auch bestellen und individuelle Farbkombinationen aussuchen. www.projekt-seeglas.de
Ledermanufaktur Alexander von Bronewski, Lindau
Alles mit Gefühl und Routine: Alexander von Bronewski kann Leder im Sattlerstich nähen, ohne hinzuschauen © Thomas Flügge
Archäologischer Schatz: über 200 Jahre altes Leder, das in einer Friedrichstädter Gerbergrube entdeckt wurde © Thomas Flügge
Spielereien in Leder: Alexander von Bronewski macht am meisten Spaß, ausgefallene Accessoires zu fertigen © Thomas Flügge
Alexander von Bronewski ist kein Mann für überflüssige Konventionen und erst recht nicht für unnötige Kompromisse. Das weiße Basic-T-Shirt überm strammen Bizeps wird nicht gebügelt, bloß weil Kundschaft kommt. Wichtiger ist seine entspannte Zuwendung für den Besucher in seiner Leder-Werkstatt. Und ein ganz besonderer Luxus, den er ihm widmet: Zeit. Obwohl die Auftragsbücher voll sind für Jahre und er in der Spanne des Gesprächs wahrscheinlich ein wertvolles Accessoire fertigen könnte, macht er, was er mindestens genauso gut kann wie feine Täschnerarbeiten schaffen: erzählen. Von seinen Jahren bei der Sportkompanie, der Zeit als IT-Experte in einem Kunstauktionshaus, der Entwicklung von Luftbetankungs-Simulationen für die kanadische Luftwaffe und dem Ausflug in den Bau luxuriöser Karbon-Boote. Der Autodidakt mit dem besonderen Sinn für kreative Pragmatik hat sich schon immer in kürzester Zeit selber beigebracht, was man für ein Handwerk braucht. Vor zehn Jahren entdeckte er seine Lust am Arbeiten mit Leder. Zuerst waren es Gürtel für selbstgemachte Schnallen, dann ging es weiter mit schlichten, aber eleganten Taschen für Mutter, Schwestern und Freundinnen. Später kamen Schreibmappen und kleinere Taschen dazu. Immer wurde ein Prototyp nach der ersten Besitzerin oder dem ersten Besitzer benannt. So heißen die Modelle zum Beispiel Rosa, Gloria, Christine, Werner oder Gerhard. Schnell herumgesprochen hat sich die hohe Qualität seines Handwerks und des wertvollen Materials: bis zu vier Millimeter dickes pflanzengegerbtes Leder in Cognacfarbe, handgenäht mit französischem Leinzwirn und in England produzierten Schnallen und Nieten. Auch die durchdachten Details begeistern, wie Innentaschen, Fächer, Schlaufen, Schlüsselkarabiner. Inzwischen kommt die Kundschaft aus ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz. Wer ein Stück mit dem „Alexander von Bronewski“-Prägung will, hat nicht nur guten Geschmack, sondern braucht auch Geduld und das nötige Kleingeld: Große Taschen im Shopper-Stil kosten bis ca. 1500 Euro und werden derzeit in etwa einem Jahr geliefert. Da Alexander von Bronewski aber Charakter-Stücke fürs Leben und zum Vererben fertigt, ist das eine Frist, die Kenner gern in Kauf nehmen. Kleinere Artikel wie Schlüsselanhänger für 50 Euro oder Visitenkarten-Etuis aus japanischen Pferdeleder mit Brogue-Lochmuster für 450 Euro gehen auch mal schneller, innerhalb von ein paar Wochen. Und was zu fertigen macht am meisten Spaß? „Eigentlich die kleinen Spinnereien“, verrät der Lindauer. Das sind zum Beispiel Schlüsselanhänger mit Champagnerkorken von besonderen Anlässen, eingenähte Strandkiesel als Handschmeichler oder Etuis für Kondome und Tampons. Und dann gibt es noch den sogenannten „Anbändler“. Der ist aber nur im engsten Freundeskreis erhältlich: eine feine Taschenfeuerzeughülle am Lederband zum Umhängen. Ungemein praktisch, um Damen Feuer zu geben und geschickt durch die Regulierung der Bandlänge zu steuern, wie nah sie einem dabei kommen. www.alexandervonbronewski.de
Baden im Bodensee & Rhein
Mitten in Konstanz im Rhein baden? Das geht prima, gleich hinter dem Abfluss aus dem Bodensee, mit Blick auf die Altstadt © Thomas Flügge
Karibikfarbenes Wasser: In Hagnau badet man am Uferpark schön wie in den Tropen und ruht im Schatten von Baumriesen © Thomas Flügge
Was kann an einem heißen Sommertag schöner sein, als sich im kühlen Nass zu erfrischen? Wobei die Wassertemperatur im See mit bis zu 26 Grad geradezu karibisch werden kann. Die Qualität ist auch top, denn der See ist mit 536 Quadratkilometern Fläche der größte Trinkwasserspeicher Europas und versorgt etwa vier Millionen Menschen mit Wasser, das bei Sipplingen aus einer Tiefe von 60 Metern gepumpt wird. Entlang seiner Ufer gibt es Dutzende von lebhaften Strandbädern mit Gastronomie, Sanitärreinrichtungen, Ballsportfeldern, Badeflößen und separaten Kinderbecken. Wer Ruhe und Beschaulichkeit sucht, findet aber auch viele idyllische Badestellen für den puren Naturgenuss. In Konstanz lockt sogar ein Bad direkt im Rhein, der den Bodensee durchfließt. Und was kann an einem klirrend kalten Wintertag schöner sein, als sich im eisigen Wasser prickelnd-frisch zu beleben? Einige deutsche Rekorde im Eisschwimmen wurden im Bodensee aufgestellt. Für den Anfang reichen schon Tauchbäder für ein paar Sekunden im 4 Grad kalten Wasser, zum Beispiel am Naturbadestrand Malerecke in Langenargen. Danach fühlt man sich herrlich gut durchblutet und Glückshormone durchfluten das Gemüt, versprochen. www.bodensee.de/erleben/baden-im-bodensee.de
Mia und Hermann Hesse-Haus in Gaienhofen
Wohntraum im Grünen: der einstige Landsitz von Hermann und Mia Hesse in Gaienhofen auf der Halbinsel Höri © Thomas Flügge
Als wäre er zurück: Im Garten erinnert die Bronzebüste von Hermann Hesse im Alter an seine jungen Jahre am Bodensee © Thomas Flügge
„Die Lage ist sehr schön, Quellwasser ganz nahe, das Ganze 3 Minuten zum Dorf, mit weiter Seeaussicht nach zwei Seiten…“ schwärmte der spätere Literaturnobelpreisträger Hermann Hesse 1907 in einem Brief, als er sich, seiner Frau Mia und dem zweijährigen Sohn Bruno auf einem Hügel über dem Dorf Gaienhofen ein schmuckes Landhaus im Schweizer Heimatstil bauen ließ. Hier auf der malerischen Halbinsel Höri wollte der gerade zu erstem Erfolg und damit zu Geld gekommene Dichter den Luxus des einfachen Lebens auskosten und Inspiration finden: „Stille, Luft und Wasser gut, schönes Vieh, famoses Obst, brave Leute“, lobte er. Noch mehr als die Villa, die im Wesentlichen nach den Wünschen von Hesses Frau, einer Fotografin, gestaltet wurde, lag dem Dichter die Anlage eines großzügigen Gartens am Herzen. Er wollte vielfältige Obst- und Gemüsesorten zur Selbstversorgung, aber auch eine üppige Blütenfülle. Spaten und Rechen schienen ihm zeitweise wichtiger zu sein als die Schreibgeräte, die seinen Ruhm begründeten. Dieser wurde ihm zunehmende lästig, und da er auch Literaturkritiker verschiedener Zeitungen war, erreichten ihn täglich neue Bücher, Zeitschriften und Manuskripte. Hesse wusste sich zu helfen und nutzte die Papierflut als Fundament für seinen sandigen Hauptweg über das Grundstück. 1908 spottete er in einer Korrespondenz: „… dort unten liegt hübsch geschichtet die ganze deutsche Literatur von heute.“ Diese und viele andere amüsante Anekdoten, aber auch generelle Wissenswertes über das Leben und Schaffen des Schriftstellers und seiner Frau erfahren Besucher des heute in Privatbesitz befindlichen Mia und Hermann Hesse-Hauses bei regelmäßigen Öffnungs- und Führungsterminen. Das Eigentümer-Paar Eberwein ließ das Anwesen aufwendig restaurieren und gestaltete den Garten neu, orientiert an Hesses ursprünglichen Plänen. Denn trotz der anfänglichen Begeisterung für den idyllischen Fleck und die Geburt der Söhne Heiner 1909 und Martin 1911 zerbrach das Familienglück am ländlichen Alltagsleben und man gab es 1912 wieder auf. Im Lädchen des Landhauses gibt es handgemachte Produkte mit Zutaten aus dem Hesse-Garten wie Seifen, Cremes, Kräutersalze, Sämereien und Jungpflanzen. www.mia-und-hermann-hesse-haus.de
Restaurant „Strandhaus“, Lindau
Meisterlich zubereitet: saftiges Pulled Pork aus dem Smoker © Strandhaus Lindau
Immer gut besucht: Das „Strandhaus“ zieht Fans kulinarisch anspruchsvoller Grill-Küche aus dem ganzen Bodenseegebiet an © Strandhaus Lindau
„Strandhaus“ auf dem Wasser? Aber klar doch! Die elegante eigene Motorjacht ist für exklusive Fahrten mit Catering zu buchen © Strandhaus Lindau
Über 61 Millionen Einträge findet im Internet, wer nach dem Stichwort „Grillen“ sucht. Allein der Buchmarkt liefert zahllose Titel vom „Wintergrillen“ über die „Smoker Bible“ bis zum „Japanisch Grillen“ und „Fingerfood vom Grill“. Fans gibt es also reichlich und für die ist die einzig wahre Genuss-Adresse am Bodensee das „Strandhaus“ in Lindau. Denn nur hier gibt es das echte Barbecue aus dem Smoker, wo das Fleisch bis zu 14 Stunden bei niedriger Temperatur vom Rauch eines Buchenholzfeuers umströmt wird und sanft, aber super aromatisch und saftig gart. Natürlich werden auch bekannte Grillspezialitäten zubereitet wie Spare Ribs, Pulled Pork, Steaks und besondere Fleischzuschnitte. Allesamt von Tieren aus artgerechter Haltung, schonender Schlachtung und wie die meisten anderen Zutaten aus der Region stammend. Inhaber Klaus Winter – bekannt durch seine TV-Sendung „Winter grillt“ und Youtube-Videos – und seine Frau Jasmin sind stolz darauf, dass in der Küche keine Fertigprodukte verwendet werden. Von den Nudeln bis zu den Saucen und Beilagen: alles selbst hergestellt und frisch gekocht. Die gesamten Positionen der Speisekarte lassen sich dann nach Belieben individuell zusammenstellen. Klar, dass bei so viel Leidenschaft für gutes Essen auch Vegetarier und Veganer aufs Leckerste bekocht werden. Wer dann so richtig auf den Geschmack gekommen ist, kann in einem Kurs in Klaus Winters Grillschule selber kulinarisch grillen lernen. www.strandhaus.li und www.grillschule-lindau.de