Andalusien hat mehr zu bieten als Strand und Küste, auch oder gerade im Sommer lohnt es sich oft, dem touristischen Treiben am Meer zu entfliehen, in die Berge, ins Hinterland, wo zahlreiche, atemberaubende Überraschungen auf einen warten.
Wenn ich an Ronda denke, überkommt mich ein Gefühl von Sehnsucht und Fernweh.
Die Sonne steht hoch am Himmel, während ich mich auf den kurvenreichen Straßen der Provinz Malaga in Andalusien emporbewege. Mein Ziel ist Ronda, die Stadt, die majestätisch auf einem Berggipfel thront, 723 Meter über dem Meeresspiegel. Die Straßen winden sich steil hinauf über Serpentinen, vorbei an steilen Passstraßen und bieten grandiose Ausblicke auf eine Landschaft, die kaum noch von Vegetation bedeckt ist. Unterwegs passiere ich den malerischen Ort Gaucin und weitere Bergdörfer, die zur berühmten Gruppe der “weißen Dörfer” gehören.
Ronda ist von den Naturparks Sierra de Grazalema und Sierra de las Nieves umgeben, die eine atemberaubende Kulisse bieten. Die maurisch geprägte Altstadt erzählt von einer reichen Geschichte, die bis in die Altsteinzeit zurückreicht. Überreste aus römischer und maurischer Zeit zeugen von der einstigen Pracht des Al-Andalus, bevor die Reconquista im Jahr 1492 stattfand.
Als ich das Zentrum von Ronda erreiche, spüre ich sofort die pulsierende Energie dieser Stadt. Die engen Gassen führen mich zu den Plätzen Plaza de España und Plaza del Socorro, wo das quirlige Zentrum des Geschehens liegt. Hier spüre ich die lebendige Tradition und die Lebenslust der Einheimischen.
Die Geschichte der Stadt reicht weit zurück, mit ersten Spuren aus der Altsteinzeit und Überresten aus der römischen und maurischen Zeit. Ronda war einst Teil des maurischen Königreichs Al-Andalus und fiel schließlich im Jahr 1492 während der Reconquista.
Ein Teil der kulturellen Identität Rondas ist der Stierkampf, und die Stierkampfarena in der Altstadt, genannt La Ciudad, ist ein Zeugnis dieser Tradition. Hier kann man das Können der Toreros bewundern und die leidenschaftliche Atmosphäre hautnah spüren.
Ein besonderer Anziehungspunkt ist das maurische Stadttor Puerto de Almocabar und die beeindruckenden Baños Arabes, die arabischen Bäder von Ronda. Noch heute kann man in diesen entspannenden Hamam-Bädern eine erholsame Auszeit genießen.
Kein Wunder, dass Ronda schon immer Inspiration für Künstler war. Namen wie Rilke, Hemingway und Francesco Rossi sind eng mit dieser Stadt verbunden. Hemingways berühmter Roman “Der alte Mann und das Meer” wurde hier zum teil geschrieben, Ronda war teilweise Drehort für die Verfilmung der berühmten Oper „Carmen“.
Ich besuche die imposante Kirche Santa Maria la Mayor und das Don Bosco-Haus, bevor ich den prächtigen Palast Mondragon entdecke. Die Kirche El Espiritu Santo ist ein weiterer beeindruckender sakraler Ort, der auch als Pilgerort bekannt ist.
Die tief in den Fels geschnittene Schlucht El Tajo und die majestätische Brücke El Puente Nuevo bieten atemberaubende Aussichten und sind der perfekte Ort, um den Sonnenuntergang in den Bergen zu erleben – ein wahrhaft romantisches Erlebnis.
In den engen verschlungenen Gassen der Altstadt und entlang der großen Einkaufsstraße kann ich als Besucher das pulsierende Leben der Stadt spüren. Es lohnt sich, für mehrere Tage hier zu verweilen, um die Stadt und ihre zahlreichen Sehenswürdigkeiten abseits des Touristen-Rummels an der Küste zu erkunden.
Für meinen Aufenthalt in Ronda habe ich eine Wohnung mitten im Zentrum gemietet. Von hier aus bin ich ganz nah am pulsierenden Leben und kann die Tradition und die Lebensfreude der Stadt hautnah erleben.
Dennoch ist Vorsicht geboten, denn in einigen Touristen-Restaurants kann es passieren, dass auf der Rechnung mehr steht als tatsächlich verzehrt wurde. Es lohnt sich, die Geheimtipps der Einheimischen zu erkunden und so die authentische Seite von Ronda zu entdecken.
In dieser Stadt auf dem Berg treffen Tradition und Lebenslust auf eine einzigartige Art und Weise aufeinander. Die verschlungenen Gassen und pittoresken Gärten verleihen Ronda ihren Charme und schaffen eine Atmosphäre der Sehnsucht.
Nach wenigen Tagen steht für mich fest: Ronda ist wahrlich eine Reise wert. Allein die Fahrt dorthin ist ein Erlebnis für sich. Doch wenn man einmal hier ist, wird man von der Schönheit und der Sehnsucht, die in der Luft liegt, in den Bann gezogen.
Kurz notiert
Wie kommt man hin?
Ronda erreicht man am besten und ausschließlich mit dem Auto oder Bus in etwa 2 Stunden von der Küstenstadt Malaga aus.
Unterkünfte
Es gibt zahlreiche Möglichkeiten an Unterkünften in Ronda, empfehlenswert ist es sich eine Wohnung im Zentrum zu mieten, um einen unkomplizierten Aufenthalt zu genießen. Parkplätze sind Mangelware, wer Glück hat, bekommt einen an der Straße, muss aber aufpassen, nicht an einer gelben Markierung zu parken, das ist verboten. Ansonsten stehen im Zentrum zahlreiche Parkhäuser zur Verfügung mit Kosten um die 18 Euro pro Tag.
Restaurants
Die meisten Restaurants sind auf Touristen ausgelegt und daher teuer
Ein Tipp im Zentrum ist das Restaurant Tragatá, das inmitten der Touristenmeile liegt und gar nicht als hochklassiges Restaurant erkennbar ist, es hat aber einen Michelin-Stern im Jahr 2023 erhalten und bietet traditionelle, andalusische Küche mit modernem Einschlag.
Ein echter Tipp, gerade auch zur Mittagszeit ist die “Bodeguita El Coto” in der C. Virgen de los Remedios 20 in Ronda. Hier gibt es frische Tapas zu kleinen Preisen ohne versteckte Kosten.
Erlebnisse
Wer die arabischen Bäder nicht nur in historischer Form erleben möchte, kann sich direkt neben der historischen Stätte in ein echtes, Hammham-Bad begeben und dort Erfrischung und Entspannung mit Massage finden im Hammham Aguas de Ronda.