Stadt und Land mit Wasser und Weite

Die im Jahr 1156 gegründete Stadt Brandenburg an der Havel gilt als „Wiege der Mark Brandenburg“ und die sie umgebende weite und seenreiche Landschaft des Westhavellandes ist ein ideales Ziel für Rad-, Wander- und Wasserurlauber. Beginnen sollte man die Reise in der Stadt der Ursprünge, denn vieles im Lande Brandenburg hat seinen Ursprung hier in Brandenburg an der Havel.

Brandenburg ist ein wunderbares Wasserreich.

Wie eine Lebensader verbindet die Havel mit zahlreichen Wasserarmen die drei historischen Inselstädte, wobei die Dominsel als ältester Siedlungskern auf eine über 1000-jährige Geschichte zurückblickt. Mit historischen Schmuckstücken begrüßen Brandenburgs Alt- und Neustadt, die jeweils im 12. Jahrhundert gegründet und 1715 vereinigt wurden, die Gäste. Ein Blick auf die Karte macht schnell deutlich, warum Brandenburg an der Havel mit seinen sieben Havelseen als Eingangstor zum größten Binnenwassersportrevier Europas gilt. Über 41 Quadratkilometer der Stadtfläche, das entspricht ganze 18 Prozent, sind vom Wasser bedeckt. Wer möchte da nicht Kapitän und mit den eigenen vier Wänden unterwegs sein? Kinderträume werden wahr, denn Freizeitkapitäne können sich hier führerscheinfrei Hausboote mieten und über Seen und Kanäle in die reizvolle Natur der Havellandschaft schippern und immer an einem neuen Platz ankern. Selbst die historische Innenstadt lässt sich vom Wasser aus erkunden.

Brandenburg lässt sich perfekt vom Hausboot aus entdecken.

Denn der Fluss, den in der Stadt 58 Brücken überspannen, verbindet die drei Inselstädte mit seinen Nebenarmen, Gräben sowie Kanälen und schlängelt sich so an über 400 historischen Baudenkmälern vorbei. Auf dem sieben Kilometer langen Rundkurs bieten sich viele Anlegemöglichkeiten für einen Landgang mitten in der Stadt an.

Brandenburgs Katharinenkirche besitzt eine wertvolle Orgel.

Ob Salzhofufer, Jungfernsteig oder Neustädtisches Wassertor, die Sehenswürdigkeiten St. Katharinen-Kirche, Archäologisches Landesmuseum im Pauli-Kloster oder Dom St. Peter und Paul sind auf kurzen Spaziergängen bequem zu erreichen.

Beeindruckende Backsteingotik: Archäologisches Landesmuseum in Brandenburg.

Aber aufgepasst, sie werden beobachtet: Die Waldmöpse vom Brandenburger Ehrenbürger Vicco von Bülow alias Loriot schauen jedem Gast interessiert zu. Die possierlichen Tierchen sind im gesamten Innenstadtbereich ausgewildert, an der Johanniskirche sind sie sogar im Rudel anzutreffen.

Loriots Waldmöpse gehören zum Brandenburger Stadtbild.

Ob man nun in der Innenstadt oder an den Havelseen unterwegs ist, an vielen Orten lässt es sich auch unter freiem Himmel und direkt am Wasser ausgezeichnet speisen. Zur heimischen Küche gehört natürlich der Fisch, besonders lecker sind die frisch gefangenen Zander, Hechte oder Welse vom Fischer vor der Haustür.

Unterwegs mit Loriot und den Waldmöpsen

Erkundungstour mit Waldmops-Führung: „Warum ist ein Leben ohne Mops möglich, aber sinnlos“? Die Spurensuche widmet sich dem Brandenburger Ehrenbürger Vicco von Bülow. Er sitzt zwar nicht in der Badewanne, sondern auf einer Bank. Aber kein Zweifel: Es ist ein Nasenmann. Aufmerksame Besucher finden die knollennasige Holzfigur neben dem Rathaus am Altstädtischen Markt, in dem ihr Schöpfer Vicco von Bülow (1923-2011), alias Loriot, 1993 die Ehrenbürgerwürde seiner Geburtsstadt erhielt.

Beliebt bei Gästen: Loriot Figur am Rathaus in Brandenburg.

Die Figur ist eine Hommage an den großen Sohn der Havelstadt, deren Stadtgebiet zu einem Fünftel aus Wasserflächen besteht, womit sie dann doch eine Art Badewanne ist. Aber „Die Ente bleibt draußen“, schrieb Loriot 2009 als Gruß ins Gästebuch. Ganz im Sinne des berühmten Karikaturisten und Humoristen lässt sich Brandenburg an der Havel auf „Loriots Weg“ kurzweilig erschließen, der Lebens- und Wirkungsstätten des vielseitigen Künstlers verbindet. Am Anfang des Rundweges steht die rötliche Backsteinwand der ehemaligen Infanteriekaserne, hier lernte der Sohn des Polizeileutnants von Bülow „quasi den aufrechten Gang“, wie er selbst sagte. Die Spurensuche führt weiter zu seiner Taufkirche St. Gotthardt und schließlich zum Dom. Als hier 1985 die erste Loriot-Ausstellung der DDR stattfand, entstand seine berühmte „Bundestagsrede“ aus nichtssagenden Floskeln. Später wurde der Turm mit Hilfe der Vicco-von-Bülow-Stiftung saniert, die mit einem Benefizkonzert im Brandenburger Theater gegründet wurde. Auch die gehörnten, plattnasigen Waldmöpse mit Ringelschwänzen, die unlängst im Humboldthain am Salzhofufer „ausgewildert“ wurden, erinnern an Loriot. Die etwa 50 Zentimeter großen Bronzefiguren sitzen, stehen, schlafen, schnüffeln und heben das Bein. Neben der Johanniskirche an der Jahrtausendbrücke findet der Besucher auf einer Holzterrasse die Lösung des Rätsels, warum „ein Leben ohne Mops möglich, aber sinnlos ist”, wie Loriot einst trocken bemerkte. Der Waldmops-Sketch, womit er den menschlichen Eingriff in die Natur kritisiert und auf seine humorvolle Art die fatalen Folgen schildert, gehört zu seinen unvergessenen Klassikern.

Unterwegs auf dem Wasser

Wie kaum eine zweite Stadt im Land ist es Brandenburg an der Havel in den letzten Jahren gelungen, die Lage am Wasser zu nutzen und zum prägenden Element des Stadtbildes zu machen. Das ganze Land in einer Stadt lässt sich also in Brandenburg an der Havel am besten vom Wasser aus entdecken. Kinderträume werden hier wahr, denn Freizeitkapitäne können sich führerscheinfrei ein kleines, wendiges Hausfloss mieten und über Seen und Kanäle in die reizvolle Natur der Havellandschaft schippern.

Beliebte Urlaubsaktivität: Hausboottouren auf der Havel.

Wer mit dem eigenen Hausboot kommt, ist über die Havel an die großen Schifffahrtswege Elbe und Oder angeschlossen. Wie mit Segel- oder Tretbooten lässt sich damit selbst die historische Innenstadt mit ihren drei mittelalterlichen Stadtkernen vom Wasser aus erkunden. Der Fluss verbindet Kirchen, Teile der mittelalterlichen Stadtmauer und vier erhaltene Tor-Türme. Das Restaurant Werft zum Beispiel wird vom Michelin Guide empfohlen. Nach einem entspannten Mahl kann man an Ort und Stelle seine Hausbootfahrt beginnen oder auch fortsetzen.

Ein Slawisches Schwert gibt es im Archäologischen Landesmuseum zu sehen.

Auch ein Besuch im Archäologischen Landesmuseum im Pauli-Kloster sollte man sich nicht entgehen lassen, denn hier erlebt man eindrucksvoll und mit modernen Museumskonzeption präsentiert, dass  Vergangenheit eine Zukunft hat: Schon das Gebäude ist ein Glanzstück der Norddeutschen Backsteingotik. Und im Inneren geben etwa 10.000 Exponate einen Überblick über die mehr als 130.000-jährige Kulturgeschichte des Landes Brandenburg.

Luftige Höhen im Havelland

Die Milower Berge laden zum Wandern ein.

Fast jedes Schulkind hat schon einmal vom Havelland gehört – den Damen und Herren von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland und ihren Birnen sei Dank. Doch die Region, die westlich von Berlin und der Landeshauptstadt Potsdam liegt und bis an Sachsen-Anhalt heranreicht, hat neben Obst noch viel mehr zu bieten. Denn immerhin steht ein Drittel der Landesfläche Brandenburgs unter Naturschutz. Da ist vor allem der Naturpark Westhavelland zu nennen, das weitläufigste Großschutzgebiet des Landes Brandenburg und eine der gewässerreichsten Regionen Deutschlands. Brandenburg ist darüber hinaus das Bundesland der großen Gärten und Parks. Aber es gibt auch die kleinen Gärten, weitab der großen Städte wie Potsdam oder Cottbus.

Der Apothergarten in Milow ist ein gärtnerisches Kleinod.

Es sind gärtnerische Kleinode wie beispielsweise Brandenburgs einziger Apothekergarten in Milow. Und noch etwas Besonderes hat der kleine Ort im Havelland zu bieten: die Milower Berge. Schon von weitem sind sie nicht zu übersehen, drei markant bewaldete Hügel, die völlig unerwartet auf einmal aus der Landschaft ragen. Sie sind zwar nur zwischen 71 und 85 Meter hoch. Wandernde werden trotz der niedrigen Höhe mit einer einzigartigen Aussicht ins Havelland belohnt. Auf der anderen Havelseite, in Milow, befindet sich der Apothekergarten. Hier wachsen rund 150 verschiedene Heilpflanzen wie etwa das gelb blühende Johanniskraut, das beruhigend wirkt und gegen Nervosität hilft. Apotheken-Inhaberin Beatrix Schlegel bringt in diesem Garten die vielfältigen Möglichkeiten der Pflanzenheilkunde ihren Gästen näher.

Sehenswerte Kirche in Milow mit verzierten Wänden und Decken.

Auch die Kirche in Milow ist ein kleines Schmuckstück, wer länger bleiben möchte und noch mehr die Gegend erkunden will, nimmt sich einfach ein Zimmer im Gasthof Milow und macht am nächsten Tag noch einen Abstecher ins Künstlerdorf  Bahnitz an der Havel – mit herrlicher Badestelle und einem kleinen Café in Strandnähe. Dorthin radelt es sich besonders schön über den gut ausgebauten Havelradweg. Wer lieber den Wasserweg dorthin nehmen möchte, leiht sich in Milow ein Kanu.

Staunen im Sterneanhänger

Spektakulär ist diese Landschaft nicht nur am Tag: Viele Gäste kommen gerade wegen der Dunkelheit hierher, um in Deutschlands erstem Sternenpark den Nachthimmel zu bewundern.

Hotelier mit Ideen: Sven Schönberg.

In Rathenow zum Beispiel empfängt uns Sven Schönberg in seinem Hotel Sonnidyll seine Gäste und bietet so manch Überraschendes. Er ermöglicht seinen Gästen nicht nur regelmäßig unvergessliche Erlebnisse im Sternenpark, sondern hat sich mit seinem Team ganz und gar dem guten und gesunden Schlaf verschrieben: Frei nach dem Motto: „Schräg schläft es sich am besten.” Ganze 1380 Quadratkilometer ist der Sternenpark Westhavelland groß. 2014 wurde das Gebiet unweit von Brandenburg/Havel und Havelberg zum ersten Sternenpark in Deutschland ernannt. Sternenfreunde und Hobbyastronomen können hier Himmelskörper sehen, wie an kaum einem anderen Ort. Ideal auch für Pärchen, die romantische Stunden verbringen wollen. Oder für Menschen, die sich gerne etwas bei Sternschnuppen wünschen möchten. Das Hotel Sonnidyll im Havelland bietet all jenen jetzt einen besonderen Service: Sterne gucken im Sterneanhänger, windgeschützt und sehr bequem. „Die Idee dazu kam uns im vergangenen Jahr,“ so Sven Schönberg, Geschäftsführer des Hotel Sonnidyll. „Vielen Besuchern schmerzt  nach zehn Minuten Sterne gucken meistens schon der Nacken. Da ist es doch auf einer Liege viel bequemer.“  So wurde eine Doppelliege auf einen vier Meter langen Anhänger verfrachtet, Seitenwände schützen die Gäste vor Wind. Dazu gibt es eine Heizdecke und Ausflügen in Nächten bis zu minus fünf Grad steht somit nichts mehr im Weg. Natürlich sind auch ein Fernrohr, Getränke und kleine Leckereien mit an Bord. „Die meisten Gäste nutzen dieses einmalige Angebot gerne am Wochenende“, so Schönberg weiter. Ausgerichtet wird der Sterneanhänger unter freiem Himmel mitten in der Natur Richtung Süden. Die Gäste nehmen ein Handy mit und können sich dann jederzeit auf Wunsch abholen lassen. „Auch wenn es 4 Uhr in der Früh ist“, versichert Schönberg. Erläuterungen gibt es auf Wunsch auch von einem Sternenführer. „Man kommt sich winzig vor als Mensch, wenn man in den Sternenhimmel blickt“ berichtet Sven Schönberg von seinen Eindrücken, wenn er im Naturpark Westhavelland nachts nach oben schaut. Ihn faszinieren besonders die unendlichen Weiten. Und wer diese einmal selber erleben möchte, der sollte den Besuch gut planen und vorher die Großwetterlage prüfen. Und sollten die Sterne einmal nicht so gut sichtbar sein, ist das auch kein Problem, denn mit einem Wellness-Wochenende im Hotel Sonnidyll und Entdecker-Touren im schönen Westhavelland ist der Aufenthalt immer ein besonderes Erlebnis.

Frische Fische fangen

Fischerei mit Leidenschaft und Tradition: Wolfgang Schröder.

Derart gut erholt macht dann auch das frühe Aufstehen einem nichts aus, denn nicht nur der  frühe Vogel fängt den Wurm, sondern auch den Fisch. Gemeinsam mit Fischer Wolfgang Schröder in Strodehne kann man die schöne Morgenstimmung auf dem Gülper See erleben und frische Fische fangen. Zugfischen heißt die Technik, die er auf dem flachen See ausübt, der auch ein bekannter Brut- und Rastplatz für Wat- und Wasservögel ist. Seit 1750 ist Schröders Familie bereits im Fischhandel tätig. Der rund vierstündige Bootsausflug, bei dem man kräftig mit anpackt, um die Netze auszulegen und wieder einzuholen, endet mit einem leckeren Fischessen auf dem Hof des Fischerhauses. Auch eine geschmackvoll eingerichtete Ferienwohnung bietet Wolfgang Schröder seinen Gästen an, ein idealer Platz, um die Ruhe und Stille des Sees im Herzen des Naturparks Westhavelland zu genießen.

Informationen:

www.reiseland-brandenburg.de

www.erlebnis-brandenburg.de

www.havelland-tourismus.de

www.havelradweg.de

www.tourismus-havelland.de

www.nabu-westhavelland.de

 

Übernachten

www.hotel-brandenburger-dom.de

www.gasthof-milow.com

www.sonnidyll.de

Essen und Trinken

www.am-pfaffe-kai.de

www.restaurant-lumens.de

www.zum-alten-hafen.de

Erlebnisse

www.anker-apotheke-milow.de/apothekergarten.html

www.sternenpark-westhavelland.de

www.fischerei-schroeder.eu

www.westhavelland-naturpark.de

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Jörg Berghoff

Autor Kurzvorstellung:

Jörg Berghoff führt als freier Autor und Journalist seit 1998 ein Pressebüro für Tourismus, Kultur und Sport. Als Reisejournalist spezialisiert auf Irland, Großbritannien, Europa und Australien. Studium der Kunstgeschichte und Ethnologie, Winzermeister und Buchhändler.

Hinweis: Dieser Beitrag wird regelmäßig von Mitgliedern der Reise-Stories Redaktion wie Heiner Sieger, Gerhard Fuhrmann und Jupp Suttner auf Richtigkeit und Vollständigkeit geprüft. Falls Sie Anmerkungen zu diesem Beitrag haben, kontaktieren Sie bitte direkt hier die Redaktion.

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