Bernhard Schöneck (76) schrieb einst für den KICKER, LUST AM LAUFEN sowie weitere Fachmagazine. Und er war zu seiner hochsportlichsten Zeit einer der bekanntesten 24-Stunden-Läufer der Welt. Seine persönliche Bestleistung: 247,330 km. Außerdem durchlief er in Amerika The Death Valley, das berüchtigte ‚Tal des Todes‘, und fuhr mit dem Fahrrad von Chicago durch den Mittleren Westen bis Mexiko. Der ehemalige Taubstummenlehrer ist seit 48 Jahren verheiratet mit Masako aus Tokyo und lebt in Rheinland-Pfalz. Das Ehepaar verbringt seit 2003 die Wintermonate mit Hund Auguri und dem eigenen Wohnmobil auf dem Campingplatz Azahar in Benicassim in der Provinz Valencia/Spanien. Wie es den beiden dort ergeht – lesen Sie hier (die Zeilenbrüche bitten wir zu verzeihen – sind der Übermittlung via Handy geschuldet).
WAS BISHER GESCHAH:
https://reise-stories.de/bernies-blog-camping-corona-aktuelle-notizen-aus-spanien/
Und so geht es weiter:
VON BERNHARD SCHÖNECK
SAMSTAG, 21. MÄRZ 2020
In meinem Bekanntenkreis, wo man dieses Tagebuch auf Reise-Stories.de las, kommt die Sache mit einem gewissen Druck an – weil die von mir beschriebenen spanischen Einschränkungen in Deutschland noch unbekannt sind. Heute sind wir von Benicàssim gestartet und durch ein menschenleeres Städtchen gefahren. Die Autobahn war bis Barcelona nur von wenigen Lastzügen und von noch weniger Wohnmobilen befahren. Gespenstisch! Heute Abend nach 451 km gut im französischen Perpignan angekommen. Bisher keine Kontrollen.. Was jetzt zählt sind Resilienz und gegenseitige Hilfsbereitschaft.
SONNTAG, 22. MÄRZ:
Nach der gestrigen ,Geisterfahrt‘ über Spaniens leere Autobahn (AP 7) verbrachten wir die Nacht bereits auf französischem Boden: Toulouges ist ein kleines Städtchen nahe Perpignan. Auf dem zentralen Platz bei der Post und der Polizei fühlten wir uns bisher immer sicher. Leider waren die Parkplätze auch bei Nacht stets rar.
Aber diesmal stehen wir fast alleine. Kein Verkehrslärm hat uns heute morgen geweckt. Aus dem ,Schlafzimmerfenster‘ unseres Wohnmobils können wir zur Bäckerei auf der anderen Seite des Platzes sehen. Masako geht die wenigen Schritte hinüber und kommt erstaunt zurück:
,Stell Dir vor, die Bäckerei ist offen – aber der Verkauf der Baguettes und Croissants geschieht wie am Bankschalter: Man gibt das Geld hinein und bekommt die Ware durch eine kleine Öffnung ausgehändigt!
Auch die Franzosen machen Ernst …‘
MONTAG, 23. MÄRZ:
Ich muß mich räuspern. ,Mit Räuspern hat es angefangen‘, meinte gestern Abend Johannes B. Kerner, selbst ein bereits Genesener, der in der Talk-Runde bei Anne Will zugeschaltet war. Ich frage mich: ,Habe ich vielleicht auch schon ,diesen kleinen Killer‘ in mir?‘
,Ach was!‘ , lasse ich diesen Gedanken von mir abprallen. , I c h b i n s t a r k ! W i r s i n d s t a r k !!
Ich weiß: Ich habe schon einige Gefahren in meinem Leben überlebt! Auch einen sechsfachen Genickbruch. Ich bin zwar über 70 – gehöre daher zur Risikogruppe – aber frei von ,belastenden Vorerkrankungen.‘
Ich werde ,durchstarten‘! Die Zeit der Krise zur Steigerung meiner körperlichen und mentalen Fitness nutzen! Tägliche lange Spaziergänge – alleine – oder mit Masako und Hund Auguri!
Zudem helfe ich gerne. Bereits in Benicàssim haben wir für ältere Freunde während der Quarantäne-Tagen Notwendiges besorgt.
Außerdem weiß ich: Gerade bei Herausforderungen kann man wachsen. Und Helfen kann auch dem Helfer Freude bereiten!‘
Sollten wir uns vor unserer Rückkehr noch testen lassen? Immerhin kommen wir ja aus Spanien … Und außer der spanischen Sonne wollen wir nichts mitbringen …
Wie wir eben erfahren, ist bei uns zu Hause die Tochter unserer Nachbarin (in der Pflege tätig) positiv auf Corona getestet worden. Sie und ihre Mutter sind in Quarantäne. Die Mutter schaut während unserer Zeit in Spanien freundlicherweise nach unserem Häuschen.
Vielleicht wartet Corona schon auf uns …
Es regnet. Wir starten gen Norden.