Jetzt donnern sie wieder gen Süden, die Urlauber, die am Gardasee oder an der Adria italienische Luft atmen wollen. Bozen lassen die meisten links, pardon: rechts der Autobahn, liegen. Nur wenige legen hier eine Pause zum Tanken oder auf einen Espresso ein. Dabei ist Südtirols Hauptstadt mehr wert als nur einen Abstecher.
Denn Bozen ist landschaftlich so geblieben, wie noch vor 100 Jahren: Dort wo die Brennerautobahn Richtung Trentino die engen Täler verlässt, prägen Schloss Sigmundskron und seine Hügel die historische Silhouette wie eh und je. Der langestreckte Dolomitenfels im Westen der Stadt strahlt in der Morgensonne und verlacht die Zeit. Der Blick nach Osten streift Schloss Maretsch, die St. Magdalener Hügel und bleibt beeindruckt hängen an den Zacken des wildromantischen Rosengarten. „Dort möchte ich wohnen – weite Ebenen und hohe Berge, köstliches Grüne, frische Wasser, alte Burgen und fröhliche Menschen“, so hatte schon der deutsche Romantiker Helmut von Moltke der Stadt im 19. Jahrhundert ein Loblied gesungen.
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Bei Prosecco und Aperol wird schon vormittags in den Bars und Cafés geschnattert
Ja, hier ist es schön: Die Altstadt zwischen den Flüssen Eisack und Talfer mit ihren Geschäften in den historischen Laubengängen, dem farbenfrohen Obstmarkt, dem sonnigen Waltherplatz und seinen verlockenden Cafés. Da mag man sich am liebsten an den erstbesten Tisch setzen und die Zeit genießen.
Einen weiteren idyllischen Kontrast bietet dabei nicht nur der Blick durch die Rhododendron-Blüten auf die schneebedeckten Dolomitengipfel. Das Stadtbild prägen nämlich auf der einen Seite die schicken Italiener, die etwa dreiviertel der Bevölkerung stellen. Bei Prosecco und Aperol auf Eis schnattern sie schon vormittags in den zahlreichen Bars und Cafés der Altstadt um die Wette und tun möglichst großstädtisch. Auf der anderen Seite begegnet man den deutsch-stämmigen Südtirolern, oft noch tirolerisch-bäuerlich gewandet, die gerne die Zeit anhalten, oder bisweilen auch politisch zurückdrehen würden.
Der schönste Ort der Welt
Fröhlich sind die rund 100.000 Bozener aber auch heute noch allemal. Wie etwa der Gastwirt Cobo, zu dem Bozener und Touristen in Scharen pilgern. Cobo heißt eigentlich Rino Zullo und ist gebürtiger Veroneser, vor allem aber Weltbürger. Rom, New York, Paris, – hat er alles schon gesehen. „Aber Bozen ist der schönste Ort der Welt“, predigt er und schenkt den Lagrein dunkel nach.
Wer allerdings ein wenig großstädtisches Flair bevorzugt, muss in Bozen schon ein wenig länger suchen. Und wird womöglich in einem Haus fündig, das vor mehr als 100 Jahren, 1910, eröffnet wurde – dem Parkhotel Laurin. Unweit des zentralen Waltherplatzes mitten in der Altstadt Bozens gelegen, versprüht es auch heute noch den teilweise etwas düsteren deutschen Jugendstilcharme des vergangenen Jahrhunderts.