Umgeben von herrlichster Natur, direkt am Nordufer des Tegernsees, liegt dieses lauschige Plätzchen, das nicht nur Michael Käfer als den schönsten Ort der Welt beschreibt, sondern auch den alten Römern gefiel, die im Jahr 15 v. Chr. hier einen Wehrturm errichteten. Hier kommen „alle Menschen als Gleiche unter Gleichen zusammen, ungeachtet ihrer Herkunft oder Lebensumstände“ lautet die Philosophie von Käfer.
Text: Birgit Werner
Foto: Tegernsee, Blick vom Ostufer
Foto Credit & Copyright: Günther Schad/pixelio.de
Da ist es nur konsequent, wenn Küchendirektor Andreas Schinharl die Gäste mit saisonaler Gutsküche von einfach bis raffiniert überzeugen will. Wir lassen uns durch die gemütlich-ländlichen Gasträume mit liebevollen Dekorationen wie Kupfertöpfen, alten Radios und Geweihen an unseren Tisch bringen und probieren als Vorspeise einen Bayerischen Caesar Salad mit Maispoularde (14,90 €). Der Klassiker aus der italo-amerikanischen Küche wird in einem großen Teakholzbrett mit einem riesigen Klacks fader Soße auf den arg grob zerteilten Römerherzen serviert. Parmesanspäne fehlen, dafür gibt es Brezncroutons und eine mit Walnüssen gefüllte sehr zarte Poularde. Die in der Karte angekündigte Aprikose konnten wir leider nicht ausmachen. Viele Produkte stammen aus der Erzeugergemeinschaft Käfer Gut Kaltenbrunn mit Bauern aus der Nachbarschaft – wie das Fleisch vom Murnau-Werdenfelser Rind oder den Schlierseer Steinschafen. Von süchtig machender Mürbheit waren die Ochsenbackerl in Rotwein geschmort (26,50 €), dazu sehr gschmackiges Trüffelpüree, wobei das Schwarzwurzelgemüse eine etwas feinere Soße vertragen hätte. Nicht ganz auf diesem kulinarischen Niveau befindet sich das Kross gebratene Aischgründer Karpfenfilet (23,50 €). Das Attribut Kross gebraten entpuppt sich als dicke Panade: Zuerst in der Pfanne gebacken und dann im Ofen überbacken. Dem geschmacksneutralen Karpfen sollte so aromatisch auf die Sprünge geholfen werden, was aber leider total misslang. Selbst die in Rotweinsauce geschwenkten Perlzwiebeln und das saure Erdäpfelgemüse vermochten unsere Geschmacksknopsen nicht zu kitzeln. Gerne hätten wir das verlockende Freitags-Angebot einer ganzen Goldforelle, Zander oder Waller aus Wildfang mit Champagner Soße, Spinat, Schnittlauch oder Kartoffeln probiert. Bedauerlicherweise gab es den kleinsten Fisch dieses Mal nur im 1,5 kg Stück. Doch beim Kaiserschmarrn mit Zwetschgenkompott (6,50 €) erwies sich der Koch als Nachspeisen-Verführungskünstler. Im Biergarten von Gut Kaltenbrunn gilt Selbstbedienung. Bei umwerfendem Tegernseeblick kann man sich sein eigenes Picknick zusammenstellen. Serviert werden bayrische Klassiker wie halbe Hendl, Wurstsalat, Weißwürste und Brezen. Die Preise sind zwar tegernseegemäß, doch auch für Münchner Innenstadtverhältnisse nicht übertrieben und verbunden mit einem Ausflug an dieses schöne Fleckerl, gerät man sowieso ins Schwärmen.
83703 Gmund am Tegernsee, Kaltenbrunn 1
Tel. 0 80 22/1 87 02-00
www.kaefer-gut-kaltenbrunn.de
Tägl. 11-23 Uhr, warme Küche bis ca. 21 Uhr
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