Oman: Arabisch für Anfänger

Oman ist eine Art „Arabisch für Anfänger“ und ein Land der Superlative. Es bietet eine Einführung in die arabische Lebensart und das einzige Opernhaus der Golfstaaten, komplett aus weißem Marmor. In der Saison 2016/17 sind dort Anna Netrebko, Placido Domingo und die Opéra de Monte-Carlo mit „Romeo und Julia“ zu Gast. Zudem gibt es eine Moschee mit Swarovski-Ausstattung, eine Sultans-Jacht von der Größe eines Kreuzfahrtschiffs und ein orientalisches Palasthotel für Staatsgäste – der omanische Sultan liebt es zu protzen. So nimmt es nicht Wunder, dass er auch für einen royalen Duft sorgt, der zu den teuersten Parfums der Welt zählt.

Text und Fotos von Helgard Below

Amira fächelt mir mit einem Papierstreifen vor der Nase herum und sagt: „Das ist Schicksal!“ Ein fein-herber orientalischer Duft nach Bergamotte, Rose und Weihrauch breitet sich aus. Im Islam spielt der Glaube an das Schicksal eine große Rolle, aber davon spricht die hübsche junge Frau mit dem schwarzen Kopftuch nicht. „Fate“, Schicksal, ist die neueste Kreation der exklusiven Parfum-Manufaktur Amouage, die einst das teuerste Parfum der Welt herstellte. Vorher hat Amira mich durch die kleine Fabrik geführt und mich an an einigen der 120 natürlichen Rohstoffe, wie Tonkabohnen, Muskatnuss, Kardamom, Zedernholz, Jasmin und Weihrauch schnuppern lassen. Die Essenzen werden in Südfrankreich hergestellt, doch in Maskat werden die Destillate im richtigen Verhältnis gemischt, mit Ethanol vermengt und abgefüllt. Bis zu 2000 Flaschen können bei Großaufträgen pro Tag geliefert werden. Heute ist wohl nicht so ein Tag, denn die etwa zwei Dutzend Arbeiterinnen hinter einer Glasscheibe prüfen ganz in Ruhe jeden einzelnen Flacon, kleben per Hand das Logo auf und winken mir für ein Foto freundlich zu.

Amira in der Parfum-Manufaktur Amouage
Amira verkauft teure exotische Parfums
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Luxus-Parfum-Manufaktur Amouage in Maskat

Maskat, die Hauptstadt des Sultanats Oman auf der Arabischen Halbinsel, ist eine strahlend weiße Metropole zwischen schroffen Bergen und dem Golf von Oman, mit Häfen, Moscheen, Palästen, Bazaren und vielen Luxushotels. Obwohl die Hotelpreise in Oman zu den höchsten der Welt zählen, gibt es hier keine futuristischen Wolkenkratzer wie in Dubai, denn alle Gebäude haben sich der großen Moschee unterzuordnen, dürfen nicht höher in den Himmel wachsen als ihre Minarette. Verantwortlich für all das ist Sultan Qaboos bin Said. In 40 Jahren führte er das Land von der Nomadenkultur in die Moderne. Qaboos entmachtete seinen konservativen Vater und sorgt seitdem für Fortschritt und Reichtum. Andererseits versucht er als Landesvater auch, die alte Kultur der Seefahrer, Händler und Nomaden zu bewahren. Für Touristen ist es eine Art „Arabisch für Anfänger“, eine komfortable und sichere Einführung in die arabische Lebensart. Düfte sind ein wichtiger Bestandteil des Kulturerbes, eine nationale und royale Passion. Weihrauch, das Baumharz, das von den Römern mit Gold aufgewogen und schon in der Antike bis nach Indien und China verschifft wurde, machte das Land reich und wird noch heute in jedem Haushalt zum Räuchern genutzt. Wie eine Duftspur zieht es sich durch Geschichte und Gegenwart.

Hauptstadt Maskat: Flaniermeile am Hafen
Die Flaniermeile am Hafen der Hauptstadt Maskat
Altstadt von Maskat in den Hadschar-Bergen
Altstadt von Maskat in den Hadschar-Bergen

 

 

 

 

 

 

 


Parfum als Schicksal

In dieser Tradition entschied der Sultan 1983, dass Oman einen eigenen Luxusduft brauche und gründete Amouage. Geld spielte keine Rolle. So entstand als erstes „Gold“, ein schwerer orientalischer Duft des Pariser Parfumeurs Guy Robert mit Patchouli und Eichenmoos. In mit Edelsteinen besetzten Flacons aus vergoldetem Silber war es mit 6000 Euro das teuerste Parfum auf dem Markt. Inzwischen sind es zwölf Parfums, die sich allmählich dem internationalen Geschmack nähern und mit rund 200 Euro vergleichsweise erschwinglich sind. Seit 2008 ist der frühere Opernsänger Christopher Chong Kreativdirektor. Er versteht die Düfte als Persönlichkeiten, teils aus Opernstoffen entlehnt, die sich im Laufe der Jahre weiterentwickeln. Von „Jubilation“ zum 25jährigen Jubiläum des Hauses über „Honour“, komponiert in Gedanken an Madame Butterfly, bis zur vorerst letzten Kreation des Zyklus, die die Duft-Protagonisten mit Bergamotte, Narzisse, Rose und Safran in ihr “Schicksal” entlässt. Am Ende der Führung teste ich im Verkaufsraum seine olfaktorischen Visionen „Epic“, „Honour“, „Reflection“ und natürlich „Fate“, habe an jedem Finger einen anderen Duft, so dass ich bald nach Myrrhe und Weihrauch rieche wie die Heiligen Drei Könige.

Sultan-Qaboos-Moschee aus rotem Buntsandstein
Sultan-Qaboos-Moschee mit Swarowski-Ausstattung
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Nachtleben in Maskat

 

 

 

 

 

 

 

 

Ich verlasse die Duftspur, folge der Luxusspur des Sultans und stehe wenig später vor der Moschee, von eben diesem Sultan erbaut aus indischem rotem Buntsandstein. Kosten unbekannt, auch hier spielte Geld keine Rolle, denn der Sultan ist einer der zehn reichsten Royals der Welt. Ich habe mich vorbereitet, lange Hosen angezogen, die Arme bedeckt, ein Tuch für den Kopf mitgenommen und das Handy ausgeschaltet. Aber alles nützt nichts, der Sultan war schneller. Ich verpasse die prunkvolle Innendekoration, den 15 Meter hohen Swarovski-Kronleuchter und den 4000 Quadratmeter großen handgeknüpften Teppich, einen der größten der Erde, an dem 600 Frauen vier Jahre gearbeitet haben. Ich kann mir das imposante Bauwerk mit den fünf Minaretten, die für die Säulen des Islams stehen, nur von außen anschauen. Denn der Sultan hat Staatsgäste und will ihnen die Moschee zeigen. Für alle anderen ist sie damit geschlossen.

Royal Opera House: außen aus weißem Marmor
Royal Opera House: außen aus weißem Marmor,
Innen 1100 samtrote Sessel und hochmoderne Akustik
innen 1100 samtrote Sessel und hochmoderne Akustik.

 

Anna Netrebko, aber ohne Jeans

Im Royal Opera House habe ich mehr Glück. Die einzige Oper der Golfstaaten und eine von nur drei Opern in der arabischen Welt ist ein Musikpalast aus omanischem Marmor im modernen arabischen Stil, den der Sultan dem Volk für seine Erbauung und Bildung geschenkt hat. Nach der Sicherheitskontrolle mit Scannern wie am Flughafen lese ich an der Kasse die 16 Regeln für unerfahrene Operngäste: keine Jeans, nicht Pfeifen, Essen oder Reden. Der Innenraum mit 1100 samtroten Sesseln ist eine Mischung aus Plüsch und hochmoderner Akustik, mit der einzigen Opernorgel der Welt und natürlich einer Sultans-Loge. 80 Aufführungen gibt es im Jahr, neben Opern und Operetten auch Konzerte von arabischen Musikern und internationalen Stars. In der Saison 2016/17 sind dort Anna Netrebko, Placido Domingo und die Opéra de Monte-Carlo mit „Romeo und Julia“ zu Gast. Im Foyer mit großer Freitreppe, opulentem Stuck und Schnitzereien aus Teakholz treffe ich Besucherinnen im traditionellen schwarzen Gewand, der Abaya, natürlich umhüllt von feinsten Aromen. Düfte bestimmen jeden Tag in Oman, erfahre ich, kaum ein Omani würde unparfumiert das Haus verlassen. Männer tragen an der hemdartigen weißen Dishdasha eine Quaste, die in Parfum getaucht wird, Frauen kaufen regelmäßig Parfums auf dem Souk.

Souk im Stadtteil Mutrah
Souk in Maskats Stadtteil Mutrah
Weihrauch-Händler im Souk
Weihrauch-Händler im Souk

 

 

 

 

 

 

 

 


Der beste Weihrauch der Welt

Also strebe auch ich zum Mutrah Souk, dem bunten Bazar hinter der Flaniermeile am Hafen, in dem die millionenschwere Jacht des Sultans dümpelt, so groß wie ein kleines Kreuzfahrtschiff und damit eine der weltweit größten Privat-Jachten. Neben ihr liegt das ähnlich dimensionierte Versorgungsschiff mit Hubschrauberlandeplatz. In den schummrigen Gassen des Souks lasse ich mich ein auf die arabische Welt des Handelns und Feilschens, trinke im vollgestopften Teppichladen einen Minztee, stöbere zwischen historischen Krummdolchen, Silberschmuck und bunten Glaslampen, bestaune die bestickten Kappen und Schuhe und lasse mir zeigen, wie aus dem Massar genannten Kaschmirschal ein Turban gewickelt wird. Fast jede Auslage hat kleine Räucheröfchen, die einen harzigen Wohlgeruch verströmen, und bald lande ich in einem Lädchen, in dem es einzig darum geht. In den schmucklosen Regalen nur Tüten und Tiegel. Am Boden sitzt ein bärtiger Mann und sortiert Harzstückchen von Hand. „Das ist der Beste“, sagt Mohammed und hält einen Klumpen Weihrauch vor meine Nase. „Er ist aus den Dhofarbergen in Oman und fast weiß!“ Lange ringen wir um den besten Preis, immer wieder geht es hin und her, er klagt über hohe Einkaufspreise, ich über ein schmales Budget, dann einigen wir uns auf etwa ein Drittel des ursprünglichen Angebots und ich erstehe ein Säckchen des teuersten Duftstoffs der antiken Welt.

Dattelpalmengarten im Luxushotel The Chedi Muscat
Dattelpalmengarten im Luxushotel The Chedi Muscat
Der mit 103 Metern längste Pool der Arabischen Halbinsel
und der mit 103 Metern längste Pool der Arabischen Halbinsel

 

 

 

 

 

 

 

 

Am Abend ziehe ich mich ermüdet von Eindrücken in das The Chedi Muscat Hotel zurück, in dessen Lobby mich – natürlich – Weihrauchgeruch empfängt. Mit weißen Würfelhäusern in grünen Gärten und unter Dattel- nicht Kokospalmen wirkt es fast wie eine der Oasen im Hinterland, in den bis zu 3000 Meter aufragenden Hadschar-Bergen oder den endlosen Sandwüsten. Bei genauerem Hinsehen versteckt sich darin ein dezenter Luxus aus asiatischer Eleganz mit orientalischen Anklängen, sechs exquisiten Restaurants, dem längsten Pool der Arabischen Halbinsel und Betten unter Silberkuppeln. Ich plansche, lasse mich im Spa massieren, schlürfe herrliche Fruchtcocktails und schlendere durch die Anlage. Und bin froh, dass hier vom Sultan nichts zu spüren ist. Die Staatsgäste seiner Majestät nächtigen im orientalisch-üppigen Al Bustan Hotelpalast, den er extra für solche Anlässe erbauen ließ. Andere Promis könnte ich hier treffen, wie Wolfgang Joop, Georgio Armani oder die Opernstars, die sich von ihren Auftritten in der Royal Opera erholen. So spielte Andrea Bocelli hier schon mal auf dem Rasen mit seinen Kindern Fußball und José Carreras stimmte am Klavier einen Geburtstagssong für seinen Sohn an.

Reiseinfos:

Anreise: Oman Air fliegt mehrmals wöchentlich von Frankfurt und München in etwa sechs Stunden über Nacht nach Maskat, Hin- und Rückflug inkl. Gebühren ab 600 Euro, www.omanair.com. Mit Emirates oder KLM und einem Zwischenstopp ab 460 Euro, www.emirates.com, www.klm.com. Ab 1. Oktober 2016 legt FTI gemeinsam mit Eurowings Nonstop-Flüge ab dem Flughafen Köln-Bonn nach Salalah auf, www.fti.de.

Reisezeit: Im Sommer ist es in Oman mit 30-50°C sehr heiß, von Oktober bis März hingegen gibt es sehr angenehme Durchschnittstemperaturen von 25°C.

Übernachtung: Das traumhafte The Chedi Muscat ist ein elegant-leichtes Luxushotel im asiatisch-arabischen Stil am Strand, etwa 20 Minuten vom Zentrum Maskats, ein Ort zum Entspannen im exklusiven Spa, Schlemmen in sechs Toprestaurants und Schwimmen in drei Pools oder dem Meer, Doppelzimmer inkl. Frühstück, Minibar und Snacks ab 275 Euro inkl. Taxes, www.ghmhotels.com. Mitten in der Hauptstadt und nahe bei den Shoppingmalls liegt das Park Inn by Radisson Muscat mit Grillrestaurant, Rooftop Shisha-Bar und Swimmingpool auf dem Dach, Doppelzimmer mit Frühstück ab 200 Euro, www.parkinn.com. Sensationelle Luxuscamps und auf die Wünsche der Besucher zugeschnittene Outdoor-Abenteuer in den Wüsten, Bergen oder an den Stränden Omans mit eigenem Gourmetkoch veranstaltet Hud Hud Travels, Tagestour mit Übernachtung ab 735 Euro, www.hudhudtravels.com.

Essen und Trinken: Das The Beach Restaurant im Hotel The Chedi ist ein preisgekröntes Fisch- und Meeresfrüchterestaurant in schönem Ambiente direkt am Strand, das viele externe Feinschmecker anzieht, www.ghmhotels.com. Das Mumtaz Mahal ist das beste indische Restaurant mit schönem Blick über die Hauptstadt, edlem Ambiente und Mogulküche im futuristischen Bau, www.mumtazmahal.net. Ein romantisch-orientalisches Gartenrestaurant mit internationaler und omanischer Küche und Shishas in frischen Melonen und Ananas ist das Karjeen, www.kargeencaffe.com.

Shopping: Königliche Parfums gibt es in der Amouage Manufaktur, Frauen- und Herrendüfte von 170 bis 240 Euro, Bodylotion, Duschgel und Seife auch günstiger, www.amouage.com, im deutschsprachigen Raum z. B. bei Ludwig Beck, München, Alsterhaus, Hamburg, Kadewe, Berlin, Le Parfum, Wien, Jelmoli, Zürich, Bongenie, Genf. Weitere Verkaufsstellen können bei office@albrecht-dill.de erfragt werden. An das Opernhaus schließt sich die Opera Galleria an mit exklusiven Designern und Luxusmarken, www.rohmuscat.org.om. Die größte Shopping Mall Markaz Al Bahja Mall erstreckt sich über 35.000 Quadratmeter und beherbergt internationale und omanische Geschäfte auf hohem Niveau, www.albahja.com. Die beste Adresse für typisch-arabische Souvenirs ist der Souk in Maskats Stadtteil Mutrah, für Kaschmirschals, Weihrauch, Silberschmuck und Teppiche.

Rundreisen: Diamir Erlebnisreisen bietet sieben verschiedene Oman-Reisen an, von der Kultur-, über die Wander- oder Trekking- zur Wüstenexpeditionsreise, auch in Verbindung mit einem Dubai-Aufenthalt, ab 1390 Euro, www.diamir.de.

Buchtipp: Das Dumont Reise-Handbuch Oman von Gerhard Heck bietet auf 360 Seiten ausführliche Informationen, Fotos und Karten für eine perfekte Reisevorbereitung und -begleitung, erschienen 2015 in dritter Auflage im Dumont Reiseverlag.

Kontakt und Infos zur Autorin unter www.helgard-below.de

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Hinweis: Dieser Beitrag wird regelmäßig von Mitgliedern der Reise-Stories Redaktion wie Heiner Sieger, Gerhard Fuhrmann und Jupp Suttner auf Richtigkeit und Vollständigkeit geprüft. Falls Sie Anmerkungen zu diesem Beitrag haben, kontaktieren Sie bitte direkt hier die Redaktion.

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