
Schade, schon wieder vorbei. Drei Tage lang wurden auf und rund um den Bozner Waltherplatz die Sinne der Besucher gefordert. Frischer Speck und deftige Kaminwurzen lockten auf den Musterplatz. Nicht weit entfernt durchzog auf dem Kornplatz der Duft von frischem Brot die Luft. Im Palais Campofranco zerfl0ss Vanillesoße satt über dem Apfelstrudel und in der Silbergasse dominierten frische Bergkräuter und Gewürze das Geschehen. Was Augen, Nase und Gaumen in Südtirol wahrnehmen, macht Lust auf mehr – der Appetit kommt schon beim Zuschauen. Unter dem Motto „Mit allen Sinnen genießen“ versammelten sich die 15 Südtiroler Qualitätsprodukte zum kulinarischen Gipfeltreffen in der Hauptstadt der italienischen Provinz Südtirol.
Sehen und Riechen, Schmecken und Fühlen, Anfassen und Kaufen wer Südtiroler Lebensmittel zu schätzen weiß, der war auf dem Südtiroler Genussfestival genau richtig. Hier ließen sich auf überschaubarem Raum zahlreiche Produkte an einem Nachmittag verkosten, nach denen man sonst lange suchen und anreisen muss.

Wie zum Beispiel das Original Ultner Bio-Brot und die Bio „Struzen“-Chips aus der Bäckerei Schwienbacher in St. Walburga im Ultental. Oder den traditionellen Latschenölprodukte der Familie Niederkoffer aus dem Pustertal. Oder den schmackhaften Bergapfelsaft vom Kandlwaalhof der Familie Luggin aus dem weltberühmten Laaser Marmordorf im Vinschgau. Oder die prämierten Fruchtbrände vom Fischerhof in Girlan. Oder den Bauernspeck vom Kofler Walter aus dem Ort mit dem Namen „Unsere Liebe Frau im“ Walde. Oder. Oder. Man schlenderte von Stand zu Stand, probierte hier ein wenig, nippte dort, plauderte mit den Erzeugern oder Genussbotschaftern wie Albin Thöni über Besonderheiten der Produkte und lernte viel Neues und Wissenswertes über Qualität und Ursprünglichkeit Südtiroler Produkte.
Von der Milchwiese bis zur Backstube
In fünf „Produktwelten“ vermittelten interaktive Informationsstände rund um den Waltherplatz, wie Südtiroler Qualitätsprodukte gewonnen und verarbeitet werden. Auf vier kleinen Bühnen zeigten Köche den Besuchern, wie sie diese Produkte in ein passendes Gericht für „Brunch“, „Lunch“, „Sweet Break“ und dem in Italien üblichen „Aperitivo“ verwandeln können.

Die Besucher konnten Köchen und Bäckern über die Schulter schauen, lernen die Vielfältigkeit der Südtiroler Produkte kennen und nahmen einfallsreiche Rezepte mit nach Hause. Beim Sektfrühstück „Swinging Bubbles“ im Parkhotel Laurin servierten einheimische Sektproduzenten Kostproben aus ihrer kleinen, aber qualitativ hochwertigen Produktion an Schaumweinen, während die Südtiroler Wineparty im verwunschenen Garten des Hotels einen entspannten Ausklang bot. Bierliebhaber probierten sich auf dem „International Craft Beer Meeting“ im Schloss Maretsch mit durch die neuen Trendbiere und tauschten sich mit Experten über ihre große Leidenschaft und das Bierbrauen als Handwerk aus.
Ehrenamtliche Genussbotschafter wie Dr. Albin Thöni begleiteten die Gäste auf der kulinarischen Reise über die Genussmeile. Albin Thöni hattte vor einigen Jahren seinen Job als Chefarzt der Entbindungskation in der Klinik von Sterinz aufgegebe. Seine Visionen und Ideen zugunsten einer frauen- und familienfreundlichen (Wasser-)Geburtshilfe waren 20 Jahre lang richtungsweisend. Inzwischen hat er sich dem Genuss in Südtirol verschrieben und sich in einem neuen Lebensabschnitt zum Südtiroler Genussbotschafter ausbilden lassen. Ich habe ihn vor Ort zu seiner neuen Aufgabe befragt.

Wie wird man Südtiroler Genussbotschafter?
Albin Thoeni: Die Genussbotschafter leben in Südtirol. Sie sind persönliche Vermittler der Lebenswelt Südtirols durch persönliche Kundenansprache. Sie sollten gesellig und offen sein und aktiv auf Personen zu gehen und glaubwürdig und authentisch die Philosophie des “Genusslandes Südtirol” vertreten. Die Ausbildung zum Genussbotschafter dauert 16 Tage. Die Themen umfassen auch Nachhaltigkeit sowie integrierten und organisch-biologischen Anbau, etwa bei den Äpfeln. Man muss sich reinknien, aber es macht unheimlich Spaß.
Warum bist Du Genussbotschafter geworden?
Albin Thoeni: Es ist menschlich, Speisen nicht nur zu verschlingen, sondern zu genießen. Ich möchte anderen Menschen dazu anleiten, von der reinen Nahrungsaufnahme zum Genießen zu kommen und dabei gesünder zu leben. Das sage ich auch als Arzt, der 37 Jahre praktiziert hat. Ich möchte dabei helfen, unsere guten Südtiroler Produkte bekannter zu machen in der Welt. Nur was gesund und wertvoll ist, kann man auch von ganzem Herzen genießen.

Was sind Deine Aufgaben als Genussbotschafter?
Albin Thoeni: Das vordergründige Ziel ist das Image und die Bekanntheit der Südtiroler Qualitätsprodukte im In-und Ausland zu erhöhen. Dabei wird vorausgesetzt, dass ein Genussbotschafter über ein breites Wissen zu den Qualitätsprodukten, Land und Leute verfügt und imstande ist, die Kunden vom Genussland Südtirol zu begeistern und zu überraschen. Der Genussbotschafter soll dazu beitragen, dass Südtirol gleichzeitig als Urlaubsland und als Herkunftsland zahlreicher Qualitätsprodukte wahrgenommen und verstanden wird.
Was bedeutet Genuss für Dich?
Albin Thoeni: Die Erhöhung der Lebensqualität und Lebensfreude der Konsumenten steht für mich im Vordergrund. Da bietet Südtirol sehr viel. Südtirol ist ein Lebensgefühl.