Jamaika – die wilde Seite der Karibik

Jamaika … allein der Name lässt das Kopfkino anspringen. Die Insel ist mit ihren tiefgrünen Regenwäldern, rauschenden Wasserfällen und dem besonderen Jamaika Vibe voller Gegensätze – wild, lebendig und überraschend vielfältig.

Wenn man Michelle Rousseau fragt, was sie an Jamaika liebt, deutet sie hoch zum Himmel. „Die Elemente sind hier wild und ungestüm, und wir haben uns an diese Art der Unbeständigkeit angepasst.” Die Jamaikaner seien „locker und entspannt, aber auch energiegeladen, besonders in Konflikten. Wir leben eine tief verbundene und gefühlvolle Kultur, aber auch eine kontrastreiche Atmosphäre, die sich durch Mode, Kunst und Musik zieht.”

Entspanntes Strandleben – urbane Ecken und Kanten

Michelle Rousseau betreibt mit ihrer Schwester Suzanne ein kleines Restaurant in den Bergen über Saint Ann auf Jamaika: die „Two Sisters“. Mit wenigen Worten bringt sie die typischen „Jamaica Vibes” auf den Punkt. Es ist nicht nur die überraschend vielfältige Natur, sondern auch die besondere Stimmung, die die karibische Insel so faszinierend macht: Auf der einen Seite gibt es das entspannte Strandleben, auf der anderen Seite aber auch, wie Michelle sagt, „urbanen Charme mit Ecken und Kanten”. Das macht neugierig, diese Insel voller Kontraste zu entdecken.

Kristallklares Wasser, weißer Sand

Der ideale Auftakt für diese Entdeckungsreise ist Montego Bay. Condor fliegt die Stadt nonstop von Frankfurt aus an. Sie schmiegt sich an eine malerische Bucht, an der mit dem Doctor’s Cave Beach einer der berühmtesten Strände der Insel liegt. Dort kräuselt sich türkisblaues, kristallklares Wasser im weißen Sand – eine wunderbare Begrüßung. Das S Hotel, ein kleines All-inclusive-Boutique-Hotel mit Pool und direktem Zugang zu diesem Traumstrand, ist ideal für die erste Nacht: Bei der Ankunft empfängt uns ausgesprochen liebenswürdig Rezeptionistin Kayla, in der Lobby beeindrucken ausgewählte Kunstwerke und die Aussicht auf die Bucht ist fantastisch.

Doctor's Cave Beach lockt mit weißem Strand - Jamaika Reise
Sonne, Strand und der karibische Ozean: der Doctor’s Cave Beach in Montego

Hinter dem Urlaubsziel Jamaika verbirgt sich eine bewegte Geschichte. 1494 entdeckte Christopher Columbus die Insel und schwärmte von Bergen, die den Himmel zu berühren scheinen. Unter spanischer, später britischer Herrschaft wurden über 800.000 Menschen aus Afrika verschleppt, die auf Plantagen schuften mussten. Nach jahrzehntelangen Kämpfen wurde 1838 die Sklaverei abgeschafft, und Jamaika erlangte 1962 seine Unabhängigkeit.

Hier entstanden die 007-Romane

Doch die britische Prägung blieb bestehen, und es kam eine starke amerikanische Note hinzu. Bereits in den 1950er-Jahren war Jamaika ein beliebtes Reiseziel für US-Prominente. Der Filmstar Erol Flynn verliebte sich in die Insel. Harry Belafonte besaß dort eine Villa. Und der Brite Ian Fleming schrieb an der Golden-Eye-Bucht bei Ocho Rios seine James-Bond-Romane. 007 und die Insel, das ist eine enge Verbindung, die mit dem Dreh zum ersten James-Bond-Film „Dr. No” begann und Filmgeschichte schrieb.

Wilde Natur begegnet einem auf einer Jamaika Reise.
Die ungebändigte Kraft des karibischen Ozeans bei Port Mary (Bild: JTB)

Wie passend, dass wir uns als 007-Fans in Ocho Rios in der Nähe der Fleming-Villa aufhalten. Die Stadt liegt in einem Regenwald und hat traumhafte Strände. Wir schlafen in der Villa Frangipani auf dem Gelände von Prospect Estate umgeben von üppigem Grün. Beim White River Calypso Rafting östlich von Ocho Rios tauchen wir tief in die wilde Schönheit tropischer Natur ein.

Jamaika Hotels der Luxusklasse
Entspannung pur in der Villa Frangipani

Rafting mit „Captain” Marcus

Wie ein Gondoliere navigiert „Captain” Marcus das Bambusfloß mit einer langen Stange flussabwärts. Das türkisgrüne Wasser gurgelt, im Regenwald zwitschern die Vögel, und wilde Hunde schwimmen nebenher. Am Ufer bieten Bartender an ihren improvisierten Ständen Rumpunsch und frisches Kokoswasser an. Turbulent geht es über Stromschnellen – eine wilde Fahrt! „Don’t worry, ich bin seit elf Jahren Captain”, ruft Marcus lachend, als sich die Wasser glätten.

Nach dem Rafting-Abenteuer tut eine Stärkung not: Die jamaikanische Küche mit ihren afrikanischen, britischen und karibischen Einflüssen bietet dafür genau das Richtige. Jerk Chicken, scharf gewürztes Grillhähnchen, und Ackee & Saltfish, das Nationalgericht aus Ackee-Früchten und gesalzenem Kabeljau, bringen die Kräfte zurück. Und dazu ein Red Stripe, ein lokales Lagerbier, und die Welt ist in Ordnung.

Unterkünfte in allen Preisklassen

Naturabenteuer wie das Rafting verbindet man nicht unbedingt mit Jamaika. Die Insel ist für Reggae, Strandleben und Party, vor allem aber für die Vielzahl luxuriöser Unterkünfte internationaler Hotelketten bekannt. Diese prägen die Nordküste zwischen Montego Bay und Ocho Rios ebenso wie Jamaikas Ruf als teures Reiseziel. Es gibt auf der Insel aber auch zahlreiche kleinere Drei-Sterne-Hotels, Bed & Breakfasts und private Airbnb-Unterkünfte für den kleineren Geldbeutel – gezahlt mit US-Dollars.

Tourismus wichtigster Wirtschaftszweig

Kimar „Leggy” Ledgister, unser Fahrer (WhatsApp: +1 (876) 334-7057 /Instagram: shoreline_journeys) , ist ein gutes Beispiel dafür, wie wichtig die Urlauber für die Insel sind. Schon mit 16 ist er als Lastwagenfahrer über Jamaikas Straßen gebrettert. Zwei Jahrzehnte später hat er sich als Gästefahrer Mittel für ein gutes Leben erarbeitet. Am Treasure Beach im Süden Jamaikas vermieten er und seine Frau Tiffany ein kleines Ferienhaus, das sie auf dem Grundstück der Großeltern gebaut haben. „Unsere Gäste ernähren uns gut”, sagt Leggy stolz. Denn der Tourismus ist für die 2,8 Millionen Einwohner der wichtigste Wirtschaftszweig. Jährlich kommen etwa 4 Millionen Reisende nach Jamaika und tragen mit Ausgaben von rund 4,3 Milliarden Dollar zu etwa 30 Prozent des BIP bei. Direkt und indirekt vom Tourismus leben rund 530.000 Menschen.

Geejam – ikonischer Ort der Musikgeschichte

Auch das Geejam-Resort bei Port Antonio setzt auf Entspannung pur. Es hat sich unter Musikern aus aller Welt einen besonderen Ruf erarbeitet. Umhüllt von Regenwald liegt es an einem einsamen Traumstrand und steht für Jamaikas sogenannten Barefoot-Chic mit Flipflops und Bermudas. Neben dem Hotelbetrieb verfügt es über bestens ausgestattete Musikstudios. Amy Winehouse hat dort ihr Album „Back to Black“ eingespielt, auch Harry Styles, Dua Lipa und Katy Perry waren hier. Das Name-Dropping ließe sich endlos fortsetzen. Auf der Terrasse begegnen wir zufällig Steven Beaver, dem tiefenentspannten Miteigentümer des Resorts. „Wenn du hier nicht deine Muse findest, hast du ein Problem”, sagt der britische Musikproduzent im Plauderton. In einem Interview hat er einmal sein Lebensmotto verraten: Liebe geben. Liebe bekommen.

Blue Mountains wären eigene Reise wert

Beaver ist gerade auf dem Sprung in seine Wahlheimat Hongkong, während wir an die Südküste der Insel aufbrechen. Von Port Antonio aus geht es quer übers Land Richtung Kingston, vorbei an den spektakulären Blue Mountains. Allein diese wären eine eigene Reise wert. Der Blue Mountain Peak steht mit 2256 Höhe für einen der atemberaubendsten Sonnenaufgänge der Karibik.

Kingstons – rauer Charme in Bob Marleys Stadt

Urbaner Charme in Kingston - Jamaika kulturelles Abenteuer
Streetart prägt das Stadtzentrum von Kingston. Bild: JTB

Auch Kingston, die Stadt Bob Marleys, streifen wir nur am Rande. In einigen Vierteln herrscht ohnedies eine etwas rauere Stimmung. Denn abseits der touristischen Zentren zeigt sich immer wieder ein anderes Jamaika: ein Land, das von einfachen Lebensbedingungen, sichtbarer Armut und dem oft schwierigen Alltag vieler Menschen geprägt ist. Doch Jamaika gilt trotz einiger Probleme als sicheres Reiseziel. Wer aber in den Randbezirken der Städte auf eigene Faust zu Fuß oder mit einem Mietwagen unterwegs ist, sollte vorsichtig sein. Als Faustregel gibt: abgelegene Viertel und einsame Nebenstraßen meiden und möglichst bei Tageslicht am Ziel ankommen.

Von Bluefields aus die Südküste erkunden

Luxus pur - Luxusurlaub genießen auf einer Jamaika Reise
Feine Eleganz in den Bluefields Villas (Bild: Bluefields)

So steht die Sonne noch über dem Horizont, als wir nachmittags in den Bluefields Bay Villas & Suites ankommen. Von dort aus lässt sich die Südküste mit ihren kilometerlangen Stränden gut erkunden. Bei einem Cocktail erzählt der Eigentümer des Resorts, Houston Moncure, wie sich seine Eltern, beide US-Amerikaner, Anfang der 1980er-Jahre in Jamaika verliebten – und blieben. Bluefields war damals noch ein verarmtes Fischerdorf. Heute sind dort, auch dank des Hotels, Arbeitsplätze und ein bescheidener Wohlstand entstanden. Die im Jahr 2009 gegründete Familienstiftung fördert – auch mit Spenden der Hotelgäste – ökologische Projekte und Bildungsangebote für junge Menschen in der Region.

Rasta Vibe am Seven Miles Beach in Negril

Reggae Vibes - Jamaika Musikabenteuer
Feine vegetarische Küche gibt im Rastafari Café am Seven Miles Beach.

Entspannt geht es auch in Negril, unserer letzten Station, zu. Die an der Westküste Jamaikas gelegene Stadt verbindet auf besondere Weise Gestern und Heute: In den 1970er-Jahren zog das Fischerdorf Hippies und Aussteiger aus aller Welt an. Viele von ihnen lebten in einfachen Hütten am Seven Mile Beach und ließen sich im Reggae-Vibe treiben. Bis heute ist der Traumstrand ein touristisches Zentrum der Insel. Ein besonderer Genuss ist es, wenn man im Rockhouse absteigt: Das Hotel ist auf den Klippen von Negril erbaut, man steigt über Leitern ins türkisgrüne Meer und erlebt einen Traum-Sonnenuntergang.

Rockhouse hat Hippiecharme mit Jamaika Vibes
Die Klippen-Bungalows des Rockhouse

Das Herz an die Natur verloren

Barney in seinem Garten - Jamaika Natururlaub
Barney Scheubert in seinem Garten

Auch Bernd „Barney” Scheubert (Instagram: birdmaniac247) ist in Negril hängengeblieben. Der gebürtige Thüringer kam nach dem Mauerfall nach Jamaika und verlor sein Herz an die Natur. Mit „Barney’s Botanical Hummingbird Garden” hat er ein kleines Paradies geschaffen. Besucher führt er persönlich durch seinen liebevoll angelegten Garten. Meist ist dort der Gesang des Doctorbird-Kolibris zu hören, der aufgeregt flatternd Nektar aus Blüten saugt. Hier spürt man die Magie der Insel mit ihrer Mischung aus türkisblauem Wasser, üppiger Natur und einem unendlichen Gefühl von Freiheit.

Titelbild: Jamaica Tourist Board (JTB); Bilder: Constanze Mauermayer

Die Reise wurde vom Jamaica Tourist Board (www.visitjamaica.com) unterstützt.

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Constanze Mauermayer

Autor Kurzvorstellung:

Constanze liebt es, auf Reisen die Welt zu entdecken, Menschen zu treffen und Geschichten zu erzählen. Die Journalistin freut sich, ihre Erlebnisse auf den Reise-Stories zu teilen. Bei der Auswahl ihrer Ziele hält sie es mit der Schriftstellerin Susan Sontag, die einmal gesagt hat: „Ich war noch nicht überall, aber es steht auf meiner Liste."

Hinweis: Dieser Beitrag wird regelmäßig von Mitgliedern der Reise-Stories Redaktion wie Heiner Sieger, Gerhard Fuhrmann und Jupp Suttner auf Richtigkeit und Vollständigkeit geprüft. Falls Sie Anmerkungen zu diesem Beitrag haben, kontaktieren Sie bitte direkt hier die Redaktion.

Dieser Beitrag enthält möglicherweise Inhalte, die im Rahmen einer bezahlten Kooperation mit Marken, Hotels oder Partnern entstanden sind.

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