Die brasilianische Metropole Recife wird oft als das „Venedig Brasiliens“ bezeichnet. Die Hafenstadt liegt nur rund 7,5 Flugstunden vom europäischen Festland entfernt und blickt auf eine reiche Kolonialgeschichte zurück.
Recife, die Hauptstadt des Bundesstaates Pernambuco, erstreckt sich über mehrere Inseln und ist von Flüssen und Kanälen durchzogen, weshalb es “Venedig Brasiliens” genannt wird. Die beste Reisezeit ist zwischen September und März, wenn es wenig regnet und die Temperaturen angenehm warm sind. Hier sind die zehn wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Recife, das 1537 von portugiesischen Seefahrern gegründet wurde.
Top 1 – Rund um Marco Zero, Meilenstein der Stadtgründung
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Ein Spaziergang durch die Altstadt Recife Antigo beginnt am besten an der Praça do Marco Zero. Wer sich führen lassen möchte, trifft dort zu jeder Tageszeit Stadtführer wie Severino (Kosten: ca. 120 R$ für die dreistündige Tour). Marco Zero, der Meilenstein der Stadtgründung, ist umgeben von farbenfrohen Kolonialgebäuden und historischen Sehenswürdigkeiten wie der restaurierten Börse aus dem frühen 20. Jahrhundert und dem Malakoff-Turm. Dieser historische Turm war ursprünglich ein Observatorium und das Tor zum alten Hafen von Recife.
Von hier aus sind es nur wenige Schritte zum Paço do Frevo, einem Museum, das dem akrobatischen Karnevalstanz Frevo gewidmet ist. Für einen Imbiss empfiehlt sich neben den vielen kleinen Lokalen in Recife Antigo eines der Restaurants im Armazéns do Porto, einem Komplex aus restaurierten Lagerhäusern – zum Beispiel das Rock & Ribs: Hier werden superzarte gegrillte Rippchen mit eiskaltem Bier serviert.
Top 2 – Eine Straße voller Geschichte: die Rua do Bom Jesus
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Die Rua do Bom Jesus, die älteste Straße Recifes, ist nur wenige Schritte von Marco Zero entfernt. Das markanteste Bauwerk ist die Sinagoga Kahal Zur Israel, die erste Synagoge der Neuen Welt. Sie wurde 1636 während der holländischen Besetzung der Stadt von holländischen Juden erbaut. Zu sehen sind archäologische Ausgrabungen, der rekonstruierte Betsaal mit dem Toraschrein und eine Mikwe, die für Reinigungsrituale genutzt wurde. Außerdem gibt es viele Informationen zur Geschichte des Judentums in der Stadt. Eine weitere Sehenswürdigkeit in der Rua do Bom Jesus ist die Embaixada dos Bonecos Gigantes. Neymar, Pelé, Messi oder Michael Jackson: Ihnen begegnet man hier in Gestalt von riesigen Puppen, die bei den legendären Karnevalsumzügen durch die Stadt getragen werden.
Top 3 – Kunstgenuss im Skulpturenpark Francisco Brennand
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Vom Marco Zero aus geht es mit dem Boot (einfache Fahrt: 5 R$) hinüber zum Skulpturenpark von Francisco Brennand (1927-2019). Der Parque das Esculturas liegt auf dem Riff vor der Altstadt. Brennand wurde in Recife geboren, wo er auch lebte und arbeitete. Er gilt als einer der wichtigsten Künstler Brasiliens. Der Skulpturenpark wurde im Jahr 2000 anlässlich des 500-jährigen Jubiläums der Entdeckung Brasiliens durch die Portugiesen eröffnet.
Die 90 Skulpturen aus Stein oder Keramik zeigen Brennands unverwechselbaren Stil. Das Hauptwerk ist die „Coluna de Cristal“: Die Kristallsäule ragt 32 Meter in den Himmel und symbolisiert die Verschmelzung von Tradition und Moderne in der brasilianischen Kunst. Das Atelier Brennands liegt eine halbe Stunde westlich des Stadtzentrums und ist ebenfalls einen Besuch wert. Man erreicht es am besten mit einem Uber und sollte einen halben Tag einplanen.
Top 4 – Flanieren durch das Marktviertel São José
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Wer gut zu Fuß ist, kann gleich im Anschluss an den Rundgang durch Recife Antigo den Stadtteil São José auf der Ilha de Antônio erkunden. Dort befinden sich zahlreiche wichtige Denkmäler der Stadtgeschichte – darunter die spektakuläre Capella Dourada, die Goldene Kapelle. Ende des 17. Jahrhunderts erbaut ist sie das erste Gebäude Brasiliens, dessen Innenraum vollständig vergoldet war. Von dort geht es direkt zum Mercado São José, einem der traditionsreichsten Märkte Brasiliens. Er wurde 1875 eröffnet, seine Eisenkonstruktion wurde aus Frankreich importiert.
Rund um die Markthallen erstreckt sich ein Labyrinth von kleinen Geschäften und Ständen fliegender Händler. Es gibt kaum etwas, was man hier nicht kaufen kann: Fleisch, Meeresfrüchte und Gemüse, Kleidung, Medizin aus dem Dschungel, Amulette und Talismane, Statuen von Heiligen und anderen religiösen Figuren, die in Brasilien verehrt werden. Und an jeder Ecke warten gegrillte und geschmorte Köstlichkeiten – bom apetite!
Top 5 – Casa da Cultura: ein Haus mit belasteter Geschichte
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In der Nähe des Marktes befindet sich die Casa da Cultura. Das Kulturzentrum war früher ein Gefängnis, das 1973 geschlossen wurde. In vielen der 150 ehemaligen Zellen arbeiten heute regionale Kunsthandwerker. Über Holztreppen kann man die oberen Stockwerke erkunden und in die belastete Geschichte des Gebäudes eintauchen. Im 19. Jahrhundert war es das größte Gefängnis Brasiliens und das erste so genannte panoptische Radialgefängnis Südamerikas. Das bedeutet, dass durch seine kreuzförmige Architektur die maximale Überwachung der Gefangenen mit minimalem Aufwand möglich war. Während der brasilianischen Militärdiktatur (1964-1985) war es berüchtigt für Folter und Mord hinter seinen Mauern.
Top 6 – Lebensfreude beim Straßenkarneval
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Wenn sich zwei oder drei Brasilianer treffen, entsteht oft ganz spontan eine Party – Lebensfreude pur! Diese einzigartige Stimmung kann man in Recife Antigo hautnah erleben, wenn am Sonntagabend regelmäßig die Karnevals- und Musikgruppen zusammenkommen. Ab dem späten Nachmittag verwandeln sich die Straßen und Gassen rund um die Praça do Arsenal in ein buntes Spektakel mit einer elektrisierenden Atmosphäre.
Die Trommelrhythmen der Blocos de Carnaval tönen durch die Nacht. Tanzgruppen feilen an ihren Choreografien für den großen Auftritt. Alle singen, tanzen und musizieren, als wäre der Karneval bereits da. Und plötzlich juckt es einen selbst in den Beinen und man tanzt mit. Das bunte Treiben ist ein mitreißendes Erlebnis – ein Vorgeschmack auf den Karneval selbst, der 2025 vom 27. Februar bis 5. März stattfindet. Wer einen Abstecher nach Recife plant, sollte also unbedingt ab Oktober einen Sonntagabend für dieses einzigartige Pré-Carnaval einplanen. Es lohnt sich!
Top 7 – Relaxen in Boa Viagem
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Boa Viagem bedeutet „Gute Reise“ und ist der Name des Viertels mit der längsten und berühmtesten „Praia“ der Stadt: sieben Kilometer Sandstrand, gesäumt von Palmenalleen, Fischrestaurants, Bars und einer spektakulären Skyline. Boa Viagem ist der ideale Ort, um sich nach dem Sightseeing zu entspannen. Es gibt zahlreiche Hotels und Ferienwohnungen aller Kategorien (zum Beispiel das Apartment von Silvia, das nur wenige Meter vom Strand entfernt liegt). Teile des Strandes liegen im Schutz des vorgelagerten Riffs, so dass bei Ebbe natürliche, gut geschützte Pools entstehen. Bei Flut ist beim Baden Vorsicht geboten, da an einigen Abschnitten des Strandes das Riff zerstört wurde und Haiangriffe möglich sind.
Top 8 – Olinda
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Das Weltkulturerbe Olinda liegt so malerisch, dass man aufpassen muss, nicht zu sehr ins Schwärmen zu geraten über die vielleicht schönste Kolonialstadt Brasiliens. Ein Besuch lohnt sich vor allem im Februar während des berühmten Straßenkarnevals. Der Name leitet sich vom portugiesischen Ó linda ab – oh, wie schön – und das zu Recht. Der historische Stadtkern thront etwa 20 Kilometer nördlich von Recife auf einem Hügel.
Bei Sonnenuntergang hat man von hier aus, bei einem Caipi oder Bier in der Oficina do Sabor, einen fantastischen Blick auf den Atlantik und die Skyline der großen Schwester. Kirchen, Klöster, Paläste, Gärten und enge Gassen mit Kopfsteinpflaster: Olinda ist ein architektonisches Juwel voller barocker Meisterwerke und seit 1982 Weltkulturerbe. Bis 1827 war die „Schöne“ Hauptstadt von Pernambuco. Am besten erkundet man Olinda mit einem zertifizierten Stadtführer – zum Beispiel mit Júlio (Kosten: ca. 120 R$ für eine zweistündige Tour, Kontakt WhatsApp: +55 81 97115-7633).
Top 9 – Romantik pur auf dem Capibaribe
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Den Tag in Recife beschließt man am besten mit einer romantischen Bootsfahrt auf dem Fluss Capibaribe. Das Boot legt am Marco Zero ab. Mit einem flauschigen rosa Teppich ausgeschlagen und kitschig beleuchtet schippert es über den Fluss und die angrenzenden Kanäle, am Horizont glitzert die Skyline von Boa Viagem, während die Sonne gute Nacht sagt – Romantik pur. Ein laues Lüftchen und ein eiskaltes Bier: So schön kann das Leben sein.
Top 10 – Porto de Galinhas
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Bunte Fische, Seesterne und Meeresschildkröten: Porto de Galinhas ist ein Paradies zum Tauchen, Schnorcheln und Feiern. Der Ort liegt etwa 65 Kilometer südlich von Recife, mit einem Bus oder Uber gut erreichbar und bekannt für seine Postkartenmotive: Palmenhaine am endlosen weißen Sandstrand und türkisfarbenes, kristallklares Wasser. Bei Ebbe bilden sich am Korallenriff natürliche Pools. Zum Schnorcheln fährt man am besten mit einer Jangada, einem traditionellen Holzboot (Ausrüstung an Bord ausleihen).
In Porto de Galinhas beginnt die Party vormittags am Strand, wenn fliegende Händler Caipirinhas und Mojitos anbieten und dazu allerlei Leckereien servieren. Der Name des Ortes (Hühnerhafen) stammt aus der Zeit des Sklavenhandels. Nachdem dieser 1831 verboten worden war, schmuggelten Händler unter dem Deckmantel des Geflügelhandels weiterhin Menschen ins Land. Wenn es hieß „es sind neue Hühner im Hafen” („tem galinha nova no porto”), dann bedeutete das in Wirklichkeit, dass neue Sklaven angekommen waren.
Titelbild/alle Bilder: Hans Nagel