Keine Angst vor Linksverkehr: Autofahren in Japan

Wer in Japan ein Auto mieten möchte, muss seinen Führerschein ins Japanische übersetzen lassen. Japan fährt links; auf allen Straßen gibt es ein Tempolimit.

Japan lässt sich hervorragend mit der staatlichen Eisenbahn Japan Rail erkunden. Manche Gegenden sind aber so abgelegen und daher nur sehr zeitraubend mit Öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen, dass ein Auto die bessere Wahl ist. Bei unserer Reise ist das auf der Südinsel Kyushu der Fall. Um einen Wagen in Japan zu mieten, ist jedoch einiges zu beachten. Das Wichtigste: Seinen deutschen Führerschein muss man ins Japanische übersetzen lassen – und zwar am besten vor Reisebeginn. 

Mit dem Nissan Roox erkunden wir die Insel Kyushu. Fotos: Hans-Georg Nagel

Deutscher Internationaler Führerschein nicht akzeptiert

Wer seinen Führerschein in Deutschland, der Schweiz, Belgien, Frankreich, Italien oder Taiwan gemacht hat, kann nur mit einer beglaubigten Übersetzung ein Fahrzeug mieten. Der deutsche Internationale Führerschein wird in Japan nicht anerkannt. Für mich erledigt die Übersetzung unkompliziert das ADAC-Führerschein-Übersetzungsbüro. Die Kosten betragen 70 Euro. Nach knapp einer Woche liegt das Dokument bei mir im Briefkasten und lässt mich stauen: Kaum zu glauben, dass die Infos meines Führerscheins im Scheckkartenformat sich nun auf sechs A4-Seiten ausbreiten – Inhalte, die der Mitarbeitende der Mietwagenfirma in Japan ausführlich studiert, bevor er mir Mietvertrag und Autoschlüssel aushändigt. Gemietet habe ich den Wagen über Check 24 bei Nissan in Kumamoto gegenüber dem Hauptbahnhof.

Übersetzung kommt per Post

Die Übersetzung des Kartenführerscheins summiert sich auf sieben Seiten. Fotos: Constanze Mauermayer

Die Übersetzung lässt sich neben dem ADAC bei verschiedenen Anbietern auch per Post beauftragen. Der ADAC verlangt – am besten per Einschreiben – den Versand des Original-Führerschein an sein Übersetzungsbüro, um die Vorlage einer Fälschung auszuschließen. Die Übertragung ins Japanische liegt dann als DHL-Brief samt der Fahrerlaubnis spätestens nach zehn Tagen im Briefkasten. Gültig ist sie unbeschränkt entsprechend der Fahrerlaubnis.

Mehrere Anbieter für Übersetzungsservice

Einen offiziellen Übersetzungsservice bietet darüber hinaus auch der Japanspezialist Japan Experience an. Es reicht der Mailversand eines Führerschein-Scans, die Übersetzung dauert bis zu sechs Wochen. Bei der Japan Automobile Federation (JAF) und bei Driving Japan geht es deutlich schneller: Selbst wenn man bereits in Japan unterwegs ist und spontan ein Auto mieten möchte, bekommt man die Übersetzung binnen weniger Tage ins Hotel geliefert. Oder man druckt sie sich selbst in einem Konbini von 7 Eleven aus – einem der Alleskönner-Convenience-Stores, die in Japan unverzichtbar sind.

Keine Angst vor Linksverkehr

Mit der Führerschein-Übersetzung ist es aber nicht getan, wenn man sich in Japan hinters Steuer setzt. Im japanischen Straßenverkehr ticken die Uhren anders. Der Automobilclub JAF hat auf seiner englischsprachigen Website wichtige Verkehrsregeln zusammengestellt. Die bedeutendsten Unterschiede: Es gilt Linksverkehr. Auf Autobahnen liegt das Tempolimit strikt bei 100 km/h, auf Landstraßen bei 50 km/h und innerorts sind oft nur 30 km/h erlaubt. Das Stoppschild ist ein rotes, nach unten ausgerichtetes Dreieck. Und fast alle Ampeln sind liegend angebracht – mit der Leserichtung grün-gelb-rot von links nach rechts.

An die etwas anders gestalteten Verkehrsschilder gewöhnt man sich schnell. Fotos (von links): pexels-daddysky-20900119; pexels-tiennguyen-17689570

Langsamer Verkehr dank Tempolinks

Den im Vergleich zu deutschen Straßen deutlich langsameren Verkehrsfluss habe ich bei unserer Runde über die Südinsel Kyushu als sehr angenehm empfunden. So blieb immer ausreichend Zeit zur Orientierung. Dass wir uns nicht zurechtfinden, davor hatte ich selbst die meisten Bedenken, die sich als unbegründet erwiesen haben. Unseren Nissan Roox haben wir auf Kyushu in Kumamoto am Bahnhof übernommen. Von dort sind wir ins Inselinnere gefahren, um den beeindruckenden Mount-Aso-Nationalpark und die etwas abseitsgelegene Takachiho-Schlucht zu sehen.

Typische Verkehrsschilder; Screenshot

Beschilderung japanisch und englisch

Keine Sorge, selbst abgelegene Orte waren in Englisch ausgeschildert. Und mit dem Navi im Mietwagen und auf Google Maps haben wir selbst entfernte Ziele problemlos erreicht. Einzig die mehrspurigen Straßenkreuzungen mit vier, fünf oder sechs Abzweigungen in den Großstädten haben mich arg ins Schwitzen gebracht. Deshalb ein wichtiger Tipp: Einmal falsch halblinks oder links abgebogen, möglichst nicht rechtsherum zurückfahren, wie es unser Gehirn dank Rechtsverkehr gewohnt ist, sondern linksherum.

Filmtipp: „Drive My Car“ des japanischen Regisseurs Ryūsuke Hamaguchi – 2022 ausgezeichnet mit dem Oscar für den besten internationalen Film. Das Roadmovie, in dem ein roter Saab 900 in Hiroshima eine zentrale Rolle spielt, zeigt, wie sich Autofahren in Japan anfühlt. Das Drehbuch basiert auf Erzählungen des Erfolgsautors Haruki Murakami.

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Titelbild: pexels-sugar-jet-750021845-26731277

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Constanze Mauermayer

Autor Kurzvorstellung:

Constanze liebt es, auf Reisen die Welt zu entdecken, Menschen zu treffen und Geschichten zu erzählen. Die Journalistin freut sich, ihre Erlebnisse auf den Reise-Stories zu teilen. Bei der Auswahl ihrer Ziele hält sie es mit der Schriftstellerin Susan Sontag, die einmal gesagt hat: „Ich war noch nicht überall, aber es steht auf meiner Liste."

Hinweis: Dieser Beitrag wird regelmäßig von Mitgliedern der Reise-Stories Redaktion wie Heiner Sieger, Gerhard Fuhrmann und Jupp Suttner auf Richtigkeit und Vollständigkeit geprüft. Falls Sie Anmerkungen zu diesem Beitrag haben, kontaktieren Sie bitte direkt hier die Redaktion.

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