Heidelbeer-Schmarrn und Pistenspaß

ABGEFAHREN!
Die Ski-Reporter von Reise-Stories.de unterwegs im Schnee. Jede Woche wieder! Um aktuell zu schildern, wie es auf den Pisten in … gerade aussieht. Dieses Mal in Oberstdorf!

Neulich fragte mich ein Freund, ob ich schon mal zum Skifahren in Oberstdorf gewesen wäre? Er würde mir das empfehlen. Meine Antwort: „Ich war noch nie in Oberstdorf – weder im Sommer noch im Winter.“ „Solltest Du ändern“ und gab mir gleich Tipps für Skigebiet und Hotel mit auf den Weg. Gehört, getan – und fuhr Freitag nachmittag los. Der Routenplaner nannte zwei Stunden Fahrt – über Autobahn A 96 – Ausfahrt Jengen/Kaufbeuren (22) und dann auf der B12 und A7 Richtung Kempten und Oberstdorf. Da wollten wohl auch andere hin. Auf der B12 immer wieder Stop-and-Go – lag unter anderem auch am Schneefall, Wochenend-Urlaubern und Feierabend-Verkehr.

Foto/Copyright
Bergstation der Söllereckbahn mit Talabfahrt
Jennifer Tautz

Text:
Gerhard Fuhrmann

Nach 2 ¾ Stunden war ich am Ziel – dem Naturhotel Waldesruhe oberhalb von Oberstdorf (hotel-waldesruhe.de). Chef Aki Brutscher servierte noch schnell eine kalte Platte, erzählte dabei von dem „Kraftplatz“, auf dem sein 70-Betten-Haus steht und dass die deutschen Mannschaften der Nordisch Kombinierer und Skispringer (wegen Vierschanzen-Tournee) seit Jahren seine Stammgäste sind.

Ich bin aber nicht wegen Springen da – ich will Ski fahren. Laut „Vorrecherche“ gibt es in der Zweiländer-Region Oberstdorf-Kleinwalsertal (mit Österreich) die Areale Fellhorn/Kanzelwand, Nebelhorn, Walmendingerhorn, Ifen, Kleinwalsertal und Söllereck. „Deine Empfehlung?“ frage ich Aki und er meint, „dass man bei allen Bahnen außer Söllereck ganz früh auf den Beinen sein muss“. Grund: längere Anfahrtszeiten, Parkplatzprobleme und großer Pistenandrang. Zudem spielt auch das Wetter eine Rolle – aber die Voraussage verspricht Sonne. Am Morgen dann Enttäuschung: Grau in Grau. Beim Frühstück heißt es, dass die „Suppe“ nur von kurzer Dauer sein soll. Meine Entscheidung fällt für den Familienberg Söllereck.

Da ich nur einen Tag Zeit habe, ist eine kurze Anfahrt wichtig.

Nach zehn Autominuten (es fährt auch ein kostenloser Bus) – über Richtung Kleinwalsertal – ist der Parkplatz bei der Talstation erreicht. Ein paar Busse und (noch) wenig Autos. Und dazu blitzt noch die Sonne aus den Wolken. Jetzt muss es schnell gehen. Nach kurzen Fußmarsch vorbei an den Übungshängen der Skischule Oberstdorf (Sölli-Kinderland) und Aufstieg mit einem Transportband direkt zur Liftkasse. Die Tageskarte für Erwachsene kostet 29,50 €, Kinder zahlen 16,50 €. Dafür gibt es fünf Aufstiegshilfen und 14 Pistenkilometer. Das müsste für einen Tag reichen.

Da die 6er-Gondel der Söllereckbahn die zentrale Einstiegsstelle ist, kann es zu Wartezeiten kommen. Jetzt gerade nicht  – nach zehn Minuten verlasse ich die Bergstation auf 1358 Meter. „Wenn Du oben bist, fahre gleich die beiden roten Höllwies-Pisten“ empfiehlt mir Aki beim Abschied. Auf einem breiten Hang ziehe ich meine ersten Schwünge und starte dann in die rote Höllwies (5). Vor mir und hinter mir niemand, der Schnee bestens präpariert und so genieße ich die Fahrt mitten durch den Wald. Es ist breit, immer wieder steilere Passagen und einige Kurven, mal ein kurzes Flachstück und schon taucht der Einstieg zum Höllwieslift auf. Der schleppt die wenigen Brettlfans zwei Kilometer (!) nach oben. Die Sonne scheint, der Schnee glitzert beidseits von verschneiten Bäumen. Bis jetzt ein Traum. Auf der parallel verlaufenden Piste (rote 5) bin ich überraschender Weise am Anfang alleine. Wie auch auf der vorherigen (6) macht es richtig Spaß, den Ski laufen zu lassen. Die beiden Abfahrten sind für den Anfang ideal – wenig frequentiert und von der Schwierigkeit trotzdem fordernd. Weil der Spaßfaktor so hoch ist, sind die beiden Höllwies-Strecken noch zweimal dran. Zum Schluss fahre ich von oben bis unten durch – ein tolles Gefühl.

Jetzt will ich aber noch was anderes kennen lernen. Dazu muss ich leider mit dem Schlepper nochmals hoch und dann über die blaue Talabfahrt (1) runter zur Sölleckbahn-Talstation. Das Strecken-Layout sehr breit, nicht schwer – zum Kreuz-und-quer-Carven bestens geeignet. Trotzdem immer Vorsicht, denn hie und da sind Anfänger unterwegs. Für die ist diese Abfahrt auf jeden Fall empfehlenswert. Mir hat es gefallen. Deshalb noch eine Bergfahrt mit Söllereckbahn, dann ein Blick zu den Kids im Fun-Park und gleich abwärts auf der Talabfahrt (1). Kurz darauf rechts ab in die blaue 8, eine enge, leicht kurvige Piste durch ein Waldstück. Die mündet danach wieder in die Abfahrt (1) Richtung Talstation. Dort wieder kaum Leute  – sind wohl alle in den Hütten. Da will ich auch hin. „Du musst unbedingt einen Heidelbeer-Schmarrn im Berghaus am Söller essen“ war ein Tipp von Aki.

Nach dem Ausstieg der Söllereckbahn führt eine kurze rote Piste (2) zum Schrattenwanglift. Nach 650 Meter Schlepperfahrt fahre ich links über einen breiten, steilen Hang direkt vor das Berghaus (www.berghaus-am-soeller.de). In diesem Moment schiebt sich eine größere Nebelbank vor die Sonne. Gleich wird es ungemütlich kalt und deshalb rein ins Warme. Drinnen geht es hoch her. Groß und klein – weil beliebtes Familien-Skirevier –  bevölkern die getrennten Gasträume. Gleich wird der ersehnte Heidelbeer-Schmarrn (10 €) bestellt. Süßspeisen-Fans fühlen sich bei der Speisekarte trotz der Qual der Wahl wie im Paradies. Doch es gibt auch handfeste Gerichte (z. B. Erbseneintopf für 8,50 €). Schon wird der Schmarrn serviert – und lappt beidseits fast vom Teller. Mittendrin Beeren satt und dazu noch Vanilleeis. „Aki, danke für die Empfehlung.“

Draußen ist der Nebel weg und die Pisten warten. Von der Terrasse ein traumhafter Blick auf Fellhorn, Kanzelwand und Hohen Ifen. Tipp: Sollte es mal im Berghaus am Söller eng werden, bieten gleich in der Nähe noch das Berghaus Schönblick und die Alpe Schrattenwang ebenfalls Rast und Verpflegung. Nach Studium des Liftplanes fehlt mir nur noch eine Abfahrt: die blaue Ochsenhöfle (4). Zu der fahre ich an der Söllereck-Bergstation vorbei und habe dann die Wahl zwischen zwei Varianten: zum einen eine breite, einfache oder eine kurvige, enge Route durch einen Wald. Auf letzterer sind nur wenige Skifahrer unterwegs. Deshalb mit Speed abwärts zum Einstieg des Ochsenhöflelift. Nach 340 Meter endet der Schlepper und die andere Variante (4) steht an. Da geht es langsamer, weil einige Anfänger die ganze Piste beanspruchen und ich immer wieder rechts und links die Lücken ausnützen muss.

Ein Blick auf die Uhr – und mir wird bewusst, dass der Skitag dem Ende naht und die Rückfahrt nach München ansteht. Über Ochsenhöfle- und Schrattenwang-Lift erreiche ich wieder die Söllereck-Bergstation und genieße auf der Talabfahrt (1) nochmals Sonne, Schnee und Schwünge und erreiche unten mit viel Schwung direkt den Parkplatz. Besser und leichter kann ein Skitag nicht enden. Fazit: Habe mir vorgenommen, für das eine oder andere Ziel des 2-Länder-Skigebiet von Oberstdorf-Kleinwalsertal mehr Zeit zu nehmen. Ideal dafür der Skipass Oberstdorf-Kleinwalsertal (2-Tage ab 63 € für Erwachsene und 28,50 € für Kinder) und dann auf 128 Pistenkilometern die Gegend kennen lernen.

gerhardfuhrmann@web.de

Region:
ski-oberstdorf-kleinwalsertal.com

Skigebiet:
oberstdorf.de

Hotel:
hotel-waldesruhe.de

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Hinweis: Dieser Beitrag wird regelmäßig von Mitgliedern der Reise-Stories Redaktion wie Heiner Sieger, Gerhard Fuhrmann und Jupp Suttner auf Richtigkeit und Vollständigkeit geprüft. Falls Sie Anmerkungen zu diesem Beitrag haben, kontaktieren Sie bitte direkt hier die Redaktion.

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