Der 1622 Meter hohe Gipfel im Mangfallgebirge gilt als der „kleine Bruder“ vom Wendelstein und lockt mit grandioser Aussicht.
Es stimmt also doch, der Gipfel mit seinen steil abfallenden Nordwänden scheint ziemlich beliebt zu sein bei den Wanderfreunden aus der Münchner Region. Schlagartig hat sich die Menschenmenge um ein Vielfaches erhöht, als wir den Sattel von Osten heraufkommen, über das Gatter steigen und den stark frequentierten Weg, der von Fischbachau/Birkenstein über die Kesselalm aus der westlichen Seite heraufführt, jetzt weiter Richtung Hubertushütte gehen. Bisher waren wir so ziemlich alleine unterwegs und sind schon ein bisschen irritiert über diesen plötzlichen Wechsel von der alpinen Bergeinsamkeit hinein in eine Ansammlung mehrerer Wandergruppen, die jetzt mit uns auf dem felsigen Steig hinaufströmen. Aber verständlich, wer das Glück und die Zeit hat, einen schönen, sonnigen Tag für einen Bergausflug zu nutzen, findet am Breitenstein ein wirklich lohnendes Ziel und kann oben die grandiose Aussicht auf das oberbayerische Voralpenland und eine beeindruckende Gipfelschau auf Wendelstein, das Rotwandgebirge und bei guter Fernsicht bis in die Zentralalpen mit Großglockner und Großvenediger genießen.
Im Gegensatz zu seinem großen Bruder, dem Wendelstein, wo die Zahnrad- oder Seilbahn als Auf- oder Abstiegshilfe zur Verfügung steht, muss man den Weg auf den 1622 Meter hohen Breitenstein im westlichen Mangfallgebirge ganz aus eigener Kraft angehen. Wir wollen auch auf die motorisierte Anfahrt verzichten und schwingen uns gleich zuhause auf die Mountainbikes. Eine Bike- und Hike-Tour auf einen Gipfel, der bisher noch gefehlt hat im persönlichen Gipfelbuch und jetzt endlich einmal erkundet werden soll. Lockeres Einrollen von Brannenburg über die schönen Radwege nach Großholzhausen, Kleinholzhausen und über die weiten Felder in Richtung Bad Feilnbach, wo sich der Gipfel auf der rechten Seite bereits zeigt. Wir biegen vor Bad Feilnbach ab Richtung Derndorf, überqueren die Aiblinger Straße und radeln den idyllischen Mühlweg entlang direkt hinüber zum Jenbach, wo der breite Weg ins Jenbachtal und die Höhenmeter hinauf zur Wirtsalm beginnen und mit ihnen der Schweiß zu strömen. Vorbei am oberen Wanderparkplatz, vorbei an der Wirtsalm, vorbei an der Aiblinger Hütte, immer den Schildern Richtung Breitenberg folgend. Wir überqueren eine Brücke und merken nach den ersten Versuchen, dass wir auf diesem Schotter mit den Bikes nicht mehr weiterkommen und verstecken sie ein wenig abseits im Wald. Raus aus den Radlschuhen, rein in die bequemeren, leichten Bergschuhe, die wir im Rucksack dabei haben und weiter geht es zu Fuß, was sich für die eingeradelte Muskulatur erst einmal als ungewohnt erweist.
Kein Mensch außer uns unterwegs hier und wir folgen dem breiten Weg, der uns aber irgendwann suspekt vorkommt. Das Gefühl sagt uns, dass wir bereits zu weit südlich sein müssen. Wir sind uns aber ziemlich sicher, kein Schild übersehen zu haben. Der Blick auf die Karte bestätigt es, dass wir falsch sind. Also wieder zurück, wo wir nach einigen Hundert Metern doch ein kleines Schild entdecken. Ein kleiner, am Einstieg kaum erkennbarer Steig führt von hier durch den Wald rechts hinauf Richtung Breitenstein. Ein sehr schöner, naturbelassener Weg, wie sich zeigt, der bis unter die ersten steilen Felswände unterhalb des Gipfels auf südlicher Seite reicht. Von dort geht es weiter in steilen Serpentinen den Kessel hinauf bis zum Gatter, das die einsame Bergidylle im östlichen Aufstieg vom viel begangenen, besagten Westaufstieg trennt.
Nach kurzer Rast entfliehen wir den anderen Gipfelstürmern sowie den sehr lästigen Massen an Schwebfliegen oben und steigen wieder ab zu unseren Bikes. Extrem glücklich, den weiteren, langen Abstieg nicht mühsam zu Fuß hinunter gehen zu müssen, lassen wir die Bikes rollen und uns den Fahrtwind ins Gesicht blasen. Wir kehren ein in der Wirtsalm, wo wir die Sonne auf der Terrasse samt ausgiebiger Brotzeit genießen und radeln dann auf dem Heimweg nach Brannenburg gemütlich das angesammelte Laktat wieder aus den müden Beinen.
Anfahrt: A8 München-Salzburg – Ausfahrt Bad Aibling – Bad Feilnbach. In Bad Feilnbach nach rechts abbiegen und nach der Brücke links in die Wendelsteinstraße bis zur Mautstelle. Dort parken oder noch bis hinauf zum Wanderparkplatz Jenbachtal.
Anspruch: mittel
Fahr-/Gehzeit: ca. 3 Stunden Bike&Hike von Brannenburg bis zum Gipfel
Ausgangspunkt/Parkplatz: Brannenburg (Parkmöglichkeit am Friedhof) oder auch direkt in Bad Feilnbach (siehe Anfahrt)
Höhendifferenz: 1187 Meter
Einkehrmöglichkeit: Wirtsalm (890m, Tel. 08066/431), Hubertushütte (1542m)