Der kleine Ort Carlingford im irischen County Louth mit seinen rund 1400 Einwohnern liegt an den Ufern des Carlingford Lough zwischen Dublin und Belfast. Es wird von der imposanten Schlossruine des King John‘s Castle beherrscht, das auf einem Felsen über dem Hafen thront.
Irland und Nordirland werden durch ein einzigartiges Naturschutzgebiet verbunden, den Carlingford Lough: Geologisch besonders und kulturhistorisch bedeutend. »So I’ll sing farewell to Carlingford and farewell to Greenore« sang schon 2007 Tommy Makem von der Band »The Dubliners«. Dabei fällt der Abschied durchaus schwer, auch wenn das charmante Carlingford auf den ersten Blick wie ein verträumtes Nest im Niemandsland wirkt. Dabei kann es zu Recht stolz sein auf eine große Geschichte: König Johann Ohneland, der Bruder von Richard Löwenherz, soll hier um 1210 die Magna Charta entworfen haben. In seinem ganzen Ensemble gehört der geschichtsträchtige Flecken zum mittelalterlichen Kulturerbe Irlands. In einem Gewirr von Gässchen pulsiert das heutige Leben in hübschen Pubs und Lokalen.
Fisch vom Feinsten
Er ist einer von drei großen irischen Gletscherfjorden und ein einzigartiges Naturschutzgebiet: Carlingford Lough, im Nordosten der grünen Insel direkt auf der Grenze zwischen der Republik Irland und Nordirland gelegen. Die mächtige Flussmündung des Newry River ist ein eine wahrhaft vielseitige Gegend zwischen Belfast im Norden und Dublin im Süden, es verbindet die Grafschaften Down im Norden und Louth in der Republik. Das Sumpfgebiet rund um die Trichtermündung ist ein 830 Hektar großes Ramsar-Gebiet, klassifiziert nach der Internationalen Konvention von Ramsar und somit ein bedeutendes Brutrevier für viele Vogelarten. Das südliche Gebiet zwischen Omeath und Carlingford in Irlands historischem Osten ist nicht nur von geologischer Bedeutung, sondern auch reich an Kulturerbe. Und der »Sea Louth Scenic Seafood Trail« steuert großräumig die kulinarisch besten Stationen in County Louth an. Mehr als 70 Kilometer führt er entlang des Ufers zu den feinsten Fischlokalen. Die kleinen Straßen sind weniger befahren und führen zu den traditionsreichen Produzenten lokaler Fischgerichte und den verbliebenen, familiengeführten Fischereibetrieben, die hier noch ihren Fang anlanden und die lokalen Fischrestaurants fangfrisch beliefern. Auch der »Sea Louth Passport« führt zu 14 landschaftlich schönen Aussichtspunkten an der Küste. Und wer einmal kurz nach Nordirland wechseln will, um die Mourne Mountains zu besuchen, nimmt die Carlingford Lough Ferry und gelangt in zehn Minuten bequem auf die andere Seite, grandiose Aussichten auf Irland und Nordirland vom Wasser aus und zeitgleich. Man braucht nur den Kopf zu drehen.
Wandern und Radeln am Lough
Über eine Distanz von rund sieben Kilometern folgt der »Carlingford Lough Greenway« der alten Eisenbahntrasse zwischen Carlingford Marina und Omeath, ein Teilstück der ehemaligen Bahnverbindung zwischen Dublin und Belfast. Der östlichste Greenway Irlands windet sich in weiten Bögen am Ufer des Sees durch das stille Naturschutzgebiet. Der idyllische Pfad ist ideal, um die ruhige Landschaft am See zu erkunden. Besucher nutzen ihn zu Fuß oder mit dem Fahrrad für einen kurzen Ausflug oder eine Fahrradtour. Die Aussichten sind großartig: In der Ferne ragen die Höhen des Slieve Foye Mountain und der Mourne Mountains über der Trichtermündung auf. Und wer dann hungrig und durstig ist, geht zu »Ma Bakers«, ein traditioneller, familiengeführter Pub in Carlingford, in dem sich Einheimische und Gäste gleichermaßen wohl fühlen.
Berge und Trockensteinmauern
Die Mourne Mountains erstrecken sich entlang der Küstenlinie des County Down in Nordirland. Von Belfast über Bangor bis zur Ards Peninsula bietet die »Mourne Coastal Route« wundervolle Aussichtspunkte auf die Irische See und die archaische Hügellandschaft landeinwärts. Über diese attraktive Landschaftsroute geht es durch charmante Badeorte und Küstenstädte die nordirische Ostküste entlang. Besondere Sehenswürdigkeiten an der »Mourne Coastal Route« sind Mount Stewart, ein großartiges neoklassizistisches Gebäude, und Castle Ward, das als »Winterfell« in einer beliebten Filmserie berühmt wurde. Und natürlich liegen auch majestätische Berge an der Strecke. Sie bieten Zugang in die wundervolle Natur der Mourne Mountains und Wanderwege zu ihren Gipfeln. Ihre großartige Natur und ein reiches kulturelles Erbe machen sie zu einer der schönsten Bergregionen der ganzen Insel. Zu ihren Twelve Peaks zählt Slieve Donard, der mit 849 Metern den höchsten Berg in Nordirland darstellt. Die Berge gehen oft über in ein weites Moorland, in Wälder, Felder und Farmland, um dann die Küste der Irischen See zu erreichen. Slieve Croob, immerhin 534 Meter hoch, liegt als höchster Berg im Hauptmassiv der Dromara Hills im Norden. Die ausgeschliffenen Konturen der Täler und Höhen weisen auf ihren eiszeitlichen Ursprung hin. Alte Bäume und Waldgebiete prägen den heutigen Mourne-Park wie auch den Tollymore-, Castlewellan- und Donard-Park. Die Steinmauern strukturieren die Landschaft bis hinunter an die Irische See.
Seltene Waldblumen und hohe Mauern
Ein sehr alter, 73 Hektar großer Wald wurde im Jahre 2022 nach 500 Jahren erstmals für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht: Im 212 Hektar großen Mourne Park, nahe dem ruhigen Fischerort Kilkeel im County Down gelegen, beheimatet eines der ältesten Waldgebiete der Insel Irland. Drei Wanderwege von unterschiedlicher Länge und Steigung wurden angelegt, um Besuchern die Möglichkeit zu bieten, dieses Gebiet zu erkunden. Der »Bluebell Walk« ist ein spannender wie entspannender Spaziergang über 1,6 Kilometer durch einen weiten Teil des alten Waldes. Der »Woodland Loop« schließt dagegen den jüngeren heimischen Wald über einen 2,8 Kilometer langen Kiesweg mit ein. Der längste Pfad ist der 4,5 Kilometer lange »Whitewater Trail«. Er folgt dem Flusslauf und einem alten Transportweg durch mächtige, ausgewachsene Buchenbestände. Im Mourne Park findet man darüber hinaus auch selten gewordene Blumen wie die Waldanemone, Foxgloves und Bluebells. Auch Otter, Baummarder und rote Eichhörnchen sind hier noch heimisch. In den Mourne Mountains kann man auch einen Grundkurs im Setzen von Trockenmauern absolvieren, denn der Mourne Granit wurde hier schon vor Jahrtausenden für Cottages, Ställe und Mauern verwendet.
Magischer Stausee
Am »Spelga Dam« gibt es eine Straße, die »The Magic Road« genannt wird, ein Hexenwerk oder eine optische Täuschung? Wer sein Auto auf der verwunschenen Straße am Spelga Dam in den zauberhaften Mourne Mountains in der Grafschaft Down stoppt und die Handbremse nicht anzieht, rollt verrückter Weise bergauf. Allen Gravitätsgesetzen zum Trotz geschieht das auch mit Wasser, Fußbällen und allem, was sich dreht. Auf Grund der Beschaffenheit der Umgebung und der speziellen Straßenführung ist das natürlich keine Fata Morgana, sondern lediglich eine optische Täuschung. Denn selbst rund um den faszinierenden Spelga Dam hat alles sein Unten und Oben, vier Himmelsrichtungen und einen Schwerpunkt in der Mitte, oder etwa doch nicht? Fest steht jedenfalls, dass der Stausee im Tal des River Bann erstmals 1894 errichtet wurde als Wasserreservoir für Belfast. Heute versorgt er Portadown und Banbridge.
Salz- und Süßwasser vereint
Die »Strangford and Lecale AONB« besitzt zwar einen etwas sperrigen Namen, das sollte aber niemanden davon abhalten, dieses wundervolle und seine dramatische Geschichte von der jüngsten Eiszeit bis in die Gegenwart zu entdecken. Von seiner Südseite um Downpatrick bis Scrabo Hill im Norden mit seinem berühmten Tower umschließt diese Gegend eine höchst wechselvolle maritime Landschaft. Das Gebiet folgt dem Verlauf der Küstenlinie und landeinwärts entlang des fast völlig umschlossenen Binnengewässers von Strangford Lough bis zum Quoile River. Südlich begrenzt es die historische Stadt Downpatrick und die Irische See. Killard Point, Cloghy Rocks und auch Dundrum Bay sind besonders geeignete Stellen, um Vögel und Robbenkolonien zu beobachten. Einen Sonntagsausflug von Belfast zum romantischen Strangford Lough, in dem sich in einer wilden Enge Süß- und das Salzwasser der Irischen See mischen, hat Van Morrison schon besungen. Faszinierend für Kanuten und Paddler ist auch der große Naturhafen des Strangford Lough in der Grafschaft Down. Man nähert sich ihr von der Irischen See durch eine knapp zehn Kilometer breite Meerenge und gelangt dann in ruhigeres Fahrwasser.
Kulinarik am See
Zwischen Bangor, Belfast und Ballinahynch gelegen, erstreckt sich hier eine der schönsten Regionen an der Ostküste Nordirlands, die immer noch zu den Geheimtipps zählt. Hier locken nicht nur Landschaft und Natur, sondern auch Food Producers und Fischrestaurants, Craft Breweries und Destillerien. So ist die Umrundung des mächtigen Strangford Lough also auch im kulinarischen Sinne ein Erlebnis. Der Einstieg in die Runde erfolgt wahlweise im Norden von Belfast kommend oder von Downpatrick aus im Süden. Dort geht es mit der Autofähre zwischen Strangford und Portaferry über die lang gestreckte Meeresenge. Im Osten des Sees erstreckt sich Ards Peninsula. Entlang der Meeresküste geht es vom südlichen Einstieg nach der kurzen Fährfahrt auf der A2 nach Portavogie. Das charmante Städtchen wurde im 16. Jahrhundert an einer geschützten Bucht, dem »Stablehole«, gegründet. Es hat zwei wunderbare Strände und blickt zurück auf eine große Vergangenheit als Fischereihafen. Heute ist es ein kulinarischer Hotspot für Liebhaber von Fischgerichten. Der Ort ist bekannt für frische Meeresfrüchte, besonders für seine Garnelen. Am Rande des Sees über die A20 oder entlang der Küste über die A2 geht es nordwärts nach Newtonards, seewärts entlang der goldenen Strände und Dünen der Irischen See. Beschauliche Sommerfrischen mit kleinen Pubs und Fischrestaurants reihen sich die Küste hinauf bis an die Belfast Bay. Im Westen des Sees ist Hillsborough Castle eine Besuchsoption, der nordirische Sitz der englischen Krone.
Audley´s Castle
Der Name »Down« stammt vom Irischen »An Dún« ab und bezeichnet eine Festung. Ihre Geschichte reicht weit zurück bis in die Steinzeit, wie zahlreiche Megalithanlagen bezeugen. Zu den Sehenswürdigkeiten gehören daher viele prähistorische Monumente, vor allem die für Irland typischen »Portal Tombs«, Gangräber mit einem mächtigen Dachstein. Aber auch Dolmen und Cairns, Wachtürme und Steinkreise wie der von Ballynoe oder Court Tombs belegen die frühe menschliche Besiedlung der Insel Irland. Ganz in der Nähe von Castle Ward gelegen, erreicht man den anglo-normannischen Turm »Audley´s Castle«, der im 17. Jahrhundert in den Besitz der Familie Audley gelangte, über kleine Pfade, die über eine hügelige Wiesenlandschaft führen. Dabei wird die Landschaft vielen vertraut vorkommen, wurden hier doch etliche Szenen für Game of Thrones gedreht.
ALLGEMEINE INFORMATIONEN
Anreise: Aus Deutschland wird Irland/Nordirland (Dublin, Cork, Kerry, Knock, Belfast) direkt angeflogen von Aer Lingus, Lufthansa, Ryanair und Eurowings. Reiseveranstalter und Fluggesellschaften bieten günstige Fly&Drive-Angebote an. Es bestehen direkte Fährverbindungen mit Irish Ferries, DFDS, Stena Line, Brittany Ferries von Cherbourg, Dünkirchen, Roscoff nach Rosslare, Cork und Dublin; über Großbritannien gibt es weitere unterschiedliche Routen.
Klima: Bedingt durch den Golfstrom herrscht das ganze Jahr hindurch ein mildes, ausgeglichenes Klima. Die Temperaturen steigen selten unter 0 oder über 25 Grad, Schnee und Frost kennt man auf der grünen Insel kaum.
Beste Reisezeit: April bis Oktober, wobei es im Juli und August häufiger regnen kann. Mai/Juni und Sept/Okt sind relativ beständig. Der Winter ist in Irland recht mild mit nur selten Temperaturen unter Null Grad Celsius.
Unterkünfte: Irland bietet alle denkbaren Unterkunftsmöglichkeiten für jedes Budget von Campingplätzen über Jugendherbergen, Privatpensionen (B&B), Herrenhäuser, Hotels bis zu 5 Sternen und luxuriösen Schlosshotels.
Aktivitäten: Wandern, Radfahren, Golfen (über 400 Plätze), Angeln, Reiten und Bootsurlaub gehören zu den beliebtesten Aktivitäten in Irland sowie kulturelle Ausflüge und Besuche von Gärten, die wegen ihrer üppigen und exotischen Flora sehenswert sind.
Attraktionen: Neben den weltberühmten Cliffs of Moher, dem Giant’s Causeway, dem Ring of Kerry und dem einzigartigen Burren bieten die beiden ausgeschilderten Routen Wild Atlantic Way und Causeway Coastal Route auf einer Länge von 2.700 Kilometern eine atemberaubende Küstenlandschaft, die hinter jeder Kurve ein neues faszinierendes Panorama offenbart.
Flüsse: Mit einer Länge von insgesamt 750 Kilometern bilden Shannon und Erne verbunden durch einen Kanal Europas größtes touristisches Flusssystem.
Städte: Belfast und Dublin, die beiden Hauptstädte der Insel, faszinieren durch ihre Lebendigkeit und eine gelungene Kombination aus Moderne und Tradition.
Festivals: Die Iren feiern für ihr Leben gern. Ganzjährig finden zahllose Feste und Events statt. Eine der besten Gelegenheiten, Menschen ganz unkompliziert kennenzulernen.
www.ireland.com und www.tourismni.com
Explore Carlingford & Cooley Peninsula, Carlingford Tourist Office, Tel. +353-429373650, carlingford.ie
Ma Bakers Pub, Carlingford, Tel. +353-874493654, www.mabakershenandstag.com
Mourne Mountains & Ring of Gullion, Tel. +44-3301374046, www.visitmournemountains.co.uk
Strangford Lough & Lecale Partnership, Downpatrick, Tel +44-03301374045,
Neary Nogs Chocolate,Kilkeel, www.nearynogs.com
Green Holiday Cottages, Kilkeel, https://greenholidaycottages.com/promotions/
The Avoca Hotel, Newcastle, www.avocahotel.com
Blue Bell Lane, Mullaghbawn, Newry, https://bluebell-lane.com/
Killowen Distillery, www.killowendistillery.com
Graphite Restaurant, Newcastle, www.graphitenewcastle.com
Percy French Restaurant, Newcastle, www.thepercyfrench.com/
BUCHTIPP
„Secret Places Irland“, Bruckmann Verlag, € 32,99 – ISBN 978-3-7343-2753-7,