Zum Hotpot in den Isaan – oder nach München
Text und Fotos: Thomas Schreyer
Der Chef persönlich begrüßt seine Gäste. Sie finden sich mittags ein, noch mehr jedoch am Abend, wenn live Musik gespielt wird. An jedem Tisch steht ein Gaskocher für die Essenszubereitung. Mitten im Isaan, dem nördlichen, größten Landkreis Thailands, unterhält Ammart Sraphong, kurz “Matt”, ein Spezialitätenrestaurant, dessen Markenzeichen der “Hotpot” ist, wie der heiße Topf genannt wird, der auf thailändisch eigentlich Jaewhorn gesprochen wird. Doch die englische Kurzbezeichnung etabliert sich mittlerweile auch unter den Einheimischen. Und der Name des Restaurants enthält ebenso die Bezeichnung Hotpot: Jaewhorn Thakhonyang.
Das Restaurant steht in Maha Sarakham, einem kleinen Städtchen, das praktisch noch keinen Tourismus kennt, aber immerhin die meisten Studenten in Th ailand beherbergt: 200.000. Die Quote der Auslandsstudenten liegt bei einem Prozent. Die meisten Menschen in Maha Sarakham kennen das Jaewhorn Th akhonyang, ob Student oder Unternehmer, jung oder alt.
Vergleichbar mag der Hotpot sein mit einem Fondue, einer Brühe, die ständig kocht, mit verschiedenem Gemüse bereichert wird und mit dünnen Fleischscheiben, die dann herausgefischt werden und auf dem eigenen Teller landen. Das Besondere ist aber die Brühe selbst, inzwischen sogar international patentiert in Zusammensetzung, Name, Schriftzug und im Zusammenhang mit Hotpot. Mehr als ein Dutzend Gewürze sind enthalten, die allem, was darin gekocht wird, einen einzigartigen und sehr intensiven Geschmack verleiht.
Die Ursprünge des Hotpots gehen bereits auf Matts Schwiegereltern zurück, die den Menschen auf der Straße ein hochwertiges Essen angeboten haben. Matt probierte und verfeinerte. Das dauerte immerhin acht Monate, ehe das finale Rezept stand. Der Andrang auf den Hotpot nahm ständig zu und Matt gründete eine Exportfirma. Heute gehen pro Tag 3000 Tüten mit dem Konzentrat in 17 Länder.
Etliche Großstädte Deutschlands werden ebenso beliefert, wie z.B. München. Hotpot, sozusagen, in dreifacher Ausfertigung: vom Straßenstand, im Restaurant und als Exportschlager.
Das Original ist so scharf, dass es einem Durchschnittseuropäer den Schweiß aus den letzten Poren treibt. Aber keine Angst: der Export-Jaewhorn ist an Schärfe deutlich abgeschwächt. Das Original und die dazugehörige Atmosphäre findet man eben doch nur im Isaan. Von Bangkok aus kann man bis Khon Kaen fliegen, dann mit dem Bus eine Dreiviertelstunde in das Uni-Städtchen fahren und schließlich noch ein paar Minuten mit dem Taxi oder einem sonstigen lokalen Verkehrsmittel zum Jaewhorn Thakhonyang tuckeln, das übrigens fast einem Museum gleicht: viele Engels- und Tierfiguren zieren das Grundstück, ein altes Auto, Holzsitzbänke. Gäste können Karaokeräume mieten.
Übrigens: Der Chef, Matt, spricht perfekt Deutsch. Er hat sieben Jahre lang in Hamburg Ingenieurswesen studiert und ist auch heute noch für die staatliche Fluggesellschaft als Berater tätig. Doch Hauptberuf und Nebentätigkeit haben sich längst umgekehrt.