Vom Schatzberg nach Thierbach
„Es müssen nicht immer zwei Brettln sein“, meint Rainer Silberberger und empfiehlt das Singlemodell auf zwei Kufen. Sechs Jahre lang war der Rodel-Fan Bürgermeister der Wildschönau – jetzt hat er endlich wieder mehr Zeit für sein liebstes Wintervergnügen und gibt, als Besitzer des kleinesten 4 Sterne-Hotels Tirols, auch seinen Gästen gern manchen guten Tipp auf den Weg.
Manchmal kommt er persönlich auf eine Abfahrt mit und zeigt „wo es lang geht“. Rein mit dem Schlitten in die Gondel der Schatzbergbahn, rauf auf 1850 Meter zur Bergstation im Ski Juwel Alpbachtal Wildschönau – und los geht’s. Gebremst wird mit den Fußsohlen und nicht nur mit den Fersen, weil das viel effektiver und sicherer ist.
So richtig offiziell ist die Rodelstrecke von hier oben aus nicht – Vorsicht und Rücksicht ist gefragt im ersten kurzen Teilabschnitt der Strecke, wo man sich die Abfahrt mit Skifahrern teilt. Dann geht es über eine gut fünf Kilometer lange, breite Forststrasse zwischen Bäumen und Wäldern hinunter nach Thierbach, einem kleinen Dörfchen auf 1200 Metern, das viele als „die schönste Sackgasse der Welt“ bezeichnen.
Rainer Silberberger, der routinierte Rodler rät, die Schnur immer fest in der Hand zu behalten, damit sich das Gefährt, sollte man doch einmal stürzen, nicht selbständig macht.
Bei einem kleinen Zwischenstopp erzählt der Ex-Bürgermeister begeistert über seine Wildschönau – er weiß einfach alles über sie: 4200 Einwohner in vier Kirchdörfern, 7000
Gästebetten, 260 bewirtschaftete Bauernhöfe. Wobei im Örtchen Thierbach, dem Ziel der Rodeltour nur 160 Menschen leben – dafür etwa doppelt so viele Kühe!
Noch einige schnittige Kurven, dann öffnet sich der Blick auf das Berg-Idyll. Man fühlt sich fast in einen Luis Trenker-Film versetzt, beim Anblick der kleinen Kirche, dem winzigen Schulhaus und den wenigen Gehöften rundum. Zentrum ist der Sollererwirt mit der historischen Speckbacher- Stube, in der Andreas Hofer im Tiroler Freiheitskampf vor gut 200 Jahren das letzte Aufgebot gegen Napoleon und die Bayern zusammentrommeln ließ.
Noch heute hängt ein Bild von Hofers Adjutanten Speckbacher in der urigen Stube, in der der Kamin heimelige Wärme ausstrahlt. Von innen wärmt der hausgemachte Birnenglühwein der Wirtin – oder darf es doch ein „Krautinger“ sein? Riechen sollte man an dem Rübenschnaps besser nicht! Aber seit Kaiserin Maria Theresia der Wildschönau – und ausschließlich ihr – das Brennrecht für die weiße Stoppelrübe erteilte, schwören die Einheimischen auf ihren regionaltypischen Schnaps. Er ist das Allerheilmittel für oder gegen einfach alles. Und man erzählt sich, dass es Menschen gibt, die den Krautinger nach dem zweiten (oder dritten….) Stamperl tatsächlich richtig gerne mögen.
Nun, ins Tal geht es sowieso per Shuttle oder – nostalgisch – per Bummelbahn. Ein
Transportmittel, das an längst vergangene Zeiten erinnert und mit dem es gemächlich wieder zum Ausgangspunkt nach Auffach an der Talstation der Schatzbergbahn geht.
Für Romantiker unter den Schlittenfahrern ist die Route vom Schatzberg (Bergstation) hinunter nach Thierbach sicher ein besonderes Erlebnis.
Familien wählen lieber die mit dem „Tiroler Rodelbahn-Gütesiegel“ ausgezeichnete fünf Kilometer lange Rodelbahn „Auffach-Koglmoos“ von der Schatzberg-Mittelstation ins Tal.
Ganz Sportliche wagen vielleicht die sechs Kilometer lange Abfahrt Lanerköpfl in Niederau, die mit 14 Prozent Gefälle streckenweise sehr anspruchsvoll ist.
Tipps:
Eine Übernachtung in einer Wildschönauer Frühstückspension gibt es ab 30 Euro im
Doppelzimmer. Übernachtungsgäste bekommen die WildschönauCard kostenlos. Mit
ihr erhalten Urlauber eine Vielzahl an Inklusivleistungen, wie z.B. Fahrten mit dem
Skibus, Nightlinerbus, Eintritte in Museen und die Teilnahme am geführten Winter-
Wanderprogramm sowie weitere Vergünstigungen in der Wildschönau sowie im Umland.
Text und Bilder: Adelheid Wanninger
Foto ganz oben: Kirche Thierbach, Wildschönau Tourismus
Weitere Informationen:
Wildschönau Tourismus,
Tel. 0043/(0)5339 8255-0,
www.wildschoenau.com