Ein Esel ist das weithin bekannte Symboltier der Stadt Wesel. Im Wappen der Hansestadt wuseln allerdings drei Wiesel. Ob Esel oder Wiesel, die Hansestadt am Niederrhein hat mit dem wiedereröffneten Niederrheinmuseum eine neue Attraktion.

In Wesel ist der Esel zum Markenzeichen geworden, er ist überall im Stadtbild wie hier an der Zitadelle zu finden.
Den wenig schmeichelhaften Spruch „Wie heißt der Bürgermeister von Wesel? Esel.“ hat beinahe jeder schon einmal gehört, er wurde bereits im 19. Jahrhundert vom deutschen Heimatdichter und Volksliedforscher Anton Wilhelm von Zuccalmaglio, der sich selbst Wilhelm von Waldbrühl nannte, festgehalten. Auch im Niederländischen ist dieser Schmähruf bekannt: „Wie is de burgemeester van Wezel? Ezel.“

Transparenz zeichnet den Eingang zum Niederrheinmuseum in Wesel aus.
Hansestadt am Niederrhein
Ursprünglich wurde er auf Rheinschifffahrten gebraucht und bezog sich nicht auf die niederrheinische Stadt Wesel, sondern auf Oberwesel am Mittelrhein. Das stört heute keinen mehr, Wesel hat sich mit dem Esel angefreundet, vermarktet ihn als Symboltier, stellt ihn als lebensgroße Skulpturen aus, verleiht den jährlichen Eselsorden und feiert ein gut besuchtes Esel-Rock-Festival. Auf dem offiziellen Stadtwappen allerdings sind drei silberne Wiesel zu sehen, die erstmals im 14. Jahrhundert im Wappen auftauchten und bildhaft den Namen der Stadt transportieren: Wesel bedeutete im am Niederrhein gesprochenen Niederdeutschen „Wiesel“.

Der Willibrordi-Dom in Wesel ist eine spätgotische Basilika aus dem 16. Jahrhundert.
Und bereits 1269 zeigen das große Siegel der Stadt und das dazugehörige Rücksiegel je ein Wiesel. Ob man sich nun für den Esel oder das Wiesel als Sympathieträger entscheidet, ist nebensächlich, denn die Hansestadt Wesel hat auch ohne Tiersymbolik eine ganze Menge Attraktionen zu bieten. Und, das muss auch erwähnt werden, seit 2004 mit Ulrike Westkamp eine Bürgermeisterin. Ob das PPP-Stadtfest mit Pauken, Plunder und Promenade im August oder das große Historische Hansefest im Oktober, Feiern am Rhein wird in Wesel groß geschrieben. Beeindruckend ist auch vor allem der Willibrordi-Dom, eine spätgotische Basilika aus dem 16. Jahrhundert, die Befestigungsanlage Zitadelle aus dem 18. Jahrhundert, der Große Markt mit der spätgotisch-flämischen Rathausfassade, das beliebte Ausflugsziel Auesee vor den Toren der Stadt und die 2009 fertig gestellte Niederrheinbrücke mit der imposanten Stahlseilkonstruktion.

Kaiser Wilhelm I. bewacht liegend den Eingang zum Niederrheinmuseum in Wesel
Museum im Umbruch

Der erste Ausstellungsraum im Niederrheinmuseum erinnert gleich an das Wasser.
Seit Mitte Juli 2025 präsentiert auch das LVR-Niederrheinmuseum in Wesel seine Neukonzeption mit neuer Dauerausstellung und Geschichten rund um das Leben am Wasser. Von der Regionalgeschichte bis zur Weltgeschichte zeigt das LVR-Niederrheinmuseum Wesel seine Dauer- und Sonderausstellungen in der ehemaligen Festung, die als Zitadelle Wesel 1687 am Rheinufer auf Initiative der mit dem Kurfürsten von Brandenburg verbündeten Niederlande errichtet wurde. Der Stützpunkt war Nachschubbasis und Rückhalt für brandenburgisch-niederländische Operationen gegen den gemeinsamen Widersacher Frankreich. Der wehrhafte Charakter der Anlage ist noch heute spürbar und beeindruckend.

Kanone, Spere und andere Waffen erinnern an den 80-jährigen Krieg am Niederrhein.
Leben in der Grenzregion
Das Leben am Niederrhein wird grenzüberschreitend beleuchtet und bezieht die Niederlande mit ein. Wie eng die deutsche und niederländische Geschichte miteinander verknüpft ist – das zeigt das LVR-Niederrheinmuseum in Wesel besonders eindrucksvoll. Als Regionalmuseum widmet man sich natürlich zunächst der Geschichte des Niederrheins aus verschiedenen Perspektiven. Zentrales Erzähl- und Architekturelement in der Dauerausstellung ist der Rhein, der die erste Museumsetage als verbindende „Welle“ durchzieht. An diesen Strom knüpfen sich Geschichte und Geschichten der Region – es gibt darüber hinaus Bezüge zu übergeordneten Entwicklungen wie dem Buchdruck oder wissenschaftlichen Errungenschaften in Medizin und Naturkunde.

Das imposante Stundenbuch der Katharina von Kleve wurde 1440 geschaffen.
Aber auch der technologische Fortschritt zur klimaneutralen Logistik im Duisburger Hafen durch den Einsatz von Wasserstoff wird thematisiert. Durch diese enge Verzahnung zwischen dem Rhein als naturräumlichem Fundament und überregionalen Ereignissen als Bindeglied werden den Museumsbesuchern Dimensionen und Auswirkungen des menschlichen Handelns von der Mikro- zur Makroökonomie und umgekehrt erläutert.

Segelschiffsmodelle erinnern im Niederrheinmuseum an die Hansetradition der Stadt Wesel.
Grenzüberschreitende Entwicklung

In Wesel versprüht die Eisdiele in der Innenstadt immer gute Laune.
Zu den Themenschwerpunkten der Dauerausstellung gehören Humanismus und Reformation, Städte und Märkte, Kunst und Kirche, Fernhandel und Hanse, Absolutismus und Aufklärung, Nationalismus und Imperialismus, Industrialisierung und Massenanfertigungen, Zeitgeschichte und Zukunftsvisionen, Rohstoffe und Baustoffe, Europa mit Krisen und Konflikte, Biografien sowie Sprache und Bräuche. Als zweiten wichtigen Schwerpunkt greift die neukonzipierte Ausstellung grenzüberschreitende Entwicklungen und die Beziehungen zu den Niederlanden auf und setzt sich mit existentiellen Themen in Gesellschaft und menschlichem Dasein auseinander. So zum Beispiel mit den Themen persönliche und politische Freiheit, mit Brauchtum, Sprache, Tradition und Identität oder auch dem Karneval. Dadurch entsteht ein lebendiges Bild des Niederrheins und der Hansestadt Wesel als Beispiele für die kulturelle und dynamische Entwicklung Europas in einer Grenzregion. Ob man nun den gemütlichen Esel oder das flinke Wiesel bevorzugt, die Stadt Wesel ist auf jeden Fall einen Besuch wert.

Auch die Binnenschifffahrt spielt am Niederrhein eine bedeutende Rolle für die wirtschaftliche Entwicklung.
Informationen:
Wesel Tourismus, www.wesel.de und
LVR Niederrheinmuseum Wesel, https://niederrheinmuseum-wesel.lvr.de
Lobenswert: das auf Familien ausgerichtete Museum bietet Kindern und Jugendlichen bis 18 Jahre freien Eintritt.