Via Ferrata on Ice


Der Rendl-Klettersteig ist im Winter doppelt reizvoll: Eisen, Stahl, Fels und Schnee sind der Mix für eine grandiose Aussicht samt Freerideabfahrt hoch über St. Anton am Arlberg

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Wie anstrengend ist der Aufstieg, wie anspruchsvoll die Abfahrt, wie ist es überhaupt, mit Ski oder Board auf dem Rücken über Felsen zu kraxeln? Ungewissheit kann doch etwas herrliches sein! Und ein Winterklettersteig ist neu für mich, umso wichtiger ist die Planung.
„Sehr schwerer Klettersteig“ steht in der Routenbeschreibung zum Wintersteig am Rendl. Aber auch, dass man das Panorama des gesamten Arlbergs genießt und anschließend fast 1500 Höhenmeter durchs Malfontal bis nach Pettneu abfahren kann – definitiv verlockend. Der perfekte Tag kam im Februar und ich traf mich mit Fotograf Thomas und Skiführerin Silke von der Skischule Arlberg in St. Anton bei Blue Bird und Neuschnee.

Der Rauswurf vor dem Aufstieg

Mit einem Guide unterwegs zu sein, hat gleich mehrere Vorteile: Hängt das Stahlseil mal zu hoch, hat Silke die passende Bandschlinge zum Überbrücken parat, und natürlich hat sie als Guide eine bessere Orientierung und weitaus mehr Erfahrung mit alpinen Gefahren als wir. Die einzige nicht bedachte „Gefahr“ war der flotte Sessellift am Rendl in Kombination mit meiner Wenigkeit und dem neuen, ungewohnt schweren Rucksack, den ich beim Einsteigen zu spät nach vorn holte und baff! da lagen wir. Es ist Jahrzehnte her aber ja, genauso fühlte es sich an, aus dem Lift zu fliegen. Was für ein alpinistischer Start!

Die Stille über St. Anton
Autorin Eliane Droemer beobachtet den Aufstieg der BergführerinDer Einstieg zum Winterklettersteig beginnt sofort bei der Bergstation des Riffel II Lifts auf der Riffelscharte (2645m). Nachdem wir den Klettergurt angelegt und die Ski oder das Board am Rucksack befestigt haben, steigen wir langsam auf. Mit dem ständigen Sichern gelangen wir in einen ruhigen Rhythmus und nach wenigen Metern bekommen wir vom Skigebiet nichts mehr mit. Bei genialer Aussicht stapfen wir am Grad entlang und freuen uns, dass schon gespurt ist.
„Stemmt Euch mit den Füßen gegen den Fels und haltet mit gestreckten Armen das Seil“, Silke hilft uns über einen schwierigen Spalt und eine Stelle, bei der das Seil sehr hoch gespannt ist. „Da spürt man wieder, dass man lebt“, Thomas macht es Spaß auch wenn er Mühe hat, seine Kamera zu schützen. Kurz darauf erreichen wir die Vordere Rendlspitze auf 2816 Metern. Es ist ganz still, der Blick reicht von den Lechtaler Alpen bis hinein nach Südtirol, unter uns rechts die Alpinfahrer am Rendl und links mehrere Tourengeher zwischen Vorderer und Hinterer Rendlspitze. Auf dem gesamten Steig sind außer uns nur zwei andere unterwegs. Ist das die neue Einsamkeit beim Wintersport? Wir genießen es auf jeden Fall und erreichen bald das breite Schneefeld, das oberhalb der Rossfallscharte (2732 Meter) beginnt. Kurz darauf können wir den Klettergurt ablegen und rasten.  Silke zeigt auf das Moostal rechts von uns und hat mal wieder einen Tourentipp parat: „Aufstieg mit rund 850 Höhenmeter am Staudamm vorbei, über den flachen Kartellboden links unterhalb der Darmstädter Hütte, über das Rautejoch und dann kann man über das Madleintal nach Ischgl abfahren.“
Sharky Winter
QD8A4829Während der Pause schauen wir uns das Malfontal linker Hand genauer an, durch das wir nach Pettneu abfahren wollen. Es weist erfreulich wenig Spuren auf. Das Glück des Fotografen, er darf zuerst fahren und stiebt locker durch den trockenen Schnee im Osthang. Wir folgen und orientieren uns an der nächsten Kuppe. In dem breiten Kessel queren wir nach rechts, um dann mehr nordostseitig abzufahren. Thomas ist wieder voraus und wird kurz darauf von einem „Shark“ ausgehebelt, einem Stein, der unter der Schneedecke lauert – typisch für diesen Winter. Sein blutiges Knie mahnt uns, die Schneedecke genauer zu scannen. Wir folgen dem Lauf des Malfonbachs, an dem ein spaßiger Parcours entlang bis auf einen Forstweg nach Pettneu führt. Im Ort angekommen, liegt linker Hand beim Aktivzentrum Pettneu gleich die Haltestelle für den Skibus zurück nach St. Anton. Mit einem Eis in der Hand warten wir in der frühlingshaften Sonne auf den Bus und eins ist gewiss: Das war nicht der letzte „via ferrata on ice“. Die Kombination aus Freeriden und Klettersteigen bei bester Aussicht hat was – auf die richtigen Bedingungen kommt es eben an.
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Rendl Winterklettersteig bei St. Anton am Arlberg
Tourdauer gemütlich rund 4 Stunden
Klettersteig 850 m lang, 200 hm. Abfahrt rund 1.510 hm
Start: Rendl Lifte in St. Anton
Ziel: Nachbarort Pettneu, mit Skibus zurück nach St. Anton
Guide
Bergführer sind über verschiedene Skischulen buchbar via Tourismusverband St. Anton am Arlberg
Gut zu wissen
Bergfahrt zum Klettersteig mit den Rendlliften 16 Euro
Tour ist bei maximal mäßigem Wind und ausreichend Schnee empfehlenswert
Material
Klettersteig- und LVS-Ausrüstung, Helm, ggfs. Leichtsteigeisen, 120 cm Bandschlinge, extra Karabiner, eher kürzere Ski wählen, dünne Handschuhe für den Klettersteig
Übernachtungstipp
Hotel Lux Alpinae, das Vier-Sterne-Haus mit Stil und Lässigkeit, einer Kletterwand und einer einmalig klaren Architektur

Weitere Infos:
stantonamarlberg.com

 

alle Fotos: Thomas Marzusch

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Hinweis: Dieser Beitrag wird regelmäßig von Mitgliedern der Reise-Stories Redaktion wie Heiner Sieger, Gerhard Fuhrmann und Jupp Suttner auf Richtigkeit und Vollständigkeit geprüft. Falls Sie Anmerkungen zu diesem Beitrag haben, kontaktieren Sie bitte direkt hier die Redaktion.

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