Usbekistan – Tausendundeine Nacht an der Seidenstraße

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Es ist erklärtes Ziel des Staates Usbekistan, jedwede Form von Islamismus innerstaatlich und auch gegenüber Gästen nicht zuzulassen, um den Ruf ein sicheres Reiseland zu sein, nicht aufs Spiel zu setzen. Märchenhafte Altstädte, Sonne über türkisblau glänzenden Kuppeln und freundliche, offenherzige Menschen bescheren Besuchern unvergessliche Erlebnisse. 

Später Abend auf dem Registan in Samarkand

Eigentlich ist es um diese Zeit dunkel. Doch zahlreiche Straßenlaternen beleuchten auch zu später Stunde die Marktstände: kalte Getränke, Eis, Seidenschals und dazwischen kurven Kinder in Mini-Elektro-Autos. Der Weg zum berühmten Registan-Platz führt genau hier vorbei. Wer hofft da nicht noch ein paar tausend Soms der einheimischen Währung zu verdienen. Viele Besucher verteilen sich auf Treppen und der Aussichtsplattform mit Stativen und Kameras vor den Palästen. Der „sandige Platz“ was Registan bedeutet, ist in Scheinwerfer-Licht getaucht. Flankiert von drei Medresen, den Koranschulen,  ist er ein Wahrzeichen Samarkands in Usbekistan. Intensive Renovierungsarbeiten verhindern den Zerfall der bereits beschädigten Anlage. Zu den ältesten dieser Bauwerke in Samarkand gehört die nach dem berühmten Astronomen Ulugh-Beg genannte. Durch das gewaltige Eingangstor, den Iwan, gelangen Besucher in einen Innenhof, wo allerlei Kunsthandwerk feilgeboten wird.

Usbeken lassen sich gerne mit ausländischen Besuchern fotografieren

Mobiltelefone und goldbedeckte Zähne

In der Gräberstadt Schah-i Sinda in Samarkand herrscht reges Leben. Viele Usbeken sind hier unterwegs auf Pilgerreise als Ersatz für Mekka. Angeblich ist an diesem Ort die Zufluchtsstätte und das Grab eines Cousins von Prophet Mohammed. Die mit blauen Fliesen geschmückten Mausoleen, Beispiel timuridischer Baukunst aus dem 14. Jahrhundert, glänzen fast unwirklich in der Sonne. Der Reiseführer hat nicht zu viel versprochen. Genauso farbenprächtig ist die traditionelle Kleidung usbekischer Frauen, die aus allen Teilen des Landes unterwegs sind.

Präsentation traditioneller Gewänder

In dem ungefähr 450.000 Quadratkilometer großen zentralasiatischen Land leben ca. 31 Mio Menschen. Davon sind 80% Usbeken. Die übrige Bevölkerung besteht u. a. aus Russen, Tadschiken und Kasachen. Fast 90% sind muslimisch, wobei der Staat ein Auge auf das Geschehen in den Moscheen hat. Extremistische Auswüchse würden das zarte Pflänzchen Tourismus schnell zunichte machen, zumal eine wachsende Zahl europäischer Besucher inzwischen diesen kulturell interessanten Teil Asiens als Reiseziel entdeckt hat.  Seit Jahresbeginn ist die Visumpflicht abgeschafft und Tourismus verspricht dringend benötigte Deviseneinnahmen.

Auf dem Silk and Spices Festival in Buchara

„Where are you from?“ Die schüchtern gestellte Frage kommt von einem Schüler, der mit seiner Klasse in den Mausoleen unterwegs ist. Wahrscheinlich können sie sich nicht vorstellen, wo genau dieses „Germany“ liegt. Doch schon kommen Handys aus der Tasche und die Begegnung wird fotografisch festgehalten. Dies hat Neugierige angelockt. Auch sie wollen von und mit den „Fremden“ abgelichtet werden. Stolz zeigen Frauen ihre mit Gold bedeckten Zähne, Statussymbol für gewissen Wohlstand. Meistens jedoch das Todesurteil für die darunter befindlichen Originale. Die offene Freundlichkeit der Bevölkerung und überall zufriedene und glückliche Kinder trotz widriger Lebensumstände  erstaunen immer wieder.

Auf dem Markt in Buchara

Durch Usbekistan führte einst auch die legendäre Seidenstraße. Über den wichtigen Handelsweg zwischen China und Persien bzw. Europas wurden bereits im 2. Jahrhundert v. Chr. über verschiedene Routen Waren ausgetauscht. Besonders begehrt bei den Römern war Seide, die zeitweise in Gold aufgewogen wurde.

Der sogenannte Volksheld Amir Timur

Für Europäer nicht ganz nachvollziehbar ist die Verehrung des Volkshelden Amir Timur, der von 1336 bis 1405 lebte. Einst ein dörflicher Söldner, eroberte er mit ungeheuerlicher Machtgier und anscheinend genialer, sprich grausamster Kriegskunst,  Landesteile weit über die Grenzen des heutigen Usbekistans hinaus. Für seine mächtigen Bauvorhaben nahm er Architekten und Künstler aus seinen Raubzügen gefangen. Jedoch behandelte er die am Bau Beschäftigten gut indem er ihnen sogar Fleischbrocken zuwarf um sie bei Kräften zu halten!

Kunsthandwerk im Entstehen

Gewürze, Seide, Teppiche

„Sie kommen, sie kommen!“ Es herrscht Aufregung auf den Straßen in Buchara. Alle lassen sich von der Festivalstimmung mitreißen, die den beiden einst wichtigsten Handelsgütern der Seidenstraße gewidmet ist: Seide und eine Vielzahl an Gewürzen. Mit schrillem Getröte melden Herolde auf edlen Pferden den Beginn des Umzugs. „Dort in dem roten Kleid, das ist meine Tochter, ist sie nicht wunderschön?“ übersetzt der örtliche Reiseleiter die Ausrufe einer Einheimischen. Der Landessprache nicht mächtig gelingt es mit einem Lächeln und Nicken die Begeisterung der fremden Nachbarin zu teilen. Nicht nur die Bewohner der ganzen Stadt präsentieren sich in farbenfrohen Kleidern. Von überall her sind sie angereist um an diesem Fest teilzunehmen.

 

Leuchtende Farben überall

Im modernen Teil der Veranstaltung lassen sich Jugendliche von verrückten Karussells durcheinander wirbeln. Spontan wird getanzt, jung und alt gibt sich mit Begeisterung den Rhythmen hin. Stände mit Seidenstoffe säumen die Straße. Von dem Angebot wird reger Gebrauch gemacht. Es wird heftig gefeilscht und gehandelt. Farbige Gewürze mit intensivem Duft locken Käufer an. Kaum jemand kann den getrockneten Früchten und Süßigkeiten widerstehen. Und in vielen Geschäften werden wertvolle Teppiche angeboten, für die diese Stadt schließlich so bekannt ist.

Überall in Usbekistan sind viele Menschen bei allerlei Arbeiten beschäftigt: in Parks und auf Straßen in den Städten wird Müll gesammelt, werden Grünanlagen gepflegt und bewässert, was aufgrund der Wasserknappheit fast schon verschwenderisch ist. Bei einer Fahrt übers Land ist eine Person am Straßenrand zu sehen die  zwei oder drei Kühe hütet. Auf den Feldern bearbeiten Menschen teilweise mit der Hand das Land, oder sie leiten das kostbare Nass über immer neue Kanäle in die Felder. Es sind alle beschäftigt und bemühen sich in diesen Jahrzehnten des Fortschritts.

In der historischen Altstadt von Chiwa

Informationen:

Usbekistan wird von Frankfurt aus angeflogen; ein Visum ist nicht erforderlich. Derzeit ist mit Reisen in die Region wegen der Pandemielage noch abzuwarten.  Beste Reisezeit sind die Monate April/Mai oder im Herbst.

Angebote: Geoplan Privatreisen ist u. a. spezialisiert auf Asien und bietet geführte Privatreisen im klimatisierten Fahrzeug mit Fahrer durch Usbekistan an. Besucht werden die Orte, Chiwa, Buchara, Samarkand und Taschkent, durchgehend private, deutschsprachige Reiseleitung, Hotelübernachtungen, Mahlzeiten nach Programm, Eintrittsgelder und Flüge ab/bis Deutschland, sowie Inlandsflüge und Bahnfahrt in Usbekistan; Termine können auf Wunsch der Teilnehmer individuell festgelegt werden. Die 10-tägige Privatreise wird ab Euro 2380 pP im DZ angeboten.

https://www.geoplan-reisen.de/asien/seidenstrasse/reise-seidenstra-e-h-hepunkte-usbekistans

 

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Rainer Hamberger

Autor Kurzvorstellung:

Monika und Rainer Hamberger haben alle Erdteile mehrfach besucht zwischen dem 80. Breitengrad im Polargebiet, bis hinab zur Antarktis. Rainer hat über 12 Bildbände aus 5 Erdteilen herausgegeben. Es liegen ihnen Reiseziele besonders, wo authentische Erlebnisse möglich sind. Er ist meist der Fotograf, während Monika für die Texte verantwortlich zeichnet. Ihre Reportagen erschienen in den großen deutschen Zeitungen, sowie bei DuMont, Baedeker, Merian, Geo-Spezial und anderen Magazinen. Bei Reise-stories sind sie seit 6 Jahren Autoren.

Hinweis: Dieser Beitrag wird regelmäßig von Mitgliedern der Reise-Stories Redaktion wie Heiner Sieger, Gerhard Fuhrmann und Jupp Suttner auf Richtigkeit und Vollständigkeit geprüft. Falls Sie Anmerkungen zu diesem Beitrag haben, kontaktieren Sie bitte direkt hier die Redaktion.

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