Wer unvorbereitet auf die Erlebniswelt Tropical Islands im brandenburgischen Krausnick zwischen Berlin und Dresden trifft, mag entsetzt sein. Da sieht er in natürlicher unbebauter Landschaft ein silbern glitzerndes überdimensionales Zelt in Ovalform und fragt sich, ob er denn wirklich da hinein muss.
Von Elke Backert
Er parkt seinen Wagen auf dem davor liegenden Parkplatz und erkundigt sich zuerst einmal, wie denn das Procedere vor sich geht. Viele Menschen, Tagesgäste und Übernachtungsgäste, tummeln sich da an diversen Schaltern. Hat er aber seine mit Nummer versehene Armband-„Uhr“ angelegt, kann er damit alle Türen öffnen, auch die seines Zimmers, zuerst aber einmal das Eintrittstürchen ins noch Unbekannte.
Bass erstaunt durchwandert er die Kuppel, ein Tropendorf mit Originalbauten aus Südostasien, Afrika und Südamerika, bei Temperaturen um die 26 Grad, unter einem Dach vereint. Europas größte tropische Urlaubswelt in einer der größten freitragenden Hallen der Welt verblüfft in der Tat, weil man auf 66.000 Quadratmeter, auf einer Länge von 360 Metern, einer Breite von 210 Metern und in einer Höhe von 107 Metern alles findet, was für einen entspannten Kurzurlaub vonnöten ist: einen Shopping-Boulevard, Restaurants und Bars, eine 4.000 Quadratmeter große Kinder-Spielwelt, Tropino Kinderclub genannt, mit Legosteinen, Kletteranlage, Mini Cars und Bumper Boats und einer Mini-Golf-Anlage, die Wayang-Plaza mit Show-Bühne, eine 10.000 Quadratmeter große tropische Sauna-Landschaft, komfortable Zimmer und Lodges, zum Teil barrierefrei, eine Zelt-Stadt im Regenwald- oder Sunset Camp sowie – eine Sensation – den größten Indoor-Regenwald der Welt.
Wer dann noch hoch über seinem Kopf in der Tropenluft schwebend einen Ballon und strahlende Menschen im Korb entdeckt, ist sich sicher: das könnten zwei reizvolle Tage werden. Der Korbballon wird von einem Mann an Seilen durch den Dome gezogen. Man muss also keine Angst haben, in das Gefährt zu steigen. Wir buchten sofort das 15-minütige Abenteuer und bereuten es nicht. Nach anfänglichem Schrecken, hochgehievt zu werden, kam Freude auf, die ganze tropische Urlaubswelt von oben betrachten zu können. Dass 6.000 Menschen auf einmal sich im Dome aufhalten können, fällt gar nicht auf. Nur im wohlig warmen Badewasser von Lagune und Südsee tummeln sich zugleich Hunderte. Aber für jeden scheint genug Platz zu sein.
Die Südsee, so groß wie drei olympische Schwimmbecken, hat eine Temperatur von 28 Grad und einen 200 Meter langen Sandstrand. Da die Sonne durch die lichtdurchlässige Folie an der Südseite der Halle scheint, sind die Liegestühle gut belegt, denn natürliches Bräunen ist möglich. Die einen ruhen auf Sprudelliegen und lassen sich aus den Düsen massieren, die anderen nutzen Deutschlands höchsten Wasserrutschen-Turm, der mit 27 Metern so hoch wie ein Haus mit vier Stockwerken ist. Auf der Turborutsche mit einer Strecke von 76 Metern können Geschwindigkeiten von bis zu 70 Stundenkilometern erreicht werden. Also nichts für jedermann. Dann doch lieber die Groß-Wasserrutsche mit ihren geschwungenen Bahnen und Kreisen auf 149 Metern Länge. Ausprobieren kann man auch die Breitwellen-Rutsche mit 21 Metern und die Reifenrutsche mit 112 Metern. Mehr Auswahl gibt es wohl nirgendwo.
Kleinkinder planschen in einem eigenen flachen Becken mit vielen Wasserspielen.
Die 1.200 Quadratmeter große Lagune ist 32 Grad warm. Ein Strömungskanal, zwei Rutschen und Whirlpools in den Buchten bieten Spaß. Wo die Lagune an den Regenwald grenzt, schaffen eine Grotte und ein Wasserfall echte Dschungelatmosphäre. Einige der hochwertigen Zimmer und Lodges befinden sich direkt an der Lagune.
Ein Pfad von etwa einem Kilometer Länge führt durch die grünen Sehenswürdigkeiten des Regenwaldes. Geräusche lassen einen aufhorchen, sie kommen allerdings aus versteckten Lautsprechern. Das Trommeln jedoch, das man des öfteren hört, ist echt. Das können die Besucher selbst an einer Bonga üben. Weit über 50.000 Pflanzen bilden die tropische Vegetation im weltweit größten Indoor-Regenwald. 600 verschiedene Pflanzenarten aus dem asiatisch-pazifischen und südamerikanischen Raum, Palmen, Farne und Mangroven sind im Tropical Islands zu Hause. Wer kennt schon Betelpalmen, Bismarckpalmen, Strahlenpalmen und die großen Fischschwanzpalmen mit ihrem üppigen Fruchtansatz. Auf Schildern wird der Besucher dazu informiert.
Eine Brücke überspannt den Mangroven-Sumpf. Man braucht eine Weile, um Guppys, Maulbrütende Buntbarsche, Rotflossen- und Haiwelse, Schwarze Pakus aus dem Amazonasgebiet, Asiatische
Arowanas oder Schützenfische und die Rot- und Gelbwangenschildkröten zu entdecken. Am Rand der Mangrove
haben auch Flamingos eine neue Heimat gefunden. Da verweilt man gern, um sie in ständiger Action zu bewundern. Landschaftsarchitekten aus Südamerika, Sri Lanka, Großbritannien und Deutschland haben den Regenwald so authentisch wie möglich gestaltet.
In den Teichen im tropischen Dorf und in der Sauna-Landschaft tummeln sich große und farbenprächtige Kois.
Man staunt nicht schlecht, beim Frühstück im Thai-Haus, von winzigen tropischen Vögeln besucht zu werden,
Sittiche, Chinesische Zwergwachteln, Gold- und Silberfasane, Kanarienvögel, Zebrafinken. Die Tauben auf Futtersuche allerdings, hörte ich, gehören nicht in den Dome. Sie haben sich eingeschlichen und werden von Gärtnern eingefangen und nach draußen befördert.
Das traditionelle Thai-Haus aus Holz und Bambus ist übrigens das größte und zugleich eleganteste Gebäude im
Tropendorf. Es bietet ursprünglich einer großen Familie Platz und besteht aus drei kleineren Häusern: dem Schlafhaus, dem Empfangshaus und einem Haus, in dem gegessen wird. Die Gebäude umschließen das zentrale Atrium. Im Tropical Islands sind im Thai-Haus das Restaurant „Jabarimba“ und eine Bar untergebracht, die sich im 1. Stock befindet und zugleich Raucher-Lounge ist.
Das Thai-Haus wurde von der Architektin Ladda Teijavnaija geplant und unter ihrer Leitung aufgebaut. In ihrer thailändischen Heimat hat sie bereits für die königliche Familie gearbeitet.
Im Kern besteht Das Tropendorf aus vier landestypischen Häusern aus Thailand, Borneo, Bali und Samoa. Diese aufwändig gestalteten Gebäude sind Originalbauten und jedes auf seine Art einzigartig. Sie wurden von erfahrenen Architekten und Handwerkern in ihren Ursprungsländern exklusiv für Tropical Islands angefertigt und hier wieder aufgebaut.
Mit seiner Höhe von 14 Metern ist das Bali-Tor das größte derartige Tor außerhalb Balis. Auf der
hinduistischen „Insel der Götter“ markieren solche offenen Tore den Zugang zu heiligen Anlagen. Das
„gespaltene Tor“ symbolisiert dabei einen in der Mitte auseinander gerissenen Götterberg. Das Bali-Tor
von Tropical Islands ist eine komplizierte Handarbeit, die von balinesischen Handwerkern angefertigt wurde. Die Sandstein- und Ziegelreliefs zeigen Löwen- und Drachenornamente sowie typische Formen und Muster aus Bali. So kommt auch die Kunst nicht zu kurz.
Vom Bali-Tor führt der Weg zum Bali-Pavillon. Sechseckig und mit drei Pagoden-Dächern angelegt, entspricht er den ästhetischen Proportionen eines balinesischen Tempels. Die Dächer sind mit Palmenblättern gedeckt. Als Bauholz wurden Bankirai und Merbau verwendet, beide außerordentlich hart. Im Erdgeschoss stellen Sandstein-Reliefs Szenen aus dem Ramayana dar. Dieses Epos vom Prinzen Rama, der schönen Sita und dem Großen Affen Hanuman ist ein Klassiker der Weltliteratur und enthält die grundlegenden philosophischen Ansätze des Hinduismus.
Am Abend lässt man sich auf der Wayang-Bühne – Wayang ist das malaysische Wort für „Show“ – von der Varieté-Show „Fantasía Tropical“ verzaubern. Die Künstler aus Kuba und Kolumbien fesseln mit spektakulärer Akrobatik, Jonglage, Seilartistik und mit heißen lateinamerikanischen Rhythmen. Eine der Nummern ist das berühmt berüchtigte Todesrad. Die Stahlkonstruktion dreht sich um eine Achse, an den Enden befindet sich ein Zylinder, in denen sich die Artisten bewegen. Am höchsten Punkt der Drehung bewegen sich die Künstler in sechs Metern Höhe. Die kolumbischen Akrobaten waren damit schon auf dem Zirkus-Festival in Monte Carlo.
Neben den traumhaften tropisch thematisierten Zimmern und Lodges in verschiedenen Bauten an unterschiedlichen Standorten in der Halle – insgesamt 191 mit 508 Betten – gibt es 133 mit Lattenrosten und Matratzen komfortabel ausgestattete Zelte mit 350 Betten, ein 4-Sterne-Campingplatz mit 23 Mobile Homes und mit Platz für 65 Standard- und 20 Komfortstellplätze für Caravan und Wohnmobil.
Außerdem befinden sich dort 34 fest installierte Tipi-Zelte mit 157 Betten (inkl. Lattenrost und Matratze), die zur Miete angeboten werden. Dazu besteht auch die Möglichkeit, ein eigenes Zelt aufzubauen.
Derzeit wird Tropical Islands um einen großzügigen Außenbereich mit zahlreichen Wasserattraktionen und Liegewiesen sowie weiteren 60 Mobile Homes erweitert. Auf über 35.000 Quadratmetern entstehen unterschiedliche Wasserattraktionen, Liegeflächen für über 2.500 Gäste, zahlreiche Einrichtungen für sportliche Aktivitäten und Gastronomie.
Über eine umschlossene Brücke, die thematisch von den Tropen in die Landschaft des Spreewaldes überleitet, gelangen die Besucher von der Halle direkt in den ebenfalls ganzjährig geöffneten Außenbereich.
Info:
tropical-islands.de
Fotos Elke Backert