Tierisch Skifahren – oder ohne Moos nix los…

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Die Faschingstage sind beliebte Skitage, in den Skigebieten steppt der Bär…oder ganz andere Gesellen. War was im Prosecco? War der Hüttenwilli schlecht? Gibt es Winter Fatamorganas?

Foto oben: Impressionen aus dem Hochpustertal

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Wer von der Rotwand auf den Skiweg in Richtung Kreuzbergpass gleitet, der fällt vom Glauben ab oder gleich vor lauter Staunen in den Schnee: Dieser Wildwechsel ist anders – sind das echt Rentiere? Wer auf der Sonnenliege vor Rudis Hüte fläzt, staunt noch mehr. Wer sich daneben fläzt, ist eine Rentier. Wer einen Pistenbully Fahrer beobachtet, der verzweifelt versucht ein Hindernis wegzuscheuchen, wird feststellen: Das Hindernis ist ein Rentier und bis der Mann wieder aufs Gefährt gestiegen ist, liegt der Nordländer längst wieder.

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  „Schuld“ ist Rudolf, Rudi, Rudl Egarter. Dessen Lebensgeschichte ist turbulent, vom Jungen, der beständig hungerte, zum Malerlehrling, zum Restaurator alter Möbel, über Liftboy, Maschinist – die letzteren Jobs immer bei der Liftgesellschaft an der Rotwand im Hochpustertal. Mit 30 wurde er dort Betriebsleiter, ein junger Haudegen, der immer neue Marketingideen einbrachte. 2002 lehnte er zackige Skidoofahrten für die Gäste als unökologisch ab und wollte lieber Rentiere anschaffen. „Jetzt spinnt er komplett“, war die Meinung im Tal, aber er reiste unbeirrt 2003 nach Finnland, um Rentiere zu kaufen. Ein deutscher Auswanderer in Rovaniemi riet ihm mit aller Vehemenz ab, er prophezeihte, die Tiere würden eingehen… Rudl engagierte hingegen einen Rentierbauern, lernte, hörte zu, packte am Ende vier Rentiere samt den Bauern ein, und eine merkwürdige Reisegesellschaft setzte sich von weit hinterm Polarkreis nach Helsinki in Bewegung, nahm die Fähre, verlud dann auf einen LKW und schaffte die Tiere am 10.Dezember 2003 mit dem Traktor an die Bergstation unter der Rotwand. Eine ziemliche Odyssee, von der sich die Nordländer aber recht gut erholten.

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Rentierpapa

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mit seinen Rentieren

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13 Jahre ist das her und die Lernkurve von Rudl war gewaltig. Anfangs blieb der Finne noch vor Ort, aber die meisten Probleme kamen später. Selbst auf 2000 Metern, auf den Almen des Hochpustertals ist das Gras zu üppig für die Nordländer. Die Rentiere bekamen Durchfall, das ist bei Renis sehr schnell sehr kritisch. „Das ist ein wahnsinnig delikates Tier“, sagt Rudl. „Wenn man nicht täglich den Kot kontrolliert, kann die Situation schnell entgleisen. Die Tiere sterben binnen zwei Tagen, wenn man nichts macht“. Das Klima ist kein Problem, auf 2000 Metern erreicht man die Höchstwerte des finnischen Sommers nicht. In Finnland hat es auch mal 30 Grad. „Hier ist der Vorteil, dass sie zwei Drittel weniger lästige Blut saugende Insekten wie zuhause haben.“

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Dass der Winter eigentlich die bessere Jahreszeit für die Tier ist, mussten die Südtiroler erst lernen, auch dass die Rentiere Schnee fressen und kein zusätzliches Wasser bekommen sollen. Im Winter dürfen sie frei im Skigebiet umher streifen, „die Bewegung hält sie gesund“. Nach spätestens 24 Stunden sind sie retour. Um zu fressen, denn ohne Moos ist nix los. Anfangs importierten die Liftler noch Moos aus Finnland, sauteuer das Ganze, heute pflücken sie es selber, trocknen es und mussten auch lernen, dass er schnell zu Staub zerfällt. Nun gibt es extra einen Kühlraum für Moos.“
Rudl Egarters Familie hat jahrelang keinen Urlaub mehr gemacht. Sie waren bei den Renis. Die Kinder wuchsen damit auf, war ein Tier krank, bangte die ganze Familie und wachte am Gehege. Nur einmal geriet Familie Egarters Rentierbegeisterung ins Wanken, nämlich dann, als Rentierhirsch Rudolf den menschlichen Rudolf angriff. Schon kurz darauf war Rudl eines klar: „Ich war selber schuld. Das Tier hat normal reagiert. Hinterher habe ich die Tiere eigentlich noch mehr geliebt, weil sie uns zeigen, wie wenig wir wissen.“ Eine beachtliche Aussage, denn mitten drin im Kampfgeschehen wusste er:  „Der bringt mich um.“ Rudolf war in der Brunst und seine Angriffe waren martialisch. Er skalpierte sein „Herrchen“ fast, brach ihm sieben Rippen, es kam zu einer Leberblutung. „Ich sah am ganzen Körper aus wie ein ausgepeitschter Sklave“. Mit letzter Lebensenergie konnte der Mann sich auf einen Baum retten, der Sohn lenkte den entfesselten Rudolf ab und irgendwie gelang die Flucht aus dem Gehege. Die Ärztin hatte so was noch nie gesehen. Was haben Sie um Himmels Willen gemacht? Antwort: Ein Rentier wollte mich töten…

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Italien

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Sie war fassungslos, aber das war kein Faschingsscherz so wie dieser Wildwechsel am Ziehweg hinüber zum Kreuzbergpass (der mehr eine Loipe für Alpinfahrer ist) eben auch ganz real ist. Nun mag das Hochpustertal es verzeihen, dass sein Engagement von hinten aufgezäumt wird, aber der Skiweg führt nach Padola. Das ist eine Fraktion von Comelico Superiore, der nördlichsten Gemeinde der Provinz Belluno in Venetien. Hier lebt eine ladinisch sprechende Minderheit, und man lebte von den Arbeitsplätzen der Brillenindustrie. Die wanderte nach China ab, die Region blutete aus. Versuche mit einem Thermalbad scheiterten daran, dass selbiges so schlecht gebaut war, dass nach zwei Jahren schon die Fliesen von den Wänden fielen. Aber das vor sich hin marodierende Padola wollte nicht sterben und besann sich auf sein Skigebiet, das nun ganz offiziell auch zu den Sextner Dolomiten gehört. Und wow! Das sind Pisten! Leer, perfekt präpariert, selektiv, lang – einfach großartig, denn wo bitteschön hat man noch Platz zum Carven, da fährt man doch lieber denselben Lift mehrmals, immer noch das breite Grinsen im Gesicht.

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Retour fährt ein Bus mitten hinein in ein Gebiet, das eben auch aus Dornröschenschlaf aufgewacht ist. Die Insider hatten es immer schon gewusst: Helm und Rotwand waren immer schon Geheimtipp Berge, die 800 Meter Holzriese-Piste mit 71% Gefälle eine Legende – man ist die steil man! Aber die Gebiete waren zu klein, um so richtig mitzumischen. Seit 2014 haben die Sextner über neue Anlagen und neue Pisten nun 68 Kilometern über den Stiergarten zusammengeschmiedet. Da kommt man rum – von Vierschach bis Moos, und die Optiken sind sowieso unschlagbar. Neuner, Zehner (die Rotwandspitze), Elfer, Zwölfer – die Sextner haben ihre Uhr festgezimmert aus Dolomitenfels.

Dazu kommen Hütten wie die Rotwandwiesenhütte, wo die Sonne bis zuletzt in den Nasen kitzelt, wenn der Bergstock längst im Schatten liegt. Und natürlich Jora, wo der junge Koch Markus Holzer einfachen, frischen Lebensmitteln ganz unglaubliche Geschmacksnuancen entlockt. Rote Beete Brot, Fleisch so zart nach dem Motto: „Ich hab das Kalb vorher noch selber noch rumlaufen sehen“. Holzer liebt Pasta. Sein Kochbuch „Pasta on the Rocks!“ bricht eine Lanze für das allitalienische Gericht und dafür dass Pasta mehr ist als Carbonara und Bolognese. Der junge Koch ist einer dieser neuen Sterne am Kochhimmel, er wird längst weltweit gebucht, am liebsten kocht er nach eigenem Rhythmus in seiner Hütte. Auch weil er früher in der Ausbildung immer zu langsam gewesen sei….

Langsam und bedächtig sollen auch zwei Hirsche immer bei Vollmond an der Schwefelwasserquelle in Bad Moos getrunken haben. Das „Badl“ ist bereits seit 1765 belegt, um 1800 entstand ein hölzernes Badehaus. Wo die Hirsche tranken, badeten bald die Damen mit Kinderwunsch, Bad Moos ist bis heute ein perfektes Hide Away und die Betten im Hotel sind aus Zirbenholz. Der Stoff aus dem die Madonnen geschnitzt waren, ein fast heiliger Baum, der sich auf schmalsten Felsbändern in senkrechten Wänden festhalten kann. Sein Holz ist harzig und reich an ätherischen Ölen, die noch Jahrzehnte nach dem Einschlag riechbar sind. Es gibt sogar wissenschaftliche Studien, die belegen: Im Zirbenbett schläft sich’s besser.

Und mit Moos oberhalb von Moos lebt es sich einfach gut. Das beweist die wöchentliche Rentierfütterung an der Bergstation. Die Begeisterung ist immer grenzenlos, die Kinder lauschen staunend, dass hier im Pustertal quasi eine Rentierwechselstelle ist. Weil der Weihnachtsmann ja so weit weg am Nordpol lebt und ab und zu mal Tiere tauschen muss. Das leuchtet ein, auch dass die Renis das Jahr über hier einfach Urlaub machen. Wo auch sonst!

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Jorahütte

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Jorahütte

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Info

Auskunft
Tourismusverband Hochpustertal, Tel. 0039/0474/913 156, www.s-dolomiten.com, www.hochpustertal.info

Skigebiet
93 km Pisten mit Padola und Haunold, im Zusammenschluss 67,5 km, leicht 24,3 km (36 %), mittel 35,5 km (53 %), schwer     7,7 km (11 %)

Wohlsein
Sport & Kurhotel Bad Moos****s, Fischleintalstr. 27, 39030 Sexten-Moos, www.badmoos.it; Hotel Kreuzbergpass, 39030 Sexten
www.kreuzbergpass.com

Kronplatz-Ausflug
Der Ski Pustertal Express bringt Skifahrer im 30-Minuten Takt und in nur 43 Minuten vom Skigebiet Sextner Dolomiten ins Skigebiet Kronplatz. Bahnhöfe: Vierschach/Helm im Skigebiet Sextner Dolomiten und Percha-Kronplatz (Ried). Der Ski Pustertal Express ist für Gäste von Unterkünften, die Mitglied bei den örtlichen Tourismusvereinen sind, kostenlos. Ansonsten muss das Zugticket gelöst werden.

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Hinweis: Dieser Beitrag wird regelmäßig von Mitgliedern der Reise-Stories Redaktion wie Heiner Sieger, Gerhard Fuhrmann und Jupp Suttner auf Richtigkeit und Vollständigkeit geprüft. Falls Sie Anmerkungen zu diesem Beitrag haben, kontaktieren Sie bitte direkt hier die Redaktion.

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