Ja, es geht. Nun, ich hätte von Basel nach Málaga und zurück auch fliegen können. Das hätte, für mich allein, sogar weniger gekostet als die Autobahngebühren, die ich in Frankreich und Spanien gezahlt habe. Aber es wäre auch weniger spannend gewesen, und ich hätte diesen Bericht nicht schreiben können.
Wer die Details weiter unten nicht lesen möchte: insgesamt wurden es, 4569km; 2153 km auf der Hinfahrt, 2416 km auf der Rückfahrt. Das Auto: ein Tesla S75D, also mit der kleinsten Batterie, die es bis vor kurzem noch zu kaufen gab. Inzwischen wird das “Model S” neu nur noch mit 100 kw Batterie ausgeliefert.
Genutzt habe ich fast ausschliesslich das “Supercharger”- Netzwerk von Tesla und nur drei Mal an sog. “Destination Chargern” geladen. Wer es nicht kennt: das sind Ladesäulen, die von Tesla an bestimmten Hotels oder Restaurants installiert werden. Diese Ladesäulen laden zwar sehr viel langsamer als die Schnelllader der Supercharger, aber die Idee ist ja, dass man sich ohnehin länger an solchen “destinations” aufhält, sei es zum Essen oder zum Übernachten.
Der Hinweg
Nun also zu den Reisedetails. Am ersten Tag ging es von Basel gleich bis San Cugat, einem Vorort von Barcelona. Ca. 11 Stunden war ich unterwegs, hatte aber einen lateinamerikanischen Fahrgast dabei, der fast die ganze Zeit geredet hat. Bei solch langen Strecken ist es nicht schlecht, etwas Unterhaltung zu haben, und ein Mensch ist da zumeist besser als Radio. Da der Tesla stets mit dem Netz verbunden ist, kann auch Spotify oder gar internet-Radio der Unterhaltung dienen. Der Gast war natürlich beeindruckt, dass wir auch Musik und Nachrichten aus seinem Heimatland Bolivien hören konnten.
Was am ersten langen Tag – und eigentlich auch alle weiteren Tage – insgesamt stressfreies und nicht allzu ermüdendes Fahren ermöglichte war zweierlei: Zum einen, die Notwendigkeit, etwa alle anderthalb bis zweieinhalb Stunden eine Ladepause einzulegen. Auch mit einem Benziner oder Diesel hätte ich in gleichen Intervallen eine Pause gemacht, aber die Versuchung wäre grosser, nach einer zu kurzen Pause gleich weiterzufahren, während die Ladepausen halt doch 20-40 Minuten Rast erzwangen. Auf die lange Sicht hat sich das als effizient herausgestellt.
Zum anderen half mir der Tesla „Autopilot“. In diversen Foren wird ja oft geschimpft, dass Tesla – wohl auch wegen der alten Autolobbys – in Europa die Funktionen des Lenkassistenten eingeschränkt habe und er nicht mehr so gut funktioniere, wie früher. Also: auf den relativ leeren Autobahnen Frankreichs und Spaniens war der Autopilot mit adaptivem Tempomat, Spurhalteautomatik und selbstständigen Spurwechsel ein „plus“. Ohne diese Hilfen hätte ich solch lange Strecken allein wohl kaum ohne grosse Müdigkeit geschafft.
Am Supercharger San Cugat war auch gleich ein Hotel, The Site. Das hat gepasst.
Am nächsten Tag ging es erst Mittags weiter, denn ich schaute mir noch einen Golfplatz an. Ziel der Reise war nämlich nicht nur, einen Verwandten in Málaga und einen anderen Bekannten auf der Rückreise zu besuchen, sondern auch auf einigen Golfplätzen zu spielen und dort zu fotografieren und zu filmen. Denn ein Nebenprodukt der Reise sind Golfplatzkritiken und einige Clips für meinen YouTube Kanal “Golf & Tesla”.
Ab Valencia führ ich nicht die Küste entlang weiter nach Süden, sondern zunächst Richtung Madrid um dann unweit von Valdepeñas in einem kleinen ansehnlichen Örtchen namens Santa Cruz de Mudela in einem alten Hotel im “Kolonialstil” sehr gediegen und sehr günstig zu übernachten.
Auch von dort kam ich erst am frühen Nachmittag weg, war dann aber abends, an Granada und der schneebedeckten Sierra Nevada vorbei fahrend, in Málaga.
In Spanien gibt es entlang der Autobahnstrecken genügend Supercharger, oft an grossen Tankstellen und Busreisehaltepunkten gelegen, ab und zu auch an guten bis sehr guten Hotels. Zumeist war ich der einzige, der dort am Laden war. War dennoch mal ein anderer Tesla da, ergab sich sehr leicht ein Gespräch. Bei den zunehmend vollen Ladestationen nördlich der Alpen scheinen solche Spontangespräche inzwischen seltener stattzufinden.
In Málaga blieb ich zwei Tage, wobei das Auto gut auf einem Parkplatz an der Strasse stand und nicht bewegt wurde.
Der Rückweg : Golf und etwas “sightseeing”.
Der Rückweg führte mich, wenn mal nur die Übernachtungsorte aufzähle nach Nerja, Almeria, Murcia, San Cugat (das selbe Hotel, wie auf der Hinreise) und Orange (Frankreich) wieder zurück nach Basel.
Anfangs hatte ich ein wenig Bedenken, ob ich Ladestation finden würde, denn ich fuhr nun kaum noch Autobahn sondern zumeist die Landstrassen nahe der Küste oder in den Bergen. Dort gibt es keine Supercharger; doch ich fand in Nerja einen „destination charger“, den ich benutzen konnte, ohne in dem Hotel weder zu essen, noch zu übernachten, und mein Hotel bei Almeria hatte gar 2 Tesla Ladesäulen in der Garage.
Besuchte und zum Teil auch bespielte und gefilmte Golfplätze auf der Strecke: Club de Golf Sant Cugat, Golf de Mudela, Baviera Golf (bei Nerja) Alborán Golf (bei Almería), Desert Springs Resort (nördlich von Almería), Galiana Golf (in den Bergen bei Valencia), PGA Golf Resort (bei Girona).
Was mich auf der Reise besonders beeindruckt hat, weil unerwartet und nicht vorher geplant: Die Alcazaba, eine grosse Maurenfestung in Almeria, das Naturschutzgebiet Cabo de Gata, mit seinen weitgehend unberührten Buchten, Stränden und Landschaften, und – ebenfalls bei Almeria – das Filmkulissendorf „Fort Bravo“.
Nur etwa 20 andere Touristen waren ausser mir dort, um die Western-Show mit Bankraub und Schiesserei, Pferden, strahlend blauem Himmel und warmer Sonne zu geniessen. Clint Eastwood war allerdings nicht gekommen.
Übrigens: Meine Stromkosten für die gesamte Strecke: Null, denn ich hatte ein Auto, das noch von “kostenlosem Supercharging” profitierte. Aber auch wenn ich an den Superchargern hätte zahlen müssen, es wären hin und zurück etwa 280 Euro gewesen.