Alle Wege führen bekanntlich nach Rom – und es schadet nicht, wenn man sein Golfbag im Gepäck hat.
Eigentlich schade, dass Päpste nicht Golf spielen. Die Gelegenheiten wären perfekt. So liegt beispielsweise in unmittelbarer Nähe zur Sommerresidenz des katholischen Oberhirten, rund 25 Kilometer südöstlich des Petersdoms, der „Country Club Castelgandolfo“ – ein bild schöner, anspruchsvoller 18-Loch-Platz, den Robert Trent Jones Sr. 1987 entworfen hat. Das elegante Clubhaus steht auf den Mauern einer ehemaligen Kardinals-Residenz aus dem 7. Jahrhundert. Von dort aus sieht man hinunter in einen großen, flachen Vulkankrater, in dem „Fallensteller“ Jones ganz tief in seine Trickkiste gegriffen hat: Auf den raffinierten Spielbahnen, teilweise gesäumt von Olivenbäumen, Eichen und Pinien, gibt es zahlreiche Wasserhindernisse und eine unüberschaubare Zahl von Bunkern.
Parla italiano?
In jedem Fall liegt man richtig, wenn man nach Rom seine Golfschläger mitnimmt. Es gibt im näheren Umkreis der Ewigen Stadt diverse attraktive Golfanlagen, sieben davon wollen wir hier vorstellen.
Alle Plätze sind ganzjährig bespielbar – vorausgesetzt, man überwindet die kleinen verbalen Probleme. Deshalb gilt: Parla italiano – sprechen Sie italienisch! Wenigstens ein bisschen.
„In Rom gibt es eine genügende Zahl von Gasthöfen und Pensionen, in denen Deutsch verstanden wird. (…) Jedoch kann die Erlernung wenigstens der Anfangsgründe der italienischen Sprache nicht genug empfohlen werden, da man ohne ihre Kenntnis leicht aller Selbständigkeit verlustig geht.“
Diese warnenden Zeilen veröffentlichte Karl Baedeker vor fast 80 Jahren in seinem Reisehandbuch „Rom und Umgebung“. Und sie haben teilweise immer noch Gültigkeit – jedenfalls auf den meisten römischen Golfplätzen. Telefonische Reservierungen einer geeigneten Startzeit erfordern Unverzagtheit und Ausdauer; Scorekarten, aktuelle Platzregeln oder gar Yardage-Books mit englischen Bezeichnungen sucht man oft vergebens. Und wäre man nicht durch die diversen Besuche beim heimischen „Italiener“ sprachlich ein wenig vorgebildet, käme man auch nach dem Spiel in einigen der Clubrestaurants in größte Schwierigkeiten.
Doch der erfahrene Golfer nimmt’s gelassen: Startzeiten reserviert auf Wunsch auch das Hotel, und an der Rezeption des Golfclubs bleibt einem immer noch die Gebärdensprache. Und schließlich: Wo sonst kann man das Spiel auf herrlichen Kursen mit einem derart reichhaltigen Angebot an Kultur und Kulinarik verbinden.
Exzellenzen und Eminenzen
Auf Schritt und Tritt begegnet man in Rom den berühmten „steinernen Zeugen“ der Vergangenheit. Die Fontana di Trevi etwa und die Piazza Navona, das Pantheon und der Palatino, das Kolosseum, die Farnesischen Gärten oder die Engelsburg – nur ein Bruchteil von jenem scheinbar Unvergänglichen, das Goethe 1788 in seinen „Elegien“ beschrieb: „Hohe Sonne, du weilst und du beschauest dein Rom! Größeres sahest du nichts (sic!) und wirst nichts Größeres sehen.“
Die Ewige Stadt ist heute so jung wie nie zuvor: Ob Bars, Cafés oder Discos – römisches Dolce Vita läuft rund um die Uhr. Beispielsweise in der zentral gelegenen Glamour- und Glitzer-Disco „Gilda“ (Via Mario dè Fiori, 97) oder im wilden „Alien“ (Via Velletri, 13, nahe der Piazza Fiume). In exzellenten Restaurants lässt sich die römische Küche genießen – etwa in der „Osteria dell’Angelo“ (Via Bettolo 24), im eleganten Ristorante Piperno (Via Monte de’ Cenci, 9) oder dem rustikalen „Sora Lella“ (Via di Ponte Quattro Capi, 16), einmalig gelegen auf der kleinen Tiber-Insel.
Eine besondere Erwähnung verdient allerdings das “I Quattro Mori” in der Via S. Maria alle Fornaci 8a, knapp fünf Minuten vom Vatikan entfernt. Die drei sardischen Brüder Gianfranco, Lino und Aldo Licheri hatten im Mai 1977 ihr Restaurant eröffnet. Die Qualität der Küche sprach sich schnell herum – auch unter den katholischen Würdenträgern. Und so kehrten neben anderer Prominenz bald auch viele Exzellenzen und Eminenzen hier ein, unter ihnen die Kardinäle und späteren Päpste Wojtyla (Fleischliebhaber) und Josef Ratzinger (Fisch). Vor einigen Jahren haben die Licheri ihr Restaurant zwar verkauft, aber auch der neue Besitzer Mario Deplano bietet eine hochkarätige Küche. Und die Exzellenzen und Eminenzen des Vatikans sind hier immer noch auf dem Genuss-Trip.
Antike Kulissen
Noch innerhalb des Stadtrings von Rom, nur wenige Kilometer südöstlich des Kolosseums und in unmittelbarer Nähe der Via Appia Antica, liegt der „Circolo del Golf di Roma“ vor der Kulisse eines imposanten antiken Aquädukts. Dieser älteste Golfclub Italiens wurde bereits 1903 gegründet. Und um es gleich vorweg zu nehmen: Für viele Golfer ist es der angenehmste und beliebteste Platz rund um Rom. Der Par 71-Kurs, gespickt mit tückischen Gräben und Gewässern, Bäumen und Sträuchern, seitlichen Roughs und hundsgemeinen Bunkern, wurde äußerst harmonisch den landschaftlichen Gegebenheiten angepasst. Hohe Pinien säumen einen Teil der Fairways.
Hat man die Runde schließlich ohne größere Einbrüche geschafft, wartet der Genuss im eleganten Clubhaus-Restaurant, an der gut sortierten Bar oder auf der großzügigen Terrasse. An den Drinks ist ja bekanntlich nicht viel verkehrt zu machen, doch der Club besticht auch noch durch eine hervorragende Küche.
Sowohl vom Club Castelgandolfo wie auch vom Circolo di Roma aus ist Frascati in wenigen Minuten zu erreichen – jene berühmte Weinregion südöstlich von Rom, die sich in der Vergangenheit durch billige „Schädelspalter“-Weine einen fatalen Namen gemacht hatte. Doch inzwischen bieten die Frascati-Tropfen eine Qualität, die auch international bestehen kann. Einer der besten Weine wird im 250 Jahre alten Familiengut Zandotti produziert.
Eine Fahrt durch das Frascati-Gebiet führt vorbei an scheinbar endlosen Weinfeldern, und überall gibt es Gelegenheiten, die Weine zu probieren. Wobei der weniger trinkfeste Golfer natürlich an den Abschlag am nächsten Tag denken sollte.
Etwa im „Parco de Medici“, zehn Kilometer südwestlich vom römischen Stadtzentrum und 15 Kilometer vom Flughafen Leonardo da Vinci entfernt. Der romantische 18-Löcher-Platz mit seinen vielen Hügeln und Gräben ist stellenweise eine durchaus attraktive Wasserwüste: Sechs kleine Seen verschlingen nicht nur Bälle, sie sind auch bevorzugte Rastplätze unzähliger Wasser- und Wandervögel. Wenn ein Reiherpaar den Abschlag begutachtet – das hat was. Die Grüns präsentieren sich in einem phantastischen Top-Schnitt, zudem bietet der Parco de Mecici römische Geschichte: Auf dem Fairway der 18. Spielbahn, die auf das rustikale Clubhaus hinführt, erkennt man die Überreste eines römischen Hauses aus dem ersten Jahrhundert vor Christus. Im 16. Jahrhundert hatte hier dann Papst Leo X. (bürgerlich: Giovanni de’Medici) seine privaten Jagdgründe. Direkt am Club liegt das 4-sternige „Sheraton Golf Hotel“ mit seinen fast 300 Zimmern.
Ungetrübtes Spielvergnügen
Im Norden von Rom hat sich der Olgiata Golf Club etabliert – das „feine Teil“ der römischen Golfplätze, konzipiert vom großen Architekten Pete Dye. Die Anfahrt zum Clubhaus ist zunächst nicht aufregend, doch wer dann die heiligen Hallen betritt, erlebt sein blaues Wunder. Alles ist vom Feinsten: Restaurant und Bar, Aufenthaltsräume mit kleinen intimen Sitzecken, ein gesonderter und etwas tiefer gelegener Trakt mit Umkleidekabinen und Duschen – beim ersten Besuch sollte man sich für die weitläufige Anlage einen Lageplan geben lassen. Die weltbesten Golfer sind auf dieser 1962 eröffneten Anlage schon an den Start gegangen.
Auf dem gepflegten Platz selbst findet man sich leichter zurecht, denn alles ist vorzüglich ausgeschildert. Auf den ersten Blick: breite, meist von Pinienketten gesäumte Spielbahnen. Doch beim näheren Hinsehen entpuppen sich die oft hügeligen Fairways als relativ schmale Streifen, an deren Seiten großflächige, handhohe Mini-Roughs lauern. Wenn der Ball dort landet, liegt er meist eingebettet wie in einem Salatkopf. Spielt man präzise (aber wer kann das schon über 18 lange Löcher?), bietet der abwechslungsreiche Kurs ein großes, „ungetrübtes“ Spielvergnügen – wie etwa an der 13, ein 390 Meter langes Par 4 mit Handicap 6. Vom Tee aus muss der Ball über einen ansteigenden Hügel geschlagen werden. Ist die anschließende Suchaktion auf der anderen Seite erfolgreich, hat man eine gute Chance, mit dem zweiten Schlag in einem der vier großen Bunker am Grün ein bildschönes „Spiegelei“ zu platzieren.
Kurios: Am Wochenende kostet das Greenfee mit 160 Euro doppelt so viel wie unter der Woche.
Im Norden von Rom, nur zehn Minuten von der Stadtmitte entfernt, hat sich der „Parco di Roma Golf Club“ etabliert – ein herrlicher, 6.500 Meter langer Par 72-Platz mit teilweise wundervollen Ausblicken, auch auf den Petersdom. Und starken Greenfeepreisen: 120 Euro bezahlt man von Montag bis Freitag, am Wochenende und an Feiertagen sind 180 Euro fällig. Dafür spielt man in dem sanft hügeligen Gelände auf extrem gut gepflegten Fairways, genießt sogar die eindrucksvollen Bunkerlandschaften und ist von den archäologischen Ausgrabungsstätten, die einem immer wieder begegnen, begeistert. Kleines Detail am Rande: Auf der Golfanlage steht ein majestätisches Castell, das sich der einstige Bunga-Bunga-Präsident Silvio Berlusconi für stolze 100 Millionen Euro mit allen Haken und Ösen einverleiben wollte – vermutlich um dort, nahe seines Regierungssitzes Palazzo Chigi, sozial schwachgestellten jungen Damen neuen Lebensmut zu geben. Doch der Deal scheiterte, Berlusconi erhielt nicht den Zuschlag.
Und wieder zurück in den Süden von Rom, nach Santa Maria delle Mole zum „Circolo Golf Fioranello“, ausgestattet mit einer gemütlichen Bar und einem Outdoor-Pool. Der 18-Löcher-Platz kann sich besonders auf den ersten Neun durchaus sehen lassen: gepflegte Bahnen, schnelle Grüns, feinsandige Bunker. Drei der fünf relativ kurzen Par 3 spielt man auf der ersten Hälfte. Auf den zweiten, etwas weniger attraktiven Löchern, lauert ein gnadenloser Scorekiller: Die 403 Meter lange 15. Bahn (Par 4, HCP 2) erfordert schon vom Abschlag eine gute Carry-Länge, bei der man den Ball locker in das Wasser auf der linken Seite dreschen kann. Alten Lateinern fällt hier unweigerlich der Spruch ein: „Spemque metumque inter dubii“ – zwischen Furcht und Hoffnung schwebend.
Letztlich in den Nordosten von Rom, zur „Queen of Cashmere and Fragrances“ – zu Laura Biagotti: Die italienische Mode-Ikone hat den Golfclub „Marco Simone“ (27 Kilometer von Rom entfernt) maßgeblich geprägt, sie zeichnet beispielsweise für die edle Innenausstattung des Clubhauses verantwortlich. Und sie wohnt auch hier, im Castello di Marco Simone.
Golfspieler finden direkt am Golfplatz eine erlesene Unterkunft im „Carpe Diem Roma Golf Club Resort“; es gibt hier 48 elegant eingerichtete Suiten.
Charakteristisch für den 18-Loch-Championship-Platz sind das leicht hügelige Gelände Latiums und das sehr anspruchsvolle Layout. Schon das erste Loch, ein Par 5, wird zur Herausforderung: 501 Meter lang, ein Dogleg nach rechts, an einem großen See entlang, der das Anspiel auf das Grün schwierig werden lässt. Doch wenn der Score auch in den Keller geht – man wird immer wieder durch ein großartiges Panorama und mit schönen Ausblicken auf die Stadt Rom belohnt.
Um die Golfgötter etwas gnädig zu stimmen, könnte es nicht schaden, bei einem Rom-Besuch eine Kerze anzuzünden – vielleicht im Petersdom, wo der Papst arbeitet, wenn er nicht gerade in Castelgandolfo Urlaub macht. Wie eingangs gesagt: Schade, dass Päpste nicht Golf spielen – das Angebot an Plätzen ist im wahrsten Sinn des Wortes „segensreich“.
Fred König