Letzten Mittwoch unternahm Brenninger die erste Rad-Tour der Saison. Er wagte sich von München aus gleich bis zum Schliersee. Auf dem Rückweg, am späten Nachmittag, kehrte er dann in Miesbach ein. Und zwar in dem italienischen Café am Marktplatz. Brenninger liebt es, weil es ihm stets irgendwie total original italienisch erscheint.
Das liegt beileibe nicht am Namen des Cafés, denn es heißt weder Adria, Roma, Venezia, Gino, Mario oder sonst wie handelsüblich, sondern völlig verblüffend: Cafè Edelweiss. In Neonschrift. Nicht die Titulierung gibt das italienische, sondern:
Erstens der Fernseher gleich am Eingang. Denn dort läuft immer ein italienischer Sender. (So wie beim türkischen Schneider in Miesbach immer eine türkische Soap läuft.) Die italienischen Sätze aus dem TV-Gerät lassen in Brenninger stets das Gefühl hoch kommen, er befände sich in einem Caffè in Grado oder Garda.
Und zweitens die Familie, die das Edelweiss betreibt. Weil es sich um italienische Menschen handelt, die ihr Metier voller Ernsthaftigkeit und ohne jegliches Larifari betreiben. Freundlich und gelassen. Keine Divas oder Kasperl wie in manchen Münchner Italo-Edel-Restaurants, wo sie die Rolle eines Kellners bisweilen interpretieren, als wäre ihr Gastraum die Scala.
Jedenfalls, als Brennninger letzten Mittwoch das Edelweiss betrat – stand die Familie vor dem Fernseher. Denn es lief die RAI-Übertragung vom Giro d’Italia. Und zwar nicht irgendeine Etappe, sondern jene – „die durch mein Dorf führt!“, wie die Chefin des Edelweiss erklärte. „Und gerade in der letzten Kurve hat man unser Haus gesehen!“. Ganz cool erzählte sie das dem Brenninger, ohne den Blick vom Fernseher zu wenden, doch er spürte, wie sie innerlich bebte vor Freude und Aufregung, die eigene Heimat so prominent auf dem Bildschirm zu sehen.
Nachdem der Sieger die Ziel-Linie durchfahren hatte, ging die Familie im Edelweiss wieder zum Tagesgeschäft über. Und Brenninger strampelte ab Richtung München – ziemlich müde in den Beinen inzwischen. Doch das war kein Wunder. Er war ja bis in Italien gewesen.
Der Brenninger ist ein typischer Freizeitsportler – und oftmals auf Reisen. Was er unterwegs und zu Hause erlebt, lesen Sie jeden Dienstag hier.
* Niedergeschrieben von Jupp Suttner.