Ich stehe auf dem Marktplatz von Pszczyna, einem kleinen Städtchen in der Woiwodschaft Schlesien in Polen, und spüre den Hauch der Geschichte, der durch die Kopfsteinpflaster weht. Die Luft ist erfüllt vom Duft frisch gebackener Obwarzanki, einer lokalen Köstlichkeit, die mich sofort in ihren Bann zieht.
Pszczyna, oder Pless, wie es einst auf Deutsch hieß, ist ein Ort, der mich mit seiner Mischung aus Tradition, Kultur und unverfälschtem Charme sofort verzaubert. Hier, im Herzen Schlesiens, scheint die Zeit stehen geblieben zu sein – und doch pulsiert das Leben in jeder Ecke dieser Stadt.
Die Altstadt von Pszcyna: Ein Schritt zurück in die Vergangenheit
Die Altstadt von Pszczyna ist ein lebendiges Museum. Die farbenfrohen Bürgerhäuser, die den Marktplatz umrahmen, erzählen Geschichten von Kaufleuten, Handwerkern und Adelsfamilien, die hier einst ihr Leben fristeten. Ich schlendere durch die engen Gassen, vorbei an kleinen Läden, die traditionelles Kunsthandwerk anbieten – von handgeschnitzten Holzfiguren bis hin zu filigranem Schmuck. Überall spüre ich die Verbundenheit der Menschen mit ihrer schlesischen Identität.
Der Marktplatz selbst ist das Herzstück der Altstadt. Hier steht das Rathaus, ein imposantes Gebäude im neoklassizistischen Stil, das mich mit seiner Eleganz beeindruckt. Vor dem Rathaus befindet sich der Brunnen mit der Statue des Heiligen Florian, dem Schutzpatron der Feuerwehr. Einige Einheimische sitzen auf den Bänken, plaudern und genießen die Sonne. Ich setze mich dazu, lasse den Blick schweifen und spüre, wie die Seele zur Ruhe kommt.
Das Schloss Pszczyna: Ein Märchen aus einer anderen Zeit
Nur wenige Gehminuten vom Marktplatz entfernt erhebt sich das Schloss Pszczyna, ein wahrhaft königliches Bauwerk, das mich sofort in seinen Bann zieht. Das Schloss, oft als „Perle Schlesiens“ bezeichnet, ist ein Meisterwerk der Architektur und ein Zeugnis der reichen Geschichte dieser Region. Ich betrete den Schlosshof und bin beeindruckt von der Pracht der Renaissance- und Barockelemente, die sich harmonisch miteinander verbinden.
Im Inneren des Schlosses fühle ich mich wie in eine andere Welt versetzt. Die prunkvollen Säle, die mit kostbaren Gemälden, antiken Möbeln und kunstvollen Wandteppichen geschmückt sind, erzählen von den Adelsfamilien, die hier einst residierten. Besonders beeindruckt mich der Spiegelsaal, dessen glitzernde Oberflächen das Licht auf magische Weise reflektieren. Ich stelle mir vor, wie hier vor Jahrhunderten rauschende Feste gefeiert wurden, bei denen die Damen in prächtigen Kleidern und die Herren in feinsten Gewändern tanzten.
Ein Highlight des Schlosses ist das Museum der Fürstlichen Wohnräume, das einen Einblick in das Leben der Hocharistokratie bietet. Ich bewundere die Sammlung von Jagdtrophäen, die an die Jagdtraditionen der Region erinnern, und die prächtige Bibliothek, deren Bücherregale bis unter die Decke reichen. Das Schloss Pszczyna ist nicht nur ein architektonisches Meisterwerk, sondern auch ein Ort, der die Geschichte Schlesiens lebendig werden lässt.
Die schlesische Küche: Eine kulinarische Reise
Nach so viel Kultur und Geschichte hat mich der Hunger gepackt. Ich beschließe, in eines der traditionellen Restaurants in der Altstadt einzukehren, um die schlesische Küche zu probieren. Die schlesische Küche ist bekannt für ihre herzhaften und deftigen Gerichte, die von der bäuerlichen Tradition der Region geprägt sind. Ich bestelle Rouladen, ein klassisches schlesisches Gericht, das aus dünnen Scheiben Rindfleisch besteht, die mit Speck, Gurken und Zwiebeln gefüllt und dann langsam geschmort werden. Dazu gibt es Klöße und Rotkohl – eine Kombination, die mich sofort begeistert.
Der Geschmack ist intensiv und erdig, genau wie ich es mir vorgestellt habe. Jeder Bissen ist eine Hommage an die kulinarische Tradition Schlesiens. Zum Abschluss gönne ich mir einen schlesischen Mohnkuchen, der mit seiner süßen und nussigen Note den perfekten Abschluss für das Mahl bildet. Ich bin überzeugt: Die schlesische Küche ist nicht nur Essen, sie ist ein Erlebnis.
Prinzessin Daisy: Die Seele von Pszczyna
Während ich durch die Stadt schlendere, begegnet mir immer wieder der Name „Prinzessin Daisy“. Maria Theresa Olivia Cornwallis-West, besser bekannt als Prinzessin Daisy, war eine faszinierende Persönlichkeit, die das Leben in Pszczyna nachhaltig geprägt hat. Sie war die Ehefrau von Hans Heinrich XV., dem Fürsten von Pless, und eine Frau von außergewöhnlicher Schönheit und Intelligenz.
Ich besuche das Daisy-Museum, das ihrem Leben gewidmet ist, und bin fasziniert von den Geschichten, die hier erzählt werden. Prinzessin Daisy war nicht nur eine Adlige, sondern auch eine Philanthropin, die sich für die Armen und Bedürftigen einsetzte. Ihre Liebe zur Natur und ihre Leidenschaft für die Jagd sind bis heute legendär. Als ich die Fotos und persönlichen Gegenstände betrachte, die im Museum ausgestellt sind, spüre ich die Anwesenheit dieser außergewöhnlichen Frau, die Pszczyna so sehr geprägt hat.
Weltkulturerbe und Tradition: Die Seele Schlesiens
Pszczyna ist mehr als nur eine Stadt – es ist ein Ort, an dem Tradition und Moderne aufeinandertreffen. Die Stadt ist stolz auf ihr kulturelles Erbe, das sich in jedem Stein, jedem Gebäude und jeder Gasse widerspiegelt. Die schlesischen Traditionen werden hier lebendig gehalten, sei es durch die Volksfeste, die Musik oder die Handwerkskunst.
Ich habe das Glück, während meines Besuchs auf ein traditionelles schlesisches Fest zu stoßen. Die Straßen sind geschmückt, und überall höre ich die Klänge schlesischer Volksmusik. Die Menschen tanzen und feiern, und ich kann nicht anders, als mich von der fröhlichen Stimmung anstecken zu lassen. Es ist ein Fest der Sinne, bei dem ich die wahre Seele Schlesiens spüre.
Ein Ort, der bleibt
Als ich Pszczyna verlasse, spüre ich eine tiefe Dankbarkeit für diese Reise. Diese Stadt hat mich mit ihrer Schönheit, ihrer Geschichte und ihrer Gastfreundschaft verzaubert. Pszczyna ist ein Ort, der bleibt – in meinem Herzen und in meiner Erinnerung. Wer Schlesien verstehen will, muss hierherkommen. Denn hier, in Pszczyna, schlägt das Herz einer Region, die so reich an Geschichten und Traditionen ist, dass man sie immer wieder besuchen möchte.
Und so verabschiede ich mich von diesem Juwel in Schlesien, mit dem Versprechen, bald wiederzukommen. Denn Pszczyna ist nicht nur eine Reise wert – es ist eine Reise, die man immer wieder antreten möchte.
Kurz notiert zu Pszczyna
Wie kommt man hin
Pszczyna erreicht man bequem über die schlesische Stadt Katowice, die sich von Deutschland aus leicht von mehreren Flughäfen erreichen lässt.
alternativ kann man über Görlitz mit dem Auto nach Pszczyna fahren
Sehenswürdigkeiten
die hauptattraktion in Pszczyna ist das Schloss Pleß
Weitere Attraktionen findet man auf der Seite des Tourismusamts
Restaurant
ein gutes Restaurant in der Nähe des Schlosses mit traditioneller schlesischer Küche ist das Restaurant Międzywojenna
gute Hotels findet man auf www.booking.com
diese Reise wurde in Eigeninitiative organisiert
