Zwischen Wachteln und den landschaftlichen Superstars von Südtirol: Im Fontis Luxury Spa Lodge ist man der Tradition verpflichtet und hütet die Natur wie einen großen Schatz
Es bimmelt allenthalben. Die Ziegen, die Schafe und die Kühe: Alle haben sie Glocken um den Hals. Am Rande stehen viele „Zaungäste“, die das Spektakel mit Handys fotografieren und filmen. Das Smartphone wird nur dann weggesteckt, wenn die Almleute – alle fein rausgeputzt in Tracht – einen Korb voll frischer Krapfen oder Tirtlan vor die Nase halten, Schüttelbrot reichen oder Selbstgebrannten anbieten.
Gsieser Tal: eine der naturbelassensten Regionen Südtirols
Alte Traditionen wie der Almabtrieb, werden in den Südtiroler Seitentälern hoch gehalten. Eine der naturbelassensten Regionen der Autonomen Provinz Bozen ist das Gsieser Tal. Dieses erstreckt sich auf einer Länge von 22 Kilometern, ist nur wenig touristisch geprägt und hat seinen bäuerlichen, naturbelassenen Charakter beibehalten. Beim Almabtrieb ist diese traditionelle Prägung besonders deutlich zu spüren.
Abgesehen von einem kleinen Lift am Ende des Tals gibt es keine skitouristischen Verbauungen. Dagegen sind über 40 Kilometer Loipe ein Eldorado für Wintersportler. Umgeben ist das Gsieser Tal von den Ausläufern der Rieserfernergruppe und der Deferegger Alpen. Zwischen dem wesentlich bekannteren Antholzer Tal in westlicher Richtung und dem österreichischen Villgratental beginnt es mit dem Ort Welsberg (Monguelfo). Die Grenze zwischen dem östereichischen Osttirol und dem italienischen Südtirol führt über den Staller Sattel, ein Gebirgspass in den Ostalpen. Die Verbindung zwischen Italien und Österreich ist auch zu Fuß gut machtbar über das Gsieser Törl, das früher ein stark frequentierter Schmugglerweg zwischen den Ländern war.
Im Gsieser Tal ist hinter Sankt Magdalena dann bald Talschluss. Sackgasse. Wenig Verkehr. Viel Natur. Und Almabtrieb. Jedes Jahr Anfang Oktober, wenn der traditionelle “Kirschta” (Kirchtag) gefeiert wird. Samstags ist der Original „Obolola Almabtrieb” ein Spektakel, um das zu sehen es Einheimische und Touristen gleichermaßen auf die Straßen, in die Gassen, Höfe und vor die Ställe treibt. Die Bauern sind wie anno dazumal gekleidet, bringen ihr Vieh von der Sommerfrische auf den Almen zurück ins Tal. Die Glocken sind hier lauter als jemals der Verkehr es war. Wohltuend, um nicht zu sagen wahrlich segensreich.
„Fontis Luxury Spa Lodge“: Komfort mitten im Farmgeschehen
Der Natur und der Tradition verpflichtet ist auch Julia Steinmair. Ihr Elternhaus ist ein renommiertes Fünf Sterne-Hotel in Gsies, das „Quelle Nature Spa Resort“. Mittlerweile hat die 31-Jährige längst ein eigenes Refugium aufgebaut: Das „Fontis Luxury Spa Lodge“ in St. Martin. Hier gibt es Luxus, aber auch Hühner und Wachteln, Gemüse, Kräuter- und Beerenanbau auf einem ganzen Hektar Land und eine Geothermie-Anlage, welche das gesamte Anwesen mit grüner Energie versorgt. Der Strom wird aus dem Wasserwerk im Gsieser Tal bezogen.
Julia Steinmair, eines von drei Kindern der „Quelle“-Familie, will es ebenfalls halten mit der Tradition und damit dem Schwur, die Natur zu bewahren und, ja, zu ehren. Die Chefin der Lodges hat sich voll und ganz der Nachhaltigkeit verschrieben, ohne dass die Gäste auf Komfort verzichten müssen. Die frischen Eier zum Frühstück kommen direkt von der hauseigenen Farm, der Honig vom eigenen Bienenhaus, die Heil- und Gewürzkräuter vom Garten und den angrenzenden Feldern, auch das Abend-Menü wird fast ausschließlich aus Bio-Zutaten kredenzt.
Die Drei Zinnen und der Pragser Wildsee sind nicht weit
Das gibt ein gutes Gefühl, auch dann, wenn man saumselig in den Infinity-Outdoor-Pool oder in den Hot-Spring-Whirlpool steigt und in der Sauna relaxt. Denn die Wärme wird auf nachhaltige Weise gewonnen. Apropos: Die Dolomitengipfel sind von der Holzbank neben dem bollernden Saunaofen und dem Aufguß-Kübel mit duftenden Essenzen fast zum Greifen nahe. Kann das denn wirklich sein? Die Drei Zinnen, der markanteste Gebirgsstock der Sextner Dolomiten im Hochpustertal, sind von den Fontis-Lodges zwar nicht zu sehen, aber nur 50 Straßen-Kilometer entfernt. Ein Ausflug, der sich nicht nur wegen des Postkarten-Motivs lohnt.
Eine Rundwanderung, zu der man in der Nähe von Toblach (beim Misurina See und der Auronzo-Hütte auf 2320 Metern) startet, führt zur Scharte und lässt die Kleine, Große und Westliche Zinne sowie die Dreizinnen-Hütte aus verschiedensten Perspektiven erblicken. Dies war von der Sauna aus dann doch nicht möglich. Ein Weg durch moränischen Schrott führt zur gegenüberliegenden Seite der Drei Zinnen, zu zwei kleinen Bergseen sowie einer Alm.
Noch schneller ist man vom Fontis aus beim Pragser Wildsee, ebenfalls ein „Hotspot“ in Südtirol. In einer halben Stunde mit dem Auto (25 Kilometer) ist man dort, an diesem geschützten Naturdenkmal zwischen Bruneck und Toblach im Hochpustertal. Er ist der Superstar unter Südtirols Bergseen und liegt auf einer Höhe von 1494 Metern mitten im UNESCO-Weltnaturerbe. Man ist geneigt, sich die Augen zu reiben angesichts dieser fast unwirklichen Schönheit: Von blau bis smaragdgrün schimmert hier das Wasser, imposante Felsen im Hintergrund. „Kann das alles wirklich wahr sein?“, fragen wir uns nicht zum ersten Mal.
Staunen statt zerstören
Wir nehmen’s an, machen uns – noch leicht benommen von dieser Schönheit – abermals auf Julias Saunabank lang und lassen den gerade erst erlangten optischen, noch ganz warmen Abdruck auf unserer inneren Festplatte so langsam hart werden, so dass er Erinnerung wird. Auch wir erlangen hier unserer Prägung, die Natur zu schützen und zu bewahren, so wenig Müll wie möglich zu hinterlassen, auf kurze Transportwege zu setzen oder gänzlich ohne sie auszukommen (wie Julia Steinmair) und staunen statt zu zerstören.
Der Natur und der Tradition verpflichtet
Denn auf diesen Abdruck in unserer Erinnerung können wir später mal, wenn’s vielleicht mal gerade nicht so schön ist, zugreifen. Und diese Prägung, die Traditionen und die Natur zu hüten, wird diese Schätze auch den nachfolgenden Generation wohlbehalten hinterlassen.
Die Ruhe rund um das Fontis, wo Julia Steinmair mit ihrer Mutter, Margit Steinmair, ein kleines Refugium mit sehr privatem Charme und vielen Türmchen und Nischen aufgebaut hat, hüllt uns ein. Die geschützte Atmosphäre, der wir uns hier hingeben dürfen – fern von Massentourismus und Hotelabfertigung – ist Labsal.
Eine von lediglich acht Suiten ist die unsere. Für einige Tage jedenfalls. Wir müssen nur wenige Schritte gehen, um ins reine Bergquellwasser des Bio-Badesees zu steigen. Die Hühner und Wachteln sind unsere Zeugen.
Und wenn wir Action wollen, steigen wir auf eines von Julias E-Bikes und erkunden die Gegend bis zur Talschlusshütte und bis zu den zahlreichen bewirtschafteten Almen – etwa der Uwaldalm, wo man einen spektakulären Ausblick genießt auf das gesamte Gsieser Tal – die uns ebenfalls mit Krapfen, Südtiroler Schmankerl sowie selbst gemachtem Käse empfangen. Und wo es ebenfalls allenthalben bimmelt. Bis zum nächsten Almabtrieb.
Mehr Infos unter www.fontis-lodge.com
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