Die Gegend begeisterte rasch viele Besucher und im Jahr 1897 eröffnete die Familie Hellenstainer direkt am Ufer des Sees eines der ersten Grand Hotels in den Dolomiten. Unter den Aristokraten der habsburgischen Monarchie sprach sich die Nobelherberge bald herum. Zu illustren Gästeschar vor dem Ersten Weltkrieg zählten unter anderem die Sissi-Tochter Erzherzogin Marie Valerie sowie Erzherzog Franz Ferdinand, der später in Sarajevo erschossene Thronfolger von Österreich-Ungarn.
Der Krieg und seine Folgen
Kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges rückte das Hotel erneut in den Brennpunkt der Weltgeschichte. Während die Alliierten immer weiter auf Berlin vorstießen und die Niederlage der Nazis abzusehen war, verschleppte die SS prominente Männer und Frauen aus ganz Europa in die Dolomiten. Den Plan ausgeheckt hatte Obergruppenführer Ernst Kaltenbrunner, der Stellvertreter von SS-Chef Heinrich Himmler. Er plante, im unwegsamen Gelände Südtirols in Partisanenkämpfen so lang wie möglich Widerstand zu leisten. Die Geiseln sollten dabei als Faustpfand für Verhandlungen mit den Westmächten dienen.
Zu den 139 Männern und Frauen gehörten unter anderem der frühere französische Premierminister Léon Blum mit seiner Frau, der einstige ungarische Ministerpräsident Miklós von Kállay, der österreichische Ex-Bundeskanzler Kurt von Schuschnigg, der Bischof von Clermont-Ferrand, Gabriel Piguet, der griechische Oberbefehlshaber General Alexandros Papagos sowie Angehörige des Hitler-Attentäters Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg.
Die Geretteten erholten sich im Hotel Pragser Wildsee
Zu diesem Zeitpunkt war es auf deutscher Seite teilweise schon zum offenen Bruch zwischen Einheiten der Wehrmacht und der SS gekommen. Um ein Massaker an den Geiseln zu verhindern, befreite eine Einheit der regulären deutschen Truppen am 30. April – Hitlers Todestag – die Gefangenen aus den Fängen der Totenkopfverbände. Anschließend brachte der Kommandant, Hauptmann Wichard von Alvensleben, die Geretteten ins Hotel „Pragser Wildsee“, wo sie sich nach den teilweise jahrelangen Strapazen in den Konzentrationslagern der Nazis etwas erholen konnten.