Pioniere der Touristik Lisa Haarmeyer & Tobias Hanke – die deutsche Familie, die im kolumbianischen Valle del Cauca neue Wurzeln schlug

Blühende Pflanzen und Blumen am Zaun des Pools von AUEN Posada Andina mit Sitzbänken im AUEN Posada Andina – Pioniere der Touristik Lisa & Tobias Haarmeyer im Valle del Cauca

Fotos und Text: Lic. Irina Grassmann

Dies ist die Geschichte eines Traums, der ein Zuhause wurde – erzählt zwischen Feuer, Wind, Wasser, Erde … und Geist.

AUEN Posada Andina ist weit mehr als ein Gästehaus inmitten des kolumbianischen Valle del Cauca in den Anden. Mit Lisa Haarmeyer und Tobias Hanke – Pioniere der Touristik in Kolumbien – wurde es zu einem Zuhause für Gäste aus aller Welt, gewoben aus Geduld, Intuition und Gastfreundschaft. Hier gibt die Natur den Takt vor, und jedes Detail erzählt eine gemeinsame Geschichte.


Mut zum Sprung über den Ozean?

Würdest du den Ozean überqueren, eine neue Sprache lernen, ganz von vorn anfangen … Wurzeln schlagen in einem unbekannten Land – und dort deine Träume säen, während in dir neues Leben wächst?

Lisa hat es getan.

Das satte Grün der Hänge der westlichen Andenkordillere in Kolumbien.
(© Foto: Irina Grassmann)

Vom wilden Grundstück zur lebendigen Vision

Und mit diesem Schritt wechseln sie nicht nur das Kontinent. Gemeinsam mit Tobias, ihrem Mann und Lebensgefährten, verwandelte sie ein Grundstück voller wilden Bewuchses in einen Rückzugsort für andere reisende Seelen. So entstand AUEN – eine kleine Posada, verborgen in den Bergen, wo sich die Zeit dehnt und die Tage mit Wind, Lagerfeuer, Vogelstimmen und neuen Stimmen füllen.

„Auen“ ist ein deutsches Wort, manchmal auch als „Niere der Natur“ bezeichnet – es erinnert an die feuchten Wiesen entlang der Flussufer. Doch es war die Üppigkeit des Valle del Cauca, die – so Tobias – in ihm „die Anziehungskraft dieses Kontinents, Kolumbiens, geweckt hat – die uns dazu gebracht hat, etwas tiefer zu schauen“, erzählt er, während sein Blick den von Lisa sucht.

Zimmer in der AUEN Posada Andina im Valle del Cauca, Kolumbien – gemütlich eingerichtet mit warmem Ambiente. Foto © Irina Grassmann

Gemütlichkeit und Wärme inmitten im Valle del Cauca
in der “AUEN Posada Andina” Kolumbien.
(© Foto: Irina Grassmann)

Ein Familienporträt

Die Szene wirkt wie ein deutsches Familienporträt: Die beiden, ihre drei blonden Töchter und zwei große Hunde sitzen eng beieinander auf einem Sofa, das eigentlich zu groß wirkt – weil die Mädchen Beine und Armlehnen nutzen, um sich noch näher aneinander zu kuscheln. Als würde die Zuneigung sie zu einem einzigen Bild zusammenziehen.

Lisa Haarmeyer und Tobias Hanke mit ihren drei Töchtern vor der AUEN Posada Andina im Valle del Cauca, Kolumbien – im Rahmen der Serie „Pioneros del Turismo“.

Lisa Haarmeyer und Tobias Hanke mit ihren drei Töchtern in AUEN Posada Andina,
Valle del Cauca, Kolumbien.
Familienleben und Gastfreundschaft

im Fokus der Serie „Pioneros del Turismo“. © Irina Grassmann

Blicke und Visionen 

„2012 habe ich diese Region als Rucksackreisender kennengelernt. Ich habe mich hier wohlgefühlt. Dann lernte ich Lisa kennen, wir verliebten uns und sagten: Lass es uns gemeinsam wagen“, erzählt Tobias und wirft ihr erneut einen verschwörerischen Blick zu.

Sie probieren längst nicht mehr ihr Glück. Sie leben ihr Projekt.

Gefragt, welche Botschaft sie anderen Pionieren des Tourismus mitgeben würden, denkt Tobias laut nach:
– „Wenn ich zurückblicke, würde ich sagen: Schritt für Schritt. Es ist ein Prozess. Als wir ankamen, haben wir zuerst mit viel Feingefühl beobachtet: Was ist das für ein Ort? Wie sieht er am Morgen, wie am Abend aus? Woher weht der Wind? Wo leuchten die Sterne am hellsten? Nach und nach haben wir diesen Ort mit dem geschaffen, was uns die Natur gegeben hat. Das war immer unser Grundsatz: in der Natur – und mit der Natur.“

– „Habt ihr erreicht, was ihr euch vorgestellt habt?“, fragen wir.
Lisa lächelt. Ihre Blicke treffen sich über den neugierig umherblickenden Köpfen ihrer Töchter.
– „Ja… sogar mehr als das. Wir dachten an einen kleinen Rückzugsort, für Freunde. Und jetzt ist es so viel mehr geworden. Wer weiß, was noch alles kommen wird“, sagt sie – als würde auch die Zukunft dort mitatmen.

So entstand – fast ohne gezielte Suche – ein Zuhause, das weit über die Wände eines Gebäudes hinausgeht.

Schmetterling im Valle del Cauca, Symbol für die Leichtigkeit des Fliegens mit Viajes Mágicos Colombia.

Schmetterling in AUEN Posada Andina, Valle del Cauca – wo Natur, Familie und Gastfreundschaft
die Touristik in Kolumbien neu prägen.
(© Foto: Irina Grassmann)

Die fünf Elemente von AUEN Posada Andina – Pioniere der Touristik in Kolumbien

AUEN ruht auf etwas Tieferem: einer unsichtbaren Verbindung zur Umgebung und zu den vier Elementen, die diesen Raum bewohnen und prägen: Erde, Wasser, Luft und Feuer.

Die Erde

Zwei Erden stehen am Anfang dieser Geschichte:
Die, die sie zurückließen – die Sprache der Kindheit, Erinnerungen an Jugendfreundschaften, klare Jahreszeiten, lange Winter, familiäre Wurzeln in Deutschland – und die neue Erde, die sie wählten: das ländliche Gebiet bei Buga, das nach und nach zu ihrem Zuhause wurde.

Heute schlagen beide wie ein gemeinsames Herz – und geben ihren Töchtern Halt. Sie wachsen auf zwischen zwei Sprachen, zwei Kulturen und einer Landschaft, die sie bereits als ihre eigene anerkennt.

Die Ankunft war alles andere als einfach. Sie kamen mit fünf Koffern und einem Babybauch. Ohne Haus. Ohne Plan. Nur mit Intuition – und Liebe.
„Meine Mutter sagte immer, wir seien wie Maria und Josef, auf der Suche nach einer Herberge“, erinnert sich Lisa mit einem leisen Lachen.
Eine Zeit lang lebten sie in einem gemieteten Haus in La Habana, bis sie sich entschieden, ein Grundstück mit einem alten Gebäude zu kaufen.

Drei Jahre arbeiteten sie an der Renovierung und dem Bau der neuen Räume. Es ging nicht schnell. Es war nicht einfach.  Aber jedes Detail im Design von AUEN ist eine Hommage an die kolumbianische Bauernarchitektur – mit deutscher Seele und natürliche Materialien: Holz, Rohr, offene Wände, hohe Decken, atmende Räume im Rhythmus des Tals.

Der Entwurf von AUEN ist eine Brücke zwischen Tradition und Moderne – eingebettet in den natürlichen Zyklus und authentische Handarbeit. 

Zwischen Blumen, Hühnern, Ziegen, Gewürzen und Heilpflanzen wachsen auch ihre Töchter heran – zweisprachig, neugierig, frei – sie spielen mit den Tieren und begrüßen die Gäste mit der Selbstverständlichkeit derer, die dazugehören.

Wo andere nur Gestrüpp sahen, erkannten sie einen Ort zum Träumen und Verwurzeln.

Landschaft der tausend Grüntöne – rund um AUEN Posada Andina in den kolumbianischen Anden. Ein Stück Erde, das die Pioniere der Touristik in Kolumbien mit Leben, Natur und Gastfreundschaft erfüllt haben.
(© Foto: Irina Grassmann)

Das Wasser

Noch bevor man die Schwelle überschreitet, wird man vom leisen Plätschern des Wassers und dem Glitzern des Brunnens empfangen. Diese Präsenz begleitet die Gäste weiter – im Pool, in den Wasserläufen, in kleinen Details rund ums Haus, so organisch eingebettet, als wären sie Teil der Landschaft selbst. Sie laden dazu ein, innezuhalten, tief durchzuatmen, zu genießen, einzutauchen…

Es ist Wasser, das erfrischt, Träume gießt und die über 800 Bäume nährt, die im Lauf der Jahre von Lisa und Tobias gepflanzt wurden – und damit natürliche Korridore für Wildtiere schafft. Lebendiges Wasser, das den Rhythmus des Ortes mitprägt und die Ankommenden mit der Ruhe der Umgebung verbindet.

Unter den Duschen hängen Bündel aus Eukalyptusblättern. Im Kontakt mit dem Dampf – erwärmt durch Solarpaneele – entfalten sie ihren Duft und schaffen ein sinnliches Erlebnis, das an eine natürliche Sauna erinnert: heiß, aromatisch, wohltuend.

 Wasser für jeden und alle!
In AUEN fließt das Wasser durchzieht das gesamte Projekt:
als Quelle des Lebens, der Ruhe und der Regeneration in Auen Posada Andina,
Valle del Cauca, Kolumbien.
(© Foto: Irina Grassmann)

Die Luft

In AUEN bittet die Luft nicht um Einlass.
Sie strömt herein, bringt den Duft des Waldes mit und die lebendige Musik der Vögel.
Im Haupthaus, dessen große Türen zu allen vier Himmelsrichtungen offenstehen, tritt die Landschaft ein, verweilt kurz – und zieht wieder weiter.

Die Temperatur ist angenehm, das Klima mild.

Ricardo Cuestas, der Verwalter, empfängt uns im langärmeligen Hemd mit dem AUEN-Logo auf der Brust. „Hier haben wir rund 20 Grad“, erzählt er. „Es ist sehr frisch. Wir sind ganz nah am Wald – eigentlich mitten in den Bergen, fast im Dschungel.“

Nachts wird es kühler, manchmal legt sich Nebel über das Tal – und dann wird das Lagerfeuer oder der Kamin zum natürlichen Treffpunkt.

An diesem Punkt tut die Luft mehr als kühlen:
Sie umarmt.
Sie wird zum Zuhause – für die Vögel und die Reisenden.

Lisa berichtet von ihrer Mitwirkung in der Initiative „Buga Territorio de Aves“, die sich für nachhaltigen Tourismus und Vogelbeobachtung einsetzt.

„ gibt es eine enorme Vielfalt“, sagt sie lächelnd und deutet auf ein paar bunte, buschige Vögelchen die zwischen den Zweigen hin- und herhüpfen.

Die Petrea volubilis entfaltet bei AUEN Posada Andina ihre sternförmigen Blüten
– ein leuchtendes Symbol der kolumbianischen Flora. Foto © Irina Grassmann

Das Feuer

Die Flamme, die wärmt, die zusammenbringt und feiert, ist das Herz von AUEN.

Es knistert, Funken steigen zum Himmel auf, Glut erwärmt die Hände, Rauch malt flüchtige Gespenster in die Nacht.  Die Glut birgt Geschichten, und das gemeinsame Lachen bleibt in Erinnerung.

Nahe dem Pool und den Cabañas gibt es einen Lagerfeuerplatz – gedacht fürs Beisammensein.
„Dort verteilen wir Marshmallows“, erklärt der Verwalter.  Auch gegrillt wird hier – auf einem dreibeinigen Grill, der frei über dem Feuer schwingt: ein „Schwenkgrill“, typisch deutsch.
„So haben wir Feuerstelle und Grill gleichzeitig. Alle machen mit und genießen.“

Am Feuer verschwinden die Distanzen.

Bei einem Besuch der Stadt Buga, Valle del Cauca,
entdecken wir die beeindruckende
Basilika des Señor de los Milagros – ein Ort des Glaubens und der Geschichte.
(© Foto: Irina Grassmann)

Das fünfte, das unsichtbare Element

Und dann gibt es noch ein fünftes Element.  Eines, das man nicht sehen oder anfassen kann – aber das man auf der Haut spürt.  Die Gastfreundschaft jener, die den Mut hatten, Meere zu überqueren, Sprachen zu wechseln, Ängste zu überwinden… um ihre Fahne zu setzen, Wurzeln zu schlagen – und ein Zuhause in einem fernen Land zu schaffen.

Lisa bringt es schlicht auf den Punkt: „Ja, wir sind jetzt schon seit zehn Jahren hier. Mein Mann und ich kamen aus Deutschland … und heute haben wir drei Töchter.“  In diesen wenigen Sätzen steckt eine ganze Lebensreise.

Frisch gebackenes Brot, süße Teilchen aus eigener Herstellung und frisches Obst aus der Region, serviert bei AUEN Posada Andina im Valle del Cauca, Kolumbien.
Foto © Irina Grassmann

Der Geist des Hauses

AUEN entstand nicht aus einem Plan, sondern aus Intuition.
Aus einer inneren Kraft.  Aus einem gemeinsamen Wunsch:
„Er wollte schon immer in Südamerika leben“, erzählt Lisa über Tobias.
Und so machten sie sich auf den Weg – ohne Sicherheiten, aber mit Vertrauen.
„Ja, man muss einfach hineinspringen… und dann ergibt sich alles. Wenn man ins Handeln kommt, fügen sich oft die Teile wie von selbst. Manchmal… fast magisch.“

Dieser Geist zeigt sich im Lächeln der Töchter, zweisprachig aufgewachsen. Er liegt im Duft des frisch gebackenen Brotes.  In den warmen Holzwänden, durchsonnt vom Licht des Tages, pulsiert das Haus im Takt der reisenden Seele seiner Bewohner. Man hört ihn im Rascheln der Bäume, im Konzert der wilden Vögel und im Einklang mit den Tieren des Hofes. Und man spürt ihn in der Wärme, mit der sie ihr Zuhause öffnen.

Lisa fasst es zusammen. Ihre Worte sind schlicht – und tragen dennoch eine große Tiefe:

„Es ist der Alltag… es geht darum, jeder Schwierigkeit mit einer guten Haltung zu begegnen. Aus dem Gewöhnlichen eine Herausforderung machen – und kein Problem. Den Prozess genießen. Geduld haben. Nichts erzwingen. Die Dinge ihren eigenen Rhythmus finden lassen.“

Bleibende Spuren

Heute ist AUEN Posada Andina mehr als nur ein Hotel.

Es ist eine Umarmung.

Ein Ort, an dem sich die Zeit ausdehnt… an dem man sich plötzlich als Teil eines Traums fühlt, der Wirklichkeit geworden ist.

Diejenigen, die einst wie Maria und Josef eine Herberge suchten,
bieten heute einen Ort für all jene, die ankommen möchten. Und AUEN… ist längst kein Traum mehr. Es ist ein Zuhause, das dich empfängt.

Tobias – in seiner Muttersprache und den Blick auf Lisa gerichtet – lässt uns mit einem offenen Gedanken zurück:  „Wer weiß, was jetzt noch kommt.“

AUEN lässt sich begehen.
Es lässt sich atmen.
Es lässt sich danken.
Und irgendwie…
bleibt es in einem drin.

Denn manchmal kommen Pioniere nicht, um Land zu erobern.
Sondern um es zu bewahren.
Um zu bleiben.
Um es zu einem Zuhause zu machen –
und Gastfreundschaft einen Namen zu geben:
AUEN Posada Andina.

 Setze meine Reise fort – durch Kolumbien und die Welt –
auf der Suche nach weiteren Pionieren der Touristik.


Link zum
 Video-Interview und
zur ganzen Geschichte auf Spanisch

👉 Pioneros del Turismo – Lisa Haarmeyer & Tobias Hanke 👈


Link zur
deutschen Familie,
die im kolumbianischen Valle del Cauca

neue Wurzeln schlug:

Auen Posada Andina – Colombia


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Irina Grassmann

Autor Kurzvorstellung:

Tourismusjournalistin mit Wurzeln in Argentinien und Zuhause in Deutschland. Seit über 35 Jahren in der Branche – als Licenciada en Turismo, Reiseleiterin, Speakerin und Solopreneurin. Ihre Serie "Pioneros del Turismo" porträtiert Menschen, die den Tourismus neu gestalten.

Hinweis: Dieser Beitrag wird regelmäßig von Mitgliedern der Reise-Stories Redaktion wie Heiner Sieger, Gerhard Fuhrmann und Jupp Suttner auf Richtigkeit und Vollständigkeit geprüft. Falls Sie Anmerkungen zu diesem Beitrag haben, kontaktieren Sie bitte direkt hier die Redaktion.

Dieser Beitrag enthält möglicherweise Inhalte, die im Rahmen einer bezahlten Kooperation mit Marken, Hotels oder Partnern entstanden sind.

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