Von Elke Backert
Los Angeles, L. A., Metropole der Filmindustrie, der Oscar-Verleihung – die Souvenir-Shops haben Tausende dieser Oscars herumstehen -, Hollywood, Beverly Hills, Filmstars und -sternchen, Sunset Strip, Walk of Fame, Stadtmonster. Flächenmäßig ist L. A. eine der größten Städte der Welt, eine Megalopolis. Wer im Mietwagen ohne Navi fährt, ist verloren. Wir nahmen sogar unser in Deutschland gekauftes Navi mit, und es tat gute Dienste. Allein die unterschiedlichen Namen für Straße und ihre Abkürzungen: Road (Rd), Street (St), Drive (Dr), Road Drive, Avenue (Ave), Boulevard (Blvd), Strip, Place (Pl), Highway (Hwy), Freeway (Fwy), Interstate. Sehr verwirrend, wenn es einen Lincoln Blvd gibt, eine Lincoln Road, einen Lincoln Drive und eine Lincoln Ave. Und dann gibt es noch die Historic Route 66, die groß mit Schildern angekündigt ist. Wer wollte nicht schon immer mal auf ihr fahren…
Wir wohnten auf dem Santa Monica Boulevard West Hollywood, wo wir auch das beste Restaurant fanden, „La Bohème“. Man ist mittendrin im Geschehen. Selbst um das Hollywood Sign am Berg zu sehen, braucht man nicht aus der Stadt rauszufahren. Man spaziert einfach die lange Rolltreppe am Chinese Theatre hoch. Oben angekommen, sieht man es superdeutlich und hat einen tollen Ausblick dazu, und es kostet mal nichts, keine Parkgebühren von 20 Dollar die Stunde.
Hier sind auch Hand- und Fußabdrücke einiger Stars für alle Zeiten in Beton gemeißelt – zum Vergnügen der Besucher. Jane Fonda verewigte sich da, Henry Fonda, Bruce Willis, Tom Hanks, Eddie Murphy, Jack Nicholson, Clint Eastwood, Eva Gardner, Dean Martin und viele andere. Arnold Schwarzenegger gab 1994 noch seinen Kommentar ab: „I`ll be back“, ich komme wieder.
Viel Trubel gibt es am Walk of Fame, egal zu welcher Tageszeit. Beim Stern von Mickey Mouse steht sie leibhaftig und lässt sich mit Fans fotografieren – gegen ein entsprechendes Entgelt natürlich. Genauso Michael Jackson. Perfekt gestylt präsentiert er sich seinen Fans, und die zahlen gern für ein Selfie mit ihm. Natürlich muss auf dem Foto auch der entsprechende Stern zu sehen sein. Aber Michael weiß sich in Positur zu stellen. Er verdient ja seinen Lebensunterhalt damit.
Ruhig und wunderschön ist es in den Wohnbezirken Hollywood und Beverly Hills. Wer aber glaubt, einen Star oder Prominenten zu entdecken, hat sich getäuscht. Die Wohnhäuser sind von derart hohen Mauern oder Grünanlagen regelrecht eingeschlossen, dass kein Einblick möglich ist. Man kann dennoch immer wieder durch die schmalen Seitenstraßen hindurchfahren und sich kaum satt sehen.
Das krasse Gegenteil kann man in Downtown erleben, bevor der Fashion District beginnt. Zuerst die Wolkenkratzer, und dann glaubt man, seinen Augen nicht zu trauen, Zelte auf den Bürgersteigen, zum Teil zusammengebrochen, oft auch nur Planen, rumlungernde und Schlangen von Menschen, die für ein kostenloses Essen anstehen. Ziemlich bedrückend.
Belebend dagegen ist das mexikanische Viertel El Pueblo bei der Union Station, vor allem am Sonntag. Dann ist zwar die Kirche ein Mittelpunkt, alle gehen hinein, bekreuzigen sich ehrfürchtig, um gleich wieder hinauszutreten und sich an den vielen Buden zu bedienen und zur Musikkapelle zu tanzen und die Hüften zu schwingen. Es wird gelacht und palavert, man hört nur Spanisch, eine Tanzband in opulenten Folklore-Kostümen tritt auf, alle applaudieren, nur freudige Gesichter rundherum. Immerhin verkauft ein Stand sogar Devotionalien, und – außergewöhnlich – ein schwarzer Christus hängt am Kreuz.
Selbst wer die UniversalStudios Hollywood-Tour macht, sieht zwar die Studios und vielleicht auch einmal einen Dreh, aber Filmstars kommen einem da nicht vor die Linse. Aber er erfährt bei einer Vorführung, wie die Geräusche gemacht werden, ob beim Zweikampf oder beim Türen Zuschlagen, wie die Stuntmen die Treppe hinunterstürzen, ohne sich zu verletzen, und vieles mehr. Für mich waren die UniversalStudios Hollywood zu Anfang etwas enttäuschend, sind da aus Comic-Filmen wie die Simpsons ganze Städte, Filmkulissen und mehr, aufgebaut, in diesem Fall Springfield. Homer und Marge stehen plötzlich vor einem. In einem der Häuser, hier in „Crustyland“ läuft ein Film, der so gemacht ist, dass man sich mitten im Geschehen befindet und umgerannt wird oder einem der Kopf abgeschlagen. Kann ganz schön gruselig werden. Und dann muss es natürlich auch den Crusty-Burger geben, besonders teuer, aber man kann sich als Simpsons-Fan rühmen, einen solchen Burger gegessen zu haben. In Hollywood weiß man, wie Geld zu verdienen ist.
„It`s fun to be a Minion“ ist ebenfalls ein Comic-Film, den man bisher nicht bei uns im Fernsehen gezeigt hat. Die Minions waren mir bis dahin völlig unbekannt.
Filmkulissen sind aufgebaut, aus Bates Motel kommt der Mörder, um die Leiche im Kofferraum seines Wagens zu deponieren, der gelbe Sponge Bob ist unterwegs, der grüne Shrek natürlich ebenfalls, bei „Bubba Gump“ gibt`s die echten Film-Shrimps, irgendwo läuft traurig ET herum, King-Kong baumelt einem vor dem Kopf, der Weiße Hai erschrickt einen, die Schrecklichen Figuren aus Star Wars und Star Trek stehen zum Anfassen da, in Jurassic Park findet man – na, was wohl. Man kann auch von einem Vampir-Biss überrascht werden. Aber am besten sind die „Rides“, ob „Fast and Furious“, „Revenge of the MUMMY“, „Transformers – the Ride in 3D“ oder ein Erdbeben mit Überflutung, während man mitten drin ist. Die Simulationsfilme sind einfach perfekt gemacht. Die Studios nennen sich nicht zu Unrecht im Untertitel „The Entertainment Capital of L.A.“
Anaheim wartet mit ebensolchem Erlebnispark auf, allerdings geht es hier um die von Walt Disney geschaffene Welt. Disneyland Resort in L. A. ist der erste und älteste Park dieser Art, aus dem Jahr 1955. Er ist zwar auf den ersten Blick umwerfend, aber dann zumindest langweilig für Leute, die mit Disney nichts anfangen können. Die sollten sich den teuren Eintritt sparen. Aber die nach Walt Disney benannte Concerthall ist schon von der extravaganten Konstruktion einen Besuch wert. Übrigens wird in all diesen Parks kein Alkohol ausgeschenkt.
Ein Rundflug über L. A. zeigt besonders gut die schönen kilometerlangen feinsandigen Badestrände und Buchten, Santa Monica und Venice Beach im Norden, Laguna Beach im Süden. Auch Malibu und Long Beach sind zu sehen, letzteres eine eigene Stadt, wo auch die „Queen Mary“ als Schiffshotel liegt und besucht werden kann.
Wer anschließend Venice zu Fuß aufsucht, wird überrascht nicht nur von den Hippie-Klamotten in den Schaufenstern, auch von den irren Typen, die sie tragen. In Greenage Village ist das ähnlich. Hier wird offensichtlich die achtundsechziger Zeit noch gelebt.
Nicht vergessen darf man, eines der vielen Museen zu besuchen, etwa das MOCA, Museum of Contempory Art. Auf jeden Fall unglaublich beeindruckend ist das Getty Center, das Kunstmuseum des J. Paul Getty Trusts in Brentwood, einem Stadtteil im Westen von Los Angeles. Es beherbergt seit 1997 den größten Teil der Sammlung des Milliardärs J. Paul Getty (1892-1976) und des gleichnamigen Museums. Noch bis 2. April 2017 ist eine seltene Bouchardon-Ausstellung zu sehen. Edmé Bouchardon (1698-1762) war ein französischer Zeichner, Bildhauer, Medailleur und Architekt und Wegbereiter des Klassizismus. Wie im Schloss des Sonnenkönigs fühlt man sich in den Räumen mit Mobiliar von Ludwig XIV. Den riesigen Gebäudekomplex, der sechs Jahre Bauzeit brauchte, entwarf der US-amerikanische Architekt Richard Meier. Ganz in Weiß gehalten, fühlt man sich wie in einer neuen Welt. Eingebunden sind große und außergewöhnlich gestaltete Parkanlagen. Hier kann man mehr als einen Tag verbringen. Vom Parkplatz aus bringt einen eine Bahn hin. Eintritt wie Führung sind kostenlos.
Wer ausgefallene Restaurants sucht, wird ebenfalls in L. A. fündig. Da gibt es den Nachbau einer Ranch, die Saddle Ranch, die bis zwei Uhr nachts geöffnet hat. Sie birgt ein Rodeo, und auf den Balkonen warten üppig ausgestattete „Saloon-Damen“ – nur Figuren – auf Freier. In einem Eisenbahnwaggon kann man speisen und von einer Schaffnerin bedient werden. Mexikanische Taco-Läden sind fast ebenso reichlich vorhanden wie die Burger-Imbisse und -Restaurants. Auch die Erlebnisparks und die Museen bieten Cafés und Restaurants, leider besonders teuer. Nur ein Beispiel: eine Portion Pommes Frites kostet neun Dollar. Aber überall dort spenden Trinkwasserbrunnen Durst löschendes Nass.
Wer Live-Musik mag, könnte am Abend den Kultladen „Whiskey à GoGo“ aufsuchen, in dem bis zu drei Bands spielen und der in den sechziger Jahren berühmt wurde durch die Auftritte der „Doors“, „Iggy Pop“, „David Bowie“ und anderer Musik-Größen.
Zwei Wochen Los Angeles sind zu kurz, also müssen wir wiederkommen, aber dann nicht im Winter.
Fotos Elke Backert