All you can eat – Ein Hoch auf die Vielfalt New Yorks

Gerade heute, wo Mauern in Köpfen und an Grenzen Normalität zu werden scheinen, genießen wir die kulturelle Vielfalt New Yorks und essen uns dort einmal um die Welt.

Text und Bild: Derk Hoberg

Vor kurzem ist der New Yorker Gourmettempel „Eleven Madison Park“ zum besten Restaurant der Welt gewählt worden. Die USA dürfen sich nun rühmen, die Nummer eins dieser inoffiziellen Weltrangliste zu beherbergen. Chef ist dort allerdings der Schweizer Daniel Humm, der seine „Modern American Cuisine“ nach französischen Grundsätzen und gemeinsam mit Kollegen aus aller Herren Länder kocht. Zum Beispiel mit seinem Küchenchef, dem Esten Dimitri Nagi. Man stelle sich nur vor, die US-Grenzen wären diesen großartigen Talenten verschlossen geblieben…

New Yorks Küchen: So vielfältig wie das Leben

Mindestens genauso spannend wie dieses High End-Beispiel aus der New Yorker Gastroszene ist aber das, was abseits des ganz großen kulinarischen Rampenlichts geschieht. Auf den Straßen der fünf Bouroughs, in denen sich Menschen aus aller Welt angesiedelt haben. Ihre Kulturen, vor allem aber ihre Küchen, vermischen sich seither zu unserem Glück, die wir die Straßen New Yorks gerade unsicher machen. Heraus kommt frisches Street Food mit Pep: Mexikanische Tacos mit thailändischen Aromen, Burger, die nicht zwischen Brötchenhälften sondern zwischen japanischen Ramen-Nudeln serviert werden, oder kolumbianische Arepas die mit trendigen Superfoods kombiniert werden. Kreativ und international, heiß und scharf, süß und sauer und ruhig auch mal derbe und dreckig. So vielfältig wie das Leben eben.

Neben den altbekannten Neighborhoods Chinatown und Little Italy sollte man sich in kulinarischer Hinsicht vielmehr auf andere internationale Ecken Manhattans konzentrieren. Jene abseits der ausgetrampelten Touristenpfade. Wie wäre es zum Beispiel mit Little Tokyo (im East Village gelegen), wo man entweder ganz traditionelle, japanische Gerichte wie Ramen oder aber amerikanisch inspirierte Reisburger serviert bekommt. Oder Little Corea? Dort wiederum, in unmittelbarer Nähe des Empire State Buildings, werden Hungrige mit Kimchi, Bulgogi und allerlei anderen koreanischen Leckereien versorgt. Falafel, Schnitzel, Empanadas und andere internationale Spezialitäten bekommt man dank der mobilen Food Trucks ohnehin in ganz Manhattan.

Wer noch mehr Vielfalt sucht, sollte Manhattan mit Hilfe der Metro Linie 7, die den passenden Beinamen „International Express“ trägt, verlassen und Halt in Queens machen. Indien, Nepal und Tibet beanspruchen hier einige Blocks entlang der 74th Street für sich und bilden gemeinsam Little Himalaya. Mitsamt der regionalen Spezialitäten Momos (tibetanische Herrgottsbescheißerle, wenn man so will) sowie Dosas mit Yak-Käse. Die angrenzende Roosevelt Avenue wiederum gilt als Hauptstraße der Lateinamerikaner in Queens und hat von der mexikanischen über die kolumbianische bis hin zur peruanischen Küche alles auf Lager, was Mittel- und Südamerika kulinarisch zu bieten hat. Noch weiter draußen, genauer gesagt in Flushing, wartet seit den 1970er Jahren mit New Chinatown ein authentischeres chinesisches Viertel als jenes in Manhattan. Eines, in dem man tatsächlich noch alleine unter Chinesen ist und lebendige Frösche und anderes, für westliche Gaumen ungewohntes, Getier direkt aus dem Eimer heraus kaufen kann.

Das Wunder in der 8. Straße

Zurück in Manhattan wäre da ja noch die 8. Straße, in der sich in den vergangenen Jahren ein kleines kulinarisches Wunder vollzogen hat. War der kleinere Teil der Straße – jener, der westlich der 5th Avenue in Greenwich Village liegt – wegen seiner vielen Schuhgeschäfte lange vor allem für Fußbekleidung bekannt, ist sie heute ein Musterbeispiel für die kulturelle und kulinarische Vielfalt New Yorks. Auf den nur 320 Metern dieses Blocks warten unzählige Gastronomie-Betriebe aus über 10 verschiedenen Nationen auf hungrige Mäuler. Kein Problem also, hier mehrere Stunden oder gleich den ganzen Tag zu verbringen, um sich im Zickzack-Kurs durch die 8. Straße zu futtern – ohne, dass einem langweilig wird. Wenn, ja wenn, der Big Apple nicht noch so viel mehr zu bieten hätte – sei es in Sachen Straßen- oder Sterneküche.

Am Ende unseres fünftägigen Besuchs in New York, kommen wir so auf stolze 22 Länderküchen, deren Spezialitäten wir gekostet haben. Wir speisten von Brasilien über Malaysia und Mexiko bis nach Kambodscha. Waren im jüdischen Imbiss von Katz´s Delicatessen und wurden dort von dominikanisch-stämmigen Köchen mit rumänischen Pastrami versorgt. Aßen von Bành Mi-Sandwichs, über Eier am Stiel bis hin zu russischen Blinis – die wir in Little Odessa (in Brighton Beach im Süden Brooklyns) aufgetrieben haben – fast alles, was die Straße uns bot. Und dennoch schafften wir damit nur einen Bruchteil von dem, was man im Melting Pot New York in kulinarischer Hinsicht erleben kann. Es führt also kein Weg daran vorbei: Wir müssen wiederkommen, in diesen brodelnden Kochtopf der Kulturen.

Viel besser als die New York-Liebeserklärung des Schweizer Spitzenkochs Daniel Humm – Sie wissen schon: der aus dem besten Restaurant der Welt –, hätte man es dann auch nicht auf den Punkt bringen können: „Die Stadt hat so viele Kulturen, die sich besser vermischen als anderswo auf der Welt. […] Das erzeugt eine wahnsinnige Energie!“, sagte dieser kürzlich in einem Interview mit 20min.ch. Kein Wunder also, dass hier in New York so gut wie keiner Mauern bauen will. Im Gegenteil, gehen die Bewohner dieser Stadt doch gegen genau solche einfältigen Ideen unermüdlich auf die Straße. Alleine schon der kulinarischen Vielfalt wegen, die sie hier so lieben gelernt haben.

Daniel Humm und Derk Hoberg

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