Begegnungen in der Stadt des European Song Contest 2014
1. Bild von links: “Black Diamond”
2. Bild von links: historischer Kirchturm der Christianskirche
3. Bild von links: Altstadt
4. Bild von links: Blick vom Runden Turm über Kopenhagen
Von Robert B. Fishman
Nach den langen grauen Wintermonaten blühen die Kopenhagener im Sommer auf, drängen ans Licht, in ihren vielen Parks, an die Kanäle und Strände. Die Hotels sind voll, Straßen und Plätze auch. Auf den extrabreiten Radwegen stauen sich Lastenräder, Retrobikes, Renngeschosse, Designervelos, Liegeräder und ausgefallene Eigenkreationen auf zwei Rädern. Wer stehenbleibt, wird schon mal weggeklingelt oder angebrüllt. Kopenhagen ist die Fahrradstadt. Bis 2025 will Dänemarks Metropole erste CO2 neutrale Hauptstadt der Welt sein.
Bild links: Sandskulpturenpark
Bild rechts: Blick vom Runden Turm über Kopenhagen
„Jetzt im Sommer leben wir draußen. Da sind wir ganz andere Menschen,“ erzählt Kris auf einer Kajaktour durch die Kanäle Kopenhagens. „Wir Dänen“, meint der Trainer und Tourguide, „haben eine Winter- und eine Sommerpersönlichkeit. Im Winter schließen wir uns ein, sind zuhause und schieben høge.“ Das ist der Blues der grauen, dunklen und kalten Jahreszeit. Kaum kehrt das Licht zurück, drängt es die Kopenhagener in Scharen nach draußen. Kris trifft dann Menschen, die er das restliche Jahr über nie sieht: die „Sommerfreunde“.
Überall haben Cafés und Restaurants ihre Stühle auf die kopfsteingepflasterten Gassen und Uferkais gestellt. Viele Wirte lassen hölzerne Pontons als schwimmende Terrassen zu Wasser, auf denen die Gäste unter großen Sonnenschirmen sitzen. Junge Leute haben es sich auf den Kaimauern bequem gemacht. Wenn es zu heiß wird, lässt man sich ins Wasser fallen. Vor 20 Jahren war das streng verboten. Damals flossen giftige Abwässer in die Kanäle. Heute schwimmen hier wieder Fische. Kopenhagen lebt wieder am und im Wasser.
Bild links und rechts: Mit dem Ruderboot durch den Kopenhagener Kanal
Kris, einer der Guides des Kajakvermieters und Touranbieters Kajak Republic, hält das Boot fest und erklärt das Einsteigen: Mit einer Hand hinten den Rand des Einstiegslochs festhalten, die andere Hand am Steg, die Beine rein und dann den Hintern. Das schmale Kajak wackelt und schwankt. Dabei schlagen hier am Börsenkai in der Altstadt von Kopenhagen nur mit Touristen beladene Ausflugsboote Wellen.
Die Angst vorm Umkippen nimmt Kris mit beruhigenden Worten: „Das Boot wird dich ausspucken. Außerdem“, so verspricht er, bin ich immer neben Dir und kann Dich herausziehen.“ Auf den ersten Metern im Kanal schaukelt das Kajak bedrohlich. „Zieh das Paddel langsam und gleichmäßig auf jeder Seite durchs Wasser und versuche nicht ständig, die Schwankungen des Boots auszugleichen.“ Das hilft tatsächlich. „Stell Dir vor, Dein Hintern wiegt 200 Kilo und drückt Dich fest ins Kajak.“ Gute Idee: Der Glaube versetzt nicht nur Berge. Er kann Boote im Gleichgewicht halten.
So gleiten wir dahin, passieren Schatten spendende Brücken und queren den großen Kanal, der uns noch von einem großen, grauen Kasten mit weit hervorstehendem Dach trennt. „Wir warten, bis das große Boot da vorbei ist, dann fahren wir direkt rüber“, erklärt Kris.
Drüben wirft ein großer Klotz seinen Schatten auf den Kanal: Die Oper. Die Reederei Maerks hat der Stadt das neue Bauwerk spendiert. Jetzt müsse, so Kris, die Stadt Unsummen für die Unterhaltung bezahlen. Die Begeisterung der Kopenhagener halte sich in Grenzen. Auch Kris mag das Ding mit dem halbrunden, metallenen Vorbau nicht. Vom 27 Meter hohen Dach springen jeden Sommer junge Leute beim Wettbewerb der Klippenspringer in den Kanal. Die teils bizarren überlebensgroßen Sandskulpturen haben für das Spektakel schon einen Logenplatz. Jedes Jahr im Mai bauen Künstler den Sandskulpturenpark neu. „Auf dem Kanal hast Du den besten Blick auf die Skulpturen und sparst Dir die Eintrittskarte“, freut sich Kris.
Bild links und rechts: Fahrradwege in Kopenhagen
Der schlanke junge Sportler hat als Tourguide in Neuseeland, Australien, Kambodscha und noch ein paar anderen Ländern gelebt und gearbeitet. „Im Sommer“, sagt er, „ist Kopenhagen die beste Stadt der Welt: Das Wasser, die frische Luft, die hohe Lebensqualität und alles ist so nah.“ Mit dem Fahrrad sind es nur ein paar Kilometer raus in die Natur, an den Strand oder nur einen anderen Stadtteil. „Dann bist Du schon in einer anderen Welt.“
Neue Oper, die alte, backsteinerne Börse mit ihren zu Spiralen gemauerten Türmchen und die bei reichen Boots- und Yachtbesitzern beliebten Kanäle und Kanälchen von Christianshavn. Zu sehen gibt nicht nur vom Wasser aus eine Menge. Immer wieder zeigt Kris die vielen Bauwunden, die Banken und andere Investoren der Stadt geschlagen haben. Alte Speicherhäuser ließen sie für moderne Glaskästen abreißen. Doch manche der hypermodernen Bauten lobt sogar er: Der alte Backsteinbau der königlichen Bibliothek, hat einen schwarzen Diamanten zur Seite gestellt bekommen. So nennen die Einheimischen den schräg gestellten, rund 15 Stockwerke hohen Würfel, der aussieht, als würde er gleich ins Wasser kippen.
Unberührt von allen modernen Trends hat sich Kopenhagens ältestes Cafe La Glace etwa so erhalten wie es 1870 eröffnet wurde. Mindestens 20 verschiedene Torten in der Vitrine locken Einheimische und Touristen in das dunkle Kaffeehaus. Drinnen ist es so voll, dass man sich kaum noch bewegen kann. Die Kuchen gelten als legendär. Henrik, der seine Heimatstadt für die Stadtmarketinggesellschaft „Wonderful Copenhagen“ ausländischen Journalisten schmackhaft macht, überschlägt sich angesichts der ausgefallenen Leckereien fast. Er führt zu einem der angesagten Designer-Chocolatiers. Da kann ich nicht widerstehen und zähle angesichts der horrenden Preise schon meine letzten Kronen. Bevor ich am Tresen an der Reihe bin stoppt er mich: „Nein, lass es, Du musst doch gleich noch die Smushies und den phantastischen Kuchen im Royal Café probieren.“
Bild links: Blick vom Runden Turm über Kopenhagen
Bild rechts: Nyhavn
Wenige Minuten später stehen wir in einem ganz in weiß gehaltenen Schlemmerparadies. Was ich möchte? Natürlich Smushies. Der Name kombiniert den dänischen (und schwedischen) Namen für belegte (Butter)brote Smörrebrod mit Sushie. Professionell lächelnd bringt die – Ton in Ton zum Interieur des Cafes in weiß und rosa gekleidete – Kellnerin eine Platte mit fünf belegten Vollkornbrotscheiben. Zwei davon haben die Fooddesigner mit cremegefüllten Lachsröllchen belegt, ein weiteres mit frischem Hering und die anderen mit einer hauseigenen Paste. Stylisch, gesund und regional ist auch hier der Trend.
In kaum einer anderen Großstadt setzen so viele Restaurants, Bäckereien Imbisse und edle Design-Food-Läden auf Bio wie hier. „Ökologisk“ steht auf vielen ihrer Schaufenster. Dazu kommen zahlreiche Konditoreien, die einmalige kleine dänische Kuchen und Törtchen in allen Variationen anbieten.
Vor dem Runden Turm, von dessen Aussichtsplattform Touristen die ganze Stadt überblicken, steht die erste Bio-Würstchenbude der Stadt. Tofu-Wurst, Kartoffelbrei, Senfsauce, alles aus Ökolandbau, serviert auf dünnen, recycelbaren Pappschalen.
„Aushilfe dringend gesucht“, heißt es auf einem handgeschriebenen Schild an der Scheibe der Imbissbude. Direkt gegenüber sitzt seit Stunden ein freundlicher Bettler. „Suche dringend Arbeit, egal was“, hat er auf den Pappkarton vor sich geschrieben. Mein Versuch, die beiden zusammen zu bringen, will nicht so recht gelingen. „Ich sag’s dem Chef“, murmelt der Imbissverkäufer und der Bettler meint resigniert: Die erwarten doch bestimmt, dass ich Dänisch kann.“ Der Mann, freundlich lächelnd und angesichts seines Lebens auf der Straße erstaunlich sauber und gepflegt, spricht gut Englisch. Er stammt aus Moldawien. Die meisten Passanten beachten ihn nicht.
„Die Leute hier sind sehr zurückhaltend“, sagen viele, die es auf den unterschiedlichsten Wegen nach Kopenhagen verschlagen hat. Manche schimpfen die Kopenhagener auch „geldgeil und geizig“. Kajaklehrer Kris bittet um Verständnis: Im Sommer sei Kopenhagen so überlaufen, dass manch Einheimischer die Geduld verlöre. Er erzählt vom Ärger über Besucher, die auf Fahrradwegen herumstünden oder mit ihrem geliehenen Rad den Verkehr aufhielten.
Bild links: Nykredit
Bild rechts: “Black Diamond”
Am Stadtrand macht ein Berliner Station, der als Ein-Mann-Zirkus durch Europa zieht. In den Parks großer Städte baut er seine Manege auf. Die Kopenhagener beobachteten seine Auftritte wohlwollend, aber sehr distanziert. Anders als etwa in Deutschland spreche ihn kaum jemand auf sein Programm an. In den meisten anderen Städten schauten ihm vor allem Kinder gerne beim Schminken zu und überschütteten ihn mit Fragen. „Hier habe ich das noch nicht erlebt“, wundert er sich. Sein Wohnmobil mit dem großen Anhänger für die Manege hat Alexander am Rande des Freistaats Christiania geparkt.
1971 besetzten junge Leute das ehemalige Militärgelände, um hier ihren Traum vom selbstbestimmten Leben in einer autonomen Gemeinschaft zu verwirklichen. Immer wieder wollten Stadt und dänische Regierungen das Gelände räumen lassen. In letzter Minute durften die Besetzer bleiben. In den 80er und 90er Jahren verkam der selbsternannte Freistaat zum Freiraum für Dealer und Drogensüchtige. Inzwischen hat Christiania Drogen, Rockerbandenkriege und viele weitere Krisen überstanden. Die Bewohner haben eine Stiftung gegründet, die einen Großteil des Geländes gekauft hat. Die Mitglieder der Gemeinschaft zahlen hohe Mieten und verdienen ihr Geld in eigenen Betrieben, in der nahen Stadt oder als Touristenführer. 200 Jobs bieten allein die Läden, Cafes und Kneipen auf dem Gelände, darunter die Fahrradwerkstatt, in welcher junge Leute die Christiania Lastenräder bauen, das Gesundheitshaus mit Arztpraxis und Apotheke oder die von zwei Frauen geführte Kunstschmiede.
Mehr als eine Million Besucher fallen jedes Jahr in Christiania ein. Nach dem Freizeitpark Tivoli am Hauptbahnhof ist die autonome Gemeinschaft mit ihren bunten selbstgebauten Häusern, den vielen meist alternativen Läden, Künstlerateliers, Werkstätten und Cafes der wichtigste Touristenmagnet in Kopenhagen. Viele kommen zum Kiffen. Über der Pusher Street genannten Hauptstraße hängt beständig dichter Cannabis-Nebel. An zahlreichen selbstgezimmerten Ständen verkaufen Dealer ganz offen Hasch und Grass. „No Photo“ steht auf riesigen, selbstgemalten Schildern über Bildern von durchgestrichenen Fotoapparaten. Die Dealer haben Angst vor Polizeispitzeln.
„Wir hatten hier einen regelrechten Krieg mit den Drogenbanden“, erzählt Mario Zorosco. Der US-Amerikaner sitzt mit einem Freund auf der Veranda seines orange-bunten Hauses beim Essen. In einem Ständer auf der Treppe zur Terrasse leuchten bunte Postkarten: Gelbe Sonnen, ineinander fließende Farben, Motive aus Christiania und abstrakte Bilder. Es sind Verkleinerungen seiner vielen Ölbilder, die er drinnen zwischen Bergen von allerlei gesammeltem Kram zeigt: Ansichten von Kopenhagen, Häuser, die sich unter einem blauen Himmel mit riesigen Sternen im Wasser spiegeln, Landschaften und manch bizarre Figuren, die an Werke von Dali erinnern. Zoroscos Malereien strahlen die gleiche entspannte Leichtigkeit aus wie er selbst.
Bild links: Christiania Bike
Bild rechts: Christiania Bike Shop
Seit mehr als 30 Jahren lebt der Künstler in Christiania. Stolz ist er auf das, was die kleine Gemeinschaft gegen alle Widrigkeiten erreicht habe. In den 90er Jahren hätten sie gemeinsam die Dealer mit den harten Drogen rausgeworfen. Wer abhängig war, musste draußen einen Entzug machen und durfte erst zurückkommen, wenn er clean war. Nicht wenige hätten das geschafft, meint der 52jährige. Hier habe er die Chance bekommen, er selbst zu sein, „mit all meinen Verrücktheiten.“ Die Gesellschaft habe all die Jahre versucht, die Christiania-Bewohner zu normalisieren. „Schließlich“, sagt Mario lächelnd, „sind die meisten von uns normal, geworden, aber zu unseren eigenen Bedingungen.“
Info:
Tourist-information: Copenhagen Visitor Centre, Vesterbrogade 4A?DK-1620 Copenhagen V
Tel.: +45 7022 2442
Email: touristinfo@woco.dk
www.visitcopenhagen.de
Sprache:
Dänisch ist entfernt dem Deutschen verwandt. Einfache Texte können deutschsprachige Besucher/innen einigermaßen verstehen. Das schräg durchgestrichene „o“ ist ein ö (hier als „ö“ geschrieben, das zusammengeschriebene „ae“ entspricht etwa dem „ä“. Gesprochen wird Dänisch ganz anders, als geschrieben.
Fahrrad
Geführte Rad- Touren: Tel. 33239490, Strandgade 27b
www.citysafari.dk
Velovermietung:
Am schnellsten kommt man durch Kopenhagen mit dem Rad. In der Innenstadt gibt es zahlreiche Vermieter. Baisikeli finanziert mit einem Teil seiner Einnahmen die Lieferung gebrauchter Fahrräder an Entwicklungsprojekte in Afrika, Turesensgade 10, Tel. 26700229
www.baisikeli.dk
Wasser:
Ungewöhnliche Einblicke in die Stadt der Kanäle bieten die geführten Kajaktouren der Kayak Republic, Börskaj 12.
Dort kann man auch Kajaks für eigene Touren mieten und sich nach der Tour auf dem schwimmenden Strandponton auf Liegestühlen unter (Plastik) – Palmen entspannen.
kayakrepublic.dk
Geld:
Kopenhagen ist sehr teuer. Manche Hotels und einige Lokale und Läden verlangen zudem fürs Bezahlen mit Kreditkarte einen Zuschlag von etwa 1,25%. Essen gehen ist mittags und am frühen Abend meist günstiger. Für ein Bier in einer Kneipe zahlt man mindestens 25 – 40 Kronen (Christiania), im teuren Nyhavn am Kai auch über 100. 100 Kronen sind 13,40 €, ein Euro 7,46 Kronen.
Essen:
Sehr viele Lokale und Geschäfte bieten inzwischen Bio-Produkte an (ökologisk). Am Runden Turm in der Innenstadt gibt es sogar einen Bio-Würstchenstand. Die Preisunterschiede innerhalb der Stadt sind erheblich. Günstiger ist es rund um den Bahnhof, im Einwanderer-Stadtteil Nörrebro mit seinen vielen arabischen und türkischen Imbisslokalen und in Christiania. Besonders teuer ist das schick renovierte alte Hafenviertel Nyhavn, die Innenstadt und die Gegend rund um die Oper in Christianshavn.
Dänische Smushi:
In edlem dänischem Designerambiente serviert das Royal Cafe feinste Kuchenkreationen und Smushis. Das Kunstwort steht für eine Kombination aus Smörrebrod (belegte Brote) und Sushi, Amagertorv 6 (Innenstadt)
www.theroyalcafe.dk
Rabatte:
Die Copenhagen Card gibt freien Eintritt in die Museen und ins Tivoli. Außerdem kann man damit kostenlos Bus- und U-Bahn fahren.
Kopenhagen alternativ:
Alternative Projekte wie vor allem Christiania locken Scharen von Touristen an. Entsprechend genervt sind dort viele Bewohner/innen von Neugierigen, die ihnen sogar in die Wohnungsfenster schauen oder ungefragt in die Häuser marschieren.
Christiania (nach Angaben der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit):
1971 besetzten junge Leute ein leer stehendes Militärgelände, um dort ihren Traum vom alternativen, basisdemokratischen Leben im Kollektiv zu verwirklichen. Entstanden ist daraus eine selbstverwaltete Gemeinschaft aus rund 900 Leuten. Jedes Jahr fallen in Christiania rund eine bis anderthalb Millionen Besucher ein. Nur der Vergnügungspark Tivoli direkt am Hauptbahnhof zählt mehr Touristen.
In ehemaligen Militärgebäuden und neuen, selbstgebauten Häusern leben rund 900 Bewohnerinnen und Bewohner der autonomen Gemeinschaft Christiania am Ostrand des Kopenhagener Stadtteils Christianshavn. Darunter sind sehr viele Künstler, die sich ihre Ateliers hier eingerichtet haben. Christiana liegt auf 34 Hektar Fläche entlang der alten Festungsmauer aus dem 17. Jahrhundert umgeben von kleinen Wäldern und einem See idyllisch im Grünen. Trotzdem braucht man mit dem Velo keine viertel Stunde in Stadtzentrum von Kopenhagen. Einen Großteil des Geländes haben die Bewohner inzwischen für rund 86 Millionen dänische Kronen vom Staat gekauft. Die Bewohner unterhalten ihre Häuser selbst und zahlen zusätzlich Abgaben an die Gemeinschaft: mindestens 1200 Kronen für jeden Erwachsenen plus 22 Kronen je Quadratmeter Wohnraum. Verkaufen können die Bewohner ihre Häuser und Wohnungen nicht.
Über die gemeinsamen Belange entscheidet die Hauptversammlung. Dort gilt das Konsensprinzip. Es wird so lange diskutiert, bis ein Ergebnis gefunden ist, das alle mittragen. Neu bauen dürfen die Christiania-Bewohner auf ihrem Gelände nicht mehr. Auf einen frei werdenden Platz in einem Haus oder einer Wohnung bewerben sich 70- 80 Leute. Die Auswahl treffen die Mitbewohner und Nachbarn.
Besichtigungstouren gibt es an den Wochenenden sowie im Juli und August täglich um 15 Uhr für 40 Kronen pro Person.
Fotografieren ist auf der Hauptstraße der weitläufigen Siedlung, der „Pusher Street“, streng verboten. Der Grund: An zahlreichen Ständen verkaufen Dealer im „Green Light District“ ganz offen jede Menge Grass und Haschisch. Schon die dicke, süßliche Qualmwolke über dem Ortskern reicht für einen leichten Rausch. Erwischen lassen sollte man sich mit dem Stoff im restlichen Dänemark (und bei einer Razzia auch in Christiania) nicht. Wer kleine Mengen für den Eigenbedarf dabei hat zahlt saftige Geldstrafen. Dealer gehen in den Knast. Seit 2004 setzen die dänischen Regierungen auf eine Null-Toleranz-Politik gegen Drogen (außer Zigaretten und Alkohol, die sind legal, aber teuer). Um die Besucherströme ein wenig zu kanalisieren bietet das Guide-Team samstags und sonntags jeweils um 15 Uhr geführte Touren an. In den Sommerferien (Ende Juni bis Anfang August) gibt die Führungen jeden Tag. Infos vor Ort: Nyt Forum im „Oper“ (Opera) genannten Hauptgebäude , Mo. – Do. 12 – 18h, Fr. 12-16h. Tel. 3295 6507 und Info Café im Loppe building. Fr. – So. 12-18.
www.christiania.org
Den umfassenden Christiania Führer mit der Geschichte des Projekts, allen Adressen und vielen weiteren Infos gibt es als pdf-Download unter:
www.christiania.org/Guide.pdf
Folketshus
Das besetzte und inzwischen von der Stadt geduldete selbstverwaltete Kulturzentrum Folketshus (Volkshaus) bietet zahlreiche Kurse, Workshops, Lesungen, Konzerte und viele weitere Veranstaltungen, Montag ab 18h30 „Volksküche mit günstigem veganem Essen, Stengade 50, Norrebro
www.folketshus.dk,
Kulturzentrum BOLSJEFABRIKKEN
Kunst, Ausstellungen, Konzerte, Treffpunkt politischer Gruppen zum Beispiel zum Thema Klimawandel, Bibliothek, Parties, freitags ab 19 Uhr „Volksküche“ mit preiswertem Essen gegen Spenden. Lærkevej 11,
www.bolsjefabrikken.com
Ungdomshuset
Weit draußen in einem eher öden Vorort hinter dem Stadtteil Nörrebro liegt in einem gewerbegebiet das selbstverwaltete Ungdomhuset (Jugendhaus). Hier feiern vor allem Punks, es gibt Konzerte, parties, Workshops, ein Büchercafé, Donnerstag abends 19h eine vegane Volksküche und samstags 11-14 Uhr ein veganes Brunch, Dortheavej 61, www.dortheavej-61.dk
Ehrenamtler kümmern sich im Trampolinhaus um Asylbewerber und andere Flüchtlinge, organisieren Straßenfeste, Konzerte und viele andere Veranstaltungen, Skyttegade 3
trampolinehouse.dk
Unabhängige Stadtzeitung mit Veranstaltungskalender (Dänisch)
modkraft.dk
Architektur für den Klimawandel entwickeln die „schwimmenden Städte (Flyende By). In Kopenhagen bauen Sie Flöße und Archen, mehr dazu unter:
flydendeby/Floating+City
Idyllisch in einem Park im Szene- und Einwanderer-Stadtteil Nörrebro liegt der Permakulturgarten Byhaven 2200. Die Mitglieder des gleichnamigen Vereins bauen hier Obst und Gemüse an.
byhaven2200.dk
Telefon:
Schon für ein paar Telefonate lohnt sich der Kauf einer dänischen Sim-Karte an einem der vielen Kioske. Günstig sind zum Beispiel Lycamobil (Karte gratis, dann kann man 50 Kronen und mehr aufladen) oder Lebara (Karte mit 10 Kronen Guthaben für 50 Euro). Viele dieser Betreiber haben auch Sonderangebot für Auslandsgespräche.
Bahn:
Die roten und silbernen Züge der Dänischen Bahn DSB tragen alle ein großes W-Lan Logo mit dem Schriftzug „Free WiFi“. Wenn das Internet an Bord dann tatsächlich funktioniert muss man einen Zugangscode kaufen, um online zu gehen. Schnell sind die Züge nicht, aber mit ihren breiten Sitzen sagenhaft bequem. Auch der Service ist gut und freundlich.
Copyright Fotos: Robert B. Fishman, ecomedia, 19.6.2013