Kapverden Insel Sal: Wo die Wüste das Meer trifft und Hoffnung wächst

Man landet auf Sal und der erste Gedanke ist: Trocken. Verdammt trocken. Eine karge, von der Sonne geküsste und vom Wind geformte Landschaft aus vulkanischem Gestein und sandigen Ebenen erstreckt sich vor mir. „Ilha do Sal“ – die Salzinsel. Der Name ist Programm. Doch wer hier nur Dürre vermutet, der irrt gewaltig. Sal ist eine Insel der Kontraste, der kraftvollen Naturerlebnisse und, wie ich schnell lernen sollte, der stillen Helden und hoffnungsvollen Projekte.


Wenn ich an meine Reise auf diese Insel denke, sehe ich nicht zuerst Palmen oder üppige Landschaften vor mir – sondern Sand, Meer und ein ganz eigenes Licht. Die kapverdische Insel trägt nicht umsonst den Namen „Sal“: Salz war lange ihr Schatz, gewonnen aus dem mächtigen Krater von Pedra Lume. Heute lockt der Krater mit einem anderen Erlebnis. Ich steige in das warme, salzhaltige Wasser, lasse mich tragen wie im Toten Meer und staune, wie die trockene, karge Natur auf einmal eine fast spielerische Leichtigkeit bekommt. Entspannt lasse ich die vergangenen Tage revue passieren.


Santa Maria – lebendiges Treiben zwischen bunten Häusern

Meine Basis ist Santa Maria im Süden. Ein Ort, der mit seiner pastellfarbenen Häuserzeile, der lebhaften Hauptstraße und dem langgestreckten, goldfarbenen Sandstrand sofort jeden Besucher in seinen Bann zieht. Hier pulsiert das Leben. Surfer tragen ihre Boards unter dem Arm, Kinder kicken einen Fußball am Strand und der Duft von gegrilltem Thunfisch weht aus den kleinen Restaurants. Ich schlendere durch die Gassen, lasse mich treiben und bestaune die Fassaden in Ocker, Rosa und Hellblau. Es fühlt sich an, als wäre die Freude hier mit einem Pinsel ausgeteilt worden.

Und just in jenen Tagen ereignet es sich, dass die Kapverden das entscheidende Fußballspiel für die Qualifikation der kommenden Weltmeisterschaft gewinnen. Die Stadt tobt, junge Menschen ziehen trommelnd, tanzend und Fahnen schwenkend durch die Hauptstraßen von Santa Maria, hier wird Geschichte geschrieben, ist es doch das erste Mal, dass die kleine Insel-Republik an dem großen Sportereignis teilnehmen darf. Die Stimmung ist ausgelassen, der Rhythmus der Kapverden erfasst mich, zieht mich in seinen Bann.


Auf Inselerkundung – blaues Auge, Zitronenhaie und ein Friedhof der Muscheln

Doch die wahre Magie Sals liegt jenseits der Stadtgrenzen.  Am ersten Tag zieht es mich hinaus nach Buracona, das „Blaue Auge“. Wenn die Sonne im richtigen Winkel steht, öffnet sich in der Grotte ein schillernder Lichtkreis im Wasser – so leuchtend, dass er fast unwirklich wirkt. Ich blicke gebannt hinunter und spüre, warum dieser Ort als magisches Fenster in eine andere Welt gilt. Ein atemberaubendes Schauspiel der Natur. 

Am südlichen Ende der Insel treffe ich auf ein anderes Naturerlebnis, es ist der „Friedhof der Muscheln“, der „Shell Cemetery“. Ein surreal anmutender Strand, anstatt Sand bedecken Abermillionen versteinerte Muscheln und Schnecken den Boden – ein stummer, uralter Zeuge der geologischen Geschichte der Insel.

Besonders beeindruckend ist für mich die Begegnung mit der Natur im Wasser . IN der Haifischbucht wate ich hinaus ins seichte Wasser beobachte ich Zitronenhaie, die majestätisch zwischen den Beinen der Guides kreisen. Anfassen streng verboten!

Für Action hingegen geht’s zum Kite Beach, wo sich die Wind- und Kitesurfer der Welt tummeln. Ein Meer aus bunten Schirmen erfüllt den Himmel, ein Anblick, der pure Lebensfreude ausstrahlt. Oder ich begebe mich nach Palmeira, dem beschaulichen Fischereihafen im Nordwesten. Hier riecht es nach Meer, Salz und frischem Fisch. Männer flicken Netze, bunt bemalte Boote schaukeln im Hafenbecken – das authentische Kap Verde, fernab des Tourismusrummels.

Auch die Landschaft überrascht mich immer wieder. In der Nähe von Espargos taucht am Horizont plötzlich eine Fata Morgana auf. Häuser, die gar nicht existieren, schweben über dem Sand – ein faszinierendes Spiel aus Licht und Hitze.


Baden im Salz – ein Erlebnis voller Entspannung


Ein anderes Naturwunder wartet im Salzkrater Pedra Lume. Einst wurde hier Salz für den Export gewonnen, heute darf ich im salzhaltigen Thermalwasser schweben.
Der Salzgehalt ist so hoch, dass man, wie im Toten Meer, mühelos auf der Oberfläche treibt. Ich liege regungslos im warmen, salzhaltigen Thermalwasser, blicke in den wolkenlosen Himmel und spüre eine unbeschreibliche Ruhe. Die Mischung aus vulkanischer Energie und dem mineralreichen Wasser ist pure Entschleunigung.


Caretta-Caretta – die unechechte Wasserschildkröte hautnah erleben

Doch Sal ist mehr als nur Strand und Sonne. Es ist auch eine Insel, die um ihre Naturschätze kämpft. Und hier begegne ich den Projekten, die meinen Blick auf diese Insel nachhaltig verändern. Die TUI Care Foundation unterstützt hier gemeinsam mit lokalen Partnern wie Project Biodiversity entscheidende Initiativen. Die Natur ist kein Disneyland, wer auf Sal nach der Wasserschildkröte sucht, muss Geduld mitbringen – und ein Grundverständnis für das Leben im Meer. Denn die stark bedrohte “unechte Karettschildkröte”, Caretta Caretta, die tatsächlich auf den Kapverden noch immer gejagt wird und sich auch natürlicher Feinde wie Fischen und Vögeln bei der Eiablage erwehren muss, kann mit etwas Glück beobachtet werden, wenn sie an den Strand kommt.

Ich unternehme mit meiner Gruppe eine Nacht-Patroullie mit Lena, die als Volontärin des Biodervisity Projects sich engagiert für den Erhalt der Wasserschildkröten auf der Insel einsetzt. Das Feuer der Euphorie leuchtet in ihren Augen.  Unter einem unglaublichen Sternenzelt wandern wir einen menschenleeren Strand ab.  Wir warten kauernd im Dunkeln am Strand, der Wind pfeift, der Sand dringt in alle Ritzen ein. Regungslos sitzen wir da. Plötzlich sehen wir einen dunklen, flachen Körper aus dem Wasser kriechen. Die Umrisse sind klar auszumachen. Riesig, diese Schidkröte misst etwa 80 Zentimeter in der Panzerlänge. Eine unechte Karettschildkröte. Wir beobachten atemlos aus respektvollem Abstand. Die Arbeit der Patrouillen ist lebenswichtig. Sie schützen die Tiere vor Wilderern und natürlichen Fressfeinden und verlegen die Eier in sichere Gehege. In der Schildkröten-Aufzuchtstation sehe ich später die winzigen Jungtiere, die hier behütet auf ihren großen Moment warten: ihre Auswilderung ins Meer. Dieses TUI Schildkröten-Rettungsprogramm ist ein Leuchtturmprojekt, das direkt und unmittelbar wirkt. Erstarrt wie Bäume stehen wir am Strand, als die Schildkröte an uns vorbeizieht. Sie sucht den Weg zurück ins Wasser, irgendetwas hat sie heute gestört, so dass sie die Eiablage verschiebt.

Lena verschwindet in der Dunkelheit, nach einer gefühlten Ewigkeit kehrt sie zurück, lädt uns ein, vorsichtig un gebückter Haltung zu folgen. Wir setzen uns nieder nahe den Dünen. Eine Wasserschildkröte ist gerade mit der Eiablage beschäftigt. Lena hält das Rotlicht auf den Hohlraum, in den die Eier fallen. Rotes Licht stört die Tiere nicht. Erhaben, der Moment in dem neues Leben entsteht. Nach 30 Minuten ist alle vorbei. Die Eier werden von den Schaufeln des Tieres zugeschüttet, recht schnell kriecht sie zum Meer. Ihr Nachwuchs muss nun alles selbst schaffen. Aus dem Ei schlüpfen, ins Meer kriechen und überleben. Nur eines von 1000 Tieren schafft es. Und die Mutter? Sehen sie nie wieder. So ist die Natur. Und ich erlebe den Anfang in jener Nacht.



Sozialprojekte auf der Insel

Kann ich noch mehr erleben auf der kleinen Insel im großen Atlantik? Tatsächlich ist die Fülle der Erlebnisse riesig. Dabei geht es nicht nur um die Natur, sondern auch um die Menschen der Insel. Wie gut, dass es Organisationen gibt, die sich nicht nur um den Tourismus kümmern, sondern auch um das Wohl der Bewohner.

Die TUI Care Foundation ist auf Sal stark präsent. In der TUI Akademie Cabo Verde erhalten junge Menschen eine Ausbildung in Tourismusberufen – und damit echte Perspektiven auf einer Insel, die mit hoher Jugendarbeitslosigkeit kämpft. Viele Absolventen arbeiten inzwischen in Hotels oder Restaurants und tragen dazu bei, dass Gäste wie ich sich willkommen fühlen. Ein anderes Projekt, das mich begeistert, ist Field to Fork Cape Verde. Auf einer Farm in der Nähe von Espargos treffe ich auf das Milot Hydroponics-Team. Mit innovativer Technik gelingt es, frisches Gemüse ohne Erde und mit minimalem Wasserverbrauch anzubauen. In einem Land, das fast ausschließlich von Importen lebt, ist das ein Hoffnungsschimmer – für Ernährungssicherheit und für neue Jobs, erklärt mir Emilio Lobo, der Gründer dieses Projekts.


Wie das Salz auf der Haut: Was bleibt und was nimmt man mit?

Am Abend sitze ich in Santa Maria in einem kleinen Restaurant und lasse den Tag an mir vorbeiziehen. Die Geräusche des Meeres, der Geschmack einer frischen Cachupa, dem Nationalgericht und die Gelassenheit der Menschen. Sal ist eine Insel der Gegensätze. Sie ist rau und doch unglaublich einladend. Die Insel ist trocken, karg und auf den ersten Blick vielleicht unscheinbar. Doch wer tiefer schaut, entdeckt eine Insel voller Leben, Aktivitäten und Naturerlebnisse.

Vom Schweben im Salzkrater über den Tanz der Kitesurfer bis hin zur Geburt einer Schildkröte in der Nacht – jeder Moment bleibt. Und es sind gerade die Sozial- und Umweltprojekte, die zeigen, dass nachhaltiger Tourismus mehr ist als ein Schlagwort. Sal ist eine Insel der Zukunft, und ich bin dankbar, sie so intensiv erleben zu dürfen.


Kurz notiert

Wie kommt man hin?

Am schnellsten kommt man von Deutschland aus nach Sal mit einem kurzen Zwischenstopp auf der Nachbarinsel Boa Vista mit TUIfly von Düsseldorf im Direktföug mit 7 Stunden Flugzeit.

Unterkünfte und Restaurants

Wer lokale Anbindung auf hohem Niveau sucht, nimmt ein Hotel in der Stadt Santa Maria. Das inhabergeführte Damfjort Boutique Hotel im Herzen Santa Marias ist so ein Haus

Wer lieber in großen Clubs und großen Hotels nächtigt, in denen das Party-Niveau so hoch wie die Schlange am Buffet lang ist, der ist im Robinson-Club Cabo Verde gut aufgehoben, denn auch der Urlaub mit Tante Erna im vollen Pool zur Morgengymnastik kann durchaus seine Reize haben.

Restaurants gibt es zahlreiche, vor allem in Santa Maria. Die kleinen Restaurants in den Nebenstraßen sind dabei jene, die von Einheimischen aufgesucht werden und in denen nicht nur die Preise fair, sondern das Essen auch besonders frisch ist.

Aktivitäten

Einer der besten Touranbieter auf der Insel ist der Touroperator Sal Experience

Mehr zu den Aktivitäten der TUI Care Foundation auf der Insel Sal und den Kapverden lässt sich auf deren Website finden.

Diese Reise wurde durchgeführt mit freundlicher Unterstützung der TUI Care Foundation.

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Philip Duckwitz

Autor Kurzvorstellung:

Der „Journeylist“ Philip Duckwitz arbeitet als freier Journalist und Autor in Remscheid, vormals in Köln. Auf seinen Reisen um den Erdball, die er am liebsten in wenig bekannte Länder und Regionen unternimmt, öffnet er seinen Lesern Türen zu unerschlossenen Blickwinkeln. Bekanntes neu entdecken und Neues bekannt zu geben, unter dieser Prämisse reist der Journeylist auf der Suche nach den Schätzen dieser Welt und berichtet darüber, um seine Leser für einen einzigartigen Urlaub in der Ferne zu begeistern.

Hinweis: Dieser Beitrag wird regelmäßig von Mitgliedern der Reise-Stories Redaktion wie Heiner Sieger, Gerhard Fuhrmann und Jupp Suttner auf Richtigkeit und Vollständigkeit geprüft. Falls Sie Anmerkungen zu diesem Beitrag haben, kontaktieren Sie bitte direkt hier die Redaktion.

Dieser Beitrag enthält möglicherweise Inhalte, die im Rahmen einer bezahlten Kooperation mit Marken, Hotels oder Partnern entstanden sind.

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