Jazzfestival Kanarische Inseln: Vielfältige Musik auf acht Inseln

Das Jazzfestival Kanarische Inseln, bekannt als „Canarias Jazz y más“, bringt jährlich im Juli abwechslungsreiche Konzerte auf alle acht bewohnten Kanareninseln. Bei der 34. Ausgabe konnten Musikliebhaber wieder viele spannende Künstler und mitreißende Auftritte erleben.

Jazzfestival Kanarische Inseln: Magische Klaviermusik im Teatro Pérez Galdós

Kann man noch leiser und behutsamer Klavier spielen und dabei doch ganz große, vielschichtige und spannende Geschichten erzählen als Gonzalo Rubalcaba das an diesem Abend im Teatro Pérez Galdós im Herzen der historischen Altstadt von Las Palmas de Gran Canaria tut? Man wundert sich vielleicht auch, dass das Trio d´Été des kubanischen Tastenkünstlers bis auf die Ausnahme des verstärkten Kontrabasses von Matt Brewer rein akustisch spielt in dem großen Saal. Bei Rubalcaba muss man eben leise sein und gut zuhören. Und wird dann belohnt mit magischer Musik, bei der man natürlich die kubanische Herkunft in so manchen Rhythmen des Bandleaders spürt, aber ebenso sein Gespür für ausgefuchste Gespräche mit seinen beiden Bühnenpartnern. Wie Drummer Eric Harland dabei ganz neue Standards setzt mit seinem so unorthodoxen, oft sehr reduzierten Spiel. Manchmal klopft er nur mit den Händen wenige Rhythmen oder kontrastiert die Musik mit krummtaktigen Schlägen auf dem Snare Drum-Ring.

Jazzfestival Kanarische Inseln: Eindrucksvolle Auftritte am Playa de Las Canteras

Was für ein memorables Konzert bei der 34. Ausgabe des Jazzfestivals Kanarische Inseln, das jedes Jahr im Juli alle acht bewohnten Inseln bespielt, auch wenn die kleineren Inseln meist nur an einem einzigen Tag Konzerte bieten. Im direkt am langen Stadtstrand Playa de Las Canteras der Hauptstadt gelegenen Alfredo Kraus-Auditorium zeigt die Katalanin Rita Payés, warum sie derzeit so angesagt ist. Ihren zwischen den Genres und mit viel Selbstverständnis pendelnden Mix aus spanischer Musik, Jazz und ein wenig Flamenco serviert die junge, aus einer Musikerfamilie stammende Sängerin, Posaunistin, Gitarristin und Komponistin mit Mutter und Ehemann an den Gitarren in ihrer Band mit einer einnehmenden Natürlichkeit und Riesenstimme. Eine Entdeckung!

Jazzfestival Kanarische Inseln: Take 6 verzaubern mit Stimmen im Teatro Cuyás

Keine Entdeckung mehr, da sie seit über 40 Jahren schon gemeinsam singen, aber immer noch faszinierend zu erleben sind die sechs Herren des US-amerikanischen Vokalensembles Take 6, die im vollbesetzten Teatro Cuyás in der Altstadt von Las Palmas de Gran Canaria einmal mehr zeigen, dass es wohl kein faszinierenderes Instrument gibt als die menschliche Stimme. Alles können sie damit machen, mehrstimmig in mehreren Lagen punktgenau zwischen Gospel, Jazz, Soul und Pop polyphon singen und dabei noch Instrumente imitieren und Beats erzeugen. Es reichen dem Sextett sechs Mikrofone für ihr a-capella-Erlebnis. Und es geht sogar unverstärkt wie ganz am Schluss bei einer Gänsehaut erzeugenden Lobpreisung an den Herrn mit dem Wort „Hallelujah“. Aber es waren dieses Mal ja noch ein Jazztrio um den deutschen Pianisten Thilo Wolf sowie das großartige Philharmonische Orchester von Gran Canaria mit beim Konzert dabei, die leider fast ein wenig untergingen bei der ganzen Strahlkraft und Bühnenpräsenz dieser sechs zauberhaften Sänger.

Jazzfestival Kanarische Inseln: Mitreißende Open-Air-Stimmung auf dem Santa Ana-Platz

Am letzten Wochenende bietet das Jazzfestivals Kanarische Inseln einem großen Publikum oft aufregende Gratis-Konzerte auf dem zwischen Rathaus und der Kathedrale gelegenen Santa Ana-Platz mitten in der Altstadt von Las Palmas de Gran Canaria. Da muss eine Band schon liefern, damit Stimmung aufkommt. Zuco 103 taten genau das. Lilian Vieira, die charismatische, stimmgewaltige brasilianische Sängerin des Sextetts aus den Niederlanden, tobte über die Bühne und hatte das rasch tanzende Publikum schnell um den Finger gewickelt. Der Brazilectro-Sound der Band, ein Mix aus jazzlastigen und funkigen Brasil-Sounds und Tanz- und Elektrobeats – verführerisch und mitreißend!

Jazzfestival Kanarische Inseln: Fusion pur mit Patáx und Soul mit Kennedy Administration

Auch die Musik von Patáx ist Energie pur. Die mit Kubanern, Argentiniern und Spaniern besetzte Band des Perkussionisten Jorge Pérez aus Madrid treibt den Begriff „Fusion“ auf die Spitze. Schon mal „Kiss“ von Prince, „Billie Jean“ von Michael Jackson oder Beatles-Songs mit Flamenco, Funk, Rock, Jazz und afrokubanischen Rhythmen zusammengerührt gehört – eine stimmgewaltige Sängerin und eine Flamencotänzerin inklusive, die ihre Füße in rasend schnellen Rhythmusfolgen auf den Boden des hölzernen Podiums auf der Bühne rammt?

Ein durchaus interessantes Konzept, aber nicht alle Arrangements der weltberühmten Vorlagen zündeten gleich gut. Auch die US-Band Kennedy Administration um Sängerin und Soulröhre Kennedy mühten sich manchmal um für richtig Stimmung zu sorgen. Zu beliebig ist irgendwie ihre Musik. Ein paar Coversongs, eigene Stücke zwischen Soul, Pop, Jazz oder R&B – nichts, was man nicht schon so oder so ähnlich kennt. Da war die Location ihres Open Air-Auftritts in Puerto de la Cruz auf Teneriffa aufregender. Das Meer im Blick, laue Temperaturen, Urlaubsfeeling. So lässt sich ein Jazzfestival auf den Kanaren genießen.

Jazzfestival Kanarische Inseln: Natur und Kultur als Ausgleich auf Gran Canaria

Abseits der Musik beim Jazzfestival Kanarische Inseln lassen sich auf Gran Canaria übrigens schöne Orte besichtigen. Etwa die Gemeinde Agüimes im Osten der Insel mit seinem historischen Ortskern und seiner imposanten Pfarrkirche, die schon 1981 zum kunsthistorischen Denkmal erklärt wurde. Der Barranco de Guayadeque liegt nur 3 km Entfernung vom Ortskern von Agüimes entfernt. Die tiefe Schlucht teilt die Insel in zwei Hälften und ist zum Natur- und Kulturdenkmal deklariert worden. In der Schlucht befindet sich etwa das interessante Höhlendorf Cueva Bermeja, wo noch immer wenige Menschen leben.

Jazzfestival Kanarische Inseln: Genusstipp – Bodega Señorio de Cabrera

Auf dem Weg zurück nach Las Palmas de Gran Canaria lohnt sich ein Stopp bei der Bodega Señorio de Cabrera, auf halbem Weg zwischen Telde und Santa Brígida gelegen. Das sympathische Betreiberehepaar baut fantas­tischen und teils auch mit Preisen ausgezeichneten Wein an. Eine kleine, feine Produktion. Himmlisch das Angebot der Kostproben des Weins, begleitet von allerhand hausgemachten kleinen und größeren Köstlichkeiten, inklusive selbst hergestelltem Olivenöl oder Kaffee.
Fotos: @canariasjazz

Weitere Infos zum Jazzfest Kanarische Inseln:

Canarias Jazz y más: https://canariasjazz.com/
Tourismus auf Gran Canaria: https://www.grancanaria.com/turismo/de/
Bodega Señorio de Cabrera: http://senoriodecabrera.com/

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Christoph Giese

Autor Kurzvorstellung:

Der Journalist interessiert sich schon immer für die Kulturszene und berichtet mit Freude darüber. Musik und Reisen sind seine große Leidenschaften, die er auch gerne miteinander verbindet.

Hinweis: Dieser Beitrag wird regelmäßig von Mitgliedern der Reise-Stories Redaktion wie Heiner Sieger, Gerhard Fuhrmann und Jupp Suttner auf Richtigkeit und Vollständigkeit geprüft. Falls Sie Anmerkungen zu diesem Beitrag haben, kontaktieren Sie bitte direkt hier die Redaktion.

Dieser Beitrag enthält möglicherweise Inhalte, die im Rahmen einer bezahlten Kooperation mit Marken, Hotels oder Partnern entstanden sind.

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