Imst in Tirol: Wasser ist Leben, Geselligkeit und Gemeinschaft…

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Die kleine Stadt Imst in Tirol mit ihren Nachbargemeinden Karrösten,  Nassereith, Tarrenz hat mehr zu bieten, als der kurze Name sagt. Im Winter ein ideales Skigebiet für Familien, Winter wie Sommer sind 42 Brunnen zu besichtigen, dazu Tiroler Webkunst, und ein Bad im Bier ist sicher mal was anderes…
Von Elke Backert

Ich wollte mal wieder Bergluft schnuppern, im Schnee, ganz ruhig, ohne Schickimicki – und entschied mich für den 830 Meter hoch gelegenen knapp Tausend-Seelen-Ort Imst in Tirol. Bei strahlendem Sonnenschein und schneeweißer Bergwelt landete ich in Innsbruck und war entzückt von dieser schönen Stadt. Doch ich musste 58 Kilometer weiter fahren.
Welche Gegend hast du dir da ausgewählt, ging es mir bei der Einfahrt in den Ort durch den Kopf. Einkaufszentren, Tankstellen links und rechts der Straße. Warte ab, sagte ich mir, wenn du erst im Hotel bist.
Im Vier-Sterne-Hotel „Stern“ angekommen, empfing mich laut und anhaltend bellend ein dunkelbrauner Dackel. Niemand an der Rezeption, also ruft er mit seinem Bellen die Empfangsdame… Da hatte ich mich geirrt. Der Dackel brachte zuerst einmal seine Spielzeug-Stoffpuppen in Sicherheit und legte sich dann entspannt zu meinen Füßen nieder. Ich schrie mir die Seele aus dem Leibe: „Hallo, keiner hier, ich bin da!“ Nichts. Ich rief die Nummer des Hotels an, es klingelte neben mir, keiner hob ab. Dann endlich eine sich freundlich entschuldigende Frau, sie sei in der Küche gewesen, und da höre man nichts. Ein guter Anfang für drei erholsame Tage. Die Frau, wie sich später herausstellte, die Chefin des Hauses – in Tirol arbeitet man oft in und mit der Familie -, begleitete mich auf mein Zimmer, und ich war auf Anhieb versöhnt. Ein super Blick auf die glitzernden Schneegipfel rundum und auf einen Kirchturm. Die Pfarrkirche war mir durch ihren reichen Schmuck bereits aufgefallen.
An der Rezeption wartete die Stadtführerin Conny mit einer Stadt- und Brunnenführung. Ich, freudestrahlend, zur Begrüßung: „Die Stadt soll ja 32 historische Brunnen haben.“ „Ach“, meint sie, „es sind 42, Sie stolpern regelrecht darüber.“

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Mit Schlüssel in der Hand kann es nur Petrus sein, der Petrusbrunnen also. (c) Elke Backert
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Jedes Brunnenwasser schmeckt anders, weiß die Stadtführerin Conny. (c) Elke Backert

In der Tat, einer folgt auf den anderen, und alle sind sie Heiligen gewidmet, in gleicher Art gearbeitet, hübsch überdacht, mal bogenförmig, mal spitz, und entstammen zumeist dem 18. Jahrhundert. Informationstafeln begleiten sie.
Vor dem Hotel „Stern“ etwa, dem ehemaligen Zunfthaus der Maurer und Zimmerleute, steht der Josefsbrunnen. Josef gilt als ihr Schutzheiliger. Bei ihm jedoch fällt als einzigem auf, dass er verkehrt herum auf der Brunnensäule steht und nicht auf den Brunnen blickt, sondern zur Pfarrkirche Maria hin.
Im Hotel sprudelt es ebenfalls. „Ja, das ist der Josefsbrunnen“, erklärt die Tochter der Besitzerin. „Aber der steht doch draußen“, meine ich. „Draußen steht der neue, wir haben die alte Skulptur aus Holz aufgestellt, damit sie erhalten bleibt.“

Vor dem Hotel beginnen wir unseren Rundgang, und hier wird mir klar, warum Conny für alle Teilnehmer eine Schöpfkelle bereit hält. „Kosten Sie mal, jedes Wasser schmeckt anders, da es aus verschiedenen Quellen kommt“, aber niemand tut es. Erst als Conny aus der Kelle trinkt, trauen sich auch die anderen. Mh, es ist eiskalt, wie soll ich da Unterschiede schmecken. Nun ja, Hauptsache, es löscht den Durst. Verdursten muss in Imst also niemand.
Weil wir heutzutage Wasser aus dem Hahn bekommen, ist es uns als lebensspendendes Element gar nicht mehr bewusst. Doch Imst besann sich darauf und hatte die Idee eines – mit Gästekarte kostenlosen – touristischen Rundgangs. Wo es zwei Becken gibt, erklärt sich das daher, dass im großen direkt unter der Quelle die Kühe sauberes Wasser trinken konnten, das dann weiterläuft ins zweite Becken, in dem die Frauen Wäsche wuschen. Eine Bank daneben soll daran erinnern, dass Brunnen zu damaliger Zeit Treffpunkte waren, Orte der Kommunikation, Gemeinschaft und Geselligkeit.

Wer bei Heiligen bewandert ist, erkennt sie an ihren Beigaben, Petrus hält den Schlüssel zum Himmel in der Hand, Martin teilt seinen Mantel, aber zu seinen Füßen wacht – ungewöhnlich – eine Gans. Sie soll auch erst später hinzugefügt worden sein, die Martinsgans. Sebastian ist von Pfeilen durchbohrt – weil er sich unter Kaiser Diokletian dem Christentum angeschlossen hatte. So weiß es jedenfalls die Legende.
AufBrücken weilt Nepomuk, wie Vielgereiste ihn von der Prager Karlsbrücke kennen. Dahinter, wo der Fluss einen kleinen Wasserfall bildet, ein moderner Sonnenbrunnen, eine runde Scheibe des Imster Feuerkünstlers Gebhard Schatz, anlässlich des Baus des Trinkwasserkraftwerks Salvesen im Jahr 1991. Und allüberall auf den Infotafeln ein Bild von einem Eiskristall, der sich aus dem jeweiligen Quellwasser bildet – jedenfalls nach der Theorie des japanischen Wasser-Gurus Dr. Masaru Emoto.

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Stein des Anstoßes – das nackte Jesuskind an der Johanneskirche (c) Elke Backert
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Das ist die kleine Madonna in der Totengruft, von der die Legende Wunderliches erzählt. (c) Elke Backert

An der mit Fassadenmalerei bestückten Johanneskirche fällt ein Bildnis der Muttergottes mit einem nackten Jesuskind auf. Eine Schande für die erzkatholische Bevölkerung. Der neu geborene Jesus blieb nicht lange nackt. Bereits am nächsten Morgen trug er eine kleine weiße Hose. Die Einheimischen waren`s zufrieden. Doch die Stadt entschied, der Maler wollte es so, wie wir alle geboren werden, also bleibt er nackt, und die schützende Hose wurde wieder entfernt. Dies entspreche der Wahrheit, so Stadtführerin Conny. Was sie jetzt erzähle, sei eine Legende, obwohl glaubhaft.
Gegenüber der hoch gelegenen, alles überragenden Pfarrkirche mit dem für eine Kleinstadt überdimensionalen Friedhof befindet sich eine Totengruft, in der in früheren Zeiten die Toten während des Winters, wenn der Boden gefroren war, aufgebahrt wurden. In ihr wacht eine winzige Madonna, die der Pater jedoch in seine Kirche brachte, weil er meinte, nur dorthin gehöre sie. Am nächsten Tag fand man sie erneut in der Totengruft. Der Pater trug sie wieder zurück in die Kirche. In der Nacht fiel der erste Schnee. Als man winzige Fußspuren von der Kirche zur Gruft entdeckte, war jedem klar, die Muttergottes hat ihren Weg allein zurück in die Gruft gefunden. Und da wacht sie heute noch. Wunder über Wunder, die es wohl nur im religiösen Imst und in Tirol zu erleben gibt.

Am „Bergl“, einem schroffen, unwegigen Felsrücken, zeigt Conny die in den Fels gehauenen Behausungen, sie sehen malerisch aus. Das Innere vom „Bergl“ diente in Kriegszeiten als Bunker und Luftschutzraum. Heute bleiben die Türen verschlossen.
In der Nähe, hinter der Laurentiuskirche, ist der Eingang zur Rosengartenschlucht, im Winter aus Sicherheitsgründen nicht zu betreten, doch sobald eisfrei lohnenswert.

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Die Rodelbahn des Alpine Coaster wird vor den Skiläufern geschützt. (c) Elke Backert

 

Im Winter fährt man nach Hoch-Imst, wo ein Winterpark, eine großzügige Übungswiese, und eine Skischule Familien mit ihren Kleinen einladen, das Skilaufen zu erlernen.
Die anderen nehmen den Doppelsessellift zur Untermarkter Alm (www.ualm.at) auf 1491 Meter, wo sich das Leben auf Skiern, Boards und Rodeln abspielt, wo man regionale Speisen und vorzügliche Weine genießen und sogar übernachten kann. Oben angekommen, warten ein Funpark und der Alpine Coaster auf Abenteuerlustige zum Runtersausen ins Tal. Eine rasante Sommer-Rodelbahn, die neuerdings am Wochenende auch im Winter in Betrieb ist.

 

 

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Die barocke Figurengruppe wird der älteren Renn-Werkstätte (Josef Anton Renn, 1715-1790) zugeschrieben. Sie symbolisiert die Vorstellung, dass jedes Kind seinen eigenen Schutzengel hat. Hier ist es Raphael, den den kleinen Tobias beschützt. (c) Elke Backert
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Dem SOS-Kinderdorf-Gründer Hermann Gmeiner setzte Imst ein Denkmal. Das erste Kinderdorf befindet sich in Imst. (c) Elke Backert

 

Zwischen romantisch verschneiten Tannen könnte man mit der Alpjochbahn weiter zur Bergstation SunOrama auf 2100 Meter fahren, die Aussicht in sich aufsaugen und sein Können im Tiefschnee beweisen oder aber zur Latschenhütte spazieren und sich Kaffee und Strudel einverleiben.

Für Romantiker empfiehlt sich eine Fahrt mit der Pferdekutsche, die bei reichlich Schnee zum Schlitten mutiert, mitten durch das Naturjuwel Gurgltal.

Was man auf keinen Fall versäumen darf, ist ein Besuch der Weberei Schatz in Karrösten bei Imst. Hier wird man in das Geheimnis echter Tiroler Webkunst eingeweiht und kann vor Ort die wahren Schätze aus Naturfasern, Baumwolle, Leinen, Wolle, für sich selbst, als Geschenk oder als Reisemitbringsel erstehen. Ich hätte nicht gedacht, dass ich so angenehm überrascht sein würde.

Eine Bierbrauerei in einem Schloss von 1810 bietet nicht nur eine Besichtigung samt Verkostung an, sondern auch ein Bier-Bad. Es handelt sich um das Schloss Starkenberg in Tarrenz mit dem „Starkenberger Biermythos“. Im alten Gärkeller der Brauerei wird für ein Bad im Bier eines der drei Becken mit 12.000 Liter Wasser gefüllt und mit 300 Liter Biergeläger angereichert, das ist die Hefe, die sich absetzt. Das Bad soll für geschmeidige Haut und gute Durchblutung sorgen. Aber der Spaß mit Freunden ist wohl eher der Sinn des Ganzen (biermythos@starkenberger.at). Und hinterher darf man noch einen dortselbst hergestellten Whisky verkosten. Ich garantiere, er ist so gut, dass man gleich eine Flasche kauft.

Info: www.imst.at

Fotos Elke Backert

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Hinweis: Dieser Beitrag wird regelmäßig von Mitgliedern der Reise-Stories Redaktion wie Heiner Sieger, Gerhard Fuhrmann und Jupp Suttner auf Richtigkeit und Vollständigkeit geprüft. Falls Sie Anmerkungen zu diesem Beitrag haben, kontaktieren Sie bitte direkt hier die Redaktion.

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