Seinen Lebensabend in einem Hotel zu verbringen, ist nicht die Regel. Wenn dies aber schon zwei Jahre andauert, spricht das zum einen für das Haus, dessen Umgebung, und zum anderen für den Rentner. Und wenn der noch 100 Jahre alt ist, möchte man die Geschichte kaum glauben. Sie handelt von Willi Heiß und vom Hotel Peternhof. „Kein Altenheim kann mir das bieten, was ich hier im Peternhof finde. Ich genieße die täglichen Spaziergänge, die rege Unterhaltung, die Freundlichkeit und Fürsorge der gesamten Belegschaft. Für mich sind die Menschen hier wie meine Familie“, begründet er seinen Entschluss. 1979 hatte Willi Heiß den ersten Kontakt mit dem Peternhof. Später gab es dort regelmäßigen Familien-Urlaub und nach dem Tod seiner Frau übersiedelte er vor zwei Jahren auf Einladung der Hoteliers-Familie Mühlberger als Dauergast. Nur in den Saison-Pausen verlässt er für Sohn und Enkel seine gewohnte Umgebung.
Die liefert ebenso geschichtsträchtige Episoden, die noch vor der Geburt von Willi Heiß dort stattfanden. 1809 bekriegten sich Tiroler Freiheitskämpfer unter Andreas Hofer gegen Bayern und Franzosen unter General Wrede auf den Hügeln rund um Kössen – mit einigermaßen guten Ausgang für Bayern und Tiroler. Die kommen auch nach über 200 Jahren so gut miteinander aus, dass sie beim Peternhof auf dem ersten und einzigen grenzüberschreitenden Golfplatz Europas gemeinsam spielen. Bei Loch fünf geht es rüber nach Bayern zu den Fairways sechs bis 17 – und beim 18. Loch liegt der Ball wieder auf Tiroler Boden – immerhin auf einer Höhenlage von 750 Meter.
„Dort – in Tirol – steht unser Hotel schon seit 1926“ – darauf legt Besitzer Christian Mühlberger großen Wert. Allerdings sieht man Kössen, den Tiroler Ort, dem das Hotel postalisch zugehört, von hier aus kaum. Was man sieht, ist das bayerische Reit im Winkl, das sich im Talboden ausbreitet sowie den Wilden und Zahmen Kaiser. Alles geografische Petitessen, über sich kaum einer der zahlreichen Stammgäste Gedanken macht. Die genießen lieber das Angebot des 4-Sterne-Superior-Hotel, das sich aus Stammhaus, den Chalets Elisabeth und Theresia sowie Kaiser- und Romantik-Schlössl zusammensetzt. Sieht man das gesamte Gebäude-Ensemble, wäre der werbeträchtige Zusatz „Resort“ jederzeit angebracht. Aber warum eine Erfolgsgeschichte ändern? In den 161 Zimmern und Suiten mit 320 Gästebetten soll weiterhin „bezahlbarer Luxus“ (Mühlberger) möglich sein. Beispielsweise gibt es Wohnen mit Halbpension sowie exzellenter Gastronomie zum Frühstück, Abendessen und mit Snacks zwischendurch ab 89,– Euro pro Person. Selbst die luxuriöse Residenz-Suite im Romantik-Schlössl (mit Sternenhimmel an der Decke!) ist in der Spitzensaison ab 135,– Euro pro Person buchbar. Heißt: 124 Quadratmeter Wohnfläche, exklusives Wohnzimmer mit Ofen, zwei getrennte Schlafzimmer, begehbarer Schrankbereich, Balkon, großzügiges Komfortbad mit begehbarer Dusche und Whirlwanne, Sauna und privates Spa mit Massage-Liege. Ein bequemer Service sind die kostenlosen Tiefgaragen-Stellplätze, die mit den Zimmer-Nummern identisch sind.
Schade wäre es aber, wenn man wegen der letzt genannten Zimmer-Relax-Ausstattung seine vier Wände nicht verlässt. Hat doch der Peternhof in Sachen „Wasser & Wellness“ auf 2.500 qm eine ganze Menge zu bieten. Die Frage ist nur: Wo anfangen? Denn es gibt nicht nur ein Becken, sondern vier Badelandschaften. Vom Hallenbad (mit 20-Meter-Sportschwimmbecken) im Haupthaus streift der Blick die drei Außenschwimmbecken. Wer mehr will, geht in den Untergrund. Warum? Das Haupthaus ist mit all seinen Nebengebäuden durch lichte, geschmackvoll dekorierte Gänge verbunden. Einer führt beispielsweise zum „Vitalgarten“. Um den Erlebnis-Pool mit individuellen Sprudelelementen gruppieren sich fünf verschiedene Saunas, Tropenregen, Dampf- und Nymphenbad, Massageduschen, Tepidarium, Solarium, Ruheempore und voll verglaste „Pompej“-Ruheoase. Angrenzend der „Beauty & Spa“ Bereich: zehn Massage-Zentren (mit chinesischer TCM-Anwendung), fünf Schönheits-Refugien, Fußpflege, Friseur sowie Behandlungsraum für Bioenergetische Therapien fächern sich im Halbrund auf. Genuss zu zweit verspricht die „Trilogie”, ein Verwöhnprogramm mit Dampfbad, Massage, Aromabad und Ruheraum mit Wasserbett. Ergänzt wird dieser Bereich durch ein Zentrum für plastisch-ästhetische Chirurgie. Weiter unterirdisch führt der Weg zum Königsbad, das „Bano Real“. Nach Skizzen in alten Büchern ließ Christian Mühlberger diese arabisch-osmanische Badewelt nachbauen. Überall meditative Video-Bilder von Wüsten und Eisbergen, von Bergen und Tälern. Im “Patio del Leones” (Hof der Löwen) beeindruckt die Wandmalerei einer Wüstenstadt. Der Löwenbrunnen im Zentrum gleicht der spanischen Alhambra und die Duschzisterne einer maurischen Gebetsnische. Im “Hof der Begegnung” riecht es nach Kräutern und Blüten, das maurische Solebad mit Wasser aus dem Toten Meer und der Unterwassermusik belebt die Sinne. Nach Rasulbad und Hamam wartet der “Hof der Sonne” unter freiem Himmel als willkommener Ruhepol. Wer noch nicht genug hat, verlässt die Liege und besucht das Sauna-Almdorf mit Alm-, Stuben-, Block- und Biosauna, Dampfbad, Infrarot-Kabine und Ruheraum. Eine weitere, großzügige Sauna-Arena steht nächstes Jahr zur Verfügung.
Schwimmen, Saunen – sogar Entspannen macht hungrig. Entsprechend dem Niveau des Peternhofs ist auch der lukullische Level ganz oben angesiedelt. Es ist die verfeinerte Tiroler Küche mit vielen Zutaten der Region, die Küchenchef René Benischek und sein Team auf die Tische der individuellen Räume, Stuben, Bistro und Wintergarten zaubern. An der kleinen Tagestheke in der Rezeption und der großen Bar beim Restaurant ist immer Platz für Drinks und Gespräche. Für Raucher steht angrenzend die Lounge bereit. Am Abend wird die Location um die Bar regelmäßig zur Showbühne, wo Hausherr Christian Mühlberger (gelernter Musiker) mit seinen Band-Freunden zum Tanz aufspielt. Das gleiche Prozedere wiederholt sich in der Peternhof-Alm, wo nach ein paar Fußminuten drinnen gemütliche Kachelofen- oder luftige Garten-Atmosphäre draußen die Gäste bei Speis und Trank erwartet.
Zu viel Nikotin oder Alkohol sollte man nicht konsumieren, wenn all die sportiven Aktivitäten probiert werden sollen. Im Haus wären dies Fitness-Studio mit Personaltrainer, Tischtennis, Gymnastik und zwei Hallentennisplätze (kostenlose Nutzung) mit Tennisschule (Einzelstunde ab 28 €). Tennis findet auch draußen auf zwei Courts statt. Dazu noch Reiten (Halle in Bau), Biken (Verleih von E-Bikes kostenlos), Bergsteigen, Klettern, Paragliden und Wassersport im und auf dem nahe liegenden Walchsee. Ganz kurze Wege haben jedoch die Golfer. Wie schon erwähnt, geht es bei dem 18-Loch-Platz Reit im Winkl/Kössen zwischen der Tiroler/Bayerischen Grenze hin und her (www.gcreit.de). Peternhof-Gäste zahlen ab 39 € für 18 Loch. Wer was lernen möchte, bucht bei der Academy Einzelstunden (ab 35 €) oder Kurse (ab 89 €). Sollte es mal recht eng auf der Anlage werden – kein Problem: Im nahe liegenden Kössen gibt es für Hotelgäste auf dem 18-Loch-Platz 35 Prozent Ermäßigung. Zusätzlich stehen weitere zehn Course im Umkreis von 35 Kilometer zum Abschlag bereit. Wer in der weißen Jahreszeit urlaubt, genießt die Loipen rund ums Haus oder die 140 Kilometer langen Spuren des Latten-Dorado Kaiserwinkl/Reit im Winkl. Skiläufer erreichen mit dem hoteleigenen Skibus die Winterheimat von „Gold-Rosi“ Mittermeier, die Winklmoos-Alm, sowie die Skizentren Steinplatte und Unterberghorn.
Es soll jedoch bei den breit gefächerten Angeboten nicht der Eindruck entstehen, dass der Peternhof nur für Erwachsene eine ideale Urlaubsadresse ist. Auch der Nachwuchs im Alter von drei bis 12 Jahren kommt fachmännisch betreut im Kinderclub Purzelbaum zu seinem Recht. Sei es in der eigenen Küche, im Kino, Baumhaus, im Kinderpool mit Piratenschiff und Rutsche. Draußen wird der Almbauernhof mit Ponys oder der Klettergarten besucht. Die Teenies treffen sich im Jugendraum bei Flipper, Billard und Fußballkicker. Im Winter geht es zum Rodeln und Snowtubing mit oder ohne Eltern auf den Hügel direkt hinterm Hotel.
Ebenfalls für Groß und Klein empfiehlt sich ein Ausflug mit Wanderführerin Leni zur Wallfahrtskirche Maria Klobenstein. Der Busshuttle fährt nach Kössen und dann wandert man über einen alten Schmugglerpfad aus dem 2. Weltkrieg durch ein Naturschutzgebiet entlang der Tiroler Ache, passiert die Tiroler/Bayerische Grenze und steht nach etwa 45 Minuten vor einer Stahlhängebrücke über der Ache. Nach schwankender Überquerung sind nur ein paar Meter zur Klobensteinhütte, wo drinnen oder draußen riesige Entenportionen serviert werden (ab 18 €). Im Anschluss der Aufstieg zur Kirche durch den engen Gang des „gespaltenen Stein“. Wer nicht an dessen Wänden anstößt, hat einen Wunsch frei. Entweder mit Bus oder zu Fuß steht die Heimreise an. Bei einem Stopp in Kössen gäbe es die Möglichkeit, zwei weitere Häuser des Mühlberger-Imperiums im Orstzentrum zu besuchen. Zum einen das Appartementhotel „Sonnenhof“ (www.sonnenhof-koessen.peternhof.com) mit 23 stylischen Zimmern, Spa, Hallenbad und Fitnessraum (ab 60 €). Nur ein paar Minuten weiter das „Romantik Hotel Gasthof Post“, ein Wirtshaus aus dem Jahr 1742 und späteren K. K.-Post- und Telegrafenamt (www.hotelgasthofpost.at). Jetzt gehören zehn Zimmer (ab 45 €), historische Gasträume, Bar, Lounge und Biergarten zu dem fassadenbemalten Kleinod in Sichtweite der Kirche. Nicht weit liegt auch Reit im Winkl, umgeben von den Chiemgauer Bergen. 3.000 Einwohner zählt das Örtchen, das trotz bekannter Namen wie “Mittermaier” oder “Sachenbacher” seinen ursprünglichen Charakter bewahrt hat. Natürlich gibt es auch weitere Sehenswürdigkeiten in Tirol, Salzburg oder Bayern. In weniger als einer Stunde oder im Rahmen von Halbtages- oder Tagestouren sind die Königschlösser am Chiemsee, die Festung Kufstein, Innsbruck, Salzburg, Rosenheim oder München erreicht. Wer vor der Abreise noch gerne was für die Lieben zuhause sucht, findet in der Art-Deco-Hütte “Alpenherz” (einem alten Tiroler Bauernhaus) das richtige Geschenk und trifft dort eventuell Willi Heiß, der hier für seine Enkel gerne Mitbringsel kauft.
Anreise mit PKW
Von München bis zum Inntaldreieck, dann in Richtung Kufstein bis Abfahrt Oberaudorf und über Walchsee bis Kössen. Von dort auf der Strasse Richtung Reit im Winkl. Wenige Meter vor der Grenze zweigt die Strasse zum Peternhof links ab. Aus Richtung Osten (Autobahn Salzburg-München), Abfahrt Traunstein-Siegsdorf. Weiter bis Reit im Winkl. Den Ort in Richtung Tirol passieren. Wenige Meter nach der Grenze zweigt die Strasse zum Peternhof rechts ab.
Anfahrt mit Bahn
Aus dem Norden und dem Süden bis zum Bahnhof Kufstein oder Bahnhof Prien (Chiemsee). Aus dem Osten bis zum Bahnhof St. Johann. Auf Anfrage wird Transfer zum Peternhof organisiert. Anreisetipp für Fahrten aus dem Norden: Mit dem DB-Autozug bis München Ost, dann weiter mit dem Wagen zum Peternhof.
Anreise mit Flugzeug: Flughafen München ca. 140 km, Flughafen Salzburg ca. 70 km, Flughafen Innsbruck ca. 100 km. Auf Anfrage wird Transfer zum Peternhof organisiert.
Informationen
Hotel Peternhof, A-6345 Kössen/Tirol, Tel. 0043/5375-6285, Fax 0043/5375-6944, info@peternhof.com
www.peternhof.com
Von Gerhard Fuhrmann
gerhardfuhrmann@web.de