Für einen Platz in der fein getäfelten Stube muss man vorher reservieren
Wer sich im Ultental bei Meran auf die panoramaträchtige Höfewanderung macht, kommt auch am Falschauerhof von Elisabeth Schweigl vorbei. Ganz in der Nähe der berühmten, mehr als 2000 Jahre alten Lärchen, betreibt sie heute mit ihrem Lebensgefährten Sepp einen der ältesten Höfe des Tals. Speisen an einem der vier Tische der holzgetäfelten Stube kann allerdings nur, wer vorher reserviert hat. Am Telefon wird dabei auch gleich das Menü besprochen – persönlicher geht’s kaum.
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Wer es schafft, hier einen Platz zu ergattern, fühlt sich schon beim Betreten der Stube willkommen: Auf dem vornehm mit weißem Leinen eingedeckten Tisch steht neben der Karaffe mit frischem Quellwasser eine große Platte mit acht verschiedenen Brotsorten. Als Gruß aus der Küche bringt der wuchtige Wirt Sepp Gruber zwei Teller mit Speck, geräuchertem Rindfleisch und eingelegtem Gemüse. Man spürt sofort, wie wohl er sich fühlt. Und tatsächlich: Hier in der Bauernstube ist der Sepp vor rund 60 Jahren auch zur Welt gekommen.
Riesige Portionen für ausgehungerte Wanderer
Anschließend gibt es einen Gemüsestrudel in pikanter Tomatensoße, gefüllt mit Paprika, Zucchini, einem Streifen Schinken und Käse. Was dann als Hauptgang für zwei Wanderer folgt, können von der Menge her wahrscheinlich nur Personen mit einer Körperfülle wie der Sepp oder eben vier Leute vertilgen: Eine riesige Portion geschmortes Kalbfleisch, dazu acht Scheiben Gamsbraten. Als Beilagen eine Schüssel mit frischen Bratkartoffeln, eine Schüssel Salat aus Blumenkohl und Brokkoli sowie eine Platte mit frischem Gemüse: Fenchel, Karotten und Kohlrabi.
Aus Liebe zum Sepp ist die frühere Gewerkschaftsfunktionärin Elisabeth Schweigl seinerzeit vom Bürokratenalltag in Gottes Natur gewechselt. Heute fühlt sich „Lissi“, wie sie von den Gästen genannt werden möchte, als Bäuerin in ihrem Element – außer im Winter, wenn der Hof drei Monate lang keinen einzigen Sonnenstrahl abbekommt.
Morgens im Stall, mittags am Herd
„Um fünf in der früh stehe ich im Stall. Anschließend muss jeden Tag Holz gemacht werden für den Winter. Die Wirtschaftslage als Bauer erfordert, dass man sich dann einen Nebenerwerb sichert. Der wird meist von den Frauen organisiert. Die Männer kümmern sich in der Regel um die Viehwirtschaft. Die ist aber nicht mehr so interessant, weil kaum was übrig bleibt zum Leben. Jetzt stellen sich die Männer allmählich um und helfen auch beim Nebenerwerb mit“, erzählt Lissi vom Leben auf einem abgelegenen Südtiroler Hof.
Der Sepp zum Beispiel ist Metzger. Er schlachtet selber, hilft in der Küche mit und ist ein liebenswürdiger Kellner. Mit seinem korpulenten Umfang und den rosigen Wangen macht er den Eindruck, als würden ihm die eigenen Produkte selber bestens schmecken und gut bekommen.
Auf dem Rückweg vom Ultental Richtung Meran ist die Versuchung groß, noch einen Abstecher zum Pfrollnhof oberhalb des Ortes St. Pankratz zu machen. Eine Brotzeit mit Speck, deftigen Kaminwurzen, hausgemachter Salami und dem selbst gebackenen Brot von Bäuerin Zita Hillebrand Wenin, passt vorzüglich zur atemberaubenden Sicht auf das Ultental und die imposante Bergwelt, die Wanderer hier von der Terrasse haben. Dazu schmecken die leckeren eigenen Säfte, allen voran ein Glas mit kühler Zitronenmelisse. Wer es süß mag, bitte: Ultner Mohnkrapfen sind die Spezialität der Bäuerin.