Maskieren und Demaskieren sind schon seit jeher ein aufregendes Spektakel. Schon deshalb sind die vielen Spielarten des traditionellen karnevalesken Treibens in Österreich sehens- und erlebenswert.
Text: Österreich Werbung und Kärnten Werbung
Redigiert von Gerhard Fuhrmann
Im Ausseer Fasching ziehen die prächtig kostümierten “Flinserl” am Faschingsdienstag in einem mit Silberflitter verzierten Leinenkostüm sowie mit Tuchmaske und Spitzhut unter Begleitung der Flinserlmusik paarweise als Männlein und Weiblein durch den Ort. Die prunkvollen Vorbilder für diese Gewänder sind wahrscheinlich durch den Salzhandel von Venedig nach Bad Aussee gekommen. Die Trommelweiber von Bad Aussee sind in Frauennachtgewänder gehüllte Männer, die mit Trommeln und Trompeten nach der Melodie des „Ausseer Faschingmarsches“ die Stadt mit Getöse erfüllen. Sie tragen Gesichtsmasken, damit sie von den Dämonen, die sie vertreiben wollen, nicht erkannt werden.
Aufwändig kostümiert sind die Figuren des Imster Schemenlaufens. Sogenannte Spritzer, Sackner und Kübelemajen drängen mit Wasserspritzen, einem runden Sack und Pudertupfer aus dem Kübel der Maje das Publikum zurück. Die borstigen Hexen tragen schwingend weite Röcke und Zöpfe, sie heben die Besen über die Köpfe und begleiten ihren Tanz mit gellendem Geheul. Dann erscheinen Roller und Scheller, die Hauptfiguren des närrischen Treibens. Mit hohem Kopfputz tanzen sie miteinander das „Gang’l“ – dabei schlagen rhythmisch die großen Schellen.
Weitere spektakuläre Tiroler Fasnachtsbräuche sind das Mullerlaufen, das Telfer Schleicherlaufen, das Fisser Blochziehen, das Axamer Wampelerreiten oder das Nassereither Schellerlaufen. Alle haben ihren eigenen Ablauf, ihre besondere Darstellung des Kräftemessens und dazu ihre typischen Figuren, überbordenden Kostüme und eindrucksvollen Masken, die von den Tiroler Maskenschnitzern in Meisterarbeit hergestellt werden.
Beim beliebten Ebenseer Fetzenfasching, einem vermutlich seit dem 17. Jahrhundert ausgeübten Brauch, ist das „Einisagn“ von unliebsamen Verhaltensweisen bei Nachbarn und Vorgesetzten ein wichtiges soziales Element.
Der Brauch des Fisser Blochziehens verdankt seinen Namen einem 35 Meter langen Zirbenstamm, der auf einem geschmückten Holzschlitten von den “Bärentreibern”, den “Mohrelen” sowie den Bauern und Handwerkern mit großem Spektakel durch das Dorf gezogen wird.
Beim traditionellen „Scheibenschlagen“ in Landeck in Tirol kommen die Einwohner am ersten Fastensonntag auf einer Anhöhe zusammen, um glühende Holzscheiben ins Tal zu stoßen und sich so das Glück für ein ganzes Jahr zu sichern. Wer anderen Menschen Glück wünschen möchte, widmet die Scheibe beispielsweise einer geliebten Person – und wer es weniger gut meint, kann auch eine „Schimpfscheibe“ verschießen.
Das Faschingsrennen ist einer der ältesten Fastnachtsbräuche in der Steiermark. Am Rosenmontag stapfen die „Faschingrenner“ von Haus zu Haus, bis zum höchstgelegenen Bauernhof, um nach altem heidnischen Brauch den Winter zu vertreiben. Zum Geräusch der Schellen und Glocken marschieren dann die „Faschen“ mit ihren bis zu zwei Meter hohen, bunt geschmückten Kappen auf und Scherenschleifer, Schirmmacher und Schinder bieten ihre Dienste feil. Eine Gruppe geschminkter Musikanten begleitet den Umzug, der vom „Wegauskehrer“ angeführt wird. Den Höhepunkt des Treibens bildet die Hochzeit des sogenannten „Brautpaars“ – eines Bräutigams im Anzug und einem als Braut verkleideten Herrn -, das die Dorfgemeinschaft im Anschluss an die außergewöhnliche Vermählung zum abendlichen Feiern lädt.
Als einziges Bundesland Österreichs gehört Vorarlberg dem alemannischen Kulturkreis an, was sich auch in der Pflege von Traditionen widerspiegelt. Die „Fasnacht“ beginnt im Jänner, endet am ersten Fastensonntag und überrascht mit kuriosen Gepflogenheiten. Am „schmotzigen“ Donnerstag, wie die Vorarlberger den Donnerstag vor Aschermittwoch nennen, geht´s beispielsweise dem Braten an den Kragen: Der Brauch des „Bratenstehlens“ reicht bis ins 13. Jahrhundert zurück, wo es den Narren erlaubt wurde, vor Beginn der Fasnacht den Braten aus der Klosterküche zu stehlen.
Die Faschingszeit mit zahlreichen Bällen und Veranstaltungen dauert von Dreikönig bis zum Aschermittwoch. Davor gibt’s noch zwei Höhepunkte, den „Unsinnigen Donnerstag“ und den Faschingsdienstag, der den Fasching beschließt.
In Sierning in Oberösterreich wird an diesem Tag beim „Rudenkirtag“ noch mächtig Wirbel gemacht. Die bäuerlichen Burschenschaften treffen einander zu einem geselligen Wettstreit im „Landlertanzen“ und „Gstanzln-Singen“. Denn nicht nur die Mädchen müssen schauen, dass sie jemanden zum Heiraten abbekommen, auch die Burschen stehen in Konkurrenz zueinander.
In Teilen Tirols und Vorarlbergs endet der Fasching am Funkensonntag, dem ersten Sonntag in der Fastenzeit. Dann werden Holzstöße entzündet, eine Hexenpuppe verbrannt und brennende Holzscheiben mit Stangen talwärts geschleudert. Danach ist es vorbei mit dem ausgelassenen Treiben, vom Aschermittwoch bzw. Funkensonntag an steht bis Ostern das Fasten aus Glaubensgründen im Mittelpunkt, zumindest im streng praktizierenden katholischen Teil der Bevölkerung. Die anderen halten Diät wegen ihrer Figur.
Beim „Faschingsverbrennen“ am Aschermittwoch tragen die Einwohner im oberösterreichischen Bad Ischl eine Strohfigur, die den Fasching darstellen soll, in einem von der Musik begleiteten Umzug durch die Stadt. Auf der Steinfeldbrücke angekommen, findet das andächtige „letzte Gebet“ statt, bei dem alle Teilnehmer gemeinsam um den Winter trauern. Danach tragen kräftige Männer die Strohfigur zur Traun, zünden sie an und übergeben sie lodernd dem Fluss.
Weil das Geld während der Feierlichkeiten rund um die Fasnacht zur Neige geht, steht am Aschermittwoch in Bregenz die „Gealdbittelwäsch“ auf dem Programm. Der Brauch steht für das Vergängliche und ist zugleich ein Nachruf auf die närrischen Tage des Faschings: In weiße Kleider gehüllte Einwohner der Bregenzer Oberstadt spazieren in einer Prozession zum Hugo-von-Montfort-Brunnen. Dort ziehen sie unter den Klängen eines Trauermarsches ihre vom Fasching ausgebeuteten Geldtaschen durchs Wasser.
Kaum ein anderes Österreichisches Bundesland zelebriert den Fasching so hingebungsvoll wie Kärnten. Altüberliefertes Brauchtum wird dabei von modernen Faschingsaktivitäten ergänzt – Höhepunkt des närrischen Treibens ist der Faschingsdienstag. 9. Feber 2016 mit einem großen Umzug in der Landeshauptstadt Klagenfurt, wo an die 30.000 Zuschauer die Straßen säumen. Der ORF überträgt traditionellerweise am Abend des Faschingsdienstag die Höhepunkte der Villacher Faschingssitzung, die 2015 ihr 60 Jahr Jubiläum gefeiert hat, im Hauptabendprogramm. Bereits in den Wochen vor dem Faschingsdienstag finden quer durchs Land Faschingssitzungen statt, bei denen vor allem lokale Themen aufgegriffen und zur Belustigung der Zuseher in einem abendfüllenden Programm aufbereitet werden. Wie im Kärntner Brauchtum üblich, spielen auch bei diesen Faschingsveranstaltungen Gesang- bzw. Musik- und Tanznummer eine große Rolle. Einen guten Namen haben neben den Faschingssitzungen in Villach und Klagenfurt auch Initiativen in Bleiburg, St. Jakob im Rosental oder Feistritz im Drautal. Eigentliche Faschingshochburg in Kärnten ist Villach. Und weil die Villacher den Klagenfurtern immer um einen Tick voraus sind bzw. sein wollen, findet der Umzug bereits am Faschingssamstag (6. Feber 2016) statt, wo zehntausende, größtenteils maskierte Passanten dem prächtigen Umzug mit phantasievollen Masken und reichgeschmückten Wagen mit dem Villacher Faschingsgruß “Lei-Lei”-Rufen huldigen. Auch in den Geschäften und Gastronomiebetrieben sind die Mitarbeiter maskiert, es herrscht eine ausgelassene Stimmung in der gesamten Innenstadt. Faschingsbräuche entstanden zum Großteil im Mittelalter, die meisten von ihnen sind bereits untergegangen. Ein besonderes Überbleibsel ist das Bärentreiben und Schneebauen im Gebiet von Steuerberg und Sörg und gilt dem „Austreiben des Winters“.
Infos:
www.oberoesterreich-tourismus.at
www.kaernten.at
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