
Herbstzeit, das heißt im Eisacktal Törggele-Zeit. Doch was wäre das Törggelen ohne Kastanien? Eben! Wer das originale Törggelen in seiner Ursprungsregion erleben und einiges über die neu erwachende Kastanien-Kultur lernen möchte, sollte die eine oder andere Etappe des Eisacktaler „Keschtnweges“ wandern.
Seit Jahrhunderten hütet das Eisacktal einen besonderen Schatz: Seine Kastanienhaine. Wuchtige Kastanienbäume recken ihre Kronen in den Himmel und verleihen der Region einen sehr eigenen Charakter. Aber nicht nur für die Landschaft sind die “Keschtn” ein Segen.
Keschtn, das ist der Südtiroler Mundartausdruck für die Edelkastanie, die einst von den Römern aus dem Mittelmeerraum mitgebracht wurde. Und natürlich lassen sich auf dem Keschtnweg allein 20 Gastbetriebe finden, bei denen nicht nur das Törggelen zuhause ist, sondern die vor allem kulinarisch der Edelkastanie huldigen.
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Einkehren, schmausen, lustig sein – wo’s urig ist. Ob Hofschänken oder Buschenschänken, ob selbstgemachter Wein oder nicht. Wir nennen acht Adressen in Südtirol, wo das Törggelen gute Tradition hat.
Hofschänken: Hier bittet die Bäuerin zu Tisch. Wer traditionelle bäuerliche Küche liebt, kann zur Törggelenzeit in Südtirol viele kulinarische Schätze entdecken – ein besonders Erlebnis sind die Hofschänken.
Die 10 wichtigsten Tipps zum Törggelen: Mit Freunden unterwegs und lustig sein, von Weinbauer zu Weinbauer wandern, gute Küche und frischen Wein genießen – das ist Törggelenzeit. Wir haben die wichtigsten Tipps und Regeln.
Jenesien: Eine Sonnenterrasse für Genießer. Im Juli und August seit jeher kühle Sommerfrische für die “Stadtler” aus Bozen, im Herbst authentische, ursprüngliche und traditionsbewusste Törggelen-Hochburg.
Kastanien, das war früher das „Brot der armen Leute“, vor allem auch in Südtirol. Bis in die Neuzeit waren die Keschtn als „Brotbaum“ während sechs Monaten – vom Herbst bis ins Frühjahr – das Grundnahrungsmittel der bäuerlichen Bevölkerung. Damals hatte jeder Bauer seinen kühlen, dunklen Kastanienkeller, in dem er die Kastanien über den Winter lagerte.

In der heutigen Zeit werden die Kastanien nach dem Sammeln acht Tage lang in kaltes Wasser gelegt. Die schlechten und wurmstichigen Früchte schwimmen dann im Laufe der Zeit nach oben. Der Rest wird ordentlich getrocknet und ist danach zwei Monate lang gut haltbar. Wer länger davon zehren möchte, kann heutzutage die moderne Technik nutzen und die Kastanien natürlich auch einfach einfrieren.
Besuch beim heimlichen “Keschtn-König”

Einer, der die kulturelle Wiederentdeckung der Kastanie wie kein anderer vorangetrieben hat und auch heute noch prägt, ist der Tourismuspionier und heimliche „Keschtn-König“ Franz Tauber. In seinem Aktiv- und Vitalhotel „Tauber’s Unterwirt“ in Feldthurns, einer zentralen Station auf dem Keschtnweg, hat er der Kastanie kulinarisch längst mehr als ein einziges Denkmal gesetzt. Das Haus gibt es seit 153 Jahren am Ort, Familie Tauber führt es in der 5. Generation. Das gesamte Hotel und sein Ambiente sind geprägt von der Kastanie. Speisen kann man in der Kastanienstube, Wellnessen in der Kastaniensauna und dabei anschließend eine „Castanea“-Kastanien-Weinpackung auf die Haut wirken lassen. Gesunden Schlaf findet der Gast in der Kastanien-Suite.

Nicht zuletzt dank Franz Tauber ist die Kastanie aus der feinen Südtiroler Küche nicht mehr wegzudenken. In der Tat lassen sich aus Kastanien sehr viele schmackhafte Sachen zaubern: Kastanienmehl – das übrigens ein Geheimtipp für Allergiker ist – eignet sich bestens als Grundlage für Kuchen, Nudeln, Spätzle, Ofenplenten, Brioch, Gnocchi und Guglhupf. Ein kulinarischer Höhepunkt ist natürlich die Kastanien-Cremesuppe. Mit Kastanienmarmelade und Kastanienmus füllen die Eisacktaler Bäuerinnen und Köche schmackhafte Krapfen. Und in Beauty-Produkten wie Cremes und Tinkturen pflegt die Kastanie den Körper. In gebratener Form sind die Keschtn –, die klassische Nachspeise jedes guten Törggele-Menues – nur heißen sie dann „Maroni“.