Egon Stengl, der Grandseigneur des deutschen Journalisten-Golfens, ist tot. Der Präsident des Presse Golf Clubs mit Sitz in München ist am 26. November im Alter von 78 Jahren „sanft entschlafen“, wie seine Familie mitteilt. Die Trauerfeier findet am kommenden Freitag, 12. Dezember, um 11:30 Uhr in der Trauerhalle des Krematoriums im Münchner Ostfriedhof statt.
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Egon Stengl
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Text:
Jupp Suttner
Zugegeben, es war nicht immer einfach mit dem Egon. Beispielsweise, wenn die Dunkelheit näher und näher rückte und wir uns immer noch erst an Loch 12 statt 18 befanden. Und der Egon trotzdem den Ball mit einer Ruhe und Gelassenheit an sprach, als nahe nicht der Sonnenunter-, sondern der Sonnenaufgang. Und als ginge es um den One Million Dollar-Schlag in Augusta statt um das 3. Netto beim PGC-Turnier in Pleiskirchen.
Der Egon demonstrierte uns damit immer und immer wieder, was wahre Professionalität im Golfmetier bedeutet: Jeder einzelne Schlag, bewies seine jeweilige Vorbereitung darauf, ist so wichtig, als sei er der letzte des Lebens. Jetzt hat er ihn vollführt und nun tatsächlich ewig Zeit, auf den Fairways des Jenseits unbeschränkt lange im Tunnel der Konzentration zu verharren, bis alles passt.
Egon zeigte uns in all der Hektik der Golfwelt, die inzwischen herrscht und die vor allem auf den berühmten Touristenplätzen rund um die Welt darauf bedacht ist, die Spieler(innen) in 8-Minuten-Intervalls über den Course zu jagen, um möglichst viele Greenfees kassieren zu können – dass es auch anders geht. Mit Ruhe und Gemütlichkeit. Wenn man will, war Egon einer der immer weniger werdenden Schläger-Schwinger, für die Golf ein Gentlemansport war und ist. Und ein Gentleman hat bekanntlich immer Zeit. Unendlich viel Zeit gewissermaßen, um es dem Anlass gemäß aus zu drücken, wenn es gilt, dem fabelhaften Hobby zu frönen. Vor dieser wahren Haltung, lieber Egon, ziehen wir unsere Golf-Kappe und bezeugen unseren tiefsten Respekt.
Nicht immer einfach mit dem Egon war es vor allem für die Golfclubs, welche die Partnerschaft mit dem Presse Golf Club an strebten. Denn Egon Stengl beharrte in den Verhandlungen auf jedes winzigste Detail – damit den Mitgliedern des PGC, den golfenden Journalist(inn)en, auch kein noch so kleiner Vorteil entgehen könnte. Er verteidigte seine Member wie eine Mutter ihre Kinder. Dies war er sich als sozusagen Vater des deutschen Journalisten-Golfens schuldig. Der gebürtige Franke (*19. Oktober 1936) hatte bereits in den 80iger-Jahren den Grundstein für das Pressegolfen gelegt.
Außerdem war Egon Stengl, bis zum Ende Betreiber und Chefredakteur der Website www.infocomma.de , nicht nur ein unbeirrter Golfer, sondern auch ein rasanter Skifahrer und Langläufer, der etliche Medaillen bei den Deutschen Ski-Journalisten-Meisterschaften im Riesenslalom und in der Loipe eroberte. In seiner Jugend sprang er als Leichtathlet mit dem Stab hoch und zählte darin zu den Besten des Landes. Es heißt ja immer, dass die drei schwierigsten Sportarten Stabhochsprung, Dressurreiten und Golf seien. Es ist garantiert kein Zufall, dass der ewig tüftelnde Egon sich gleich zweien davon widmete. Und wer weiß, ob nicht gerade die Hetze des Stabhochsprungs, innerhalb einer gewissen Zeitfrist anlaufen zu müssen, ihn später zum zeitlimitlosen Golfer werden ließ: endlich keine Hast.
Egons besonnene Golfspiel-Methode stand wiederum im krassen Gegensatz zu seiner Teilnahme an einem Speed-Dating, bei welchem es bekanntlich in eiligster Frist um Alles oder Nichts geht. Noch vor wenigen Wochen hatte er an einem derartigen Kennenlern-Rennen teil genommen – und war dafür von der Münchner Abendzeitung mit einer ganzseitigen Story bedacht worden, in dessen Mittelpunkt er samt riesigem Foto stand. Cover-Boy mit 78 – was für ein glanzvolles Finale. Nur wusste man es beim Erscheinen jener AZ noch nicht, dass das Ende nahte. Denn Egon hat sich nun ziemlich rasch und völlig unvermutet verabschiedet. Für die Menschen, die ihn kannten, war sein plötzlicher Tod ein Schock.
Es heißt ja bei Nachrufen immer, der Verstorbene werde unvergessen bleiben. In diesem Fall stimmt es unumschränkt. Man darf gespannt sein, wie es mit seinem Lebenswerk – dem Presse Golf Club – weiter gehen wird. Und ob beispielsweise eine Rück-Fusion der abgespaltenen Bayerischen Mediengolfer (BayMegos), auch deren Gründung ja letzten Endes auf Egon zurück zu führen war, in Erwägung gezogen wird.
Doch dies sind alles Fragen, die erst nach dem kommenden Freitag besprochen werden. Jetzt gedenken wir ihm erst einmal als dem puren, wertvollen Menschen, der er war. Der immer half, wenn er gefragt wurde. Der sich immer für das Gemeinwohl ein setzte. Und der so gerne lachte.
Servus Egon – schönes Spiel da drüben! Und einen besseren Schnee als hier herüben.
Wünscht Dir von Herzen: Dein ewig zu Dank verpflichteter Jupp
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Beileidsbekundungen an die Familie: abschiedvonegon@gmail.com