Ab Mittag gibt’s dann Vernatsch statt Chardonnay
Natürlich glänzt Dorf Tirol schon immer mit seinen 300 Sonnentagen und den vielen Obst- und Weinwander- und Radlwegen durch und um das Dorf, mit tollen kameratauglichen Ausblicken zur schneebedeckten Texelgruppe. Auf einer solchen Tour kann man auch über den neuen Dorf-Stil ins Gespräch mit Einheimischen kommen, wie dem vollbärtigen und gut gelaunten Sepp Winkler, Betriebsleiter des Bischöflichen Seminars in Dorf Tirol und verantwortlich für die Reben des Landesbischofs sowie Alois Verdorfer, einem fröhlichen Weinbauern. Auch der bärtige Sepp hat eine erstaunliche Trendwende festgestellt: „Südtirol wird immer mehr zum Weißwein-Land“. Waren bei den Touristen früher vor allem Rote wie der eher langweilige Vernatsch der Renner, werden jetzt zunehmend kräftige weiße Modetrauben wie Chardonnay, Gewürztraminer, Sauvignon und Weißburgunder angebaut. Die Logik dahinter ist für den Alois einfach: „Wenn man Geld verdienen will, muss man Weine im Programm haben, die gefragt sind“.
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Dabei gibt es eigentlich in Dorf Tirol beim Weißwein eine ähnliche Regel wie in München bei der Weißwurst. „Die alte Bauernregel lautet: Ab Mittag kommt kein Weißwein mehr ins Glas, mit dem 12-Uhr Glockenschlag gibt es einen Roten und dann geht man heim zu den Knödeln“, erklärt der Sepp. Der Grund: „Der Weißwein putscht mehr auf. Wenn man etwa als Gastgeber am Abend möchte, dass die Gäste bald gehen, zieht man noch einen Cabernet auf, dann lassens schnell die Flügel hängen.
Bei Eduard “Edel” Kaufmann im Schloßrestaurant werden Südtiroler Schmankerl besonders liebevoll zubereitet und serviert
Nach wie vor ein „Muss“ ist in Dorf Tirol der wunderschöne Panorama-Weg zum trutzigen Schloss Tirol. Erst recht, seit es ein Heimat-Museum beherbergt, das den Besucher auf spannende und faszinierende Art und Weise durch die Geschichte Südtirols führt (www.schlosstirol.it). Schließlich ist das hier die Stammburg der Grafen von Tirol – und Namen gebend für das unter Graf Meinhard II. im 13. Jahrhundert entstandene Land Tirol.
Anschließend lohnt sich eine kräftige Stärkung im Schloss-Gasthaus mit seiner wunder-schönen Panorama-Terrasse direkt unterhalb der spektakulären Festung. Der Wirt Eduard „Edel“ Kaufmann ist nicht nur ein enorm herzlicher Mensch. Er hat auch schon viele Generationen von Urlaubern erlebt. Und zählt jetzt zu denen, die im Dorf mehr Heimat wagen: „Früher haben wir uns den Gästen angepasst. Doch die Speisekarte hat sich zuletzt zum Guten gewandelt. Unsre heimischen Produkte werden wieder mehr geschätzt. Inzwischen sind wir selbstbewusst und geben den Takt vor. Und die Gäste freuen sich, dass es statt Wienerschnitzel mit Pommes nun regionale Speisen auf der Karte gibt wie Rindswangelen in Lagreinsoße mit Kastanienpolenta.“ In der Tat ein schmackhafter Geheimtipp.
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