Die Sibaritide, auf den Straßen des Wohlseins

Blick über die Sibaritide aufs Ionisch Meer

Auch die meisten Italien-Experten werden die Siberatide nicht kennen. Fans der Magna Graeca werden mit Sybaris eine antike Stadt am Golf von Tarent in Verbindung bringen, aber darüber hinaus? Die Siberatide liegt in Kalabrien im Nordosten der Provinz Cosenza. Ach so, wird der Italien-Experte denken, “Kalabrien, also vergiss es”. Auch ich habe in den reise-stories mal geschrieben, “Kalabrien, wo die Italien-Liebe auf Grund läuft”.Und die Frankfurter Allgemeine Zeitung schickte mal einen Reporter in diese Region am Rande des Stiefels, um den Tod Italiens zu recherchieren. Vielleicht um Kalabriens negatives Image zumindest für ihre Gegend abzuschütteln, haben sich Verantwortliche in der Sibaritide zusammengetan, eine Aktion gestartet und in deren Rahmen internationale Tourismus-Experten und Journalisten auf die “strade del benessere”, die Straßen des Wohlseins geschickt. Und das ist das Fazit in einem Satz: Vergesst alle Vorurteile über Kalabrien! Seht die Sibaritide mit unvoreingenommenen Augen. Ihr werdet verborgene Schätze zwischen Bergen und Meer entdecken.

Griechische Ausgrabungsstätte von Paludi

Eingebettet in das grüne Herz der kalabrischen Landschaft liegt die Siberatide, wenig bekannt, aber faszinierend. Das Zentrum ist die Ebene von Sibari, wird im Hinterland von den Bergregionen der Nationalparks Pollina und Sila umschlossen und erstreckt sich von deren Hängen bis zu den sanften Ufern des Ionischen Meeres. Die Sibaritide verbindet reiche Geschichte mit unverfälschter Natur und lebendiger Kultur. Dörfer am Meer, stolze Schlösser, archäologische Stätten und Museen, die von der Größe der Magna Graecia Kalabriens erzählen, und in den Bergen Siedlungen der Arbresh, Zuwanderer aus Albanien, die ihre Traditionen, Mythen, Sprache und Glauben bewahrt haben.
Das herzogliche Schloss von Corigliano, der Codex Purpureus, eines der ältesten Exemplare der Bibel, mit Gold und Lapislazuli illuminiert und zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörend – in Rossano zu finden.

Da ist Sibari und das Archäologische Museum: Die Ruinen der antiken Stadt Sybaris gehören zu den bedeutendsten archäologischen Stätten Süditaliens. Das angeschlossene Museo Archeologico Nazionale della Sibaritide zeigt Fundstücke aus der griechisch-römischen Zeit und gibt einen faszinierenden Einblick in die Geschichte dieser einst wohlhabenden Kolonie. Auch die beiden Dörfer Paludi und Cariati haben archäologische Ausgrabungsstätten, deren Funde ebenfalls im Archäologischen Nationalmuseum aufbewahrt werden. Im Kloster Santa Maria del Patire (Pathirion), wird das “Wissen der Menschheit” im Scriptorium aufbewahrt .
Die Castelli von Roseto Capo Spulicon, Oriolo und Rocca Imperiale, deren Ursprüngen auf Frederico II di Svevo, Kaiser Friedrich II zurückgehen. Das Thermalbad Grotta delle Ninfe erfrischt mit Schwefelbädern und Fangopackungen.

Die Köstlichkeiten der Sibaritide begegnen den Gästen mit der Amarelli-Lakritze, dem Brot der Donne di Cerchiara und der Limone di Rocca Impriale I.G.P. Kulinarische Spezialitäten wie die scharfe Wurst ’Nduja, traditionelle Pasta wie Fileja und ausgezeichnetes Olivenöl kommen hinzu, von weiteren Wurst- Fleisch-Köstlichkeiten und den Weinen nicht zu reden

Ein Glücksfall für jeden Besucher sind die Feste der Gemeinden von Vaccarizzo und San Giorgio Albanese. Nicht nur bei den Arbresh erlauben diese “Sagre” einen authentischen Blick in eine lebendige Volkskultur.

Altomonte ist ein mittelalterliches Juwel auf einem Hügel mit Panoramablick über das Tal. Die beeindruckende Kirche Santa Maria della Consolazione und das Stadtmuseum sind Ziele für Kulturinteressierte.
Der Pollino-Nationalpark ist der größte Nationalpark Italiens mit Wanderwegen, spektakulären Schluchten und seltenen Pflanzenarten wie die endemische Heldreich-Kiefer (Pino Loricato).
Die ionische Küste bietet weitläufige, oft menschenleere Strände, die zum Baden einladen. Zu nennen sind Roseto, Lido Cariati Beach, Frida Beach in Schiavonea Rossano Scalo, Capo Spulico, Minerva Club Resort, Villapiana und Trebisacce, es sind alle reizvolle, kleine Badeorte.

Bei den Arbresh

So ist die Siberatide noch ein echter Geheimtipp für alle, die Massentourismus meiden und authentisches ländliches Italien erleben möchten, die Interesse an Geschichte, Archäologie und Kultur haben, die Wandern, Radfahren oder Naturerkundungen unternehmen wollen, welche die Gastfreundschaft kleiner Dörfer schätzen und Ruhe, Ursprünglichkeit und echte Lebensqualität suchen
Die Initiative Gal della Sibaritide ist ein Zusammenschluss von 33 Gemeinden und zahlreichen Produzenten aus der Region in der Provinz Cosenza. GAL heißt: Entwicklung durch lokale Akteure (Gruppo di Azione Locale). Sie ist Teil des europäischen LEADER-Programms, das gezielt ländliche Regionen durch nachhaltige Projekte und lokale Initiativen fördert, es wird auch von der Region Kalabrien unterstützt.

Sie setzt sich ein für: Förderung des sanften Tourismus und regionaler Identität, Unterstützung lokaler Produzenten (Landwirtschaft, Handwerk, Gastronomie), Stärkung kultureller Angebote und Restaurierung historischer Stätten, Vernetzung lokaler Akteure für eine integrierte Regionalentwicklung.

Dank dieser Initiativen entstehen neue Chancen für den ländlichen Raum, damit insbesondere junge Menschen in der Region bleiben oder nach Hause zurückkehren können.
Die Gal della Sibaritide führte vom 29. Juni bis bis 5. Juli 2025 zwei Informationsreisen für internationale Reiseveranstalter und Journalisten durch. Dazu der Präsident von Gal, Antonio Pomillo: „Wir haben die Routen Le Strade del Benessere realisiert und stellen sie nun italienischen und ausländischen Journalisten vor, damit sie unsere wunderbare Landschaft entdecken und in ihren Medien darüber berichten können, um so den Bekanntheitsgrad der Sibaritide international zu fördern. Wir haben auch internationale Reiseveranstalter einladen. Sie sollen dank ihrer Erlebnisse und der Entdeckung von Dörfern, Landschaften, Museen und Traditionen in der Lage sein, diese ihren Kunden vorzuschlagen, um ihnen ein individuelles Angebot zusammenzustellen. Wir möchten die Marke Sibaritide in der Tourismusbranche bekannt machen“.

Beide Reisen wurden von Carmen Mancarella, Leiterin des Magazins Spiagge, organisiert, die seit 18 Jahren mit über 70 Pressereisen – vorrangig im Salento aber auch außerhalb der Region Apulien – Journalisten und Reiseveranstalter empfängt. Sie war die wesentliche Kraft, den Salento über die Grenzen Apuliens international bekannt zu machen. Das Geheimnis ihres Erfolges dabei ist Erlebnismarketing, wie sie in ihrem Buch “Experience Marketing”, erläutert. Mancarella: “Wir sind alle gut darin, nach Mailand oder nach Berlin zu fahren, um auf den wichtigsten internationalen Tourismusmessen schöne Fotos und Videos des Reiseziels zu präsentieren, für das wir werben wollen. Den wirklichen Unterschied macht aber das Erlebnis vor Ort aus. Heutzutage reist man, um Emotionen zu erleben, und Kalabrien versteht es wirklich, viele davon zu vermitteln“. Entsprechend waren die Übernachtungen und Restaurants ausgesucht. Beginnend mit dem Relais il Mulino in Corigliano Calabro, der Casa Solares in Rossano und der Masseria di Torre Albidona. Die einzelnen Restaurants aufzuzählen, würde den Rahmen sprengen. Mein Favorit, wenn ich einen auswählen müsste, wäre das Byzantina in Rossano.

Der Palazzo Ducale

So recht Carmen Mancarella auch hat. Ein Problem hat die Gal della Sibaritide noch nicht beseitigt: Um auf die Straßen des Wohlseins zu gelangen, muss man, will man fliegen, den Airport in Lamezia Terme nehmen und dann mit dem Bus fahren. Das nähere Crotone hat zwar einen Flughafen, der fristet aber ein Schattendasein. Aber vielleicht ist die Mühe der Anreise auch ein USP, ein unique selling point.

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Hans-Herbert Holzamer

Autor Kurzvorstellung:

Freier Journalist und Autor

Hinweis: Dieser Beitrag wird regelmäßig von Mitgliedern der Reise-Stories Redaktion wie Heiner Sieger, Gerhard Fuhrmann und Jupp Suttner auf Richtigkeit und Vollständigkeit geprüft. Falls Sie Anmerkungen zu diesem Beitrag haben, kontaktieren Sie bitte direkt hier die Redaktion.

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