Er war kein Reise-Veranstalter. Doch Knut Jaeger produzierte alles, was man für Outdoor-Reisen benötigte. Schlafsäcke, Rucksäcke, Boote, Bekleidung. Sein Unternehmen hieß Big Pack und saß in Bissingen an der Teck. Als Knut Jaeger 2001 das Unternehmen an die französische Firma Lafuma verkaufte, war er 59 – und machte sich auf den Weg. In den Fernen Osten. „Aber Herr Jaeger“, fragte ich (der damalige Big Pack-Pressechef), „was wollen Sie denn in diesem Alter noch in China?“ Jaeger: „Erstens den Verbindungsmann zwischen der asiatischen und der europäischen Outdoor-Szene machen. Und zweitens: Ich kenne viele Menschen, die zu arbeiten aufgehört haben – und ein Jahr darauf gestorben sind. ICH möchte länger leben!“
13 Jahre mehr sind es geworden – in welchen er zwei bedeutende Messen in Asien auf die Beine stellte. Aus dem „Verbindungsmann“ war – wie nicht anders zu erwarten – wieder einmal ein absoluter Macher geworden. Am Samstag nun starb Knut Jaeger, 17 Tage vor seinem 73. Geburtstag, in Hongkong. Herzinfarkt. Er war nicht nur ein positiv Besessener seines Berufs, sondern auch ein wahrhaft wunderbarer Mensch.
Gegründet hat der Allgäuer Knut Jaeger die Firma Big Pack im Jahre 1967. 1981 übernahm er die Firma Ess-Skibindungen in Sonthofen im Allgäu und entwickelte daraus eine bis heute richtungsweisende Skibindungs-Technologie. 1988 verkaufte er Ess an Atomic und konzentrierte sich ab diesem Zeitpunkt ausschließlich auf Outdoor. Seine Philosophie lautete: „Unsere Kunden wollen Berge, Wüsten, Seen, Flüsse und Wälder im direkten Kontakt hautnah erleben. Sie reisen in ferne Länder und erkunden fremde Völker und Kulturen. Wir entwickeln und produzieren die richtige Ausrüstung dazu.“
Servus, Knut Jaeger. Ich bin überzeugt, dass das Paradies, in dem Sie nun gelandet sind, aus besagten Bergen, Wüsten, Seen, Flüssen und Wäldern besteht. Und Petrus durch Sie noch zum überzeugten Trekker wird. Dank Ihrer einst schon himmlischen Produkten.
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Foto:
Knut Jaeger – auf allen Messen ein gefragter Referent.
Fotocredit & Copyright:
Outdoormesse Friedrichshafen
Text:
Jupp Suttner (oben) und Markus Huber (unten).
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Im neuesten Newsletter der Internationalen Sportartikelmesse ispo in München veröffentlichte der bekannte Sportartikel-Fachjournalist Markus Huber folgenden Nachruf:
Der unerwartete Tod von Knut Jaeger traf mich wie ein Schock: Noch am letzten Freitag traf ich ihn auf der ISPO BEIJING, um ihm eine gute Reise zurück nach Hong Kong zu wünschen. Ihm und seiner Frau Queenie. Er erreichte sein Ziel offenbar auch und überlebte die folgende Nacht wegen eines Herzinfarkts nicht mehr.
Jaeger war ein Pionier im deutschen Outdoor-Gewerbe bereits in den Siebziger Jahren mit seiner Marke Big Pack, die er im Jahr 2001 an Lafuma verkaufte. Danach machte er sich mit seiner Frau nach China auf, um neue Outdoor-Landschaften zu entdecken, aber auch zu gestalten. Im Jahr 2005 gründete er die Messe Asia Outdoor in Nanjing, auf die später auch eine Fahrradmesse folgte. Beide Projekte werden von der Messe Friedrichshafen, der Organisatorin der OutDoor, unterstützt.
Jaeger war ein Visionär, aber auch durchaus ein streitbarer Marktteilnehmer, der nicht viele Hemmungen hatte, den Wettbewerb offensiv anzugehen. Das bekamen nicht nur die Konkurrenten in seinem Markengeschäft zu spüren, sondern auch später immer wieder die Messe München und die ISPO: Jaeger war einer der Drahtzieher eines alternativen Messeprojekts am Bodensee.
Bis zu seinem Tod blieb Jaeger ein Kritiker, manchmal auch ein störrischer, von dem, was die ISPO plant. Seine Pionier-Leistungen bleiben ihm aber unbenommen und sind respektiert. Nachdem er sein Geschäft in Deutschland aufgab, reiste er jahrelang durch China, um Land und Markt kennenzulernen. Niemals ohne das essentielle Energie-Paket aus Hong Kong, seine Frau Queenie. Das Ergebnis war unter anderem die Asia Outdoor Messe in Nanjing.