Die Provence – das verbinden die meisten Reisenden vermutlich mit blühenden Lavendelfeldern und kleinen, alten und irgendwie veträumten Orten. Doch es gibt Landschaften, die wirken, als seien sie aus einem anderen Land importiert worden (Text/Fotos: Markus Tischler).
Wer nach New York reist, kann sie kaum übersehen: die Freiheitsstatue. Sie steht auf Liberty Island und ist ein Geschenk der Franzosen an die Vereinigten Staaten von Amerika. Das, sollte man an dieser Stelle erwähnen, ist lange her. Die Statue wurde am 28. Oktober 1886 eingeweiht.
Womöglich aber ist es gar kein Geschenk gewesen, man könnte, wenn man in Roussillon oder Colorado de Rustrel in der Provence steht, durchaus auf alternative Fakten kommen. Also, dass es sich um ein Tauschgeschäft gehandelt hat, zum Beispiel. Die Franzosen haben den US-Amerikanern die Statue also nur deshalb geschenkt, weil sie im Gegenzug ein paar Felsen aus dem Coloradoplateau überreicht bekamen. Gut, ist jetzt ziemlich konstruiert, dieser Gedanke, aber die Ockerbrüche von Roussillon und Colorado de Rustrel haben schon sehr, sehr viel Ähnlichkeit zum Beispiel mit Felsformationen, wie sie im Zion National Park oder Bryce Canyon zu sehen sind.
Die Landschaft in Roussillon wirkt allerdings sehr viel mehr von Menschenhand gemacht. Was ja insofern auch stimmt, weil hier über viele Jahrhunderte hinweg Ocker abgebaut wurde. Die Römer nannten die Ansiedlung auf dem Felsen „vicus russulus“ nannten: rotes Dorf. Und wer durch die Gassen von Roussillon schlendert (im Strom der Besucher) wird schnell merken, warum: Die Häuser wirken so, als seien sie aus der Erde herausgeschnitzt worden.
Colorado de Rustrel ist dagegen wilder, ursprünglicher, mehr ein großer Abenteuerspielplatz. Während man in Roussillon einem Pfad folgen muss, nachdem man Eintritt bezahlt hat, ist zumindest ein Teil im Colorado de Rustrel frei zugänglich. Wobei es sinnvoll ist, auch hier den Pfaden zu folgen, soweit man sie erkennen kann. Vor allem lohnt es sich, die große Runde (und ausgeschilderte) zu gehen, und dieses im Gegenuhrzeigersinn. Zwar verschwinden die ockerfarbenen Felsen erst einmal aus dem Blickfeld, doch man gewinnt, ohne es wirklich zu bemerken, an Höhe und erreicht einen Aussichtspunkt, für den man mehr als nur ein paar Minuten Zeit mitbringen sollte. Es lohnt sich.