Blitzdiät in Bergen

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  BLITZDIÄT IN BERGEN: VIEL SPORT, WENIG KALORIEN

Der Name ist Programm: Wer ein Wochenende in Bergen verbringt, kommt in Norwegens zeitgrößter Stadt als Outdoor-Enthusiast voll auf seine Kosten. Und das muss man in zweifacher Hinsicht wörtlich nehmen. Sieben Berge, sie geben der City den Namen, begrenzen das Stadtgebiet und laden zum Sporteln ein. Da die Preise in Restaurants und Kneipen exorbitant hoch sind, geht man besser früh zu Bett.

Text und Bilder: Johanna Stöckl

 

Hochplaetau Bergtour  HochmoorAussicht Berg  Aussicht Bergstation Floybahn

Dass uns im steilen Anstieg auf den Mount Rundemanen eine junge Norwegerin mit Kinderwagen im Laufschritt überholt, nehmen wir persönlich und legen wortlos einen Zahn zu. Keine 15 Minuten später wiederholt sich das Szenario. Mit dem Unterschied, dass dieses Mal eine rüstige Rentnerin in Begleitung eines Hundes an uns vorbeizieht. Völlig perplex zünden für den Rest der Tour den Turbo. Bergen präsentiert sich gleich zu Beginn sehr sportlich. Die Bewohner der Stadt, an die 270.000 sind das, scheinen wahre Frischluft- und Bewegungsfreaks zu sein. Wir sehen in den vier Tagen, die wir in dieser zauberhaften Stadt verbringen, ständig Menschen, die aktiv sind: Sie düsen im Stechschritt durch die Stadt, joggen im Wald, paddeln im Kajak auf dem Wasser, heizen mit dem Rennrad am Hafen entlang oder sind beim Trailrunning in den Bergen. Dabei spielt Alter keine Rolle. Noch nie habe ich in einer Stadt so viele sportliche, schlanke Kinder und rüstige, drahtige Rentner wie hier gesehen. Die Bergensener sind gerne draußen. Ihre Aktivität ist ansteckend.

Der zweite Eindruck ist nicht minder überraschend. Wir gönnen uns gleich nach der Ankunft ein Bierchen auf der Terrasse in einer kleinen Hafenbar und müssen dafür pro Bier zehn Euro hinblättern. Schluck! Auf der Speisekarte findet sich kein Snack unter zwanzig Euro. Da dies die Regel ist, hilft nur noch eines: die Bergen-Diät! Also wenig essen, auf Alkohol verzichten, viel Sport treiben und früh ins Bett gehen.

Die Stadt mit dem größten Hafen Norwegens, wird von vielen Kreuzfahrtsschiffen angesteuert, was die Preise nach oben treibt. Da hilft es auch nicht, wenn man auf Selbstversorger macht und im Supermarkt einkauft. Lebensmittel, Getränke, Restaurants und Kneipen sind für unsere Verhältnisse sündhaft teuer.

Jedoch: Die wirklich wichtigen Dinge jedoch gibt es zu jeder Jahreszeit umsonst: Berge, Fjorde, Wasser, Licht und Frischluft.

Außerdem – Not macht ja bekanntlich erfinderisch – entdecken wir auf unseren Streifzügen bald das schnuckelige Pub „Madame Felle“, in dem man zwischen 16 und 17 Uhr zu Happy-Hour-Preisen speisen kann. Der Name der Kneipe geht im Übrigen auf Oline Felle zurück. Die Norwegerin mit deutscher Abstammung führte ab 1870 ein Gasthaus für Handels- und Schiffsleute im Hafen und wurde rasch zu einer Institution in Bergen.

Vor meiner Abreise häufen sich die weisen Ratschläge meiner Freunde: „Weißt du eigentlich, dass Bergen die niederschlagreichste Stadt in Norwegen ist?“ Das will ich nicht wissen. „Hast du auch gute Gore-tex Klamotten dabei?“ Logo, immer. Entsprechend triumphierend posten mein Neffe Stefan und ich bereits am ersten Abend Fotos auf Facebook. Strahlemann und Söhne trinken Kaffee im Sonnenschein am Hafen. Auch für den Folgetag sind die Aussichten gut, weshalb wir nach der obligatorischen all-you-can-eat Völlerei am Frühstücksbuffet – so spart man sich das Mittagessen – sehr früh starten.

Wir wollen unbedingt auf einem der sieben Berge der Stadt stehen. Dazu nutzen wir für die ersten Höhenmeter die Auffahrt mit der Fløybahn. Die Standseilbahn in Bergen ist eine der bekanntesten Attraktionen Norwegens. Die Talstation steht mitten in der Stadt. Die knapp 8-minütige Fahrt auf den 320 m hohen Fløyen ist schon ein Erlebnis für sich. Kaum hat die Bahn die ersten Höhenmeter zurückgelegt, tut sich ein atemberaubender Blick auf die Stadt und den inneren Byfjord auf. Man könnte an der Bergstation angekommen auf der Aussichtsplattform vor dem zauberhaften und auch unter Locals sehr beliebten Fløien Folkerestaurant verhocken, sich am Kiosk einen Drink holen und stundenlang den Blick genießen. Wir aber wollen höher wandern, noch mehr sehen. Dazu haben wir uns aus dem städtischen Tourismusbüro, direkt neben dem Fischmarkt, den Folder „Walks at Mount Fløyen“ geholt. Darin sind die zehn besten Touren beschrieben.

Wir entscheiden uns für Tour 9 „Auf den Rundemanen“ mit einer Länge von zehn Kilometern und einer Gehzeit von ca. fünf Stunden. Nach dem 643 Meter hohen Ulriken ist der Rundemanen mit seinen 568 Metern Höhe der zweithöchste der „7 Summits“ von Bergen. Wir laufen durch Wälder, Hochmoore, entlang kleiner Steilwände und erreichen irgendwann ein traumhaft gelegenes Hochplateau. Wir finden einsame Plätze an kleinen Bergseen, sitzen auf Felsvorsprüngen in der Sonne und genießen die Ruhe. Tief unter uns liegt die pulsierende Stadt. Was für ein Kontrast!

     Bergtour  Bergtour2

Tags darauf steht Power-Sightseeing auf dem Programm. Wir starten am Hafen, wo gerade die MS Nordkapp der Hurtigrutenflotte anlegt. Wir spazieren durch die Kaigaten, vorbei am Lille Lungegårdsvannet, einem kleinen See mitten in der Stadt, flanieren an Museen, zahlreichen Cafes und schönen Shops vorbei in die Fußgängerzone, in der es – Bergen ist eine internationale Universitätsstadt – erquickend lebhaft zugeht. Über den berühmten Fischmarkt schlendern wir in den historischen Teil Bergens: das Stadtviertel Bryggen ist UNESCO Weltkulturerbe. Nachdem Bergen bereits um 1070 ein wichtiger Umschlagplatz für getrockneten Fisch aus Nordnorwegen geworden war, eröffneten 1360 deutsche Kaufleute in Bergen einen Hansekontor. Damals wie heute reihen sich die Holzhäuser dicht an dicht aneinander. Mit ihren farbigen Fassaden und Spitzgiebeldächern ist die bunte Häuserzeile das beliebteste Fotomotiv der Stadt.

Bryggen   Bryggen2

Bergen ist das Tor zu den Fjorden Norwegens. Daher gehört eine Fjordfahrt zum Pflichtprogramm in der Stadt, die einen der größten Kreuzfahrthäfen Europas besitzt. In Ermangelung an Zeit ­– wir wollen noch einmal in die Berge – entscheiden wir uns für die kürzeste aller Touren und schippern vier Stunden lang ab Bergen auf der White Lady durch den Osterfjord und wieder retour. Leider spielt das Wetter nicht mit. Es regnet. Am Nachmittag reißt der Himmel auf. Ein Sprichwort sagt: „Sie waren nicht in Bergen, wenn Sie nicht auf dem Ulriken waren“. Also nutzen wir den Nachmittag um zu Fuß den höchsten Hausberg zu erkunden. Runter nehmen wir die Gondel und genießen ein letztes Mal den spektakulären Blick über die Stadt, die Schären, die Berge und den Fjord.

 

Offizielle Tourismusseite von Bergen:

http://www.visitbergen.com/de/

Wertvolle Infos zu Bergen findet man auch auf

http://www.visitnorway.com

Günstig Essen in der Happy Hour am Hafen von Bryggen. Bar, Pub „Madame Felle“

http://www.madamfelle.no/

Unterkunft: Das Radisson Blu Hotel liegt mitten in Bryggen, dem historischen Teil Bergens. Die Lage, direkt am Wasser und mitten in der Stadt, ist unbezahlbar.

http://www.radissonblu.com/royalhotel-bergen

Infos zur Fløybahn, Abfahrtszeiten, Tickets, Kosten:

http://www.floibanen.de

 

 

 

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Hinweis: Dieser Beitrag wird regelmäßig von Mitgliedern der Reise-Stories Redaktion wie Heiner Sieger, Gerhard Fuhrmann und Jupp Suttner auf Richtigkeit und Vollständigkeit geprüft. Falls Sie Anmerkungen zu diesem Beitrag haben, kontaktieren Sie bitte direkt hier die Redaktion.

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