Der Schlüssel nach draußen

Unterwegs mit Activity Concierge Manuel Huber im Berchtesgadener Land

Gerade will Manuel Huber mit dem Dampfer am Steg von St. Bartholomä am Königssee anlegen, als das Telefon klingelt. Der Kapitän der Bayerischen Seenschiffahrt nimmt ab und ist überrascht das Kempinski Hotel Berchtesgaden am anderen Ende der Leitung zu haben. Er erfährt welches Outdoor-Konzept das Hotel auf dem Obersalzberg, das gerade von der Gruppe Kempinski übernommen wurde, in Zukunft anstrebt. „Alles schön und gut“, antwortet er, „aber was hat das mit mir zu tun?“ Es gebe einen neu geschaffenen Posten als Activity Concierge und dabei habe man an ihn gedacht. Jetzt ist Huber erst einmal sprachlos. Immerhin sagt er noch einen Vorstellungstermin zu und setzt seine Fahrt über den Königssee fort. Es folgt ein erster Termin in der Hotelbar, das nächste Gespräch wird bereits bei einer Mountainbike-Tour mit Hoteldirektor Werner Müller geführt.

Comte des Cierges – Graf der Kerzen
Drei Jahre später schraubt sich mein Auto auf den Eckerbichl hinauf zum Kempinski Berchtesgaden, die gewundene Straße gesäumt von schneebedecktem Winterwald. Hoch oben schmiegt sich der architektonisch klare und moderne Bau in Hufeisenform mit viel Holz und Glas an die Hügelkuppe. Ich verbringe ein Wochenende im Hotel und will von Manuel Huber mehr über seine Aufgaben als Activity Concierge erfahren – und was ich als Gast davon habe. Am Abend treffe ich ihn und eine Handvoll weitere Gäste vor dem Hotel zu einer Fackelwanderung. „Ich bin der Manuel, herzlich willkommen“, stellt er sich vor und so duzen sich gleich alle in lockerer Runde.

Mit verschmitztem Lächeln, dunklen Haaren und sportlicher Figur geht er gleich optisch als Activity Guide durch. Nach Ausgabe der Fackeln wandern wir durch die tief verschneite Landschaft auf dem Carl-von-Linde-Weg und genießen den warmen Schein der Flammen in der Dunkelheit. Auf meine Frage nach seiner Funktion erklärt Manuel: „Mein Aufgabenfeld geht weit über die Buchung von Ausflügen, die Organisation von Anreise und Touren für die Gäste hinaus aber das gehört auch dazu. Ich vermittle die Freude an der Bewegung in unserer einmaligen Berchtesgadener Bergwelt und zeige den Gästen die schönsten Plätze.“ Einen Lieblingsort habe er dabei nicht. Schließlich gebe es zu jeder Jahreszeit rund um Berchtesgaden einige Naturereignisse und Sehenswürdigkeiten. Dem kann ich nur zustimmen als wir kurz darauf von einem Aussichtspunkt aus in der Ferne die vielen Lichter der Mozartstadt Salzburg sehen.

Eine Wortherkunft von Concierge ist „Comte des Cierges“, der Graf der Kerzen oder auch ursprünglich der Pförtner einer Burg mit Schlüsselgewalt. In diesem Sinne verleiht Manuel als Acitivity Concierge mit Fackeln und Schlüsselwissen dieser Vergangenheit eine ganz neue Bedeutung. Übrigens ist er innerhalb der Kempinski Gruppe der erste Activity Concierge. Die Kempinski Hotels sind die die älteste Luxushotelgruppe in Europa mit Wurzeln in Berlin und insgesamt 75 Fünf-Sterne-Häusern.

Vom Kapitän zum Botschafter
Huber, der als Vierjähriger nach Berchtesgaden kam, ist ein begeisterter Outdoorsportler mit diversen Trainerlizenzen und kennt die Heimat wie seine Westentasche. Zudem ist er ausgebildeter Sport- und Fitnesskaufmann, staatlich geprüfter Ski- und Langlauflehrer, Guide für Rafting, Hochseilgärten und fürs Mountainbiken. Eine interessante Personalie für Hoteldirektor Werner Müller, der in dem Fünf-Sterne-Haus den Posten eines Concierge besetzen musste und aufgrund der einmaligen Lage des Hotels auf die Idee kam, den Aufgabenbereich weiter zu fassen. Ein regulärer Concierge in der Luxushotellerie benötigt beispielsweise beste Ortskenntnisse, gute Kontakte und Diskretion. Er erfüllt über die Aufgaben eines Rezeptionisten hinaus möglichst alle Wünsche der Gäste, verantwortet den lückenlosen Service, organisiert und gibt Empfehlungen.

Unterwegs mit Activity Concierge Manuel Huber im Berchtesgadener Land

An einem der spektakulärsten Plätze der Bayerischen Alpen auf 1000 Metern Höhe hatte im Mai 2015 das Kempinski Hotel Berchtesgaden mit 138 Zimmern eröffnet und damit eine neue Ära auf dem Obersalzberg eingeläutet. Das vormals als InterContinental Berchtesgaden geführte Haus präsentiert sich heute als „alpines Lifestyle-Resort“ und will in jeder Hinsicht die regionalen Qualitäten einbringen: Sei es bei der klaren Architektur mit alpenländischen Materialien wie Stein und Holz, sei es bei der ausgezeichneten Kulinarik mit regionalen Produkten, der Berchtesgadener Tracht der Mitarbeiter und auch dem Angebot an Outdoor-Aktivitäten.

Hier soll es nicht bei mündlichen Empfehlungen bleiben sondern die Gäste werden im besten Wortsinne „abgeholt“ und von dem Activity Concierge zu den schönsten Plätzen in der Natur geführt – ob auf Ski, Bike, Schneeschuh, Schlitten oder bei den wöchentlichen Joggingrunden. Heute versteht sich Huber als Botschafter der Berchtesgadener Kulturlandschaft. Das gemeinsame Joggen wird einmal pro Woche auch von Direktor Müller selbst geführt. Mehr aus sportlichem Eigennutz wie Müller erklärt, denn aus Marketinggründen, so dass es hin und wieder zu der Frage der Gästeläufer kommt: „Und was arbeiten Sie so in dem Hotel?“

Mit Privatguide und Sternekoch in die Natur
Ich nutze die Gelegenheit und schließe mich einem Gast an, der sein skifahrerisches Können auffrischen will. Wir buchen gemeinsam den Activity Concierge für einen Tag. Dabei profitieren wir nicht nur von Manuels Tipps als Skilehrer und Einheimischer sondern kommen zusätzlich in den Genuss eines besonderen Fahrdienstes des Kempinski Hauses. Im Tagespreis von 300 € ist auch der Shuttle mit einem Wagen aus der hauseigenen Mercedes-AMG-Flotte inkludiert. Als Automobil-Begeisterte müssen wir zugeben: Es ist nicht umweltfreundlich aber sehr kraftvoll mit 585 PS durch die Berge zu cruisen.

Wir fahren zur nahe gelegenen und neu eröffneten Jennerbahn. „Eigentlich wollte auch der Uli mitkommen, aber war verhindert“, so Manuel. Gemeint ist Ulrich Heimann, der Küchenchef des Restaurants Le Ciel im Kempinski. Sein Team wurde 2017 zum 12. Mal in Folge mit dem renommierten Michelin Stern geehrt. Im Herzen sei Heimann ein echter Bergfex, verrät uns Manuel und wenn es den Gästen recht ist, schließt er sich hin und wieder dem Activity Concierge an. „Gerade im Sommer kommt dabei oft das Gespräch auf Kräuter, da haben sich Gäste schon stundenlang mit Uli ausgetauscht“.

Das Skigebiet am Jenner ist klein aber bietet für uns Besseres als Pistenkilometer: Einen unvergleichbaren Ausblick auf Watzmann und Königssee und zahlreiche Variantenabfahrten durch allerlei Rinnen oder auch über weite Felder. „Der Könner fährt am Jenner“, zitiert Manuel einen alten Werbespruch. Und das war schon vor 50 Jahren so: Hier fand 1967 das erste Ski Weltcup Rennen der Geschichte statt. Die Piste hat heute noch Weltcup Qualität aber da nicht genug Platz für die Übertragungswagen der TV-Sender ist, findet keiner mehr statt.

Von Falken, Drohnen und Tauben
Wenn Huber von einer anstrengenden Bergtour zurück ins Hotel kommt, warten noch die regulären Aufgaben eines Concierge. Limousinen- und Gepäckservice, Konzerttickets besorgen und vieles mehr. Einen Job muss er immerhin nur im Sommer machen: Den örtlichen Falkner informieren – oder besser gesagt, warnen. Das Adlergehege des Falkners Wolfgang Czech liegt in direkter Nähe des Hotels Kempinski auf dem Obersalzberg. Hier lebte sogar schon die „Geierwally“ aus dem gleichnamigen Ganghofer Film sowie weitere geflügelte Stars aus Sielmann-Produktionen und der Fernsehserie Forsthaus Falkenau. Auch diverse Murmeltiere – alle namens Hansi – können hier besucht und gefüttert werden. Ihre Leibspeise sollen Windbeutel sein.

Aber frei fliegende Greifvögel und frei fliegenden Luxusgäste bieten ein interessantes Konfliktpotential: So muss Manuel den Falkner informieren wenn Gäste mit dem Helikopter anreisen oder ihre Drohnen weiträumig fliegen lassen. Letzten Sommer kam eine neue Kuriosität hinzu. Manuel rief ihn an: „Du, i hätt wieder was.“ Wolfgang: „Hubschrauber?“ „Na, Hochzeitstauben. Kannst den Adler und deine Falken bitte drin lassen?“

Mercedes-AMG Testfahrzeuge im Verleih

Wintertipps für Aktive rund um das Kempinski Berchtesgaden

*Hauseigener Verleih von Outdoor-Equipment und ein kostenfreier Guide in Buchform mit Tourentipps von Manuel Huber zum Wandern und Biken.
*Schneeschuhtour zum Kehlsteinhaus
*Skifahren oder Skitour am Jenner
*Salewa Skitourenpark am Obersalzberg
*Schlittenfahrt auf dem Karl-Linde-Weg
*Langlaufloipen direkt ab dem Haus
*Fackelwanderung auf dem Kempinski Rundwanderweg
*Bob- und Rodelbahn am Königssee selber befahren
*Salzburg nur 33 km entfernt
*Zur sensiblen Aufarbeitung der Geschichte während des Nationalsozialismus trägt das nur unweit vom Hotel gelegene Dokumentationszentrum Obersalzberg bei.
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Preisbeispiel
Übernachtung und Spa Nutzung ab 200 Euro/Zimmer
Halbpension 55 Euro/Person

INFO
Kempinski Hotel Berchtesgaden
Hintereck 1, 83471 Berchtesgaden, Deutschland
Tel.: +49 8652 9755 0
info.berchtesgaden@kempinski.com
www.kempinski.com

Kategorie: 5-Sterne Superior
Anzahl Zimmer: 138
Zimmerart: DZ, Suiten, Präsidenten Suite
Ausstattung: Luxuriöse Badausstattung, Kaffee-/Teezubereitung im Zimmer, Safe, Flachbildfernseher, Kingsize-Bett
Verpflegung: Sternerestaurant Le Ciel, Restaurant Johann Grill, Kaminbar
Extra: Activity Concierge, Mercedes-AMG Testfahrzeuge, Wellness & Spa auf 1400 qm

recherchiert von: Eliane Droemer

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Hinweis: Dieser Beitrag wird regelmäßig von Mitgliedern der Reise-Stories Redaktion wie Heiner Sieger, Gerhard Fuhrmann und Jupp Suttner auf Richtigkeit und Vollständigkeit geprüft. Falls Sie Anmerkungen zu diesem Beitrag haben, kontaktieren Sie bitte direkt hier die Redaktion.

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