Wieder mal Amsterdam, diesmal hinaus zum Flughafen Schiphol. Auch nicht um weg zu fliegen, sondern um zu bleiben, im neuen Hilton Airport Hotel.
Text und Fotos © Wolfgang Grüner
Wieder mal Amsterdam, hinaus zum Flughafen Schiphol. Auch nicht um weg zu fliegen, sondern um zu bleiben, im neuen Hilton Airport Hotel. Und wenn man schon mal da ist, gibt es auch noch andere Aktivitäten.
Gute Alternative: Flughafenhotels
Mehr als 8 Millionen Passagiere fliegen täglich, auch oft zu nicht so angenehmen Abflug- und Ankunftszeiten, entspannt und ohne Stress vor und nach dem Flug zu sein, ist dabei auch gesundheitlich wichtig. Flughafenhotels sind dazu eine gute Alternative und werden zu einem immer wichtigeren Segment in der Hotelindustrie, so gab es in 2010 gut 55 Millionen Übernachtungen, in 2015 schon gut 65 Millionen. Dabei wandeln sich nicht nur die Flughäfen selbst von reinen Funktionsstätten zu „Erlebnisräumen“, sondern auch die Hotels von einfachen Unterbringungen zu multifunktionalen „Begegnungsstätten“, zunehmend auch als Alternative für nicht fliegende Touristen.
Hilton Amsterdam Airport Schiphol Hotel
Fast vorbei die Zeiten, wo gerade große Hotelketten Wert auf Uniformität legten und man nicht wusste, ob man gerade in Berlin, Hongkong oder Miami aufwachte, weil die Zimmer überall gleich aussahen. Ein gutes Beispiel neuer Kreativität ist das gerade eröffnete Hilton Amsterdam Airport Schiphol Hotel, es ersetzt direkt nebenan den alten Bau von 1972. Eigentümer ist die Immobilienfirma Schiphol Real Estate, die das Hotel auch entwickelt hat. In Zusammenarbeit mit der britischen Innendesign-Agentur „The Gallery HBA“, entwarf der niederländische Architekt Mecanoo das klare kubisches Design. Der moderne holländische Einfluss findet sich auch in den Gemeinschaftsräumen und Hotelzimmern wieder. Der spanische Künstler Israel Páez hat außerdem eine ganze Bandbreite maßgeschneiderter Werke für das Hotel entworfen. Malerische Fliesenwände in den offenen Küchen und die Kopfteile einiger Hotelbetten erinnern an niederländische Landschaften und verleihen den Räumen einen authentischen und regionalen Touch.
Leicht erreichbar, auch für nicht so mobile Gäste, ist das Hotel vom Flughafen über Rolltreppen, Aufzüge und einem überdachten Laufweg, zumeist mit Laufbändern, in ca. 10 Minuten, mit dem Auto ist es etwas komplizierter. Es gibt eine unterirdische Parkgarage mit 138 Parkplätzen. Das Hotel ist durch seine markante und ungewöhnliche Bauweise schon von weitem zu erkennen. Mit seiner kubischen Form, einem 42 Meter hohen Glasdach, stygischem Außendesign und einem langgestreckten, sanft geschwungenen Unterbau dominiert es die Umgebung. Betritt man das Hotel, öffnet sich eine riesige Lobby, die einzelne Raumteile die als multifunktionale Räumlichkeiten dienen, sind in einem einzigen offen angelegten Bereich vereint. Dies beinhaltet auch die Rezeption, Lounge und Bar, alles ist weit offen und voller Licht.
Die 433 Zimmer des Hotels umfassen auch 12 Suiten mit separatem Wohnzimmer, großem Bad und geräumigem Arbeitsbereich sowie 96 Executive Rooms, die den Gästen Zugang zur Executive Lounge gewähren. Die Zimmer sind zum Teil hin zur Lobby gelegen, schöner sind die mit den diamantförmigen Fenstern und einem guten Ausblick auf den Flughafen, da kann man die vielfältigen Aktivitäten anschauen, schließlich verbindet der Flughafen Schiphol gut 300 Destinationen weltweit. Vom Flughafenlärm hört man nichts, die Dämmung der Fenster ist gut. Die Zimmer bieten modernste Einrichtungen, große Betten, Schreibtisch, Kaffee-/Teemaschine, Fernseher, Badewanne und/oder große begehbare Dusche, sowie kostenfreies WLAN im gesamten Haus. Einen Raucherraum gibt es leider nicht, man muss also bei Wind und Wetter raus. Vielleicht deswegen ging nachts um 03.00 Uhr die Alarmanlage los, jemand hatte im Zimmer geraucht, aber wenigstens hat die Sicherheitsfunktion funktioniert.
Entspannen kann man gut im „eforea Spa“ mit 4 Kosmetikräumen, einem Whirlpool, Dampfbad und Sauna sowie einem 24 Stunden Fitnesscenter. Immer sehr wichtig ist das kulinarische Angebot. Im Bowery Restaurant dominieren niederländische Einflüsse das Getränke- und Speiseangebot mit asiatischer Küche und Grillspezialitäten. Allerdings war der erste Test nicht so positiv, gut 20 Minuten Wartezeit für ein recht einfaches Gericht, dazu halb kalt. Bei späteren Essen im Restaurant und im Vine Room war aber dann alles zum Besten. Besonders gut die Bar mit einem großen Sortiment von Gins und Jenevers der Niederlande, freundlich und schnell. Frühstück gibt es in reichhaltiger Auswahl, alles da, Eierspeisen werden frisch zubereitet, von 06.00 Uhr bis 10.00 Uhr, am Wochenende von 07.00 Uhr bis 11.00 Uhr, Abendessen von 17.00 Uhr bis 23.00 Uhr.
Das Hotel ist außerdem das größte Konferenzhotel in der Nähe des Airports und mit 23 flexiblen Meeting-Räumen ausgestattet, hat 1.700 m² Veranstaltungsfläche sowie ein 24 Stunden Business Center. Der säulenfreie Ballsaal verfügt über eine moderne audio-visuelle Ausstattung und bietet Platz für bis zu 640 Personen, zurzeit steht da gerade ein Sportflugzeug drin. Übernachtungspreise beginnen bei ca. 150,00 €, es gibt aber immer wieder diverse Sonderaktionen und spezielle Vergünstigungen.
… und ein paar Aktivitäten in der Stadt…
Grachtenfahrt in Jordaan
Nach so viel „drinnen“ muss es auch etwas „draußen“ sein, in gut 15 Minuten erreicht man die Innenstadt von Amsterdam. Februar ist nicht gerade die beste Jahreszeit für eine Bootstour durch die Grachten Amsterdams, aber wenn man schon mal da ist, muss man das auch machen. Ich habe mir diesmal eine Fahrt durch den hippen Stadtteil „Jordaan“ ausgesucht. Der erstreckt sich zwischen der Brouwersgracht im Norden und der Leidsegracht im Süden und zwischen der Prinsengracht im Osten und der Singelgracht im Westen. das dauert etwa eine Stunde. Dieses ehemalige Arbeiterviertel war vor allem bekannt für den starken Zusammenhalt der Bewohner, deren radikale politische Auffassung sowie eine Schwäche für reichlich Alkohol und feucht-fröhliches Liedersingen in den Kneipen nicht immer gut ankam, ein bisschen merkt man das heute noch. Besonders an den Hausbooten mit ihrem alternativen Leben und höchst individueller Ausstattung. Das haben sie gemein mit den Grachtenhäusern, wirklich jedes sieht anders aus, manche sehr hübsch, andere etwas verkommen, einige zeigen noch die Pracht des Goldenen Zeitalter im 17. Jahrhunderts, also Ausblicke in Gegenwart und Vergangenheit. In den Einkaufsstraßen gibt es unendlich viele Geschäfte, die Auswahl an wirklich allem ist grandios, zwischendurch immer wieder Galerien mit viel moderner Kunst.
Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten in Jordaan sind zweifellos das Anne-Frank-Haus, in dem das jüdische Mädchen während des Zweiten Weltkriegs ihre bekannt gewordenen Tagebücher schrieb, vor dem Eingang eine lange Schlange Besucher, also früh da sein. Der Jordaan wurde auch das letzte Zuhause von Rembrandt, nach seinem bankrott im Jahre 1655. Er mietete das Haus an der Rozengracht 184 sowie eine Werkstatt in der Nähe der Bloemgracht.
Restaurant Staets
Nach so vielen Eindrücken muss etwas zum Essen her. Und das gibt es ganz vorzüglich im Restaurant„Staets“ in der Keizersgracht 324, die guten Bewertungen stimmen durchaus. Es gibt 3-5 Gänge Menüs, es beginnt mit einem über lange Stunden gebackenen Schweinebauch mit Palmkohl, Schwertfisch und einer Mischung aus Haselnüssen und Schalotten, gefolgt von einer aromatischen Suppe mit Kabeljau, kleinen holländischen Krabben, Fenchel mit Anis und rotem Pfeffer, dazu richtig knuspriges warmes Brot, sehr delikat. Hauptgericht ist sanft gebratener Heilbutt auf einem Püreebett aus Sauerkraut, Pastinaken, Zwiebeln und rotem Pfeffer, gelungener Auftritt. Abschluss des feinen Essens war eine Verbindung aus Birne, Ingwer, Ziegenkäse mit Muskat, sowie Rotkohl, interessant lecker, obwohl der Kohl da nicht so recht hinein passte. Ein feiner Wein, Spätburgunder von der Ahr, war die richtige Wahl. Übrigens ist das Haus, wo das Restaurant drin ist, sehr interessant und steckt voller Überraschungen bis hinauf auf die Dachterrasse, auf Nachfrage kann man es, zwischen den Gängen, auch besichtigen.
Bar Vesper
Was gibt es mitten im Stadtteil Jordaan in einem kleinen Raum in der Vinkenstraat 57? Feine Cocktails in großer Auswahl mit gewagten Zutaten, bei „Vesper“, natürlich auch Wein, Bier und andere Getränke. Wer schon immer mal lernen wollte, Cocktails zu mixen, kann es hier üben. Ich vertraue mich dem flinken und kumpelhaft-herzlichen Bar-Team an und trinke mich durch die Karte mit den meist recht lustigen Namen, allein das Lesen macht schon riesigen Spaß: „Victoria´s Secret, Don´t kill the Messenger, Smoking an Apple“ und so fort. Da fällt das Aufhören schon schwer, muss aber sein, also zurück ins Hotel. Noch mal schlafen im Hilton und das war´s für diesmal in Amsterdam.