Von Elke Backert
Wer Südtirol, den nördlichsten Teil Italiens, ein bisschen kennt, weiß, dass man dort Traumurlaube verbringen kann. Die Dolomiten, seit 2009 Unesco-Welterbe und ein einziges Naturspektakel, prägen die mediterrane Landschaft, und Algund setzt das i-Tüpfelchen drauf. Naturfans sind hier genau richtig, Wanderer, Biker, Bergsteiger und Müßiggänger gleichermaßen.
Die üblichen touristischen Sehenswürdigkeiten sucht man anfangs vergeblich, inmitten all des Grüns, der Apfelplantagen und Weinfelder fallen nur Hotels, Pensionen und Ferienunterkünfte auf, wirklich aneinandergereiht wie Perlen auf einer Schnur, ein Zeichen, dass der Tourismus an seinem Höhepunkt angelangt ist. Dennoch anders als anderswo. Man erreicht sein Domizil durch enge Gassen, begrenzt von üppig bekrönten und bunt überwucherten Mauern, die keine Langeweile aufkommen lassen und für Autofahrer eine gewisse Herausforderung stellen. Immer aber geht der Blick auf derzeit noch weiße Berggipfel aller Formationen. Der Kamera lässt man keine Ruhe, denn immer ist der Blickwinkel ein anderer, noch schönerer, glaubt man jedenfalls.
Algund, obwohl ein Dorf, hat erstaunliche sieben Ortsteile: Mühlbach, das Zentrum, Algund Dorf und Forst, alle auf 300 bis 350 Höhenmetern gelegen. Auf 500 Meter geht es schon in Mitterplars, auf 600 in Oberplars. Auf 1.100 Metern bietet das sonnige Vellau eine perfekte Aussicht über das Etschtal, die Dolomiten im Osten und die Ortlergruppe im Westen. Ein grüner Korblift, einer der ältesten Lifte – von denen nur noch zwei existieren -, in dem zwei Personen hintereinander stehen, führt in abenteuerlicher Fahrt auf die Leiteralm auf 1.550 Meter, ein idealer Ausgangspunkt für Hochgebirgstouren. Wir Großstadtmenschen aus Hamburg begnügten uns mit einem Spaziergang durch den „Zauberwald“. Hier verläuft auch der Meraner Höhenweg. Genug „gewandert“ für heute, sagen wir uns.
Natur-Sehenswürdigkeiten gibt es zuhauf, darunter die Waalwege im Meraner Land, jene künstlichen Bachläufe zur Bewässerung der Felder mit den im Gleichklang tönenden Waalschellen, die einladen, das Auto mal stehen zu lassen. Neben dem Algunder Waalweg, der gern begangen wird wegen seiner teils freien Sicht auf den Meraner Talkessel, existieren zahlreiche weitere Waalwege, insgesamt über 60 Kilometer. Einer von ihnen ist der Partschinser Waalweg am Sonnenberg, einer der ältesten. Partschins ist nicht nur bekannt durch sein Schreibmaschinenmuseum Peter Mitterhofer, für Naturfans eher wegen des Wasserfalls, der aus enormer Höhe hinunter donnert – ein grandioses Spektakel, bei dem man je nach Windlage zarte Sprühtropfen abbekommt.
Algund birgt immer wieder Überraschungen. So mir nichts dir nichts trifft man an der Landstraße auf 3.000 Jahre alte Kultsteine, Menhire und Schalensteine aus ligurisch-illyrischer Besiedlung. Man glaubt sich in Stonehenge.
Das „Museum am Brückenkopf“, so es denn nicht verschlossen ist, erzählt die Geschichte der Via Claudia Augusta, einer der wichtigsten römischen Verbindungsstraßen zwischen dem süddeutschen Raum und Norditalien. Auf halber Strecke verlief die Via Claudia Augusta über die Etsch und das heutige Gemeindegebiet von Algund. Die Straße sorgte im Laufe ihrer Geschichte für einen regen kulturellen Austausch.
Aber auch wer einen Blick in die moderne Pfarrkirche zum Hl. Josef in Algund wirft, wird verblüfft sein. Als Sechseck errichtet, eine Bienenwabe als Zeichen des Fleißes, des Zusammenhaltes, der Zusammenarbeit und als Ausdruck: Gott wohnt in unserer Mitte. Von besonderer Leucht- und Aussagekraft sind die drei großen Fenster. Sie möchten die ganze Natur zum Lob Gottes in diesen Raum hereinholen. Man benötigt gewisse Zeit, um all die Bilder und Symbole verstehen zu können. Nehmen Sie sich die Zeit!
Und so wie man unverhofft an den Menhiren vorbeikommt, erlebt man auch die beiden Thronsessel am Hochkreuz, dem „Sitz der Giganten“. Es war wohl der Riese Ortler selbst, der in Algund unterhalb der Rötelspitze gleich mit zwei Thronen protzen wollte. Heute können wir hier Platz nehmen und seinen Reichtum bewundern, den Tanz der Palmenblätter und Zypressen im lauen Sommerwind, der den Duft von Rosen, Lavendel und Geranien herüber weht, begleitet von der Musik verspielter Bächlein und der sanft strömenden Etsch. Dank eines Fernrohrs lugt man von hier in die traumhaften Gärten von Schloss Trauttmannsdorf, in die man sich aber unbedingt selbst begeben muss, ein reicher Schatz an Pflanzen, Sträuchern, Bäumen, Blüten, vielfältigen Kakteen, für den man gar einen ganzen Tag einplanen könnte, erwartet die Besucher. 2005 wurde die zwölf Hektar große Anlage mit 80 Gartenwelten zum schönsten Garten Italiens gekürt und 2006 zu Europas Garten Nr. 6 gewählt. 2013 folgte die Krönung zum „Internationalen Garten des Jahres“. Ein begehbares Botanik-Lexikon, einst beliebtes Feriendomizil der Kaiserin Elisabeth, besser bekannt als Sisi.
Wer heute noch mehr über Sisi und ihren Gemahl erfahren möchte, besucht die Sonderausstellung „Sisi & Franz“ im K.u.K.-Museum Bad Egart in Töll-Partschins, ein spezielles und reiches Erlebnis.
Wo anfangen, wo aufhören: Messmer Mountain Museen, Schloss Juval aus dem 13. Jahrhundert mit diversen Kunstsammlungen des Bergsteigers, das Ötzi-Museum in Bozen, Schloss Tirol mit dem Landesmuseum für Kultur- und Landesgeschichte, Naturpark Texelgruppe und und und…
Mit der Algund-Card hat man vielfach freien Eintritt. Den 166seitigen sehr informativen „Urlaubsbegleiter Algund Meran“, der auch genaue Infos über die diversen Wanderwege bereit hält, erhält man gratis vor Ort.
Info:
Tourismusbüro Algund, I-39022 Algund bei Meran, Südtirol, Tel. +390473448600, info@algund.com
www.algund.info
Fotos Elke Backert